News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Judiths Blog: Was tun, wenn nichts weitergeht?
27.05.2021 / Blogs

Judith Oberngruber-Spenger arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden.
Judith Oberngruber-Spenger arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden. / Foto: Valerie Oberreiter

Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.


Manchmal hat man das Gefühl, dass kein Fortschritt, keine Entwicklung stattfindet und die bestehenden Probleme sich verhärten statt gelöst zu werden. Dann ist es möglich, dass man sich selbst und/oder dem Pferd zu viel zumutet. Es kann aber auch ein Signal dafür sein, dass es an der Zeit ist, den Trainer zu wechseln.

Ich selbst habe im letzten Jahr so einige Erfahrungen gemacht, die mich manches hinterfragen ließen – mich selbst, aber auch die Qualität meiner Trainer. Es kann tatsächlich sehr schwer sein, einen Trainer zu finden, der sich intensiv Gedanken über die sinnvolle Ausbildung und Entwicklung von Pferd und Reiter macht. Eine Überforderung von jungen Pferden im Hinblick auf Gebäude und Entwicklungsstand passieren häufig, und auch völlig sinnbefreite Kommandos sind an der Tagesordnung. Ich möchte euch als Pferdebesitzer, Reiter und Schüler, aber vielleicht auch als Reitlehrer anregen, über das was ihr mit dem Pferd tut nachzudenken. Wird das Pferd entsprechend seinem Ausbildungsstand und Trainingszustand „gefördert“? Kann ich mit den Anweisungen als Reiter etwas anfangen und verbessern diese etwas? Fühle ich mich wohl in der Stunde? Geht mein Pferd entspannt und willig?

Prinzipiell sollte sich jeder Reiter, aber vor allem jeder Trainer Gedanken darüber machen, wo ich hin will und wie ich dieses Ziel erreichen kann. Maßgeblich dafür ist auf jeden Fall die Ausbildungsskala für Pferde. Zur Erinnerung: Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichten und Versammlung. Das heißt übersetzt, ich arbeite als erstes am Takt und der Losgelassenheit. Zum Beispiel macht es wenig Sinn einem Reitschüler auf einem Pferd mit steifem Rücken das einfühlsame Aussitzen beibringen zu wollen. Sinn macht es im Leichtreiten oder im Leichten Sitz (gerne auch abwechselnd) auf den Takt und das gefühlvolle Mitschwingen in der Pferdebewegung zu achten.

Ich habe mich dazu entschlossen einige Aussagen von Trainern beispielhaft aufzulisten, die euch helfen können, zu beurteilen, ob er oder sie das Geld wert ist, das wöchentlich oder sogar häufiger investiert wird.

1. Ich kann nicht Aussitzen, es schupft mich zu viel herum > Kommando: Bleib sitzen! Wie bereits oben erwähnt, braucht es dafür ein mitschwingendes Becken und ein möglichst losgelassenes Pferd. Dh. daran muss man zu allererst arbeiten und dann wäre es hilfreich zu wissen, wie die eigene Körperhaltung verändert werden muss, um das zu erreichen...

2. Aussitzen, es schupft mich zu viel herum > Kommando: Halt dich am Sattel, Riemchen fest! In den meisten Fällen führt ein Festhalten zu einem starren Sitz.

3. Kommando: Sitz gerade! Soll ich den Oberkörper vor oder zurück geben? Den Rücken mehr durchstrecken? Was genau soll ich machen?

4. Das Pferd rollt sich ein und es schupft mich herum > Kommando: Hände runter und still halten! Die Hände sind mit dem Körper verbunden, dh. der Körper muss stabilisiert und wahrscheinlich die Hüfte gelockert werden. Meistens sind auch die Hände zu gestreckt und eingedreht. Abwinkeln im Ellenbogen, Oberarme anlegen und Fäuste schließen + aufstellen.

5. Pferd gibt im Genick nicht nach > Kommando: halt so lange dagegen, bis er nachgibt! Mit Kraft reiten zu wollen, ist immer ein Fehler, denn das Pferd ist stärker und wird sich so bestimmt nicht lösen. Vor allem, wenn die treibende Hilfe dazu fehlt.

6. Ich mache eine Lektion oder einen Sprung > Kommando: komm noch mal! Mach´s noch einmal! Warum und vor allem was soll ich anders machen? Lektionen zu wiederholen ohne einen Hinweis, was verändert werden muss, bringt nichts. Außer lösende und gymnastizierende Übungen.

7. Pferd geht verspannt mit hohem Rist und tritt nicht an den Zügel heran > Kommando: Schau, dass du eine gleichmäßige Verbindung an beiden Zügeln hast!    Tja, genau das ist ja das Problem! Die Lösung liegt in einer sanften, nachgebenden Hand und mehr treibenden Hilfen um zu mehr Losgelassenheit zu kommen.

Diese Liste könnte man wahrscheinlich noch um einige Seiten erweitern, aber ich denke, das Grundlegende dahinter, das ich meine, ist verständlich. Es ist wichtig, die Einheit Pferd und Reiter zu sehen und dem entsprechend, die Anforderungen zu verlangen, die beiden helfen sich in erster Linie zu lösen und sich zu verbessern. Lektionen reiten kommt erst viel später und geht in Wirklichkeit fast von selbst, wenn die Basis geschaffen ist.

Viel Erfolg und Losgelassenheit mit ausreichend Spannung und Freude wünscht euch
eure
Judith

www.emotion-works.at

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen