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Schon gewusst: So entfernt man Zecken richtig vom Pferd
21.06.2021 / News

Die Innenseite der Ohren ist – wie hier deutlich zu sehen – eine jener Körperstellen, an der Zecken besonders gerne ,andocken
Die Innenseite der Ohren ist – wie hier deutlich zu sehen – eine jener Körperstellen, an der Zecken besonders gerne ,andocken' ... / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Heuer ist ein besonders starkes Zeckenjahr – was für Menschen und Tiere das Risiko eines Stichs und einer darauffolgenden Erkrankung deutlich erhöht: Regelmäßiges Absuchen und richtiges Entfernen der Blutsauger sind entscheidend, um gefährliche Infektionen zu vermeiden.

 

Zecken sind nicht nur lästig und höchst unappetitlich anzusehen – sie sind auch eine ernste Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Pferd und können bei unseren geliebten Vierbeinern eine ganze Reihe gefährlicher Erkrankungen bzw. Infektionen verursachen, so etwa Borreliose, Piroplasmose, Anaplasmose oder in seltenen Fällen auch FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Auch die Equine Infektiöse Anämie kann durch Zecken übertragen werden – eine hochgefährliche Virusinfektion, die in vielen Fällen tödlich endet.

Man tut also gut daran, sich vor diesen gefährlichen Plagegeistern in Acht zu nehmen, und dabei sind – neben allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen wie etwa dem Tragen möglichst geschlossener Kleidung, dem Meiden von Gebüschen und Dickicht und natürlich dem Impfen – vor allem zwei Maßnahmen von entscheidender Bedeutung: nämlich erstens das regelmäßige, im Idealfall tägliche Absuchen seiner geliebten Vierbeiner nach Zecken und zweitens die umgehende, richtige Entfernung der aufgespürten Blutsauger.

Das regelmäßige Absuchen ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil viele Krankheitserreger, die von Zecken übertragen werden können (etwa jene, die Borreliose auslösen), erst mit einiger zeitlicher Verzögerung in den tierischen bzw. menschlichen Organismus gelangen. Erst, wenn sich die Zecke festgesetzt und damit begonnen hat, Blut zu saugen, werden die Borrelien-Bakterien im Zeckendarm aktiviert und beginnen sich zu vermehren und auszuschwärmen. So hat es in Versuchen, bei denen Forscher infizierte Zecken auf Nagetiere gesetzt haben, zwischen 12 und 48 Stunden gedauert, bis die Borrelien im Körper des neuen Wirts angelangt waren. Somit gilt: Wer sich und sein Pferd daher morgens und abends gründlich und gewissenhaft nach Zecken absucht und diese entfernt, ist weitgehend auf der sicheren Seite. Anders betrachtet: Je länger eine infizierte Zecken ungestört saugen kann, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Borrelien-Bakterien.

Wie aber geht man nun vor, wenn man auf seinem Pferd eine oder mehrere Zecken entdeckt hat? Darüber ist schon viel geschrieben und noch mehr erzählt worden – leider ist auch haarsträubender Unsinn darunter. So hält sich hartnäckig der Mythos, dass man die Zecken gleichsam ,ersticken’ soll, indem man Öl, Wachs oder Klebstoff auf die Zecke träufelt. Dazu kann man allerdings nur sagen: Tun Sie das bitte nicht – denn das kann alles nur noch schlimmer machen und die Absonderung von Krankheitserregern in den tierischen Organismus erhöhen. Auch wenn es verlockend sein mag, die Zecke zu zerdrücken oder herumzudrehen, ist das ebenfalls nicht empfehlenswert – auch diese Manöver können dafür sorgen, dass noch mehr Viren und Bakterien vom Zeckendarm ins Pferd gelangen.

Das Robert Koch-Institut (RKI) rät – ebenso wie andere namhafte Institutionen – vielmehr dazu, die Zecke mit einer Pinzette, Zeckenzange oder Zeckenkarte zu greifen und diese möglichst sanft und gerade aus der Haut zu ziehen. Wörtlich heißt es: „Dabei sollten möglichst alle Teile der Zecke entfernt werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Hierzu greift man die Zecke mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentfernungsinstrument nahe der Hautoberfläche, also an ihren Mundwerkzeugen (niemals am vollgesogenen Körper!) und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Möglichst sollte die Zecke dabei nicht gedreht werden, und auf keinen Fall darf sie vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt. Nach Entfernung der Zecke ist eine sorgfältige Desinfektion der Wunde empfohlen.“ Und das RKI fügt noch hinzu: „Falls kein Zeckenentfernungsinstrument oder Desinfektionsmittel zur Hand ist sollte die Zecke trotzdem sofort entfernt werden (z.B. mit dem Fingernagel), da so der Übergang von Krankheitserregern verhindert werden kann.“

Das oft angeführte ,Herausdrehen' einer Zecke ist nicht anzuraten, weil es ebenfalls den Ausstoß von Krankheitserregern in das Blut des Wirts verstärkt – und es auf dem Missverständnis beruht, dass das Mundwerkzeug einer Zecke einem Gewinde gleicht, was jedoch nicht der Fall ist, es besteht in Wahrheit aus Widerhaken.

Eine hilfreiche graphische Darstellung des Entfernungs-Vorgangs findet sich übrigens hier auf der Website des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Wenn Teile der Mundwerkzeuge der Zecke stecken bleiben, ist dies in der Regel kein Problem – der Organismus des Pferdes stößt die verbliebenen Reste allmählich wieder ab. Nach dem Entfernen von Zecken sollte man zudem unbedingt Hände waschen (Gefahr einer Schmierinfektion!).

Zeigt das Pferd nach einem Zeckenstich Veränderungen an der Haut oder sonstige Symptome einer möglichen Infektion, sollte man umgehend einen Tierarzt aufsuchen. Je früher eine gezielte Behandlung beginnt, desto besser sind die Genesungschancen.

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