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Studie zur Pferdefütterung: Eingeweichtes Heu sollte rasch verfüttert werden
19.09.2021 / News

Wichtig zu wissen: Bedampftes Heu ist während der folgenden 24 Stunden Lagerung „nahezu stabil", während das für eingeweichtes Heu nicht zutrifft, so die Studie.
Wichtig zu wissen: Bedampftes Heu ist während der folgenden 24 Stunden Lagerung „nahezu stabil", während das für eingeweichtes Heu nicht zutrifft, so die Studie. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Pferde, die an Asthma leiden, können von der Fütterung von eingeweichtem Heu profitieren – doch es sollte aufgrund der raschen Zunahme von Bakterien und Schimmelpilzen bei der Lagerung möglichst rasch verfüttert werden, idealerweise in den ersten 24 Stunden nach dem Einweichen, so eine deutsche Studie.


Einweichen und Bedampfen sind zwei gängige Möglichkeiten der Heu-Aufbereitung und kommen häufig bei Pferden mit bestimmten gesundheitlichen Problemen (etwa Insulinresistenz oder nicht-infektiösen Atemwegserkrankungen) zum Einsatz. Die Effekte hinsichtlich Nährstoffgehalt und hygienischer Qualität, die mit dem Einweichen bzw. Bedampfen von Heu erzielt werden, können jedoch sehr unterschiedlich sein, wie bereits mehrere Untersuchungen gezeigt haben. Beide Behandlungsmethoden können Staub reduzieren und die Lebensfähigkeit von Mikroorganismen verringern. Die Auswirkungen der anschließenden Lagerung dieses behandelten Heus und deren Auswirkungen auf die Kauaktivität der Pferde sind jedoch weitgehend unbekannt – und exakt mit dieser Frage haben sich nun WissenschaftlerInnen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg rund um Maren Glatter beschäftigt.

In ihrer Studie wurden sechs gesunde Warmblutstuten in einem Crossover-Studiendesign entweder mit trockenem, eingeweichtem oder bedampftem Heu gefüttert. Die Pferde wurden mit einem modifizierten Halfter ausgestattet, das mit einem Drucksensor und einem Datenlogger ausgestattet war, um die Kautätigkeit exakt überwachen und analysieren zu können. Das eingeweichte Heu wurde jeweils 15 Minuten in Wasser von 10–15 Grad Celsius getaucht. Das bedampfte Heu wurde eine Stunde lang Temperaturen von 100 Grad ausgesetzt.

Die Keimzahlen wurden durch Kultur vor und nach dem Einweichen oder Dämpfen und anschließender Lagerung bei 10 Grad und 25 Grad für 6, 12 und 24 Stunden bestimmt. Wie sich zeigte, reduzierten beide Behandlungsmethoden die Anzahl der typischen Bakterien: Im trockenen Heu wurden ebenfalls die üblichen Pilzarten nachgewiesen, jedoch innerhalb der empfohlenen Richtwerte. Das Einweichen verringert anfangs das Vorhandensein von Pilzarten, aber während der anschließenden Lagerung nahmen sie zu. In den Heuproben direkt aus dem Bedampfer wurden dagegen keine typischen Pilze nachgewiesen.

Die Pilze vermehrten sich in den folgenden 24 Stunden ausschließlich im eingeweichten Heu, insbesondere bei höherer Lagertemperatur. Das eingeweichte Heu wies ebenfalls hohe Hefezahlen auf, wenn auch noch innerhalb des empfohlenen Richtwertes. Diese Werte nahmen mit der Lagerzeit und mit steigender Lagertemperatur zu. Im bedampften Heu wurden keine verderblichen Pilze oder Hefen gefunden, es wurde nur ein einziger typischer Schimmelpilz nachgewiesen.

Insgesamt reduzierte das Bedampfen typische Schimmelpilze und Hefen effektiver als das Einweichen, doch die Lagerung von eingeweichtem Heu erhöhte den Gehalt an Mikroorganismen. Sowohl das bedampfte Heu als auch das eingeweichte Heu wurden langsamer gefressen als das herkömmliche trockene Heu. Das bedampfte Heu wurde am intensivsten gekaut, mit 3.537 Kauzyklen pro Kilogramm Trockenmasse, beim trockenen Heu waren es 2.622 Kauzyklen – und beim eingeweichten Heu 2.521 Kauzyklen.

„Das Bedampfen hat vor allem die hygienische Qualität des Heus verbessert“, so das Resümee des Forscherteams. Bedampftes Heu sei während der folgenden 24 Stunden Lagerung „nahezu stabil", während das für eingeweichtes Heu nicht zutraf – hier gab es eine signifikante Zunahme von Hefen und typischen Bakterien und Schimmelpilzen. „Die Fütterung von eingeweichtem Heu wird direkt nach der Behandlung empfohlen, um hygienische Probleme zu vermeiden.“ Keinesfalls sollte man es austrocknen lassen, so der dringliche Rat der WissenschaftlerInnen. Das Studienteam stellte zudem fest, dass die Aufnahme von eingeweichtem Heu durch eine besonders geringe Verzehrrate und hohe Kauintensität gekennzeichnet war. Dies kann sich zwar positiv auf die Zahn- und Magen-Darm-Gesundheit des Pferdes auswirken, ist aber möglicherweise durch eine verminderte Schmackhaftigkeit verursacht.

Das Einweichen führe auch zu einer stärkeren Reduktion der wasserlöslichen Nährstoffe als das Bedampfen, so das Forscherteam, was je nach Nährstoffart und Gesundheitszustand des jeweiligen Pferdes positiv oder negativ sein kann. Bei der Fütterung von eingeweichtem – und in geringerem Maße bei der Fütterung von bedampftem Heu – könnten Anpassungen an die Ernährung, etwa zum Ausgleich von Energie, Aminosäuren und Mineralien erforderlich sein, aber dies sei in der Praxis schwierig umzusetzen, sagten sie.

Zusammenfassend hielten die Autoren fest, dass hochwertiges Heu als Futtermittel für Pferde empfohlen wird und im Allgemeinen nicht behandelt werden muss. Wenn jedoch nur hygienisch minderwertiges Heu zur Verfügung steht oder das Pferd anfällig für Erkrankungen wie Asthma ist, kann ein Einweichen oder Bedampfen durchaus hilfreich sein. „Dies muss jedoch bei einer späteren Lagerung berücksichtigt werden. Das Einweichen von Heu reduziert die mikrobielle Zellzahl, aber eine lange Lagerdauer in Kombination mit warmen Temperaturen verstärkt die Vermehrung von Schimmelpilzen und Hefen im eingeweichten Heu. Bedampfen ist sehr effektiv hinsichtlich der Verbesserung der hygienischen Qualität – und bedampftes Heu ist während der Lagerung weniger anfällig für Verderb.“

Die Studie „Feed Intake Parameters of Horses Fed Soaked or Steamed Hay and Hygienic Quality of Hay Stored following Treatment" von Maren Glatter, Mandy Bochnia, Monika Wensch-Dorendorf, Jörg Michael Greef und Annette Zeyner ist am 18. Sep. 2021 in der Zeitschrift ,animals' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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