Studie zur Pferdefütterung: Eingeweichtes Heu sollte rasch verfüttert werden 19.09.2021 / News
Wichtig zu wissen: Bedampftes Heu ist während der folgenden 24 Stunden Lagerung „nahezu stabil", während das für eingeweichtes Heu nicht zutrifft, so die Studie. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay
Pferde, die an Asthma leiden, können von der Fütterung von eingeweichtem Heu profitieren – doch es sollte aufgrund der raschen Zunahme von Bakterien und Schimmelpilzen bei der Lagerung möglichst rasch verfüttert werden, idealerweise in den ersten 24 Stunden nach dem Einweichen, so eine deutsche Studie.
Einweichen und Bedampfen sind zwei gängige Möglichkeiten der Heu-Aufbereitung und kommen häufig bei Pferden mit bestimmten gesundheitlichen Problemen (etwa Insulinresistenz oder nicht-infektiösen Atemwegserkrankungen) zum Einsatz. Die Effekte hinsichtlich Nährstoffgehalt und hygienischer Qualität, die mit dem Einweichen bzw. Bedampfen von Heu erzielt werden, können jedoch sehr unterschiedlich sein, wie bereits mehrere Untersuchungen gezeigt haben. Beide Behandlungsmethoden können Staub reduzieren und die Lebensfähigkeit von Mikroorganismen verringern. Die Auswirkungen der anschließenden Lagerung dieses behandelten Heus und deren Auswirkungen auf die Kauaktivität der Pferde sind jedoch weitgehend unbekannt – und exakt mit dieser Frage haben sich nun WissenschaftlerInnen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg rund um Maren Glatter beschäftigt.
In ihrer Studie wurden sechs gesunde Warmblutstuten in einem Crossover-Studiendesign entweder mit trockenem, eingeweichtem oder bedampftem Heu gefüttert. Die Pferde wurden mit einem modifizierten Halfter ausgestattet, das mit einem Drucksensor und einem Datenlogger ausgestattet war, um die Kautätigkeit exakt überwachen und analysieren zu können. Das eingeweichte Heu wurde jeweils 15 Minuten in Wasser von 10–15 Grad Celsius getaucht. Das bedampfte Heu wurde eine Stunde lang Temperaturen von 100 Grad ausgesetzt.
Die Keimzahlen wurden durch Kultur vor und nach dem Einweichen oder Dämpfen und anschließender Lagerung bei 10 Grad und 25 Grad für 6, 12 und 24 Stunden bestimmt. Wie sich zeigte, reduzierten beide Behandlungsmethoden die Anzahl der typischen Bakterien: Im trockenen Heu wurden ebenfalls die üblichen Pilzarten nachgewiesen, jedoch innerhalb der empfohlenen Richtwerte. Das Einweichen verringert anfangs das Vorhandensein von Pilzarten, aber während der anschließenden Lagerung nahmen sie zu. In den Heuproben direkt aus dem Bedampfer wurden dagegen keine typischen Pilze nachgewiesen.
Die Pilze vermehrten sich in den folgenden 24 Stunden ausschließlich im eingeweichten Heu, insbesondere bei höherer Lagertemperatur. Das eingeweichte Heu wies ebenfalls hohe Hefezahlen auf, wenn auch noch innerhalb des empfohlenen Richtwertes. Diese Werte nahmen mit der Lagerzeit und mit steigender Lagertemperatur zu. Im bedampften Heu wurden keine verderblichen Pilze oder Hefen gefunden, es wurde nur ein einziger typischer Schimmelpilz nachgewiesen.
Insgesamt reduzierte das Bedampfen typische Schimmelpilze und Hefen effektiver als das Einweichen, doch die Lagerung von eingeweichtem Heu erhöhte den Gehalt an Mikroorganismen. Sowohl das bedampfte Heu als auch das eingeweichte Heu wurden langsamer gefressen als das herkömmliche trockene Heu. Das bedampfte Heu wurde am intensivsten gekaut, mit 3.537 Kauzyklen pro Kilogramm Trockenmasse, beim trockenen Heu waren es 2.622 Kauzyklen – und beim eingeweichten Heu 2.521 Kauzyklen.
„Das Bedampfen hat vor allem die hygienische Qualität des Heus verbessert“, so das Resümee des Forscherteams. Bedampftes Heu sei während der folgenden 24 Stunden Lagerung „nahezu stabil", während das für eingeweichtes Heu nicht zutraf – hier gab es eine signifikante Zunahme von Hefen und typischen Bakterien und Schimmelpilzen. „Die Fütterung von eingeweichtem Heu wird direkt nach der Behandlung empfohlen, um hygienische Probleme zu vermeiden.“ Keinesfalls sollte man es austrocknen lassen, so der dringliche Rat der WissenschaftlerInnen. Das Studienteam stellte zudem fest, dass die Aufnahme von eingeweichtem Heu durch eine besonders geringe Verzehrrate und hohe Kauintensität gekennzeichnet war. Dies kann sich zwar positiv auf die Zahn- und Magen-Darm-Gesundheit des Pferdes auswirken, ist aber möglicherweise durch eine verminderte Schmackhaftigkeit verursacht.
Das Einweichen führe auch zu einer stärkeren Reduktion der wasserlöslichen Nährstoffe als das Bedampfen, so das Forscherteam, was je nach Nährstoffart und Gesundheitszustand des jeweiligen Pferdes positiv oder negativ sein kann. Bei der Fütterung von eingeweichtem – und in geringerem Maße bei der Fütterung von bedampftem Heu – könnten Anpassungen an die Ernährung, etwa zum Ausgleich von Energie, Aminosäuren und Mineralien erforderlich sein, aber dies sei in der Praxis schwierig umzusetzen, sagten sie.
Zusammenfassend hielten die Autoren fest, dass hochwertiges Heu als Futtermittel für Pferde empfohlen wird und im Allgemeinen nicht behandelt werden muss. Wenn jedoch nur hygienisch minderwertiges Heu zur Verfügung steht oder das Pferd anfällig für Erkrankungen wie Asthma ist, kann ein Einweichen oder Bedampfen durchaus hilfreich sein. „Dies muss jedoch bei einer späteren Lagerung berücksichtigt werden. Das Einweichen von Heu reduziert die mikrobielle Zellzahl, aber eine lange Lagerdauer in Kombination mit warmen Temperaturen verstärkt die Vermehrung von Schimmelpilzen und Hefen im eingeweichten Heu. Bedampfen ist sehr effektiv hinsichtlich der Verbesserung der hygienischen Qualität – und bedampftes Heu ist während der Lagerung weniger anfällig für Verderb.“
Die Studie „Feed Intake Parameters of Horses Fed Soaked or Steamed Hay and Hygienic Quality of Hay Stored following Treatment" von Maren Glatter, Mandy Bochnia, Monika Wensch-Dorendorf, Jörg Michael Greef und Annette Zeyner ist am 18. Sep. 2021 in der Zeitschrift ,animals' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
KommentareBevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...Weitere Artikel zu diesem Thema:26.05.2021 - Pferdefütterung: Bedampfen von Heu schont nützliche Mikroorganismen
Pferdefütterung: Bedampfen von Heu schont nützliche Mikroorganismen 26.05.2021 / News
Verstaubtes Heu stellt für Pferde mit Atemwegserkrankungen eine erhebliche Gefahr dar und sollte unbedingt vorbehandelt werden – das Bedampfen bietet dabei die größten Vorteile, so britische Wissenschaftler. / Symbolfoto: Archiv
Im Vergleich zum Einweichen werden beim Bedampfen von Heu nützliche Mikroorganismen geschont, zudem sind die Auswirkungen auf den Nährstoffgehalt deutlich geringer, so eine aktuelle britische Studie.
Bedampftes Heu könnte bei Pferden hilfreich sein, die ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen oder Zahnerkrankungen aufweisen, so eine aktuelle britische Studie: Durch das Bedampfen bleibt der Nährstoffgehalt des Heus weitgehend erhalten – es wird jedoch von unerwünschten, potenziell krankheitserregenden Bakterien befreit, während die „guten“ Bakterienarten verschont bleiben und einen wertvollen Beitrag zu dem leisten, das Wissenschaftler heutzutage als „Heubiom“ bezeichnen.
Wie der Darm eines Pferdes hat auch das Futter ein Mikrobiom voller mikroskopischer Lebensbedingungen, die eine Vielzahl von Arten repräsentieren – und wie beim Darm-Mikrobiom ist es wichtig sicherzustellen, dass dieses „Heubiom“ eine gesunde Artenvielfalt beherbergt und im Vergleich zu krankheitsverursachenden Bakterien auch eine Fülle nützlicher Bakterien enthält.
Pferdebesitzer können dazu beitragen, eine positive Heubiombilanz zu erreichen, indem sie ihr Heu bei Wassertemperaturen dämpfen, die kurz vor dem Kochen stehen, so Dr. Simon Daniels, Dozent für Pferdemanagement and -wissenschaft an der Royal Agricultural University in Cirencester (Großbritannien) gegenüber dem Portal TheHorse.com.. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Bedampfen der effektivste Weg ist, um sowohl Aeroallergene als auch Bakterien aus Heu zu reduzieren."
Im Vergleich zum Einweichen oder Trocknen von Heu bewahrt das Bedampfen die vorteilhafte Mischung von Mikroorganismen, die in frischem Heu von guter Qualität enthalten sind, und zielt auf Bakterien ab, die Zahn- oder Atemwegserkrankungen verursachen können, so Dr. Daniels: „Das Bedampfen von trockenem Heu bei hohen Temperaturen verändert die Bakterienvielfalt nicht, sodass es eher den traditionell aufgenommenen Trockenfutterpferden ähnelt, und es verändert auch nicht den Nährstoffgehalt. Es reduziert jedoch potenzielle Krankheitserreger (also krankheitsverursachende Organismen) und ist damit die vorteilhafteste Vorbehandlung von Heu für Pferde.“
In ihrer Studie führten Dr. Daniels und seine Kollegen eine genetische Sequenzierung an Proben von vier Arten von Wiesen- und Weidelgrasheu durch, nachdem diese entweder 12 Stunden in Wasser bei 16 Grad Celsius eingeweicht bzw. eine Stunde in einem handelsüblichen Bedampfer behandelt worden waren. Dabei wurde das Heu 10 Minuten lang auf mindestens 95 Grad Celsius erhitzt. Sie sequenzierten Proben desselben Heus, die für denselben Zeitraum unbehandelt gelassen wurden und verglichen die Ergebnisse.
Sie fanden heraus, dass das trockene Heu eine Fülle von „guten“ Bakterien wie Verrucomicrobia, Fibrobacters, Actinobacteria und Firmicutes enthält, die bei der Verdauung von Pflanzenmaterial hilfreich sind, Diese guten Bakterien waren sowohl nach dem Dämpfen als auch nach dem Einweichen noch im Heu vorhanden, doch die Diversität war im eingeweichten Heu geringer.
Trockenes Heu enthielt zudem auch Populationen von Bakterien, die Atemwegserkrankungen verursachen, wie Pseudomonas spp. und Stenotrophomonas spp. – und Bakterien, die Zahnkrankheiten verursachen, wie Prevotella nigrescens, Prevotella melaninogenica spp. und Porphyromonas spp. Diese Bakterien überlebten das Einweichen und blieben auf dem eingeweichten Heu präsent. Sie wurden jedoch beim Bedampfen abgetötet, wodurch das bedampfte Heu frei von diesen krankheitsverursachenden Erregern wurde.
Die Wissenschaftler entdeckten im trockenen Heu sogar ein Toxin, nämlich Cyanobakterien (Blaualgen). Sowohl das Einweichen als auch das Dämpfen reduzierten das Vorhandensein dieser Cyanobakterien signifikant. In eingeweichtem Zustand wird die Mischung verschiedener Mikroorganismen jedoch einfach ins Wasser übertragen, wodurch das Abwasser zu einer toxischen Gefahr wird. Das Bedampfen vernichtete jedoch den Erreger effektiv.
Das Einweichen reduzierte zudem den Nährstoffgehalt des Heus, wie die Forscher anmerkten. Dies kann für bestimmte Zielgruppen durchaus sinnvoll und erwünscht sein – etwa für jene Besitzer, die bei ihren übergewichtigen oder insulin-dysregulierten Pferden die Menge an wasserlöslichen Kohlenhydraten reduzieren möchten. Andere Pferdebesitzer sollten jedoch bedenken, dass das Einweichen für andere Zwecke – etwa zur Reduzierung des Allergengehalts – auch den Nährwert des Heus beeinträchtigt: „Wenn versucht wird, die atembaren Partikel im Heu für Pferde mit Asthma zu reduzieren, bieten sowohl das Einweichen als auch das Dämpfen eine Möglichkeit, diese Aeroallergene zu reduzieren", so Dr. Daniels. „Das Problem beim Einweichen von Heu ist, dass Sie Nährstoffe verlieren können und das Wasser, das Sie übrig haben, eine biologische Gefahr darstellt, die Sie entsorgen müssen."
Im Idealfall sollten Pferdebesitzer – insbesondere solche mit Pferden, die anfällig für Atemwegserkrankungen oder Zahnkrankheiten sind – wissen, was sich im Heu ihrer Tiere befindet. Die Empfehlung der Wissenschaftler lautet daher, das Ernährungsprofil von Heu testen zu lassen und dabei auch das Hygieneprofil zu überprüfen. Dr. Daniels dazu: „Es ist ganz logisch, dass das Bakterienprofil eines Heus von vielen Faktoren beeinflusst wird, wie z. B. der Umwelt, dem Boden, den Wetterbedingungen sowie der Art und Weise, wie das Heu eingebracht wurde.“
Ein wichtiger Aspekt, der unbedingt beachtet werden sollte, ist die Anzahl der Grasarten, da frühere Studien gezeigt haben, dass Monokulturgräser weniger Bakterien enthalten, während gemischte Wiesengräser vielfältigere Bakterien beherbergen, da jeweils verschiedene Bakterien-Spezies auf verschiedenen Grasarten leben. Es sei wichtig, sich stets vor Augen zu halten, dass viele dieser Bakterien den Pferden keinen Schaden zufügen, ja, dass einige sogar vorteilhaft für sie sind und es daher ganz normal ist, wenn sie mit dem Heu aufgenommen werden: Obwohl viele Pferde ein gutes, staubarmes Heu erhalten, ist es für Pferde mit Atemwegserkrankungen von besonderer Wichtigkeit, einen geeigneten Weg zu finden, um Aeroallergene im Heu (z. B. durch Bedampfen) und in der Umwelt im Allgemeinen zu reduzieren, dem Pferd aber trotzdem eine ausreichende Vielfalt nützlicher Bakterien zuzuführen. „Denn viele dieser Bakterien-Arten auf dem Heu schaden dem Pferd nicht und sind Teil seiner normalen Darmflora“ , so das Resümee der Wissenschaftler.
Die Studie „The haybiome: Characterising the viable bacterial community profile of four different hays for horses following different pre-feeding regimens" von Simon Daniels, Jacob Hepworth und Meriel Moore-Colyer ist am 17. Nov. 2020 in der Zeitschrift ,PLOS One' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
07.07.2019 - Studie: Bedampfen von Heu ist für Sportpferde besser als Einweichen
Studie: Bedampfen von Heu ist für Sportpferde besser als Einweichen 07.07.2019 / News
Die Empfehlung der kanadischen Wissenschaftler geht eindeutig in Richtung bedampftes Heu ... / Symbolfoto: Archiv
In einer Untersuchung der Universität Guelph in Ontario/Kanada hat sich das Bedampfen von Heu für Sportpferde als besser herausgestellt als das Einweichen – insbesondere, weil wertvolle Nährstoffe so besser erhalten bleiben.
Einweichen und Bedampfen sind zwei gängige Möglichkeiten der Heu-Aufbereitung – vor allem für Pferde mit bestimmten gesundheitlichen Problemen (etwa Insulinresistenz oder nicht-infektiösen Atemwegserkrankungen). Die Effekte hinsichtlich Nährstoffgehalt und hygienischer Qualität, die mit dem Einweichen bzw. Bedampfen von Heu erzielt werden, können jedoch sehr unterschiedlich sein, wie bereits mehrere Untersuchungen (siehe unseren ausführlichen Artikel dazu) gezeigt haben
In einer aktuellen Studie haben sich Wissenschaftler der Universität von Guelph in Ontario/Kanada dieser Frage erneut angenommen und einen Pilotversuch gestartet, um die Auswirkungen beider Behandlungsmethoden auf die Eigenschaften von Heu herauszufinden – und auch, wie insbesondere Leistungs- bzw. Sportpferde auf das behandelte Heu reagieren und welche Empfehlungen sich daraus ableiten lassen. Die Ergebnisse wurden vor kurzem auf der Website von Equine Guelph veröffentlicht.
Im Zentrum der Untersuchung standen drei wesentliche Fragestellungen: Der erste Teil befasste sich mit den Auswirkungen von Bedampfen bzw. Einweichen auf den Nährstoffgehalt des Heus. Viele Pferdebesitzer bedampfen oder weichen Heu ein, um den Gehalt an sogenannten nicht-strukturellen Kohlenhydraten (non-structural carbohydrates, NSC) zu reduzieren, zu denen auch die wasserlöslichen Kohlenhydrate (water soluble carbohydrates, WSCs) gehören, da eine hohe Aufnahme dieser Kohlenhydrate durch die Nahrung für manche Pferde schädlich sein kann. Diese Empfehlungen basieren jedoch auf Untersuchungen, die hauptsächlich im Vereinigten Königreich durchgeführt wurden. Da das Heu des Vereinigten Königreichs eine andere Zusammensetzung hat als das Heu in Kanada (insbesondere im Raum Ontario), wollten die Wissenschaftler herausfinden, ob die in Großbritannien ermittelten Ergebnisse auch für Ontario-Heu zutreffen würden. Dazu analysierten die Forscher Heuproben vor und nach dem Bedampfen bzw. Einweichen hinsichtlich ihres Nährstoffgehalts. Studien-Autorin Tiana G. Owens bestätigte: „Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass das Bedampfen zwar ebenfalls einige Nährstoffe im Vergleich zu trockenem Heu beeinflusst, jedoch nicht in dem Maße, wie es das Einweichen tut. Daher ist Einweichen jene Behandlung, die von Tierärzten empfohlen wird, um den Gehalt an NSC bzw. WSC bei bestimmten Heusorten zu reduzieren, wenn damit Pferde mit Insulinresistenzproblemen gefüttert werden."
Der zweite Teil der Studie betraf die Auswirkungen von unterschiedlich behandeltem Heu auf die Blutzucker-Konzentration von Pferden. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass eingeweichtes bzw. bedampftes Heu unterschiedliche Auswirkungen auf den Gehalt an wasserlöslichen Kohlehydraten (WSC) hat – und dass bestimmte Arten dieser Kohlehydrate wie z. B. einfache Zucker auch die Blutzucker-Konzentration eines Pferdes schnell beeinflussen können, weil diese besonders rasch vom Verdauungssystem aufgenommen werden. Die kanadischen Forscher wollten nun verifizieren, ob die Fütterung von unterschiedlich behandeltem Heu (also eingeweichtem bzw. bedampften) auch unterschiedliche Auswirkungen auf die Blutzuckerreaktion der Pferde haben würde. Um dies herauszufinden, taten sich die Forscher mit einem örtlichen Rennstall zusammen, fütterten Rennpferde entweder mit eingeweichtem, bedampften oder auch trockenem Heu und testeten anschließend ihr Blut über mehrere Stunden hinweg, um die Blutzuckerreaktion (auch bekannt als glykämische Reaktion) exakt zu analysieren.
Der dritte Teil der Studie widmete sich schließlich dem verhaltensbezogenen Aspekt der Heufütterung – und untersuchte, ob Pferde bedampftes, eingeweichtes oder trockenes Heu bevorzugen, wenn sie eine entsprechende Wahlmöglichkeit haben. Der einfache Grundgedanke dahinter: Wenn sich durch Einweichen oder Bedampfen der Nährstoffgehalt von Heu ändert, dann verändert sich möglicherweise auch sein Geschmack und vielleicht auch – aufgrund des unterschiedlichen Feuchtigkeitsgehalts – das „Mundgefühl" beim Fressen. Um diesbezügliche Präferenzen der Pferde herauszufinden, wurden ihnen in ihrer Box drei unterschiedlich behandelte Heuproben (bedampft, eingeweicht, trocken) zur freien Auswahl vorgelegt – und ihr Verhalten bei der Aufnahme exakt aufgezeichnet und dokumentiert (insbesondere, wieviel Zeit sie für die ,Prüfung' des Futters und für das Fressen aufwendeten).
Seit kurzem liegen die Ergebnisse dieser Untersuchung vor. Das Resümee von Autorin Tiana G. Owens: „Das Einweichen von Heu verringerte erwartungsgemäß den Gehalt an nicht strukturellen Kohlenhydraten in einem Timothy-Luzerne-Heu-Gemisch (1. Schnitt). Sportpferde haben einen sehr hohen Energie- und Nährstoffbedarf, und das Bedampfen von Heu war eine wirksame Methode, um diese Nährstoffe zu konservieren und die Nährstoffaufnahme zu maximieren. Diese Pferde zogen es auch vor, bedampftes oder trockenes Heu anstelle von eingeweichtem Heu zu fressen, was ebenfalls die Empfehlung unterstützt, dass Bedampfen eine überlegene Methode zur Behandlung von Heu für Leistungspferde ist. Diese Ergebnisse sollten – auch angesichts des Nährstoff-Verlusts durch das Einweichen von Heu – die Besitzer von Sportpferden dazu veranlassen, ihr Heu zu bedampfen, um seinen Wert als Futtermittel besser zu erhalten. “
22.06.2015 - Heu einweichen verschlechtert hygienische Qualität
Heu einweichen verschlechtert hygienische Qualität 22.06.2015 / News
Heu ist das wichtigste Grundnahrungsmittel für Pferde – oft läßt aber die hygienische Qualität zu wünschen übrig. / Foto: Martin Haller Ein Horror für jeden Pferdebesitzer – und eine Gefahr für die Gesundheit der Pferde: verpilztes, verstaubtes und verunreinigtes Heu. / Foto: Archiv Optimale und konstante Lagerbedingungen sind unverzichtbar, um die hygienische Qualität des Heus stabil zu halten. / Foto: Karl Buchgraber
Viele Pferdebesitzer weichen ihr Grünfutter ein, um Staubpartikel und Verunreinigungen zu minimieren oder den Kohlehydrat-Gehalt zu senken – doch dies hat auch unerwünschte Nebenwirkungen, wie schwedische Forscher herausfanden.
Heu und anderes Grünfutter einzuweichen kann dessen hygienische Qualität herabsetzen – das ist das Resümee einer Studie, die kürzlich schwedische Forscher vorgestellt haben. Das Team von der Universität für Agrarwissenschaften in Uppsala unter der Leitung von Cecilia Müller konnte im Rahmen seiner Forschungsarbeit feststellen, daß das Einweichen von Grünfutter über einen Zeitraum von 24 Stunden zu einer erhöhten Anzahl von Hefepilzen und Enterobakterien (= Bakterien, die hauptsächlich im Darm von Mensch und Tier, aber auch freilebend in der Umwelt vorkommen und z. T. krankheitserregend sind) führt.
Im Rahmen der Studie wurde die Keimbelastung von Silage, Heulage und Heu vor und nach dem Einweichen in Wasser für die Dauer von 24 Stunden analysiert. Da auch die Lagerungs-Dauer die Keimbelastung beeinflussen könnte, wurde die Einweich-Prozedur bei Futtermitteln durchgeführt, die unterschiedlich lang – nämlich 3 und 12 Monate – gelagert waren.
Die Ergebnisse zeigten ein deutliches Bild:
– Das Einweichen führte zu einer höheren Anzahl von Hefepilzen, Enterobakterien sowie Milchsäurebakterien und zu einer geringeren Anzahl von Schimmelpilzen. Die Schimmelpilz-Anzahl in Heu ist zwar nach dem Einweichen zurückgegangen – nämlich von 4,5 auf 3,6 KBE (KBE = Koloniebildende Einheiten) – doch eingeweichtes Heu hatte im Vergleich immer noch mehr Schimmelpilze als Silage oder Heulage vor dem Einweichen.
– Die Anzahl von Enterobakterien erhöhte sich durch das Einweichen sowohl bei Silage (von 1,1 auf 2,7 KBE) als auch Heulage (von 1,7 auf 4,8 KBE) – sie erhöhte sich jedoch kaum bei Heu (von 4,9 auf 5,1 KBE).
– Die Anzahl von Hefepilzen und Milchsäurebakterien erhöhte sich generell durch das Einweichen.
Insgesamt kann der Vorgang des Einweichens für eine Dauer von 24 Stunden die hygienische Qualität von Grünfutter beeinträchtigen, so die Forscher abschließend. Auch die Lagerzeit der Futtermittel hat einen Einfluß auf die Hygiene: Eine längere Lagerung – nämlich 12 statt 3 Monate – führte zu einer geringeren Schimmelpilz-Belastung bei Heu (von 4,8 auf 3,5 KBE) und zu einer geringeren Anzahl von Milchsäurebakterien in Silage (von 8,1 auf 6,6 KBE) und in Heulage (von 6,9 auf 4,8 KBE) – selbstverständlich konstant gute Lager-Bedingungen vorausgesetzt...
Die Studie der schwedischen Forscher wurde unter dem Titel „Microbial counts in forages for horses – effect of storage time and of water soaking before feeding" („Keimzahlen in Grünfutter für Pferde – die Auswirkungen der Lagerzeit und des Einweichens vor der Fütterung!) im ,Journal of Equine Veterinary Science' veröffentlicht – hier eine Zusammenfassung.
Britische Studie bestätigt
Die Ergebnisse der schwedischen Studie decken sich weitgehend mit den Resultaten, die im Vorjahr von einer Gruppe britischer Forscher erarbeitet wurden. In ihrer Untersuchung, die im Online-Magazin PLOS One im November 2014 veröffentlicht wurde, wurden fünf unterschiedliche Varianten der Heu-Behandlung getestet und analysiert:
1) trockenes Heu (ohne jegliche Behandlung)
2) 40 Minuten langes Bedampfen des Heus (im Heubedampfer)
3) Einweichen in 16 Grad warmem Wasser für 9 Stunden
4) 40 Minuten langes Bedampfen, anschließend Einweichen für 9 Stunden
5) 9 Stunden Einweichen, anschließend 40-minütiges Bedampfen
Insgesamt wurden fünf verschiedene Heu-Chargen allen fünf Behandlungen unterzogen, anschließend wurde der Gehalt an wasserlöslichen Kohlehydraten sowie der hygienische Zustand (Keimbelastung) der Heu-Sorten ermittelt, wobei die Bakterien- und Schimmelpilz-Belastung getrennt erhoben wurden.
Die wesentlichen Ergebnisse: Durch Einweichen – bzw. durch Bedampfen gefolgt von Einweichen – konnten die wasserlöslichen Kohlehydrate z. T. deutlich gesenkt werden – doch die Verluste waren höchst unterschiedlich und reichten von 0 bis zu 53 %. Durch das Einweichen hat sich aber – im Vergleich mit dem trockenen, unbehandelten Heu – die Keimbelastung durchwegs erhöht, die hygienische Qualität verschlechterte sich. Ein effektiver Weg, die Belastung durch Keime und Bakterien zu reduzieren, ist das Bedampfen – aber nur, wenn das Heu nicht anschließend auch noch eingeweicht wird (was wiederum einen Anstieg der Bakterienzahl verursacht).
Das Bedampfen des Heus hat in den Tests zwischen 60 und 99 % aller Bakterien gebunden bzw. beseitigt – auch die Belastung mit Schimmelpilzen konnte durch Bedampfen (bzw. Einweichen mit anschließendem Bedampfen ) deutlich reduziert werden. Das Bedampfen hatte aber nur minimale Auswirkungen auf den Gehalt an wasserlöslichen Kohlehydraten, der durchschnittlich nur um 3 % gesenkt werden konnte. Durch das Einweichen im Wasser konnte eine Reduzierung von durchschnittlich 34 % erzielt werden – jedoch um den Preis einer bis zu fünffach höheren Keimbelastung.
Als effektivsten Weg, sowohl den Gehalt an wasserlöslichen Kohlehydraten, als auch die Keimbelastung zu reduzieren, ermittelten die Forscher das 9-stündige Einweichen des Heus mit anschließendem 40-minütigem Bedampfen.
Die Studie „The Effect of Five Different Wetting Treatments on the Nutrient Content and Microbial Concentration in Hay for Horses" („Die Auswirkungen fünf unterschiedlicher Feuchtigkeits-Behandlungen auf den Nährstoff-Gehalt und die Keim-Konzentration in Pferdeheu" wurde im November 2014 im Journal PLOS One veröffentlicht und kann hier nachgelesen werden.
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