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Verkaufsverbot für Feuerwerk in Deutschland: Wann zieht Österreich nach?
15.12.2021 / News

Die Silvesterknallerei ist Jahr für Jahr eine Belastung für Menschen, Tiere und Umwelt.
Die Silvesterknallerei ist Jahr für Jahr eine Belastung für Menschen, Tiere und Umwelt. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Wie schon im Vorjahr wird es auch heuer wieder ein Verkaufsverbot für Silvester-Feuerwerk und Böller in Deutschland geben – in Österreich ist Ähnliches derzeit nicht in Sicht, obwohl eine Novellierung des Pyrotechnikgesetzes im Regierungsprogramm steht.


Der Verkauf von Feuerwerkskörpern und Böllern wird, wie bereits schon im vergangenen Jahr, auch zum Jahreswechsel 2021/22 verboten – das hat die Konferenz der Ministerpräsidenten Anfang Dezember entschieden. Außerdem soll am Neujahrstag ein Ansammlungs- und Versammlungsverbot gelten. Unternehmen, die von dem Verkaufsverbot betroffen sind, sollen durch Wirtschaftshilfen unterstützt werden. Die Kommunen können darüberhinaus auch noch strengere Maßnahmen verfügen, etwa ein generelles Feuerwerksverbot auf sogenannten ,publikumsträchtigen Plätzen’ – bereits mehrere Städte (etwa Bayreuth, Berlin, Bremen und Hamburg) haben angekündigt, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen.

„Das Böllerverbot an Silvester zielt darauf ab, dass nicht weitere Verletzte zusätzlich die Notaufnahmen belasten“, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz. Das unterstrich auch die Innenministerin Nancy Faeser von der SPD, die ebenfalls die Notwendigkeit dieses Beschlusses betonte: „Die Krankenhäuser und Arztpraxen stehen seit Monaten massiv unter dem Druck der Pandemie. Wir wollen jetzt jede zusätzliche Belastung und jeden vermeidbaren medizinischen Notfall verhindern.“

Dass das Feuerwerk-Verkaufsverbot bereits im Vorjahr sehr positiv gewirkt habe, betonte die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) in einer Pressemitteilung. Demnach sei es durch diese Maßnahme gelungen, die Zahl der Augenverletzungen im Vergleich zu den Vorjahren um 80 % zu senken. Dies habe eine Umfrage an insgesamt 75 deutschen Kliniken ergeben. Das eindeutig Ergebnis: Die Verletztenzahl in den Augenkliniken sank drastisch ab – von üblicherweise 500 auf 79 Personen zum Jahreswechsel 2020/2021.

„Das bedeutet einen Rückgang bei den Augenverletzungen auf weniger als 20 Prozent der Vorjahreswerte“, betont Professor Dr. med. Hansjürgen Agostini von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. Zugleich fiel der Anteil der verletzten Minderjährigen auf 25 Prozent (von zuvor 40 %, Anm.). „Wir stellen fest: Verkaufsverbot und Versammlungsbeschränkungen hatten eindeutig einen Schutzeffekt“, resümiert Agostini. Der Effekt entspricht internationalen Studien, wonach in Ländern oder Regionen mit Verbot von privatem Feuerwerk die Inzidenz von Augenverletzungen durch Pyrotechnik um 87 Prozent sinkt.

Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßte das beschlossene Verkaufsverbot von Feuerwerk – sie hatte gemeinsam mit einem breiten Bündnis aus Umwelt- und Tierschützern, Gewerkschaft der Polizei und Ärztevertretern für dieses Verbot gekämpft. Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, meinte dazu: „Das ist eine gute Nachricht für Menschen, Tiere und Umwelt. Dass die Verantwortlichen in Bund und Ländern Vernunft haben walten lassen und auf unsere wichtigen Argumente gehört haben, ist gerade in der jetzigen Situation lebenswichtig. Böller und Raketen fordern bisher zehntausende zum Teil schwer Verletzte. Diese hätten in der dramatischen derzeitigen Corona-Lage die Kliniken und das dort um Menschenleben kämpfende Personal weiter be- oder sogar überlastet. Gerade für Asthmatiker, vulnerable Gruppen, aber ebenso viele Haus- und Wildtiere und die Umwelt insgesamt ist das eine große Entlastung. Wir fordern Bund, Länder und Kommunen aber auf, noch weitere notwendige Schritte zu gehen, um wirklich sichere Tage zum Jahreswechsel zu gewährleisten. Dazu gehört ein flächendeckendes Verbot auch für das Abbrennen von Feuerwerk, um auch Verletzungen durch beispielsweise illegal beschaffte Böller ebenfalls zu verhindern. Und wir müssen dringend erreichen, das dieses Verbot, dass eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung befürwortet, auch für die kommenden Jahre bleibt.“

Die DUH engagiert sich seit Jahren für ein böllerfreies Silvester. Feuerwerk führt jedes Jahr zu hoher Luftbelastung, schädigt Millionen ihm schutzlos ausgelieferte Haustiere sowie Nutz- und Wildtiere und verschmutzt die Umwelt. Dazu sorgt es durch tausende teils schwere Verletzungen für die Überlastung von Einsatzkräften und Krankenhäusern, die durch die Pandemie sowieso schon an der Belastungsgrenze arbeiten. In einem breiten Bündnis gemeinsam mit Vier Pfoten, dem Deutschen Tierschutzbüro, Tasso, dem Jane Goodall Institut Deutschland, der Gewerkschaft der Polizei sowie Ärztevertretern hat die DUH deshalb seit Wochen den Verkaufs- und Gebrauchsstopp privater Pyrotechnik gefordert.

In Österreich gibt es bislang noch kein derartiges Verbot – wenngleich der Wiener Tierschutzverein ,Tierschutz Austria' in einer Aussendung darauf hingewiesen hat, dass eine Novellierung des Pyrotechnikgesetzes grundsätzlich im Regierungsabkommen festgehalten ist: „Wir fragen daher: Wann endlich? Die Bundesregierung muss endlich, wie angekündigt, das Pyrotechnik Gesetz novellieren und privates Feuerwerk verbieten.", so die Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins (Tierschutz Austria) Madeleine Petrovic.

„Um den Rufen nach Tradition nachzukommen, wäre ein professionelles Feuerwerk nur zu speziellen Anlässen wie Silvester oder anderen Jubiläen, durchgeführt von Fachleuten an einem passenden Platz fern von Orten, wo sich empfindsame Lebewesen aufhalten, ein sinnvoller Kompromiss. Dieses dauert dann auch nicht Stunden oder gar Tage wie privater Knallerterror“, so Petrovic.

Im vereinseigenen Tierschutzhaus Vösendorf lässt sich das immense Tierleid jedes Jahr auf traurige Weise beobachten: „Zum Jahreswechsel und bereits die Wochen davor stehen unsere Schützlinge unter Dauerstress. In etlichen Fällen dauert es Monate, kostet viel Mühe, Geld und Trainings-Stunden, bis die Angst- und Panikattacken wieder nachlassen. Auch Trainingsfortschritte bei unseren Hunden, die sie sich ein ganzes Jahr lang erarbeitet haben, werden in einer Nacht zerstört“, so Petrovic. Das ist auch heuer wieder zu erwarten.

Zudem hat die Tierschutzorganisation eine Petition für ein „Silvester ohne Angst" gestartet, um Unterstützerinnen und Unterstützer für das Anliegen zu gewinnen.

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