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Je tiefer die Einstreu, desto besser der Pferdeschlaf
28.09.2022 / News

Die Einstreudicke ist mitentscheidend für die Schlafqualität von Pferden – und sie könnte folglich auch Stimmung und Leistungsfähigkeit beeinflussen, wie die aktuelle Untersuchung nahelegt ...
Die Einstreudicke ist mitentscheidend für die Schlafqualität von Pferden – und sie könnte folglich auch Stimmung und Leistungsfähigkeit beeinflussen, wie die aktuelle Untersuchung nahelegt ... / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Wenn die Einstreu tiefer und daher auch weicher ist, verbringen Pferde deutlich mehr Zeit im erholsamen REM-Schlaf, so eine aktuelle Studie. Und es gibt auch Hinweise darauf, dass schlechtere Schlafqualität sogar die Stimmung von Pferden negativ beeinflussen kann ...

 

Pferde schlafen in der Regel länger, wenn sie eine tiefere Einstreu haben – und das könnte sich auch auf ihre Stimmung und folglich auf ihr Wohlbefinden sowie ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten auswirken, so Amber Matthews, Pferdedozentin an der Hartpury University in Gloucestershire, Großbritannien. „Wir beginnen immer mehr zu sehen, wie wir die Schlafmenge eines Pferdes durch die Einstreupraxis beeinflussen können“, so Matthews während der Konferenz der International Society for Equitation Science (ISES) 2022, die vom 9. bis 12. August in Hartpury stattfand und über den das Portal TheHorse.com berichtete. Das könnte bedeuten, dass wir „ein glücklicheres Pferd haben könnten“, so Amber Matthews weiter – und das „würde natürlich das Wohlergehen des Pferdes insgesamt und möglicherweise auch die Leistung erhöhen.“

Diese Entdeckung ist freilich nicht ganz neu – Forscher wissen bereits aus früheren Untersuchungen, dass die Einstreutiefe für den Pferdeschlaf wichtig ist, so Matthews. Die Tiefe der Einstreu kann die Länge der REM-Schlafphasen (= Rapid Eye Movement) bei Pferden beeinflussen, in denen das Pferd auf der Seite oder manchmal in Brustlage mit der Nase auf dem Boden liegt. Ein Mangel an REM-Schlaf kann dazu führen, dass Pferde im Stehen in den Tiefschlaf fallen und dann buchstäblich zusammenbrechen.

Den WissenschaftlerInnen ging es aber vor allem um einen anderen Punkt – nämlich um die Frage, welche Auswirkungen schlechter Schlaf auf die Stimmung von Pferden hat. Amber Matthews und ihre KollegInnen testeten sechs gemischtrassige Reitschulpferde, die im Durchschnitt 15 Jahre alt und auf unterschiedlich tiefer Sägespänen-Einstreu untergebracht waren. Die Hälfte der Pferde schlief fünf Nächte lang bei einer Einstreuteife von 2 Zoll (5 Zentimeter) – die andere Hälfte fünf Nächte lang bei einer Einstreuteife von 6 Zoll (15 Zentimeter). Nach der ersten Testphase folgte eine fünftägige Ruhepause, in der alle Pferde wieder auf ihrer jeweiligen Standardeinstreu untergebracht waren – anschließend folgte Testphase 2, in der die sechs Pferde in die jeweils entgegengesetzte Einstreu-Tiefe wechselten, und zwar abermals für fünf Nächte.

Das Team überwachte jedes Pferd mittels Infrarotkamera in der Zeitspanne von 19.00 Uhr abends bis 7 Uhr morgens in seinem gewohnten Stall. Sie bewerteten die Zeit, die die Pferde vollständig im Liegen verbrachten, in Brustlage mit oder ohne Nase nach unten lagen oder im Stehen schliefen (Non-REM-Schlaf). Die Ergebnisse waren eindeutig und zeigten, dass die Pferde deutlich mehr Zeit im REM-Schlaf – als auch im Nicht-REM-Schlaf – in der tieferen Einstreu verbrachten, so Amber Matthews.

Doch hatte die Schlafqualität tatsächlich einen Einfluss auf die Stimmung der Pferde? Dies wollten die WissenschaflterInnen mit einem ganz speziellen Test überprüfen: Vor Beginn der Studie trainierten sie die Pferde darauf, in einem Eimer, der an einem bestimmten Standort innerhalb des Testareals platziert war, Leckerlis vorzufinden – und in einem weiteren Eimer an einem anderen Standort nichts zu finden.

Anschließend stellten sie einen Eimer zwischen die beiden ursprünglichen Standorte und beobachteten, wie wahrscheinlich es war, dass die Pferde den neuen Eimer überprüften. Dies war der Beginn eines sogenannten „kognitiven Bias-Tests“, bei dem es generell um Verzerrungen in unseren Wahrnehmungen und Urteil geht und der im konkreten Fall den „Optimismus“ der Pferde messen sollte, sprich: ob sie eher erwarten würden, ein Leckerli im Eimer vorzufinden – oder eben nicht.

Um festzustellen, ob und wie sehr der erhaltene Schlaf diesen „Optimismus“ der Pferde beeinflusst, testete das Team deren Interesse an den „Zwischeneimern“ nach jedem fünftägigen Aufenthalt in der jeweils untersuchten experimentellen Einstreudicke. Und tatsächlich zeigte sich: Die Pferde, die nachts besser geschlafen haben, zeigten im kognitiven Bias-Test tendenziell mehr Optimismus, so Amber Matthews. Trotz dieser Tendenz erreichten die Ergebnisse dieser kleinen Studie – möglicherweise aufgrund der geringen Zahl der Testpferde – jedoch keine wissenschaftlich statistische Signifikanz, fügte sie hinzu.

Diese Ergebnisse stützen frühere Studienergebnisse, die zeigen, dass die Einstreutiefe den Schlaf des Pferdes beeinflusst – und sie deuten auf einen Zusammenhang zwischen dem Schlaf des Pferdes und deren Stimmung hin, wenngleich dieser Zusammenhang (noch) nicht statistisch belegt werden konnte. Wie sich dies auf die Stimmung, den Optimismus und evtl. auch auf die Trainingsleistung auswirken könnte, muss noch näher untersucht werden, erklärte Matthews: „Es ist auf jeden Fall interessant, darüber nachzudenken“, so das Resümee der Wissenschaftlerin.

Als Mensch wäre man über den Zusammenhang zwischen Schlafqualität und Stimmung alles andere als überrascht: Wehe, wenn wir schlecht geschlafen haben …

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