Fünf Islandpferde im Burgenland verstorben - Vergiftung vermutet 29.09.2022 / News
Islandpferde gelten als besonders robust und zäh und zeigen lange keine Schmerzen – weshalb die Vergiftung wohl erst sehr spät erkannt wurde, wie eine Pferdebesitzerin vermutet. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay
In einem Reitstall in Horitschon sind fünf Islandpferde verstorben, nachdem sie schwere Vergiftungssymptome gezeigt hatten. Die genaue Ursache ist noch unklar, der Verdacht auf Botulismus hat sich nicht erhärtet – auch Fremdverschulden wird nicht ausgeschlossen.
Es ist ein Rätsel und eine „wahre Tragödie“, wie die „Kronen Zeitung“ in ihrer Online-Ausgabe berichtet: In einem Reitbetrieb in Horitschon im Mittelburgenland, in dem die Islandpferde in Offenstall-Haltung untergebracht waren, mussten mehrere Tiere nach akuten Vergiftungssymptomen in die Pferdeklinik Ebreichsdorf und die Vetmeduni Wien eingeliefert und dort tierärztlich behandelt werden – doch für fünf der insgesamt neun Pferde kam jede Hilfe zu spät, sie starben an akutem Nierenversagen. Drei weitere Tiere zeigten hingegen keinerlei Anzeichen einer Vergiftung und konnten wieder aus der Klinik entalssen werden, ein weiteres befindet sich aber noch in kritischem Zustand.
Die wahrscheinlichste Ursache für die Todesfälle dürfte eine Vergiftung sein – doch ein konkreter Auslöser konnte bisher nicht gefunden werden: Der Verdacht auf Botulismus hat sich nach ersten Überprüfungen nicht erhärtet. Derzeit wird mit Hochdruck nach weiteren möglichen Ursachen – z.B. Giftpflanzen im Heu – gesucht, doch bislang ohne konkretes Ergebnis. Auch Fremdverschulden – also eine absichtliche oder unabsichtliche Vergiftung der Pferde durch fremde Personen – könne nicht ausgeschlossen werden, heißt es.
Wie dramatisch und schockierend der Fall für die Betroffenen ist, macht die Aussage der Pferdebesitzerin deutlich: „Es ist eine Tragödie – da sind zwei Stuten mit Fohlen dabei, Pferde von Kindern, wir gehen hier gerade durch die Hölle!“
Bleibt nur zu hoffen, dass die Ursache doch noch entdeckt wird – und dadurch mögliche weitere Vergiftungen verhindert werden können …
Hintergrund: Schwierige Ursachenforschung
Beispiele aus den letzten Jahren zeigen, dass die Ursachenforschung bei derartigen Vergiftungen mitunter höchst schwierig ist – und nicht in allen Fällen wird man auch fündig: So kam es im November 2019 auf dem Islandpferdehof Heuberg in der Gemeinde Kaisten (Kanton Aargau/Schweiz) zu einer rätselhaften Todesserie, bei der insgesamt sieben Islandpferde nach akuten Vergiftungserscheinungen verstarben (siehe auch unseren Artikel dazu). Trotz intensiver Bemühungen, unzähliger Tests und Laboruntersuchungen konnte die Ursache nicht gefunden werden – auch Fremdverschulden konnte nie ganz ausgeschlossen werden. Die Betreiber ließen in der Folge mehrere Kameras durch eine Sicherheitsfirma auf ihrer Anlage installieren, um zumindest ein wenig „das Gefühl von Sicherheit" zu haben.
Die Ursachen für Vergiftungsfälle bei Pferden können mannigfaltig sein – allein ein Blick ins ProPferd-Archiv zeigt, dass es eine große Vielfalt an möglichen Auslösern gibt: von den giftigen Samen des Bergahorns, dem immer wieder Pferde zum Opfer fallen, über Giftpflanzen wie das Jakobskreuzkraut oder die Herbstzeitlose im Heu bis hin zu unbefugter Fremdfütterung mit Eiben usw.
KommentareBevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...Weitere Artikel zu diesem Thema:04.09.2021 - Pferd unerlaubt gefüttert: Junge Stute stirbt an Eibenvergiftung
Pferd unerlaubt gefüttert: Junge Stute stirbt an Eibenvergiftung 04.09.2021 / News
Auch durch eindeutige Hinweisschilder lassen sich unverbesserliche Idioten oft nicht vom Füttern fremder Tiere abhalten. / Foto: Archiv/Fotolia
Wieder einmal hat die Ahnungs- und Gedankenlosigkeit von Unbekannten einem Pferd das Leben gekostet: Im Landkreis Gießen kam eine vierjährige Stute ums Leben, nachdem auf ihrer Koppel Heckenschnitt, der Eibe enthielt, entsorgt worden war.
Unerlaubte Fremdfütterung ist für viele Pferdehaltern ein Reizwort und deshalb besonders gefürchtet, weil immer wieder unbekannte Personen glauben, sie müssten Pferden, die auf Koppeln oder Ausläufen stehen, etwas vermeintlich „Gutes“ tun und ihnen irgendwelche Essensreste oder Grünschnitt über den Zaun werfen. Solche Gedankenlosigkeit hat schon vielen Pferden das Leben gekostet – und auch der aktuelle Vorfall, von dem die ,Gießener Allgemeine’ in ihrer Online-Ausgabe berichtet, ist nur der bislang letzte in einer ganzen Reihe: Eine vierjährige Stute kam auf einer Koppel in Rosbach ums Leben, nachdem dort unbekannte Personen Heckenschnitt entsorgt hatten, der Eibe enthielt. Das Pferd starb elend, das Ziergehölz war für die junge Stute tödlich. Pferdebesitzer appellieren nun an alle Einwohner im Landkreis Gießen, Pferde und andere Weidetiere weder zu füttern noch Grünabfälle auf deren Wiesen zu entsorgen.
Eiben – eine tödliche Gefahr, nicht nur für Pferde
Eiben sind für sehr viele Tierarten hochgiftig – nicht nur für Pferde, sondern auch für Rinder/Kühe, Schafe, Ziegen, Schweine, Hunde, Katzen sowie für Hamster, Meerschweinchen, Kaninchen etc. Holz, Rinde, Nadeln und Samen der Eibe enthalten toxische Verbindungen, die in ihrer Gesamtheit als Taxane oder Taxan-Derivate (Diterpene) bezeichnet werden. Im Einzelnen lassen sich die Gifte Taxin A, B, C sowie Baccatine und Taxole nachweisen.
Pferde gelten als besonders gefährdet – schon kleine aufgenommene Mengen des Gifts haben eine sehr starke toxische Wirkung, der Verzehr von 100 bis 200 Gramm Eibennadeln kann bereits zum Tode führen. Das Gift Taxin wirkt zunächst auf den Verdauungstrakt, was sich durch Magen- und Darmkrämpfe oder Durchfall äußern kann, wenig später – und oftmals mit tödlichem Ausgang – auf das Herz-Kreislauf-System. Die ersten Vergiftungserscheinungen treten vielfach schon eine Stunde nach der Aufnahme ein, daher ist rasches Handeln und eine sofortige Alarmierung des Tierarztes unbedingt erforderlich.
Fremde Pferde füttern ist fahrlässig!
Bereits wiederholt haben sich Gerichte mit Schadenersatz-Klagen nach einer Fütterung von Pferden durch fremde Personen beschäftigt. Als wegweisend gilt ein Urteil des Oberlandesgerichts Karlsruhe aus dem Jahr 2008, das ausdrücklich festhält, dass die ungeregelte und unkontrollierte Zufütterung bei fremden Pferden als fahrlässige Handlung einzustufen ist – auch und gerade dann, wenn man keinerlei Kenntnisse oder Erfahrungen über die Nahrungsgewohnheiten von Pferden hat. Der Beklagte hatte auf einem Reiterhof, in dem ein Anhänger mit frisch eingebrachtem Heu herumstand, mehrere Handvoll davon an drei Pferde gefüttert, die daraufhin Koliken erlitten, eine trächtige Stute musste sogar eingeschläfert werden. Ein Sachverständigengutachten legte klar, daß das Verfüttern des frischen Heus für die Koliken aller drei Pferde ursächlich war.
Unwissenheit schützt nicht vor Haftung
Während das Landgericht Karlsruhe den Beklagten in erster Instanz noch freigesprochen und die Klage auf Schadenersatz abgewiesen hatte, kam das OLG Karlsruhe zu einem anderen Urteil: Das Füttern der Pferde mit frischem Heu stelle „einen rechtswidrigen Eingriff in das Eigentum des Klägers“ dar. Der Beklagte habe, so das Gericht weiter, „fahrlässig gehandelt", da die Gefahren einer unkontrollierten Fütterung für ihn erkennbar und diese für ihn auch leicht vermeidbar gewesen wären. Da er weder über die Nahrungsgewohnheiten der Tiere informiert war, noch Kenntnisse über allfällige Nahrungsunverträglichkeiten hatte, wäre er gehalten gewesen, jegliche Futtergabe zu unterlassen – es hätte ihm klar sein müssen, dass eine ungeregelte Zufütterung eine Gefahr für die Gesundheit der Tiere darstellen konnte, da er auch nicht wissen konnte, wann die Pferde zuletzt gefüttert worden waren und wann die nächste Fütterung bevorstand. Dass es nicht zum Allgemeinwissen gehören mag, dass frisches Heu für Pferde gefährlich ist, vermag ihn bei seinem Eingriff in fremdes Eigentum nicht zu entlasten. Dem Beklagten wäre es ohne weiteres möglich gewesen, von einer Fütterung der Pferde abzusehen. Der Beklagte wurde zu einem Schadenersatz sowie zur Übernahme von Behandlungskosten in einer Gesamthöhe von 7.900,– Euro verurteilt.
Bitte niemals fremde Pferde füttern!
Warum man fremde Pferde und Ponys niemals ohne Erlaubnis füttern soll, hat viele Gründe:
– Pferde bekommen in der Regel eine speziell auf ihre Bedürfnisse und Ansprüche abgestimmte Fütterung – und zwar sowohl hinsichtlich der Menge, als auch der Inhaltsstoffe. Jede zusätzliche Futtergabe bringt diesen geregelten Ernährungssplan durcheinander und kann sich schädlich auf den Organismus auswirken.
– Pferde leiden nicht selten an Allergien oder an Futterunverträglichkeiten, problematische Substanzen können sich somit negativ auf ihre Gesundheit auswirken. Zudem gibt es immer mehr Pferde mit Stoffwechselstörungen, die z. B. nur äußerst geringe Mengen von frischem Gras fressen dürfen. Davon abgesehen können sich in einem abgerissenen Büschel Weidegras auch Giftpflanzen befinden.
– Das Verdauungssystem von Pferden ist überaus empfindlich – Fallobst, schimmeliges Brot oder sonstige Nahrungsreste werden unter Umständen schlecht vertragen und können Verdauungsprobleme und in schlimmen Fällen auch Koliken verursachen.
13.11.2019 - Rätselhafter Tod von sieben Islandpferden in der Schweiz
Rätselhafter Tod von sieben Islandpferden in der Schweiz 13.11.2019 / News
Auf dem Aargauer Islandpferdehof sind sieben Pferde gestorben – die Ursache ist nach wie vor unbekannt. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay
Ein Islandpferdehof im Schweizer Kanton Aargau wird von einer rätselhaften Todesserie heimgesucht: Bislang sind sieben Pferde gestorben, vier weitere hängen am Tropf – die Ursache dafür liegt weiter im Dunkeln, die Ermittlungen laufen.
Es sind bewegende, dramatische Zeilen, die der Islandpferdehof Heuberg in der Gemeinde Kaisten (Kanton Aargau) am Montag (11. November) auf seiner Facebook-Seite gepostet hat:
„Rabenschwarze Tage auf dem Islandpferdehof Heuberg.
Sieben ungeklärte Todesfälle und vier Pferde am Tropf.
Tierspitäler und Tierärzte suchen fieberhaft auf internationaler Ebene nach der Ursache. Polizei, Staatsanwaltschaft und Veterinäramt sind involviert.
Sobald neue Ergebnisse eintreffen, werden wir weiter informieren.
Herzlichen Dank an alle unsere guten Seelen, die uns unglaublich unterstützen und Danke für die grosse Anteilnahme.
Euer Team vom Islandpferdehof Heuberg“
Binnen weniger Stunden machte das Posting die Runde und sorgte für eine enorme Welle der Hilfsbereitschaft und der Solidarität in der regionalen Pferde-Community. Die Hofbetreiber Helgi Leifur und Lea Sigamrsson erhalten viel Zuspruch und Unterstützung – Freunde und Bekannte besorgen Infusionen, übernehmen Einkäufe und tun alles, um die beiden in diesen schweren Stunden zu unterstützen und zu entlasten.
Was das Pferdesterben ausgelöst hat, ist nach wie vor rätselhaft. „Die Pferde werden in Neuner-Gruppen in unterschiedlichen Stallungen gefüttert. Aus jeder Gruppe sind etwa drei Tiere erkrankt“, so Lea Sigamrsson gegenüber der ,Aargauer Zeitung’. Bisher habe es auch kein erkranktes Pferd geschafft, sich wieder zu erholen – so dramatisch sei der Krankheitsverlauf. Tierärzte, Veterinärbehörden, aber auch Staatsanwalt und Polizei seien in die Untersuchungen eingebunden und ermitteln in alle erdenklichen Richtungen.
Aus der Facebook-Community kommen zahlreiche Vermutungen, Hinweise und Fragen – etwa, ob es sich um die von Ahornsamen ausgelöste Weidemyopathie handeln könnte, um Botulismus, Listerien oder Salmonellen, um eine Vergiftung mit Greiskraut oder Herbstzeitlose etc. Entsprechende Postings beantworten die Hofbetreiber stets mit dem gleichen Satz: „Leider ist noch nichts ausgeschlossen, aber auch noch nichts definiert.“ Auch ein Giftanschlag durch fremde Personen steht nach wie vor als Verdacht im Raum.
Wie die ,Aargauer Zeitung’ weiter berichtet, deuten erste bakteriologische und virologische Befunde der Veterinärbehörden auf keine anzeigepflichtige Tierseuche hin: „Eine Ansteckungsfefahr für andere Tiere und den Menschen kann mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden“, so eine Sprecherin beim Departmeent für Gesundheit und Soziales. Das bange Warten und Rätselraten geht also nach wie vor weiter – eine sehr belastende Zeit vor allem für die Pferdebesitzer und Hofbetreiber. Sie wünschen sich eine rasche Aufklärung, damit sich ein so schrecklicher Vorfall nicht an einem anderen Ort wiederholt – ein Wunsch, den man wahrlich nachvollziehen kann ...
02.10.2019 - Sechs Zirkusponys durch giftige Bergahorn-Samen gestorben
Sechs Zirkusponys durch giftige Bergahorn-Samen gestorben 02.10.2019 / News
Auch das Pony Rocky aus dem Circus Jonny Casselly konnte nicht gerettet werden. / Foto: Circus Jonny Casselly
Sechs Ponys des Circus Jonny Casselly sind an atypischer Weidemyopathie verstorben, nachdem sie Samen des Bergahorns gefressen hatten.
Die traurige Nachricht vom Tod der sechs Ponys King, Rocky, Prinz, Moritz, Phönix, Tarzan und Max teilte der Circus Jonny Casselly auf seiner Facebook-Seite mit. Demnach seien die Ponys verstorben, nachdem sie wenige Gramm der Bergahorn-Samen gefressen hätten: „Wir haben unsere Ponys sofort in die Tierklinik nach Duisburg gebracht. Dort haben sich die Ärzte und Pfleger rührend und fürsorglich um unsere Tiere gekümmert. Jedoch konnte man das rasante fortschreitende Sterben durch den giftigen Samen und die dadurch hervorgerufene Muskelerkrankung nicht mehr aufhalten.“ Und weiter: „Wir sind sehr traurig und fassungslos.“
Der tragische Tod der sechs Ponys ist zweifellos einer der schlimmsten Fälle von Weidemyopathie, die es in den letzten Jahren in Deutschland gegeben hat. Die bei Pferdehaltern gefürchtete Erkrankung tritt gehäuft im Frühjahr und im Herbst auf – als besonders kritisch gilt eine Konstellation, in der herbstliche Stürme die auf den Bäumen befindlichen Samen herunterreißen und großflächig auf Wiesen und Weiden verteilen. Dies kann – vor allem nach einem trockenen Sommer und kargem Weidebewuchs – dazu führen, dass grasende Pferde viele dieser verstreuten Samen zu sich nehmen und das Risiko einer Vergiftung steigt.
Das gleichzeitige Auftreten genau dieser beiden Umstände – karge Weiden infolge trockener Sommer und herbstliche Stürme – dürfte wohl auch den Ponys des Circus Jonny Casselly zum Verhängnis geworden sein. Tierärzte bezeichnen solche Perioden offen als „Risikozeit“, in der Pferdehalter besonders vorsichtig sein sollten. Nehmen Pferde in solchen Zeiten besonders viele Samen des Bergahorns auf, ist die Gefahr einer Vergiftung durch den Wirkstoff Hypoglycin A (HGA) und eine Erkrankung an der gefürchteten Atypischen Weidemyopathie besonders groß.
Das Vergiftungs-Risiko ist vor allem deshalb schwer kalkulierbar, weil die Samen des Bergahorns höchst unterschiedliche Konzentrationen des Giftstoffs HGA enthalten können – nämlich zwischen 1,7 und 319 Mikrogramm pro Samen, wie deutsche Wissenschaftler 2015 nachweisen konnten. Speziell im Herbst, wenn die ersten Samen zu Boden fallen, ist der Prozentsatz an stark belasteten Samen besonders hoch – Pferde sind dann besonders gefährdet, schon in kurzer Zeit eine womöglich tödliche Menge aufzunehmen. Der Rat der Forscher: „Es ist daher dringend zu empfehlen, Pferde am besten nicht auf Weiden grasen zu lassen, auf denen sich Bergahorne befinden."
Tipps für Pferdebesitzer
Um die Gefahr einer Vergiftung durch HGA möglichst auszuschließen, raten Experten zu einer Reihe von Vorsichtsmaßnahmen, z.B.
– Beschränken Sie den Zugang zu Samen, indem Sie Weideflächen durch flexible Absperrungen nur zeitlich begrenzt zur Nutzung freigegeben.
– Stellen Sie sicher, daß die Pferde Zugang zu einer hochwertigen, nicht mit Samen belasteten Weide haben.
– Holen Sie in absoluen Risikozeiten ihre Pferde sicherheitshalber von der Weide.
– Sorgen Sie für ergänzendes Futter auf der Weide, um das Risiko zu minimieren, daß die Pferde unabsichtlich zuviele Samen aufnehmen.
– Lassen Sie nasses Heu nicht auf dem Boden herumliegen, hier kann es verrotten und es können besonders viele Samen im Heu verborgen sein.
– Besprechen Sie die Gefahren – und wie man typische Symptome von AM frühzeitig erkennen kann – mit ihrem Haustierarzt.
– Beachten Sie, daß auch eine Weide ohne Ahornbäume Samen enthalten kann, die vom Wind oder von Überflutungen auf ihre Weide getragen wurden.
– Schneiden Sie Bäume, die gerade voller Samen sind, nicht zurück, da die herabfallenden Samen zu einer massiven Mehrbelastung ihrer Weiden und zu einem noch größeren Risiko für ihre Pferde führen können.
24.02.2019 - Versteckte Gefahr: Pony starb durch giftige Hackschnitzel
Versteckte Gefahr: Pony starb durch giftige Hackschnitzel 24.02.2019 / News
Hackschnitzel können auf vielfältige Weise im Pferdebetrieb eingesetzt werden – auf Paddocks, Reit- und Longierplätzen oder zur Befestigung von Reitwegen. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller
Auch Hackschnitzel können für Pferde ungeeignet sein – nämlich dann, wenn sie von Holzarten stammen, die für Pferde giftig sind. Diese bittere Lektion musste eine britische Familie lernen, die auf tragische Weise ein Pony verlor.
Als Pferdebesitzer lernt man niemals aus – und kann sich auch nicht immer auf die Gewissenhaftigkeit und auf das Fachwissen von Zulieferern verlassen: Diese bittere Erfahrung hat eine pferdebegeisterte britische Familie nun gemacht – die durch einen tragischen Vorfall eines ihrer geliebten Ponys verloren hat, wie das Magazin ,Horse&Hound’ berichtete. In den Morgenstunden des 15. Jänner ließ Tracey Wingert ihre beiden Ponys Jim und Dram auf den mit frischen Hackschnitzel bedeckten Paddock, wo sie sogleich begannen, sich aufgeregt herumzuwälzen und in den Hackschnitzel zu wühlen. Als Tracey Mittags nach den beiden Ponys sehen wollte, waren diese nicht wiederzuerkennen: Jim stand beklommen mit gesenktem Kopf herum und sah einfach nur mitleiderregend aus. Schließlich legte er sich hin, und als ihn Tracey wieder zum Aufstehen bewegte, trat er in Richtung seines Bauches und schlug mit dem Schweif.
Tracey dache im ersten Moment an eine Kolik und rief ihren Tierarzt, der sich sogleich auf den Weg machte. Währenddessen versuchte Tracey, das Pony im Schritt herumzuführen und zu verhindern, dass es sich niederlegte, was es immer wieder versuchte. Als schließlich auch noch das zweite Pony Dram ähnliche Symptome zeigte, machte sich bei Tracey Verzweiflung breit – und die bange Frage: Was passiert denn hier gerade?
Die Antwort war jedoch schnell gefunden: Taceys Mann Lee hatte einen Verdacht, rief die Firma an, die die frischen Hackschnitzel geliefert hatte und fragte nach deren genauer Herkunft bzw. Holzart. Er erhielt die Auskunft, dass es sich um eine Robinie (robinia pseudoacacia) – auch Falsche Akazie genannt – handelte, und eine kurze Rercherche im Internet brachte das niederschmetternde Ergebnis, dass diese Holzart extrem giftig sei, insbesondere auch für Pferde: Robinien enthalten u. a. die Giftstoffe Robin und Phasin, die Erbrechen und Krämpfe verursachen können. Bei Pferden treten Erregungszustände, schließlich Teilnahmslosigkeit und krampfhafte Zuckungen auf – schon eine relativ geringe Menge Robinienrinde (ca. 150 Gramm) kann für Pferde tödlich sein.
Obwohl der Tierarzt alles versuchte, um die Vergiftung in den Griff zu bekommen, blieb Jims Zustand besorgniserregend, der Tierarzt riet zum Transport in eine Klinik. Um das Pony zu stärken und mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen, führte man eine Nasensonde ein, was jedoch nur mit größten Schwierigkeiten gelang, weil Jims Blutdruck bereits sehr niedrig und seine Lebensfunktionen so schwach war. Der Zustand des Ponys verschlechterte sich immer mehr, und als sich in der Nacht auch noch Symptome eines Nierenversagens einstellten, traf man gemeinsam um 3 Uhr nachts die schwere Entscheidung, Jim von seinen Leiden zu erlösen.
„Wenn Sie Hackschnitzel kaufen – fragen Sie bei der Firma nach, um welchen Baum es sich handelt“, so Tracey gegenüber ,Horse&Hound’. Sie möchte andere Pferdebesitzer warnen, bei kolikähnlichen Symptomen unter Umständen auch eine Vergiftung in Erwägung zu ziehen: „Es sieht anfangs aus wie Kolik – und wenn unseres zweites Pony Dram nicht ebenfalls angefangen hätte, solche Symptome zu zeigen, wäre ich nie darauf gekommen, dass es auch eine Vergiftung sein kann. Darauf möchte ich andere aufmerksam machen – meine Tochter hat gesagt, dass sie nicht möchte, dass irgendein anderes Pony soetwas durchmachen muss.“
Diesem Wunsch kann man sich nur anschließen – und dringend dazu raten, beim Kauf von Hackschnitzel für die Pferdehaltung sicherzustellen, dass diese niemals von Bäumen stammen, die für Pferde giftig sind (dazu gehören nicht nur Robinien, sondern z. B. auch Eiben).
04.08.2021 - Schadhaftes Futter: Neun Pferde auf Reiterhof an Botulismus verstorben
Schadhaftes Futter: Neun Pferde auf Reiterhof an Botulismus verstorben 04.08.2021 / News
Erste Symptome einer Botulismus-Vergiftung können ein schwerfälliger Gang und Schluckbeschwerden sein, bei fortgeschrittener Erkrankung kommt es zum Festliegen, auch Lungenentzündung und Atemlähmung treten auf. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay
Ein furchtbares Tierdrama hat sich auf einem Reiterhof im Landkreis Gifthorn in Niedersachsen ereignet: Insgesamt neun Pferde zeigten akute Vergiftungssymptome und konnten trotz umgehender tierärztlicher Behandlung nicht mehr gerettet werden.
Die Betreiberin der Sanddorn Corral Ranch bei Adenbüttel im Landkreis Gifthorn hat vor wenigen Tagen das ganze Ausmaß der Tragödie in einem Facebook-Posting öffentlich gemacht: Insgesamt acht geliebte Pferde – mittlerweile ist leider ein neuntes dazugekommen – sind durch schadhaftes Futter zu Tode gekommen, der Verdacht auf Botulismus habe sich mittlerweile bestätigt, heißt es. Sie selbst habe drei eigene Pferde – darunter auch Shetlandpony Chico – verloren, die anderen sechs wären von Einstellern gewesen.
Anfang Juli hätte das erste Pferd Krankheitssymptome gezeigt, doch tappte man hinsichtlich der Ursache noch völlig im Dunkeln. Die Betreiberin dazu: „Es ist in so einer Situation kaum zu ertragen, wie lange Laborergebnisse dauern und dass Präparate nicht verfügbar sind. Wir haben schon als es Chico schlecht ging, vorsorglich das Futter gewechselt, ein Hinweis ging in Richtung Wasser und sofort haben wir von Leitungswasser auf Brunnenwasser gewechselt. Da wir nicht sicher waren ob es ansteckend sein kann, haben wir sofort Desinfektionsschleusen eingerichtet und gebeten, alle Pferde in Ihren Bereichen zu lassen, um mögliche Ansteckungen zu vermeiden. Nach fast einer Woche war dann der Verdacht Botulismus da, welcher nun durch Ausschluss und Symptome wie auch tödlicher Verläufe bestätigt ist. Die Versicherung des Futterlieferanten ist informiert.“ Offenbar enthielt ein gelieferter Ballen Silage das gefürchtete Bakterium, das die schweren Vergiftungen auslöste.
Man habe fürchterliche Zeiten durchlebt und alles Menschenmögliche getan, um die Pferde zu betreuen und soviele wie möglich zu retten. Man sei rund um die Uhr für die Tiere dagewesen, habe sogar die Einsteller am Hof einquartiert, damit sie immer bei ihren geliebten Pferden sein konnten. Es sei zudem ernüchternd und schwer verständlich, dass es keine wirkungsvolle Behandlung gegen Botulismus gäbe und dass Impfstoffe und Antiseren in der Europäischen Union nicht verfügbar seien: „Die einzige Behandlung durch ein Antitoxin ist nicht möglich, da dieses seit 2 Jahren nicht mehr hergestellt wird.“ Dafür möchte man in Zukunft Informationen zusammentragen, um es erst gar nicht zu einer Vergiftung kommen zu lassen. Ihr herzzerreißendes Resümee: „Unsere Herzen sind voll von Traurigkeit. Wir haben ein großes Wissen rund um Pferdegesundheit und konnten nicht helfen. Das ist grausam!“
Es sei der Alptraum ihres Lebens, wie die Stallbetreiberin gegenüber der ,Braunschweiger Zeitung' zugab, und auch die Reaktionen in den sozialen Medien auf ihr Posting haben ihr schwer zugesetzt: Es habe einen Shitstorm gegeben, Beleidigungen und Unwahrheiten wurden verbreitet, einige Einsteller hätten gekündigt – doch es gebe auch Pferdebesitzer, die weiter zu ihnen halten. Die im Netz ausgetragenen „gnadenlosen Schlammschlachten" seien aber besonders bitter und belastend, so ihr trauriges Fazit.
Botulismus: Die tödliche Gefahr im Futter
Wie oft Pferde oder auch andere Tiere durch Botulismus sterben, ist nicht bekannt, da Botulismus keine melde- oder anzeigepflichtige Krankheit ist – doch Berichte in den Medien zeigen, dass derartige Fälle durchaus nicht selten sind und immer wieder Tierleben fordern. Der aktuelle Fall in Adenbüttel ist zweifellos einer der schwersten Vergiftungsfälle der letzten Jahre – und beweist einmal mehr, wie heimtückisch und gefährlich eine Vergiftung durch Botulismus ist. Auslöser der Vergiftung ist das Bakterium ,Clostridium botulinum’, das sich unter speziellen Bedingungen (Luftabschluss, hohe Feuchtigkeit und ein pH-Wert von über 4,5) vermehren und ein äußerst wirkungsvolles Gift – das Botulinustoxin – absondern kann. Die von diesem Bakterium gebildeten Nervengifte, so genannte Neurotoxine, zählen zu den stärksten Giften, die man kennt. Zur selben Bakterienfamilie gehört auch der Erreger des Tetanus (Wundstarrkrampf). Das Botulinustoxin kann bei Pferden und anderen Weidetieren zu Vergiftungserscheinungen und in vielen Fällen auch zum Tod führen.
Botulismus kann im Wesentlichen auf zwei Arten entstehen: Entweder durch direkte Aufnahme des Toxins mit dem Futter oder durch die Produktion des Toxins in infizierten Wunden, Abszessen oder geschädigten Darmabschnitten. In der Regel erfolgt die Aufnahme des Toxins über das Futter (Silage, Heu, etc.), das mit dem Kadaver eines eingeschlossenen Tieres (meist Mäuse, Hamster oder Ratten, es sind aber auch Fälle mit einer Schlange aufgetreten) verunreinigt ist – das Toxin bildet sich im Tierkadaver und nach dessen Auflösung auch in seiner unmittelbaren Umgebung. Auch Vergiftungen durch kontaminiertes Wasser sind möglich, aber deutlich seltener. Das Pferd nimmt das Botulinustoxin oral auf, wodurch es in die Blutbahn gerät und von peripheren Nervenenden aufgenommen wird. In der Folge blockiert es die Freisetzung von Transmittern – es kann zu vielfältigen Ausfalls- und Lähmungserscheinungen kommen, viele Pferde leiden an Kau- und Schluckbeschwerden, allgemeiner Schwäche, Ataxie, Atemnot oder auch einer gestörten Darmtätigkeit (kolikähnliche Symptome). Diese Symptome treten meist ohne Fieber oder sonstige erkennbare Schmerzen beim Pferd auf.
Schon beim leisesten Verdacht auf Botulismus ist umgehend ein Tierarzt zu rufen, der eine genaue Diagnose stellen und auch alle nötigen Behandlungsschritte einleiten kann. Der beste Schutz vor Botulismus ist allergrößte Sorgfalt bei der Herstellung von Futtermitteln – insbesondere von Silage – sowie eine gewissenhafte Kontrolle vor dem Verfüttern, insbesondere auf den typischen Verwesungsgeruch, den eingeschlossene Tierkadaver verursachen. Doch wie der aktuelle Fall zeigt, lässt sich selbst bei genauester Prüfung eine Vergiftung nicht immer vermeiden – Botulismus ist und bleibt eine heimtückische Gefahr, die im lebenswichtigen Pferdeheu lauern kann …
Beim Menschen sind Botulismus-Fälle glücklicherweise selten. Lt. AGES (Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit) wurden seit dem Jahr 2000 lediglich 28 Erkrankungsfälle gemeldet. Botulismus kommt beim Menschen in drei Formen vor: Nahrungsmittelbotulismus, Säuglingsbotulismus und Wundbotulismus, je nach Eintrittspforte des durch das Bakterium gebildeten Toxins.
12.12.2018 - Katzelsdorf: Rätselhafter Pferde-Tod bleibt ungeklärt
Katzelsdorf: Rätselhafter Pferde-Tod bleibt ungeklärt 12.12.2018 / News
Für die zweijährige Whiz Gun – eine Tochter von Priness Golden Gun – kam jede Hilfe zu spät. / Foto: Dainmasa Horses
Der Tod zweier wertvoller Westernpferde im niederösterreichischen Katzelsdorf bleibt vermutlich ungeklärt – die Obduktion der Pferde auf der Vetmeduni Wien konnte keinen Aufschluss über die genaue Todesursache geben.
Mitte Oktober hatte der Tod der beiden wertvollen Quarter Horses auf dem renommierten Gestüt ,Dainmasa Horses’ von Fam. Abdou in Katzelsdorf/NÖ (siehe unseren Bericht dazu) für erhebliche Aufregung in der Pferdeszene gesorgt: Die trächtige Stute Princess Golden Gun sowie ihre zweijährige Tochter Whiz Gun waren auf der Koppel zusammengebrochen aufgefunden worden und rangen mit dem Tod. Trotz sofortiger tierärztlicher Versorgung kam für die zweijährige Whiz Gun jede Hilfe zu spät. Stundenlang kämpfte der Tierarzt um das Leben der eljährigen Princess Golden Gun – doch auch für sie gab es am Ende keine Rettung. „Es war eine sehr dramatisch verlaufende Entwicklung. Ich habe noch eine Kollegin zu Hilfe gerufen, aber das alles nutzte nichts. Wir waren verzweifelt, weil das Tier auf keine Therapie ansprach“, so Veterinärmediziner Bernhard Samm. Für den Tierarzt stand außer Zweifel, dass es sich um eine Vergiftung gehandelt hat, da das Nervensystem der Pferde stark beeinträchtigt war.
Klarheit über die Todesursache sollte die Obduktion der beiden verendeten Pferde auf der Veterinärmedizinischen Universität in Wien bringen – doch diese Hoffnung dürfte sich, wie die ,NÖ Nachrichten’ berichten, nicht erfüllen: Trotz eingehender pathologischer Untersuchungen konnte keine bestimmte Substanz ermittelt werden, die zum Ableben der Pferde geführt hat. Zugleich bestätigte die Vetmeduni Wien jedoch, dass einige Merkmale nicht zu einem natürlich Tod passen: „Eine Vergiftung kann nicht ausgeschlossen werden“, so der abschließende Kommentar der Pathologie.
Genauere Aufschlüsse könnte allenfalls eine Untersuchung in einem Speziallabor in München bringen – die jedoch mit einem erheblichen, nicht abschätzbaren Kostenaufwand verbunden wäre, den die Familie privat tragen müsse. Daher habe man davon letztlich Abstand genommen – mit der traurigen Konsequenz, dass die genauen Umstände des zweifachen Pferde-Tods wohl niemals endgültig aufgeklärt werden. Denn auch die Polizei hat nach dem Gutachten der Vetmeduni Wien die Ermittlungen bis auf weiteres eingestellt, da es keine belastbaren Hinweise auf ein Delikt gebe. Ein Faktum, dass die Besitzerfamilie – allen voran Tochter Ina Abdou, die mit Princess Golden Gun auf vielen Turnieren erfolgreich war – schwer enttäuscht und sprachlos macht …
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