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CBD bewährt sich bei Behandlung eines koppenden Pferdes 14.02.2023 / News
Italienische und brasilianische WissenschaftlerInnen berichten von einer 22-jährigen Quarter Horse-Stute, die ein langjähriger Kopper war und vier Wochen lang mit Cannabidiol (CBD) behandelt wurde – mit spektakulärem Erfolg.
Die in der Zeitschrift ,Veterinary and Animal Science’ veröffentlichte Fallstudie gilt als erster Bericht über den erfolgreichen therapeutischen Einsatz von Phytocannabinoiden bei Verhaltensstörungen von Pferden. Das Pferd erhielt die CBD-Behandlung über einen Zeitraum von vier Wochen. Der Besitzer gab an, dass das pensionierte Sportpferd die stereotype Verhaltensweise 15 Jahre lang gezeigt habe – und dass sämtliche Bemühungen, die Situation zu verbessern, erfolglos geblieben seien. Dazu gehörten die Verwendung einer speziellen Halskrause, Veränderungen in der Haltung, Ernährungsumstellungen bis hin zur Verabreichung von Beruhigungsmitteln – nichts von alledem half nachhaltig. Die Stute war im Alter von 10 Jahren in den Ruhestand geschickt worden und hatte zu diesem Zeitpunkt bereits drei Jahre lang gekoppt.
Stereotypien sind Verhaltensstörungen, die sich im Regelfall wiederholen und für das Tier keinen offensichtlichen Nutzen haben. Solche Verhaltensstörungen bei Pferden können ein Indikator für schlechtes Wohlbefinden sein.
Rodrigo Zamith Cunha und seine KollegInnen der Universität von Bologna (Italien) sowie der Universität von Sao Paolo (Brasilien) erläuterten in ihrer Studie, dass von Cannabisarten abgeleitete Moleküle unter verschiedenen medizinischen Bedingungen untersucht wurden. Das therapeutische Potenzial von Phytocannabinoiden hängt mit der Wirkung von Delta-9-Tetrahydrocannabinol, Cannabidiol (CBD) sowie anderen Verbindungen zusammen. Cannabidiol entfalte innerhalb des Zentralnervensystems vielfältige Wirkungen bzw. Aktivitäten, etwa anxiolytische (zur Behandlung von Angstzuständen), antidepressive, antipsychotische, krampflösende und entzündungshemmende. Sie stellten fest, dass einige Studien der jüngeren Vergangenheit die potenzielle und erfolgreiche therapeutische Verwendung von Phytocannabinoiden auch in der Veterinärmedizin gezeigt haben.
Das Forscherteam merkte an, dass derzeit keine speziellen, aus Cannabis gewonnenen Tierarzneimittel in der Europäischen Union (EU) oder Nordamerika zugelassen seien. Der Off-Label-Use von Humanarzneimitteln bei Tieren kann aber in bestimmten EU-Ländern oder in den USA erlaubt sein, wenn von der EU bzw. der USFDA zugelassene Produkte verwendet werden – die Anwendung liege dann im Verantwortungsbereich der behandelnden Tierärzte.
In ihrem Fallbericht wurde die Quarter Horse-Stute mit einem kommerziell erhältlichen isolierten CBD-Produkt in einer Dosis und Häufigkeit behandelt, die auf früheren Fallberichten und tierärztlichen pharmakologischen Studien basierten. Während der Behandlung gab es keine Veränderungen in der Futterqualität oder -quantität oder im Tagesablauf des Pferdes.
Bereits eine Stunde nach der ersten oralen Verabreichung des CBD-Präparats zeigte die Stute einen verbesserten Appetit und ein gesteigertes Futtersuchverhalten. Zwischen der ersten und der zweiten Behandlungswoche wurde eine signifikante Abnahme der Stunden, während denen das Pferd koppte, bei einer anhaltenden Verbesserung des Appetits beobachtet. Das Pferd wurde unter anderem auf Koliken, Lethargie, Appetitlosigkeit, Schwankungen der Körpertemperatur, Durchfall, Herz- und Atmungs-Störungen bzw. -Schwankungen überwacht, aber nichts dergleichen wurde beobachtet.
Den Behandlungserfolg darf man durchaus als spektakulär bezeichnen: Wurde vor der Behandlung (Tag 0) das Koppen noch an durchschnittlich 16 Stunden pro Tag beobachtet, so waren es an Tag 1 nur noch 6 Stunden und an Tag 3 nur noch 2 Stunden. In Woche 4 wurde die Verhaltensstörung sogar nur noch eine halbe Stunde pro Tag registriert, also sehr selten.
Durchschlagender Behandlungserfolg: Grafik a zeigt den Rückgang der Stunden, die mit der Verhaltensstörung Koppen vor, während und nach der Verabreichung von CBD verbracht wurden. Der Wert von Tag 0 ist der Durchschnitt der täglich mit Stereotypie verbrachten Stunden der 7 Tage vor der Therapie. Grafik b zeigt die Gewichtszunahme während der Therapie mit Cannabidiol. Grafik: Rodrigo Zamith Cunha et.al.
Weitere positive Effekte blieben ebenfalls nicht aus: Nach 30 Tagen hatte sich der Körperzustand des Pferdes verbessert, ebenso der Zustand des Fells. Darüber hinaus berichteten der Pfleger und die Besitzer von positiven Veränderungen im Verhalten der Stute, die sich von einer niedergeschlagenen und depressiven Haltung zu einer fröhlichen und aufmerksamen Haltung entwickelte.
Nach Abschluss der Behandlung hielt das Team noch weitere drei Wochen lang zweimal wöchentlich telefonischen Kontakt mit den Besitzern. Diese berichteten, dass der Behandlungserfolg auch nach Beendigung der medikamentösen Therapie anhielt und die Stute weniger als 1 h/Tag koppte, also drastisch weniger als zuvor.
Beim letzten telefonischen Kontakt mit den Besitzern erfuhr man leider von einem unvorhersehbaren und tragischen Ereignis: Die Pferdebesitzer informierten das Forscherteam darüber, dass die Stute nach einem traumatischen Beinbruch leider eingeschläfert werden musste. Es war ein bedrückender Schlusspunkt dieser Untersuchung, auch wenn der Vorfall mit hoher Sicherheit mit der CBD-Anwendung in keinerlei Zusammenhang stand.
Bild a zeigt die ungleichmäßige Abnutzung und Erosion der oberen und unteren Schneidezähne aufgrund des Koppens. Foto b zeigt die Verhaltensstörung: Die Stute stand dabei immer an der Rückseite ihrer Box, stützte ihren Kopf auf die Boxentüre und knabberte daran. Die Bilder c bis e zeigen die körperliche Entwicklung der Stute vor, während und nach der CBD-Therapie; klinischer Besuch 1 Woche vor der Behandlung, Body Score 2, wo man die Knochenstrukturen sehen und fühlen kann, obwohl eine dünne Muskelschicht vorhanden ist (Bild c); drei Wochen nach Beginn der oralen Einnahme von CBD mit sichtbarem Muskelaufbau und Fettablagerung (Bild d); 45 Tage nach Behandlungsbeginn Bodyscore Grad 4 mit deutlicher Gewichts- und Fellverbesserung (Bild e). Fotos: Rodrigo Zamith Cunha et.al.
Trotz dieses unglücklichen Endes der Pilotstudie zog das Forscherteam ein positives Resümee: „Dieser Fall verdeutlichte den möglichen Einsatz von CBD in Fällen, in denen herkömmliche Therapien bei Verhaltensstörungen keinen Erfolg hatten. Es war der Wunsch der Autoren, dass die Beschreibung dieses Falls dazu beitragen würde, weitere Forschungen zur Verwendung von Phyto- und Endo-Cannabinoiden nicht nur bei Pferden, sondern auch bei anderen Tierarten anzuregen. Die bei dem Pferd in diesem Bericht verwendete Dosierung betrug etwa 0,5 mg/kg/Tag und hat sich als wirksam bei der erfolgreichen Behandlung und Behandlung der Verhaltensstörung erwiesen, es liegen jedoch nur wenige Informationen über das beste Dosierungsschema für Pferde vor. Umfangreiche Forschung und klinische Studien sind erforderlich, um die Bioverfügbarkeit, Dosierung und Arzneimittelwechselwirkungen bei Pferden sowie die potenzielle Verwendung für bestimmte Pathologien zu ermitteln.“
Und weiter: „Die Ergebnisse nach 30 Tagen Therapie waren positiv, und die Besitzer sahen nach Beendigung der Behandlung keine Verhaltensregression. Nach bestem Wissen der Autoren ist dies der erste veröffentlichte Fall, der die erfolgreiche Behandlung und das Management eines chronisch koppenden Pferdes mit der oralen Verabreichung von CBD beschreibt, wodurch das Wohlbefinden und die Lebensqualität verbessert wurden."
Die Studie „The use of cannabidiol as a novel treatment for oral stereotypic behaviour (crib-biting) in a horse" von Rodrigo Zamith Cunha, Letícia Locatelli Felisardo, Giulia Salamanca, Gabriela Gomes Marchioni, Orlando Iazzetti Neto und Roberto Chiocchetti wird in der März-Ausgabe 2023 des Journals ,Veterinary and Animal Science' erscheinen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
KommentareBevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...Weitere Artikel zu diesem Thema:02.08.2022 - CBD-Öl reduziert Transportstress bei Pferden
CBD-Öl reduziert Transportstress bei Pferden 02.08.2022 / News
In der Studie bestätigte sich der beruhigende, entspannende Effekt von CBD-Ölen bei Pferden, die besonderen Stressfaktoren ausgesetzt waren. / Symbolfoto: Archiv/Gundula Lorenz
Ein kommerzielles CBD-Öl konnte das Stresshormon Cortisol bei Pferden während eines Transports signifikant senken – und das ohne negative Langzeitfolgen für die Pferde, wie eine Studie der Tarleton Universität in Texas (USA) ergab.
Die Studie wurde an der Tarleton State University in Stephenville, einem Mitglied des Texas A&M-Universitätsverbunds, durchgeführt, wobei für die Tests ein kommerzielles CBD-Öl der Fa. HempMy Pet, die sich auf CBD-Produkte für Hunde, Katzen und Pferde spezialisiert hat, verwendet wurde. CBD oder Cannabidiol ist nicht berauschend und einer von mehreren sekundären Pflanzenstoffen, die in der Pflanze Cannabis sativa vorkommen.
Die Tarleton Universität verwendete das Full Spectrum Abacus CBD-Öl des Unternehmens, um festzustellen, ob es Pferden einen besseren Umgang mit Stressfaktoren ermöglichen, das Verletzungsrisiko während des Transports und beim Handling minimieren und die Überstimulation des Hypothalamus (die zentrale Schaltstelle im Gehirn für die Ausschüttung von Hormonen) begrenzen kann.
Die Ergebnisse waren , wie die Firma in einer Presseinformation mitteilte, eindeutig: Die Auswertung der erhobenen Daten ergab, dass der Spiegel des Stresshormons Cortisol während des Transports abnahm – und dass es bei beiden Dosierungen keine lang anhaltenden Wirkungen bzw. Spätfolgen des CBD gab, die Verabreichung also in dieser Hinsicht absolut unbedenklich war.
Die Forschung zeigte weiters, dass höhere CBD-Dosen (0,6 mg pro Kilogramm Körpergewicht) im Vergleich zu niedrigeren CBD-Dosen (0,3 mg pro Kilogramm Körpergewicht) insgesamt wirksamer waren. In beiden Dosierungen war CBD nach 24 Stunden nicht nachweisbar, wobei die höchsten Konzentationen im Blut vier Stunden nach Verabreichung der Dosis gemessen wurden.
Ein weiteres spannendes Ergebnis: Es wurde kein Unterschied in der Wirkung von CBD bei männlichen und weiblichen Pferden beobachtet, aber es gab eine Verlängerung der Fresszeiten sowohl bei den niedrigen als auch bei den höheren CBD-Dosierungen – wobei die höhere Dosierung im Vergleich zur niedrigeren Dosierung eine nochmals deutlich längere Fütterungszeit zur Folge hatte.
Pferde können durch verschiedene Umweltreize, aber auch durch Haltung, Transport oder Training einer erhöhten Stressbelastung ausgesetzt sein, was zu gesundheitlichen Problemen und unerwünschten Verhaltensänderungen führen kann, etwa zu stereotypen Verhaltensweisen wie Koppen etc., im Extremfall auch zu Selbstverletzungen und erhöhter Aggression. CBD hat in früheren Studien an Hunden und Mäusen gezeigt, dass es die Angst und die damit verbundene Stressbelastung bei einer Vielzahl von Reizen verringert, und die Forscher hofften deshalb darauf, ähnliche Ergebnisse bei Pferden beobachten zu können – was sich auch bewahrheitete.
Dr. Kimberly Guay, außerordentliche Professorin in der Abteilung für Pferdewissenschaften in Tarleton, hat die Verwendung von CBD bei Tieren, einschließlich Pferden, untersucht und auch die aktuelle Studie geleitet: „Mein Forschungsziel ist es, so viele Projekte wie nötig durchzuführen, um die physiologischen und Verhaltensreaktionen von Tieren besser zu verstehen, wenn sie CBD und Nebenprodukte der Hanfverarbeitung wie Hanfsamenmehl konsumieren. Es ist wichtig, die Unterschiede zwischen diesen Produkten zu erkennen, damit wir sie kategorisieren und auf sichere und nützliche Weise verwenden können. Es gibt noch viel zu tun, und wir werden daher weiterforschen und die Wissenslücken, die es bezüglich dieser Produkte bei unseren Tieren noch gibt, zu schließen.“ Dr. Guay lobte ausdrücklich auch die Fa. HempMy Pet dafür, dass es eine verantwortungsbewusste und gewissenhafte Entscheidung getroffen hat, seine Produkte einer unvoreingenommenen Analyse zu unterziehen.
Natalie Mondine, Mitbegründerin und Chief Operating Officer von HempMy Pet, sagte, die Arbeit in Tarleton sei die zweite klinische Studie, an der das Unternehmen beteiligt sei, aber die erste, die es mit Pferden durchgeführt habe. Sie zeigte sich mit den Ergebnissen überaus zufrieden:„Von der Tarleton University angesprochen zu werden, um an einer Studie mitzuarbeiten, war für uns sehr aufregend, da es zeigt, dass das Interesse an den therapeutischen Vorteilen von Hanfprodukten berechtigt ist und eine Zukunft in der Medizin hat. Wenn wir uns die Wissenschaft und Daten hinter all der bisherigen Forschung ansehen, ist es unmöglich zu ignorieren, dass CBD und andere Hanfderivate eine überwältigende positive Wirkung auf eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen haben und eine echte Alternative zu bisherigen Arzneimitteln darstellen.“
08.03.2022 - Grundlagen-Studie zu CBD bei Pferden vorgestellt
Grundlagen-Studie zu CBD bei Pferden vorgestellt 08.03.2022 / News
CBD – oft in Form eines Öls verabreicht – soll vielfältige positive Wirkungen auf Pferde haben, doch die wissenschaftliche Basis der Anwendungen ist bislang dünn ... / Symbolfoto: privat/Gundula Lorenz
Die Verwendung von CBD bei Pferden erlebte in den letzten Jahren einen wahren Boom – dem aber weitgehend die wissenschaftliche Basis fehlt. Nun liegt eine erste Grundlagen-Studie der Colorado State University vor – die Pferdebesitzern durchaus Hoffnung machen kann: CBD wird vom Pferdeorganismus gut aufgenommen und toleriert, ist also grundsätzlich auch für Pferde ,bioverfügbar’.
Cannabidiol – kurz CBD – hat in den letzten Jahren nicht nur im Humanbereich, sondern auch in der Pferde-Community für viel Aufsehen gesorgt und großes Interesse auf sich gezogen. CBD – das aus der Cannabis-Sativa-Pflanze gewonnen wird und ein chemischer Verwandter von THC (Tetrahydrocannabinol) ist, aber ohne dessen psychoaktive Wirkungen – wird mittlerweile in vielfacher Form angeboten und beworben. Hersteller von Futtermittelergänzungen preisen CBD-Produkte als wahre Wundermittel an, sie sollen das Immunsystem stärken, Entzündungen und Infektionen bekämpfen, das Verdauungssystem unterstützen, schmerzlindernd wirken, Verspannungen und Verletzungen lindern und sogar bei Pferden, die an Cushing oder dem Head-shaking-Syndrom leiden, hilfreich sein.
In vielen Anekdoten und Kommentaren werden derartige Wirkungen bestätigt – doch die Wissenschaft hinkt diesen enthusiastischen Erfahrungsberichten leider weit hinterher, und so gibt es bis heute kaum verlässliche Daten in Bezug auf Sicherheit, Wirksamkeit und angemessener Dosierung von CBD bei Pferden. Nur eine einzge Studie aus dem Jahr 2019, durchgeführt von Kahterine Ellis und Erin Contino von der Colorado State University (CSU), konnte die positive Wirkung von CBD nachweisen – allerdings umfasste diese Untersuchung nur ein einziges Pferd, nämlich eine vier Jahre alte Quarter Horse-Stute, die an extremer Berührungsempfindlichkeit litt und deren Symptome nach nur zweitägiger Behandlung verschwanden (hier der Link zur Studien-Zusammenfassung).
Es gibt also allen Grund, den erschreckend geringen Forschungsstand gründlich aufzubessern – und einen ersten wichtigen Schritt dazu hat nun Dr. Alicia Yocom, Tierärztin für Pferdesportmedizin an der Colorado State University in Fort Collins, getan: Sie hat sich mit Kollegen des Veterinary Teaching Hospital der CSU zusammengetan, um eine erste Grundlagen-Studie vorzulegen und die Aufnahme von CBD im Körper des Pferdes (also seine „Pharmakokinetik“, wie dies im Fachjargon heißt) zu untersuchen, gleichzeitig sollten auch erste Daten zur Sicherheit von CBD-Interventionen erhoben werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit präsentierte Dr. Yocom auf der „American Association of Equine Practitioners Conference 2021“, die vom 4. bis 8. Dezember 2021 in Nashville, Tennessee, stattfand und über die das Portal TheHorse.com kürzlich berichtete.
Im Rahmen der Studie wurden 12 gesunde Stuten verschiedener Rassen entweder einer Testgruppe mit niedriger Dosierung oder einer mit hoher Dosierung zugeordnet: Die Niedrigdosis-Pferde erhielten 1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, während die Hochdosis-Pferde 3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht erhielten, und zwar jeden Tag für einen Zeitraum von sechs Wochen. Yocom stellte fest, dass dies höhere Dosierungen waren, als verschiedene CBD-Ergänzungshersteller üblicherweise empfehlen.
Am ersten Tag erhielten alle Stuten ihre volle Dosis in einer Portion. Dann entnahm das Forschungsteam zu acht Zeitpunkten innerhalb der ersten 24 Stunden Blutproben, um den CBD-Spiegel zu messen. Sie sammelten auch Synovialflüssigkeit (also Körperflüssigkeit in Gelenken) aus der Handwurzel (Knie) und testeten sie 12 und 24 Stunden nach der ersten Dosierung auf CBD. Für die verbleibenden sechs Wochen der Studie wurde die Dosis in zwei Portionen aufgeteilt, die jeweils 30 Minuten nach Fütterung einer Ration Kraftfutter verabreicht wurden. Die Verabreichung von CBD nach dieser Mahlzeit hatte einen bestimmten Grund, wie Dr. Yocom erklärte: Die Ergebnisse einer Humanstudie haben gezeigt, dass CBD nach einer fettreichen Mahlzeit besser vom Organismus aufgenommen wutfr, die sogenannte „Bioverfügbarkeit“ also verbessert war. Die Stuten erhielten außerdem jeden Tag standardmäßig 2 % ihres Körpergewichts an Heu.
Die Forscher überwachten die Pferde täglich auf Veränderungen in Haltung, Appetit und Kot- bzw. Harnabgabe. Alle zwei Wochen führten sie Untersuchungen durch und nahmen Blut ab, wobei sie nach Veränderungen der Gesundheit, der Anzahl der weißen Blutkörperchen und der wichtigsten Parameter der Blutchemie, einschließlich der Leberenzyme, suchten. Sie zeichneten auch die CBD-Spiegel im Blutplasma nach zwei und vier Wochen auf und entnahmen nach fünf Wochen erneut Synovialflüssigkeit.
Um die Studie nach der letzten Dosis abzuschließen, entnahm das Team innerhalb von 24 Stunden erneut acht Mal Blutproben. Blutproben wurden 24, 48 und 96 Stunden nach der letzten Dosis wiederholt, um zu bestimmen, wie lange CBD nach sechs Wochen kumulativer Dosierung im Körper verbleibt. Die Forscher nahmen 10 Tage nach Ende der Studie eine letzte Blutprobe, um die Parameter der Blutchemie abschließend zu bewerten.
Dr. Yocom sagte, sie und ihre Kollegen hätten bestätigt, dass CBD bei oraler Verabreichung für Pferde bioverfügbar sei – also im Organismus des Pferdes tatsächlich ankommt und dort auch wirken kann. Untersuchungen und tägliche Beobachtungen bei Stuten aus beiden Gruppen zeigten keine sichtbaren negativen Auswirkungen und auch keine nennenswerten Verhaltensänderungen. Die Blutchemie ergab jedoch, dass bei 8 der 12 Pferde erhöhte Leberenzyme auftraten, die sich während oder kurz nach Beendigung der Studie aus noch unbekannten Gründen wieder normalisierten. Ein weiteres Rätsel war ein signifikanter Abfall des Blutkalziums (bekannt als Hypokalzämie) bei allen 12 Stuten, obwohl „ionisiertes Kalzium“ (das Kalzium im Blut, das nicht an Protein gebunden ist, auch bekannt als freies Kalzium) innerhalb normaler Grenzen blieb. Die Veränderung des Kalziums stellte keine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit dar, wie Dr. Yocom feststellte – und der Spiegel normalisierte sich wieder, als das CBD-Präparat abgesetzt wurde.
Yocom teilte mehrere zusätzliche Erkenntnisse mit, die ihr Team aus der Studie gewonnen hat:
– CBD-Plasmakonzentrationen neigen dazu, vier bis fünf Stunden nach der Fütterung ihren Höhepunkt zu erreichen; die therapeutische Anwendung könnte entsprechend zeitlich festgelegt werden.
– Das empfohlene Dosierungsintervall beträgt alle 12 Stunden.
– CBD kann 24 Stunden oder länger im System des Pferdes verbleiben (bei einigen Studienpferden war es sogar noch 96 Stunden nach der letzten verabreichten Dosis nachweisbar).
– CBD war nach fünf Wochen konsistent in Synovialflüssigkeit nachweisbar, wenn es mit 3 mg/kg verabreicht wurde, aber nicht mit 1 mg/kg, was auf eine kumulative und dosisabhängige Wirkung hindeutet.
– Die CBD-Spiegel im Pferdeplasma waren im Vergleich zu denen, die bei Hunden und Menschen nach ähnlichen Dosierungsperioden gemessen wurden, tendenziell niedrig.
Basierend auf diesem neuen Verständnis, wie Pferde Cannabidiol verstoffwechseln und tolerieren, werden sich die Forscher künftig darauf konzentrieren, ob CBD auch tatsächlich seine therapeutischen Versprechen einlöst, so Dr. Yocom abschließend. Und es sind wohl genau diese Studien, auf die man auch in der Pferde-Community mit großer Spannung – und auch mit großen Hoffnungen – wartet ...
04.06.2020 - Gundulas Blog: CBD für meine Pferde, ein Erfahrungsbericht
Gundulas Blog: CBD für meine Pferde, ein Erfahrungsbericht 04.06.2020 / Blogs
Jedes Pferd bekam pro Tag acht Tropfen eines CBD-Öls, und das drei Wochen lang. / Foto: Gundula Lorenz
Gundula Lorenz ist von Kindheit an mit Pferden verbunden, geprüfter Behindertenreitlehrwart (heute „Lehrwart für integratives Reiten“) und hat sich viele Jahre intensiv mit der funktionellen Anatomie und dem Bewegungsapparat des Pferdes beschäftigt. Sie besuchte die Fachschule für osteopathische Pferdetherapie von Barbara Welter Böller und entwickelte das Konzept Equino FIT® – ein ganzheitliches Trainings- und Ausbildungsprogramm für Reiter und Trainer, bei dem unphysiologische und verbrauchende Bewegungsmuster vermieden, Selbstheilungskräfte unterstützt und ein harmonisches Miteinander von Mensch und Tier gefördert werden sollen. In ihre Arbeit und ihre vielfältigen Erfahrungen bei der Pferdeausbildung gibt sie auf ihrem ProPferd-Blog Einblick!
Vor einigen Monaten sprach mich eine Tierärztin an, ob ich nicht Lust hätte, bei Verlaufsanalysen mit Cannabidiol (CBD) mitzumachen. Pferde mit Problemen in ihrem Bewegungsapparat (Arthrose, shivering u.a.), aber solche, die ein sehr instabiles Nerven Kostüm haben, wären geeignete Kandidaten und sollten über einen gewissen Zeitraum – gleichsam als Kur – CBD-Tropfen erhalten. Dabei würde man beobachten, ob es eine Veränderung gibt.
Meine spontanen Bedenken hinsichtlich Cannabis, Hanf und Drogen wurden sofort zerstreut: CBD ist gleichsam der positive, heilsame Inhaltsstoff von Hanfpflanzen und wird in vielfältiger Weise medizinisch und pharmazeutisch genutzt – nicht zu verwechseln mit THC, der eine berauschende Wirkung entfaltet und daher ab einer bestimmten Konzentration auch unter das Suchtmittelgesetz fällt. Ich könnte ganz beruhigt sein, meinte meine Tierärztin, es gehe ausschließlich um CBD und nicht um THC – und so sagte ich zu, denn meine Neugierde überwog.
Ich suchte Pferde aus, deren Geschichte ich gut kannte und die ich immer wieder sah, damit ich eine Verlaufsanalyse machen konnte.
– Ein Wallach mit 26 Jahren, Kniearthrose beidseits, und sicher auch schon andere Wehwechen in dem Alter. Auch hatte er einen Botulismus überlebt und immer wieder mit Darmproblematiken zu kämpfen. An sich war ich aber mit der Vorgeschichte und der jetzigen Bewegung sehr zufrieden. Er bekam auch keine Schmerzmittel und war durch gezieltes Bewegen in seiner Geschichte sehr stabil.
– Eine Stute, deren Nervenkostüm nicht immer das einfachste ist. Die bei der kleinsten Veränderung gleich die Nerven schmiss und sich mehr aufschaukelte als wieder beruhigte. Ignorierte man ihr nervliches Desaster, zog sie sich in ihr Schneckenhaus zurück und war quasi nicht anwesend für diese Welt. Natürlich hatte auch sie ihre Vorgeschichte.
– Als drittes wählte ich ein Pferd, dass leicht Mauke, Hautauschläge bzw schuppige Haut mit Haarverlust bekam. Seine Hinterbeine nicht immer unter Kontrolle hatte, damit meine ich, beim Losgehen oder auch Hufe auskratzen mal hochreist, sobald er aber in Bewegung ist, nicht mehr auffällig ist. Seine Problematik mit der Hinterhand ist eine Herausforderung für jeden Hufschmied.
Hanf, aus dem CBD gewonnen wird, zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Erde. Die einzelnen Bestandteile der Pflanze – Fasern, Samen, Blätter und Blüten – werden ungenauerweise auch als Hanf bezeichnet. Aus den Pflanzenteilen können verschiedene Produkte hergestellt werden, z.B. aus den Stängeln Seile, aus Samen Speiseöl, aber auch aus getrockneten Blättern und Blüten Haschisch und Marihuana (Rauschmittel)
Hanf spielt als nachwachsender Rohstoff eine wichtige Rolle in der Textilindustrie und auch in der Bauwirtschaft und kann sowohl als Rauschmittel als auch als Arzneimittel verwendet werden. Je nachdem wie und welche Teile der Pflanze verarbeitet werden.
CBD ist ein Bestandteil aus der weiblichen Hanfpflanze. Es wirkt entzündungshemmend, entkrampfend und angstlösend, weist jedoch keine psychoaktive Wirkung auf. Ich war echt neugierig auf die Auswirkungen. Jedes Pferd bekam pro Tag acht Tropfen eines 12%igen CBD Öls über einen Zeitraum von ca. drei Wochen. Und schon nach drei Tagen merkte ich eine Veränderung.
Die Auswirkungen haben mich echt verblüfft. Der alte Herr wurde in seinem ganzen Gehabe jünger und man merkte eine allgemeine Verbesserung seines Zustandes, obwohl ich ja auch vorher schon sehr zufrieden damit war.
Die Stute wurde gelassener. Für sie früher schwierigeren Situationen, sah sie mit einer „rosa Brille“, und konnte so mutiger werden. Da sie ja nicht völlig zugedröhnt oder ruhig gestellt war, merkte sie, das schwierige Situationen lösbar waren. CBD half ihr mehr Gelassenheit in ihr Leben zu bringen.
Das Dritte Pferd, wurde von der Haut her schöner, sein Hinterbeinproblematik ging nicht zur Gänze weg. Doch der Hufschmied bestätigte mir, dass es um einiges leichter war, die Hufe der Hinterbeine zu bearbeiten.
Aber wie wirkt es eigentlich?
Mit der Erforschung des CBDs entdeckte man ein System im menschlichen Körper, eine Art Subsystem des Nervensystems, das u.a. Schmerzen reguliert, das Erinnerungsvermögen steuert und auch das Immunsystem kontrolliert – das Endocannabinoide System. Es gibt so gut wie kein Organ im Körper, wo dieses System nicht auch seine „Finger“ im Spiel hat.
In dem Buch „Cannabis und Cannabidiol (CBD) richtig anwenden“ von A. Wanitschek und S. Vigl fand ich einen netten Vergleich: Stellt man sich den Körper wie ein großes Hotel vor, in dem mehrere Reisegruppen erwartet werden, so koordiniert das Endocannaboide System den reibungslosen Ablauf. Es sorgt für die richtige Anzahl von Sitzplätzen im Speiseraum, dass Animateure Schwimmnudeln entstauben und Kuschelrock-CDs ausgraben, der Küchenchef sein Team verstärkt und genug einkauft usw …. In diesem komplexen Ablauf ist die Koordination das A und O. Und so ist es auch in Körper, ob bei Mensch oder Tier. Nur sind es hier nicht, wie im Hotel, ein paar Dutzend Arbeitskräfte, sondern Billionen von Zellen, die gemeinsam für das Wohlergehen des Organismuses arbeiten.
Obwohl ich anfangs dem CBD Öl gegenüber eher kritisch eingestellt war, bin ich jetzt sehr überzeugt davon und setze es immer wieder mit Maßen ein.
Falls sich jemand nicht über dieses Experiment wagt, lege ich ihm den Hanf als solchen ans Herz, entweder als Samen, Öl (können Pferde nur in Maßen verstoffwechseln) oder auch schon in einem fertigen Pferdefutter, wie es z.B. GURBE (Luzerne und Hanf als Hauptbestandteil) anbietet. Denn Hanf enthält zusätzlich noch alle essentiellen Aminosäuren (Eiweißbausteine, die über die Nahrung aufgenommen werden müssen und nicht vom Körper selbst erzeugt werden können).
Eure Gundula
20.08.2018 - Studie: Koppen hilft Pferden bei der Stressbewältigung
Studie: Koppen hilft Pferden bei der Stressbewältigung 20.08.2018 / News
Die Vermutung, dass sich Pferde mit Hilfe des Koppens gleichsam selbst belohnen und so Stress-Situationen besser bewältigen können, wird durch die neue Studie untermauert. / Symbolfoto: Martin Haller
Eine neue Studie hat weitere Hinweise dafür gefunden, dass die Stereotypie des Koppens bei Pferden eine Möglichkeit darstellt, besser mit Stress umzugehen und seinen Folgen entgegenzuwirken.
Die Hyothese ist nicht neu – doch kaum zuvor waren die Beweise dafür so überzeugend: Forscher der Royal Agricultural University (RAU) in Gloucestershire und der Universität von Aberystwyth konnten bei Pferden, die an der Stereotypie des Koppens litten, eindeutige neurologische Unterschiede zu Pferden entdecken, die frei von dieser Verhaltensstörung waren.
Die Wissenschaftler konzentrierten sich bei ihrer Studie auf einen wichtigen Teil des Gehirns, nämlich das Striatum, das die Eingangsstation der sogenannten Basalganglien unterhalb der Großhirnrinde bildet und die elementare Funktionen wie Motivation, Emotion, Kognition und Bewegungsverhalten regeln und koordinieren. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Neurotransmitter Dopamin – ein Botenstoff, der u. a. für Belohnung, Motivation und Gedächtnis benötigt wird.
Im Rahmen ihrer Analyse stellten die Wissenschaftler dabei zwischen der Untersuchungsgruppe (insgesamt zehn koppende Pferde) sowie der Kontrollgruppe (zehn nicht-koppende Pferde gleicher Rasse und gleichen Geschlechts) bemerkenswerte Unterschiede hinsichtlich ihrer ,neuronalen Sensibilisierung’ fest. Diese Unterschiede deuten darauf hin, „dass die Ausführung dieser nahrungsmotivierten Verhaltensweise für das Pferd selbst-stimulierende bzw. belohnende Effekte hat“, so Autor Dr. Andrew Hemmings von der Royal Agricultural University in einem Interview mit der Zeitschrift ,Horse&Hound’.
Dr. Andrews weiter: „Auf dieser Grundlage könnten Verhaltensweisen wie das Koppen es Pferden ermöglichen, mit stressreichen Situationen besser fertig zu werden – genauso wie Menschen belohnende Aktivitäten oder Dinge nutzen, um den Auswirkungen von Stress entgegenzuwirken.“ Dies werfe natürlich, wie auch andere Untersuchungen gezeigt haben, „eine Reihe von Fragen hinsichtlich des Pferdewohls auf, da sich diese Verhaltensweise normalerweise unter Haltungsbedingungen entwickelt, in denen Pferden eine artgemäße Ernährung, soziale Interaktion und die Möglichkeit, sich frei zu beweigen, vorenthalten werden“.
Zudem sei es angesichts der aktuellen Studienergebnisse auch zweifelhaft, ob die physische Unterbindung von Koppen (z. B. durch Kopperriemen oder Maulkörbe, Anm.) tatsächlich eine gute Idee wäre, so Dr. Hemmings. „Aus Sicht des Pferdemanagements ist eine physische Verhinderung des Koppens nicht ratsam, da wir in eine wichtige Bewältigungsstrategie eingreifen – und dieser Eingriff das Pferd anfällig für die schädlichen und auch leistungsmindernden Auswirkungen von Stress machen könnte.“
Die Untersuchung „Causal and functional interpretation of mu- and delta-opioid receptor profiles in mesoaccumbens and nigrostriatal pathways of an oral stereotypy phenotype" von Dr. Andrew Hemmings, Dr. Matthew O.Parker, Dr. Catherine Hale und Dr. Sebastian D. McBride ist in der Zeitschrift ,Behavioural Brain Research' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
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