Die „World Bitless Association“ hat beim Pferdesport-Weltverband FEI den formellen Antrag gestellt, die Verwendung moderner gebissloser Zäumungen bei Turnieren zu erlauben, insbesondere in der Dressur.
Der Antrag der Vereinigung „World Bitless Association“, die sich für die Gleichstellung von Pferden mit gebissloser Zäumung einsetzt, führte für sein Anliegen umfassende wissenschaftliche Belege ins Treffen. Der Veterinärdirektor der FEI, Göran Åkerström, bestätigt, dass ein Treffen mit dem Geschäftsführer von World Horse Welfare, Roly Owers, gemeinsam mit den zuständigen FEI-Beamten einberufen wurde, um den Antrag und die vorgelegten Beweise zu prüfen.
Die von der Vereinigung vorgelegten Daten beinhalten auch Erkenntnisse aus einem Report FEI-Ethik- und Pferdewohl-Kommission, in dem ReiterInnen ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Verwendung und des Missbrauchs von Gebissen und der damit verbundenen möglichen Beeinträchtigung des Pferdewohls geäußert hatten.
Die Kommission hatte Ende 2022 auch weitere Empfehlungen zu Zaumzeug und Ausrüstung präsentiert und darin vorgeschlagen, dass Kandaren in der Dressur nicht länger obligatorisch und im Grand Prix optional sein sollten.
Es listete auch eine ganze Reihe von Punkten auf, die sich alle auf die Folgen von Gebiss-Schmerzen in der einen oder anderen Form bezogen. Der erste Punkt in den unterstützenden Informationen, der sich auf Untersuchungen aus den Jahren 1999 und 2021 bezieht, stellt fest, dass Gebisse zwar äußerst effektiv sein können – vor allem, wenn sie mit entsprechender Sorgfalt verwendet werden – dass aber insbesondere schärfere Gebisse bzw. Gebisse mit starker Hebelwirkung ein Risiko für das Tierwohl darstellen, da sie an Zunge, Laden und Gaumen des Pferdemauls erheblichen Schaden verursachen können. Gebisse können zudem direkte Schmerzen und Konfliktverhalten auslösen.
Die Vereinigung stellte weiters fest, dass die Kommission 27 wissenschaftliche Publikationen bzw. Studien auflistete, die sich fast alle auf Schmerzen im Maul, Verletzungen, Stress und/oder Konfliktverhalten aufgrund des Gebisses bezogen.
In ihrem Antrag auf Regeländerung verwies die „World Bitless Association“ auch auf die zunehmende, von Experten begutachtete Literatur über die nachteiligen physischen und psychischen Befunde bei der Verwendung von Gebissen, die nochmals verschlimmert werden, wenn sie im Rahmen aversiver Trainingspraktiken eingesetzt werden. Es ist, so ihr expliziter Befund, ein ernstes Problem des Pferdewohls.
Basierend auf der begutachteten Literatur, den eigenen Erkenntnissen der Kommission und der weltweiten Umfrage der „World Bitless Association“ aus dem Jahr 2020, in der 93 % der Reiter der Meinung waren, dass gebisslose Zäumungen im Pferdesport erlaubt sein sollten, forderte sie die Zulassung derartiger Zäumungen und bat die FEI, eine formelle Prüfung einzuleiten.
Zu den wichtigsten Beweismitteln, welche die Vereinigung vorgelegt hat, gehörten die Erhebungen der Wohlfahrtskommission, Schlüsseldokumente und zitierte Beweise sowie mehrere Berichte. Die Beweise seien eindeutig, sagte der Verband. „Gebissschmerzen sind dem Wohlergehen des Pferdes abträglich. Das Gebiss birgt ein Schmerzrisiko und für einige Pferde kann ein Gebiss aus verschiedenen Gründen nicht toleriert werden. Aus diesem Grund glauben wir, dass – wenn wir wirkliche Fortschritte für das Wohlergehen der Pferde sehen wollen – die Option, auf Gebiss zu verzichten, jetzt umgesetzt werden sollte.“
Und weiter: „Nachdem die FEI und die nationalen Verbände beschlossen haben, das Rasieren der Tasthaare im Jahr 2021 aus Tierschutzgründen zu verbieten, hoffen wir, dass nun die Beweise in Bezug auf Tierschutzfragen im Zusammenhang mit Gebissen akzeptieren, die ein weitaus größeres Tierschutzrisiko darstellen – und dass gebisslose Trensen als Option im Pferdesport zugelassen werden.“
Die „World Bitless Association“ (WBA) ist eine in Großbritannien ansässige, eingetragene Wohltätigkeitsorganisation, die eine Gleichstellung von Pferden und Reitern mit und ohne Gebiss erreichen möchte. Es setzt sich daher bei Pferdesportverbänden auf der ganzen Welt für entsprechende Regeländerungen ein und arbeitet auch daran, das damit verbundene Wissen zu verbessern und die Pferdewohl-Standards durch speziell geschulte Trainer weltweit zu erhöhen.