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Übergewicht allein ist kein zuverlässiger Indikator für das Hufrehe-Risiko bei Pferden
26.09.2023 / News

Übergewicht ist immer ein gesundheitliches Alarmsignal – doch das Problem einer Insulin-Dysregulation und eines erhöhten Hufrehe-Risikos betrifft nicht nur dicke Pferde, so die aktuelle Untersuchung.
Übergewicht ist immer ein gesundheitliches Alarmsignal – doch das Problem einer Insulin-Dysregulation und eines erhöhten Hufrehe-Risikos betrifft nicht nur dicke Pferde, so die aktuelle Untersuchung. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Eine neue Untersuchung zeigt, dass eine Insulin-Dysregulation (ID), die mit einem erhöhten Risiko für Hufrehe verbunden ist, bei Ponys in einem breiten Spektrum von Körperzuständen, Altersgruppen und Trainingsniveaus anzutreffen ist – nicht nur bei übergewichtigen Tieren. Die Studie zeigte auch, dass Insulinprobleme seltener bei Ponys auftraten, die mehr Bewegung absolvierten, selbst bei geringer Intensität.


Insulin ist – so das Forscherteam einleitend – ein Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Die Freisetzung von Insulin ist das Signal für Zellen, vor allem im Muskel- und Lebergewebe, Glukose (Zucker) aus dem Blut aufzunehmen. Insulin-Dysregulation (ID) ist ein Begriff, der einen hohen Basal- oder „Ruhe“-Insulinspiegel (im Blut), eine übertriebene Insulinreaktion auf den Verzehr von Stärke und/oder Zucker sowie eine Gewebeinsulinresistenz (das Versagen der Zellen, auf Insulin zu reagieren) umfasst.

Ein Zusammenhang zwischen Insulin-Dysregulation (Insulinresistenz) und Hufrehe ist wissenschaftlich gut belegt, und die frühzeitige Erkennung einer gestörten Insulin-Regulation dürfte bei der Vorbeugung der Krankheit hilfreich sein.

In der vorliegenden aktuellen Untersuchung von Dr. Edward Knowles (Postdoktorand am Royal Veterinary College und Facharzt für Innere Medizin an der Bell Equine Veterinary Clinic) und seinen KollegInnen wurde die Insulinkonzentration im Blut von Ponys vor und 60 Minuten nach der oralen Verabreichung eines Zuckersirups gemessen (ein oraler Zuckertest). Die Serum-Insulinkonzentration nach 60 min (kurz: InsulinT60) während eines oralen Zuckertests weist auf ein zukünftiges Hufreherisiko und eine Insulin-Dysregulation (ID) hin.

Insgesamt wurden über einen Zeitraum von vier Jahren 1.763 orale Zuckertests an insgesamt 367 Ponys vorgenommen. Die Ponys wurden im Frühjahr und Herbst von den ForscherInnen aufgesucht und getestet. Sie wurden in die Studie aufgenommen, sofern sie keine Hufrehe-Symptome entwickelten.

Zum Zeitpunkt jedes oralen Zuckertests wurden verschiedene physikalische Parameter aufgezeichnet, darunter Gewicht, Größe, Körperlänge, Halslänge, Herzumfang, Bauchumfang, Körperkonditions-Score und Kammhals-Score. Besitzer/Betreuer wurden gebeten, bei jedem Besuch einen Fragebogen zu den spezifischen Merkmalen, der Ernährung, dem Management, der Dauer und Intensität des Trainings und der Gesundheit jedes Ponys auszufüllen.

Die Studie kam zu dem bemerkenswerten Schluss, dass die Zusammenhänge zwischen InsulinT60 und physischen und vom Eigentümer gemeldeten Variablen sehr begrenzt waren: Die Jahreszeit und vom Besitzer gemeldete und körperliche Merkmale erklärten nur 10–27 % der Unterschiede im InsulinT60-Risikostatus der untersuchten Ponys.

Die Ergebnisse stützen frühere Arbeiten, die darauf hindeuteten, dass die Bewertung des Körperzustands allein nicht ausreicht, um den Status einer Insulin-Dysregulation (ID) zu bestimmen – und unterstreichen den Wert der Verwendung eines oralen Zuckertests zur Überprüfung des ID-Status.

Autor Edd Knowles: „Unsere Arbeit hat gezeigt, dass zwar physische und vom Besitzer gemeldete Merkmale zur Identifizierung von Ponys mit einem höheren Risiko einer Identifizierung verwendet werden können, Tierärzte die nähere Prüfung einer Insulin-Dysregulation jedoch nicht auf Ponys beschränken sollten, bei denen diese Risikofaktoren vorhanden sind. Dadurch würde die Identifizierung von Ponys mit mittlerem bis hohem Reherisiko verfehlt.“

Das zentrale Resümee der Untersuchung: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wahrscheinlichkeit einer erhöhten Reaktion auf einen oralen Zuckertest (InsulinT60) auf der Grundlage saisonaler, körperlicher oder vom Besitzer gemeldeter Daten nicht sicher angenommen oder ausgeschlossen werden kann. Tierärzte müssen sich darüber im Klaren sein, dass ein hoher InsulinT60-Wert bei Ponys bei unterschiedlichsten Körperzuständen, Altersgruppen und Belastungsniveaus auftreten kann. InsulinT60 ist ein komplexes Merkmal, das unabhängig mit vielen Variablen verbunden ist, einige davon mit saisonalen Wechselwirkungen. Veränderbare Faktoren waren mit einem gesünderen Stoffwechsel-Phänotyp verbunden, aber auch nicht veränderbare Faktoren wie Alter und Rasse waren wichtige erklärende Variablen.“

Die Studie weist zudem auf einen weiteren wichtigen Punkt hin – dass nämlich relativ kleine Steigerungen der Trainingsroutinen für Pferde deutliche gesundheitliche Vorteile bringen können. So gehörten 18 % der Proben von Ponys, von denen berichtet wurde, dass sie keine Trabübungen machten, zur InsulinT60-Hochrisikokategorie, verglichen mit nur 9 % der Proben von Ponys, die lt. den Aufzeichnungen immerhin 1–2 Stunden Trabarbeit pro Woche absolvierten. Es kann also schon ein wenig mehr Bewegung für Pferde und Ponys einen eindeutigen gesundheitlichen Unterschied machen.

Dieses Ergebnis stützt auch frühere Untersuchungen zu den Vorteilen von Übungen mit geringer Intensität, die in Zusammenarbeit mit der WALTHAM® Equine Studies Group durchgeführt wurden, die u.a. auch für den Futtermittelhersteller SPILLERS® wissenschaftlich tätig ist. „Diese Arbeit bestätigt, dass der Körperzustand zwar ein nützlicher Indikator ist, wir aber nicht einfach davon ausgehen können, dass Ponys mit offensichtlichen körperlichen Merkmalen wie Übergewicht die einzige Gruppe sind, die wahrscheinlich an einer Insulin-Dysregulation leidet“, so Sarah Nelson, Produktmanagerin von Mars Horsecare, zu der auch die Marke SPILLERS gehört: „Wir müssen mehrere Variablen berücksichtigen, wenn wir Ponys für eine nähere Prüfung ihrer Insulinreaktion auswählen, um diejenigen nicht zu übersehen, die möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Hufrehe, aber einen ‚gesunden‘ Körperzustand haben. Der Zusammenhang mit Bewegung selbst auf geringem Niveau ist auch eine wichtige praktische Managementbotschaft für Pferdebesitzer.“

Die Studie „Factors associated with insulin responses to oral sugars in a mixed-breed cohort of ponies" von Edward J. Knowles, Patricia A. Harris, Jonathan Elliott, Yu-Mei Chang und Nicola J. Menzies-Gow ist am 22. Aug. 2023 in der Zeitschrift ,Equine Veterinary Journal/BEVA' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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