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Judiths Blog: Alte Muster (Reiterfehler) verändern
17.06.2024 / Blogs

Judith Oberngruber arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden.
Judith Oberngruber arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden. / Foto: Valerie Oberreiter

Manchmal ist es zum Haareraufen – vor allem, wenn man dachte, einen Fehler überwunden zu haben, und plötzlich ist er wieder da.

Manche Pferde bleiben stur bei ihrem Erlernten. Im Falle, dass der Reiter aufgrund von Nervosität oder eines alten Musters Fehler macht, kann das durchaus eine positive Sache sein. Aber irgendwann lassen sie sich zumeist doch überzeugen, und nehmen die eigentlich störenden Hilfen an. Dann wird es noch schwerer, eine Veränderung herbeizuführen.

Mein Schimmelchen ist immer sehr bemüht, alles richtig zu machen. Wenn ich dann wegen meiner falschen Muster beginne, vor dem Sprung retour zu reiten, macht er genau das und plagt sich dann mehr schlecht als recht über das Hindernis, weil dann der Schwung fehlt und wir meistens zu dicht kommen.
Eigentlich macht er top Sprünge – wenn ich ihn im gleichbleibenden Rhythmus zum Hindernis reite und möglichst nicht störe!!! Er sieht sich die Distanz an und macht das ganz prima, ob es nun etwas weiter oder dicht wird. Wenn – ja wenn ich ihn nicht behindern würde…

Da ich durch meine Knieverletzung ein ganzes Jahr nicht Springen konnte, fehlt mir dann auch die Übung und vor allem das Vertrauen. Ganz unbewusst überfällt mich das Gefühl, ich müsse ihm „helfen“ – und schon verwirre ich ihn wieder. Denn er hatte ja bereits einen Plan.

Warum fällt es mir nur so schwer, einfach gleichmäßig weiter zu reiten?

Warum fällt es mir so schwer, still sitzen zu bleiben und nur der Bewegung zu folgen?

Hier kommen alte, störende Muster zum Tragen. Aber was sind Muster eigentlich?

Muster sind Handlungsweisen, die sich durch ein meist traumatisches Ereignis eingeprägt haben und danach häufig wiederholt wurden oder nur falsch eingelernt wurden. Diese Handlungsweise ist im Gehirn und in unseren Zellen gespeichert. Dadurch fällt es uns sehr schwer diese wieder zu verändern. Selbst, wenn es uns bereits gelungen ist, etwas anders und gut zu machen, kann das alte Muster in einer unsicheren Situation wieder hochkommen.

Nichtsdestotrotz kann man alte Verhaltensweisen verändern, bzw. überschreiben. Dabei helfen Visualisierungen, Klopftechniken und andere hilfreiche Methoden. Es immer wieder richtig zu machen und bewusst Freude darüber zu empfinden, unterstützt die „Neuprogrammierung“. Wichtig ist, mit geringen Anforderungen zu beginnen und langsam zu steigern; bei etwaigen Unsicherheiten sofort wieder einen Schritt zurückzumachen, um das positive Gefühl und nicht das alte Muster zu stärken.

Visualisierung:
Ich wiederhole gelungene Sprünge, bei denen ich ein gutes Gefühl hatte, vor meinem inneren Auge.

Bewusstsein:
Ich mache mir bewusst, was zu diesem idealen Sprung geführt hat. Was genau muss ich machen, damit es sich leicht anfühlt!

Fokus:
Ich konzentriere mich beim Anreiten in der Wendung bis zum Sprung auf die Erhaltung des Rhythmus, des gleichmäßigen, fleißigen Galoppsprungs. Ich bin in der Balance (auf meinen eigenen Beinen / mit Druck auf den Bügeln). Meine Hüfte ist locker. Die Hände wippen parallel, leicht in die Bewegungsrichtung.

Vertrauen:
Ich vertraue meinem Partner Pferd, dass er seine Sache gut macht!!!

Pferde sind großartige Wesen und versuchen immer wieder, alles richtig zu machen und uns zu unterstützen. Wenn es einmal nicht so klappt, kann es daran liegen, dass dem Pferd etwas fehlt, es Schmerzen hat oder sich noch nicht optimal selbst tragen kann (fehlende oder feste Muskulatur). Das zu erkennen ist die Aufgabe des Reiters und seines Trainers. Natürlich ist es auch möglich, dass sich bei unseren Pferden Muster eingeprägt haben, die es dann gilt mit viel Feingefühl wieder zu verändern. Wie bei allem ist es schwieriger etwas zu verändern als es von Anfang an richtig zu machen. Aber auch verrittene Pferde können zu ganz tollen Partnern werden, wenn man ihnen genug Verständnis und Geduld entgegenbringt.

Zitat:
„Wenn dein Pferd einen Fehler macht, dann suche die Ursache bei Dir.
Und solltest du sie nicht finden, dann suche gründlicher.“

Egon von Neindorff (1923-2004)

Immer wieder wahr!

Viel Freude beim Lernen (denn es hört nie auf) mit Euren Lieblingen
Wünscht
Eure
Judith

www.emotion-works.at
www.freudepferd.at


Judith Oberngruber ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.

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