Am 4. August 2024 fanden auf der Budapester Pferde-Rennbahn Kincsem Park zwei bemerkenswerte Ereignisse statt, die mit Ungarn und Österreich, mit Sisi und Pferden zu tun haben.
Österreich hat Sisi – aber Ungarn auch. Österreich hat Schönbrunn, aber Ungarn hat Gödöllö. Österreich hat Pferde – aber Ungarn hat viel mehr Pferde! Ungarn liebt Sisi abgöttisch, aber es liebt auch seine Pferde und Reiter. Darum hat Ungarn noch eine funktionale Rennbahn in Budapest, den prächtigen Kincsem Park, und genau dort feierte man 4. August zwei Events, in denen die historische Verbundenheit auf erstaunliche Weise neu aufblühte.
Geza, Sieger des Donau Derbys 2024. Foto: Archiv Martin Haller
Zum einen haben die Jockey Clubs von Österreich und Ungarn eine nachgerade sensationelle Zusammenarbeit geschafft, eine neue Idee geboren und sie erfolgreich umgesetzt. Sie erfanden – weil Österreich kein eigenes Derby mehr hat – das Donau Derby, ein hochdotiertes „klassisches“ Rennen, also eine Prüfung für dreijährige Galopper über 2400 m. Somit haben wir keines, aber Budapest dafür zwei Derbys, eins davon quasi auch unseres – auch gut. Das Derby war in einen wunderschönen Renntag eingebettet, mit zahlreichem Publikum, tollem Wetter und spannenden Rennen. Aus Wien kamen die Hoch- und Deutschmeister und spielten wunderbare Weisen aus ihrer Heimat und aus der Puszta. Aus jener kamen zwei ungarische Traditionsregimenter auf Shagya-Arabern und auf Lipizzanern (die gibt’s auch in Ungarn), in traditionelle Husarenuniformen gewandet. Sie zeigten tolle Vorführungen und brachten einen nostalgischen Hauch ins sportliche Geschehen. Das brachte keine große Überraschung: Geza, der dunkelbraune Sieger des ungarischen Derbys, das einen Monat zuvor stattgefunden hatte, galoppierte auch in der Donau-Version zu einem fulminanten Sieg. Österreicher und Ungarn lagen sich in den Armen und begossen die alte hippologische Nachbarschaft.
Doch damit nicht genug der länderübergreifenden Gemeinsamkeiten: Das bekannte Buch „Sisi – Kaiserin im Sattel“ von ProPferd-Autor Martin Haller wurde in zweijähriger Arbeit von der zweisprachigen Ungarin Emöke Ratki, unterstützt von Star-Hippologe Walter Hecker, ins Ungarische übersetzt. Die Präsentation des druckfrischen Buchs fand vor den Rennen auf der Tribüne des Kincsem Parks statt, unter großem Zulauf und in begeisterter Stimmung. Dressur-Legende Gyula Dallos, nunmehr zuständiger Ressortleiter Sport, hat ebenso gratuliert wie Eilika von Habsburg-Lothringen, die in Ungarn eine populäre „Vorreiterin“ für Jugendsport und Voltigieren ist. Sie stellte zudem das Buch vor und sprach sich für eine weitere Zusammenarbeit zwischen ungarischen Verlegern und internationalen Autoren aus; aus ihrer Feder stammte auch ein Vorwort zum Buch.
Autor Martin Haller bei der Präsentation der ungarischen Übersetzung seiner Sisi-Biographie. Foto: Archiv Martin Haller
Autor Martin Haller verwies in seiner kurzweiligen Ansprache darauf, dass die wahre Heldin des Projektes Emöke Ratki sei, denn die Übersetzung gestaltete sich wesentlich schwieriger als erwartet. „Wir haben in den letzten Monaten mehr miteinander telefoniert als mit unseren Partnern gesprochen“, witzelte der bekannte Sachbuchautor. Mit diesem Projekt wollen wir Ungarn etwas von der Freude und Pferdebegeisterung zurückgeben, die Sisi in diesem Land im Sattel erleben durfte – so das Team einstimmig.
Übrigens wird das heurige Jahr in Ungarn ganz groß gefeiert: die Galopper-Legende Kincsem, („mein Schatz“) wurde hier vor 150 Jahren geboren. Das ist für die rossnarrischen Ungarn ein perfekter Anlass, die vierbeinige Nationalheldin zu ehren; ein neu errichtetes Denkmal steht nun vor der alten Tribüne der Rennbahn, die ihren Namen trägt. Die Vollblutstute ist das – gemessen an der Zahl seiner Siege – bisher erfolgreichste Rennpferd der Geschichte: Die oft als „Wunderstute“ bezeichnete braune Ungarin gewann alle 54 Rennen, in denen sie an den Start ging.
Hinweis: Die deutsche Version des Buchs „Sisi – die Kaiserin im Sattel" von Martin Haller kann u.a. beim ,Dokumentationszentrum für altösterreichische Pferderassen' unter E-Mail hb.gawlik@aon.at bestellt werden!