Routinemäßige Impfungen können zu einem vorübergehenden Anstieg von Entzündungsmarkern im Blut führen – in dieser Phase sollten Pferde möglichst geschont werden, so das Resümee einer US-Studie.
Serumamyloid A (SAA) ist ein Akute-Phase-Protein, dessen Konzentration im Blut als Reaktion auf Infektionen, Verletzungen oder Stress rasch ansteigt. Deshalb wird SAA bei Pferden häufig als aussagekräftiger Biomarker zur Beurteilung von Entzündungen oder Infektionen herangezogen.
ForscherInnen der Abteilung für klinische Wissenschaften des ,College of Veterinary Medicine' der Kansas State University führten eine zweiteilige Studie durch, um die SAA-Reaktion auf routinemäßige Impfungen zu analysieren. Hauptautorin der Studie, die vor kurzem im ,Journal of the American Veterinary Medical Association' veröffentlicht wurde, war Dr. Cassandra M. Baumgarten.
An der Studie nahmen insgesamt 36 klinisch normale Pferde teil. 28 Pferde erhielten routinemäßige Auffrischungsimpfungen, die für Pferde in den Südstaaten der USA empfohlen werden (Tollwut, Tetanus, West-Nil-Virus, östliche und westliche Pferdeenzephalomyelitis, Equines Herpesvirus-1/-4 und Grippe). Acht Pferde erhielten Placebo-Injektionen mit Kochsalzlösung.
Das Forschungsteam führte täglich klinische Untersuchungen der Pferde durch, bei denen ihre Temperatur gemessen und Blutproben entnommen wurden, um die Serumamyloid-A-Werte (SAA) in den ersten zehn Tagen nach der Impfung zu überwachen.
Sie fanden heraus, dass geimpfte Pferde im Vergleich zur Kontrollgruppe bis zu zehn Tage nach der Impfung höhere SAA-Konzentrationen aufwiesen und sich im Allgemeinen am neunten Tag wieder normalisierten. Bei etwa 85,7 % der Pferde normalisierten sich die SAA-Werte innerhalb von zehn Tagen nach der Impfung. Bei 78,6 % der Pferde wurde nach der Impfung Fieber (Temperatur > 38,4 °C) beobachtet, es gab jedoch keine Korrelation zwischen Fieber und SAA-Konzentration.
Die Autoren weisen darauf hin, dass erhöhte SAA-Werte 10 Tage nach der Impfung und 12 bis 24 Stunden anhaltendes Fieber nicht als Krankheitsindikatoren verwendet werden können. Sie empfehlen, dass sich Ärzte bei der Beurteilung des Zustands eines Patienten nach der Impfung nicht nur auf ein oder zwei klinische Anzeichen verlassen, sondern den Patienten als Ganzes bewerten sollten. Sie geben außerdem an, dass die Messung des SAA 10 Tage nach der Impfung kein zuverlässiger Hinweis auf eine Krankheit ist.
Basierend auf ihren Erkenntnissen, dass eine Routineimpfung die SAA-Konzentration erhöht, schlagen die Autoren vor, dass Pferdebesitzer ihren Tieren eine Erholungsphase nach der Impfung ermöglichen und in dieser Zeit von zusätzlichen Belastungen wie Reisen oder Turnierteilnahmen absehen sollten.
Sie weisen auch auf die Notwendigkeit weiterer Studien hin, um die Auswirkungen von Transporten oder Wettkämpfen auf die Antikörperreaktion detaillierter zu untersuchen.
Die Studie „Serum amyloid A increases following routine vaccination of healthy adult horses" von Cassandra M. Baumgarten, Katherine M. Delph Miller, Elizabeth G. Davis, Laurie A. Beard, Christopher A. Blevins, Margo Wottowa, Melissa Hill und Robert L. Larson ist am 3. Juli 2024 im ,Journal of the American Veterinary Medical Association' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.