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Zichorie als natürliche Wurmkur für Pferde
17.09.2024 / News

Die ForscherInnen stellten fest, dass nach 45 Tagen Weiden auf dem Zichorie-Feld eine signifikante Verringerung der Parasiteneier im Pferdekot feststellbar war. Die Wirksamkeit war nur etwas geringer als die der vergleichenden Pyrantel-Behandlung, nämlich 85,5 % vs. 99,3 % beim Eizahlreduktionstest (FECR) für Zichorie bzw. Pyrantel.
Die ForscherInnen stellten fest, dass nach 45 Tagen Weiden auf dem Zichorie-Feld eine signifikante Verringerung der Parasiteneier im Pferdekot feststellbar war. Die Wirksamkeit war nur etwas geringer als die der vergleichenden Pyrantel-Behandlung, nämlich 85,5 % vs. 99,3 % beim Eizahlreduktionstest (FECR) für Zichorie bzw. Pyrantel. / Foto: Malsa et.al.

Jüngste Forschungen in Frankreich legen nahe, dass Zichorie ein vielversprechendes natürliches Entwurmungsmittel (Anthelminthikum) für Pferde ist – und beinahe so wirksam wie synthetische Medikamente.

 

Cyathostome (kleine Rotwürmer) sind die häufigsten Magen-Darm-Parasiten bei Pferden und heute die Hauptursache für parasitenbedingte Pferdekrankheiten. Die Larvenstadien dieser Würmer können die Dickdarmwand schädigen, was zu Durchfall, Koliken und Verlust der Kondition führt.

Diese Parasiten sind auch deshalb wichtig, weil sie am ehesten eine Resistenz gegen die zu ihrer Bekämpfung eingesetzten Anthelminthika entwickeln. Folglich wird von regelmäßigen Entwurmungen Abstand genommen, um die Entwicklung einer Anthelminthika-Resistenz zu verringern. Die Einschränkung des unnötigen Einsatzes von Anthelminthika ist auch aufgrund ihrer Umweltauswirkungen wichtig, insbesondere auf Insekten, die sich von Pferdemist ernähren.

Zichorie (Cichorium intybus, hierzulande auch als Gemeine oder Gewöhnliche Wegwarte bezeichnet) ist eine weit verbreitete Futterpflanze und wurde bereits auf seine potenziellen anthelminthischen (antiparasitären) Eigenschaften untersucht, insbesondere bei Wiederkäuern. Diese Untersuchungen haben gezeigt, dass bestimmte Verbindungen in Zichorie, wie Sesquiterpenlactone (SL), gegen Magen-Darm-Parasiten wirken können.

Joshua Malsa und Kollegen gingen der speziellen Wirkung von Zichorie auf die Wurmbelastung von Pferden auf den Grund – sie untersuchten, welchen Einfluss Zichorie auf die Produktion von Wurmeiern und die Larvenentwicklung im Kot bei Pferden hat, die auf Weiden mit einem hohen Zichorie-Anteil grasten. Die Ergebnisse ihrer Forschung wurde vor kurzem im ,International Journal for Parasitology: Drugs and Drug Resistance' veröffentlicht.

Für die Studie wurden 20 zweijährige Jungpferde mit natürlicher Wurmbelastung verwendet. Alle Pferde wurden auf dem Gelände geboren und aufgezogen, auf dem die Studie stattfand, und waren denselben Parasitenpopulationen ausgesetzt. Sie waren 264 Tage vor Beginn des Versuchs nicht entwurmt worden. Die letzte Behandlung war Moxidectin gewesen.

Die Pferde wurden in zwei Gruppen zu je zehn Pferden aufgeteilt und entweder auf einem Zichorie-Feld oder einem Kontrollfeld mit gemischtem Wuchs geweidet. Für jede Behandlung wurde die Weide (3,2 ha) in fünf Teilflächen (0,64 ha) aufgeteilt, die während drei Rotationszyklen beweidet wurden: 1. Zyklus von Tag 1 bis Tag 15, 2. Zyklus von Tag 16  bis Tag 30 und 3. Zyklus von Tag 31 bis Tag 45. Pferde beider Gruppen beweideten jede Teilfläche drei Tage lang, bevor sie zur nächsten gebracht wurden. Den Pferden wurden während des gesamten Versuchszeitraums keine Zusatz- oder Ergänzungsstoffe verabreicht, Wasser stand ihnen nach Belieben zur Verfügung.

Die Forscher stellten nach 15 Tagen (also nach dem 1. Zyklus) Weiden auf dem Zichorie-Feld eine signifikante Verringerung der Parasiteneier im Kot fest. Am Ende der Studie (also nach Abschluss des 3. Zyklus bei Tag 45) war die Wirksamkeit des Weidens mit Zichorie erstaunlich hoch – und lediglich etwas geringer als die der Pyrantel-Behandlung, nämlich 85,5 % vs. 99,3 % beim Eizahlreduktionstest (FECR) für Zichorie bzw. Pyrantel.

Die Zichorie-Diät reduzierte auch die Entwicklung von Eiern zu Larven im dritten Stadium im Kot und beeinflusste die Vielfalt der Cyathostomin-Gemeinschaft.

Das klare Resümee des Forscherteams: „Unsere Studie hat die Wirksamkeit des Weidens mit Zichorie (Sorte Puna II) zur Verringerung der Cyathostomin-Eierausscheidung und der Larvenentwicklung bei Pferden nachgewiesen. Das Ausmaß dieses Effekts war fast so hoch wie von synthetischen Medikamenten erwartet, obwohl wir eine unterschiedliche Empfindlichkeit zwischen den Arten festgestellt haben.“

Die Einbeziehung von Zichorie in einen umfassenderen Plan zur Parasitenbekämpfung könnte von Vorteil sein, insbesondere bei der Verringerung der Abhängigkeit von chemischen Entwurmungsmitteln und der Bekämpfung von Arzneimittelresistenzen: „Wir kommen zu dem Schluss, dass das Weiden von Chicorée (Sorte Puna II) durch Pferde eine vielversprechende Strategie zur Reduzierung der Cyathostomin-Eierausscheidung und der Larvenentwicklung ist und dazu beitragen kann, die Abhängigkeit von synthetischen Anthelminthika zu verringern.“

Obwohl es herkömmliche Methoden zur Parasitenbekämpfung ergänzen könnte, bedarf es lt. den AutorInnen weiterer Forschung, um die direkten und indirekten Wirkungen von Zichorienextrakt auf die Entwicklung der Parasitenlarven besser zu verstehen: „Die zugrundeliegenden Wirkungsmechanismen müssen noch weiter erforscht werden“, so das Forscherteam.

Die Studie „Chicory (Cichorium intybus) reduces cyathostomin egg excretion and larval development in grazing horses“ von Joshua Malsa, Leslie Boudesocque-Delaye, Laurence Wimel, Juliette Auclair-Ronzaud, Bertrand Dumont, Núria Mach, Fabrice Reigner, Fabrice Guégnard, Angélique Chereau, Delphine Serreau, Isabelle Théry-Koné, Guillaume Sallé und Géraldine Fleurance ist im April 2024 in der Zeitschrift ,International Journal for Parasitology: Drugs and Drug Resistance’ erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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