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Neue NOEPS-Führung: Positive Zwischenbilanz
13.01.2025 / News

Im Juni 2024 wurde – nach jahrelangem, auch juristisch ausgefochtenem Streit – ein neuer NOEPS-Vorstand gewählt. Was hat sich seither getan – welche Projekte wurden angegangen, und welche Herausforderungen stehen noch bevor? Präsident Ing. Franz Kager und Vizepräsident Dr. Leopold Erasimus ziehen eine erste Zwischenbilanz.

Die neue Führungsspitze des NÖ Pferdesportverbandes: Vizepräsident Dr. Leopold Erasimus und Präsident Ing. Franz Kager (v.l.n.r.).


ProPferd: Der Wahl des neuen Vorstands ist ja ein langer und erbitterter Streit vorausgegangen. War nach der Wahl, die zu Euren Gunsten ausgefallen ist, die Amtsübernahme ähnlich turbulent?

Ing. Kager: Eigentlich gar nicht – und das hat auch mich durchaus positiv überrascht. Wir müssen zugeben, dass es eigentlich keine größeren Probleme und auch keine gröberen Querschüsse gegeben hat. Auch von Seiten des Büros hat alles reibungslos funktioniert – da hatten wir ebenfalls anderes befürchtet, schließlich wurde uns ja im Vorfeld vorgeworfen, dass wir nach einem Wahlsieg sofort das Personal im Büro austauschen werden, dass wir alles umdrehen werden und so weiter. Nichts davon hat sich bewahrheitet, bis heute sind alle noch da, und wenn es nach uns geht, bleibt das auch so, die Zusammenarbeit funktioniert mittlerweile sehr gut, auch innerhalb des neuen Vorstands.

ProPferd: Was waren die ersten großen Projekte, die ihr in Angriff genommen habt?

Ing. Kager: Wir sind ja mit einem sehr detaillierten Programm angetreten, und dieses wird von uns Schritt für Schritt umgesetzt. Wir haben begonnen mit den Vier-Viertel-Treffen, was im Nachhinein betrachtet eine super Idee war und eine tolle Resonanz gefunden hat. Viele Mitglieder haben sich gefreut, dass wir die Initiative ergriffen haben und zu den Leuten gefahren sind.

ProPferd: Was war das Motiv bzw. die Zielsetzung bei diesen Treffen?

Ing. Kager: Wir wollten bei diesen Treffen einfach die Meinungen, Sorgen und Nöte der Mitglieder kennenlernen – und wissen: Wo drückt der Schuh, mit welchen Problemen kämpft man, wie kann der Verband helfen? Das wollten wir aus erster Hand von der Basis erfahren – und natürlich konnten auch wir eine ganze Reihe von Fragen stellen: Warum machen die Veranstalter weniger Turniere? Warum gibt es weniger Reitertreffen? Und was kann der Verband tun, um die Situation zu verbessern. Das Feedback zu alldem war enorm wertvoll und nahezu einhellig positiv – d.h., wir werden diese Treffen auch in Zukunft machen und diesen direkten Draht zu den Mitgliedern weiter optimieren und ausbauen. In den drei Hauptdisziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit werden wir zusätzlich auch Stammtische organisieren, wo man noch ein wenig mehr in die Tiefe gehen kann.

ProPferd: Was war konkret das Feedback – was sind die größten Sorgen der NÖ Reitsport-Community?

Ing. Kager: Das wohl brennendste Thema ist natürlich die angespannte wirtschaftliche Situation. Viele haben Probleme, den Turniersport zu finanzieren, weil die damit verbundenen Kosten immer weiter steigen, angefangen bei Transport und Fahrtkosten bis hin zur Verpflegung, Turniergebühren etc. Da müssen wir höllisch aufpassen, dass der Pferdesport nicht nur noch für einige wenige leistbar und dadurch immer elitärer wird. Da sind wir alle gefordert, dieser doch sehr bedenklichen Entwicklung entgegenzutreten und kreative Lösungen zu finden, die es auch weniger betuchten Kindern und Jugendlichen ermöglichen, das Pferd und das Reiten zu ihrem Hobby zu machen.

Dr. Erasimus: Ein weiteres aktuelles Thema ist natürlich die Debatte um Tierschutz und Tierwohl, die fast überall geführt wird und viele Bereiche berührt – den Turniersport ebenso wie das Thema Reitunterricht. Wir nehmen das sehr ernst und haben als Konsequenz ein eigenes Tierschutzreferat im NOEPS installiert. Damit wollen wir  in Zukunft die Vereine einfach mit mehr Informationen und Argumentationshilfen unterstützen. Das Tierschutz-Thema betrifft ja nicht nur Niederösterreich, sondern mittlerweile die ganze Pferdewelt in ganz Europa, und wir müssen das Thema aktiv angehen und nicht immer nur im Nachhinein reagieren.

Ing. Kager hat die Kosten für den Turniersport schon angesprochen – in der Tat werden die Auflagen für Turnierveranstaltungen immer mehr, auch die Kosten steigen, aber auf der anderen Seite ist es auch so, dass die Anzahl freiwilliger Helfer auf Turnieren immer weniger wird. Die Leute, die ehrenamtlich und gratis bei einem Turnier mithelfen, findet man schon – aber eben nur für ein Turnier und nicht für drei oder vier, da ist das erheblich schwieriger.

ProPferd: Sind diese Probleme überall gleich - oder gibt es auch regionale Unterschiede?

Dr. Erasimus: Wir haben erfahren, dass im Waldviertel die Problematik der Schulbetriebe, also Auslastung, Unterrichtspersonal finden etc., dort kaum ein Problem darstellt – in anderen Teilen Niederösterreichs ist aber genau das ein Hauptproblem! Die Probleme sind also regional schon auch unterschiedlich, und daher muss man auch regional unterschiedliche Maßnahmen setzen, um die Betriebe optimal zu unterstützen.

ProPferd: Das finde ich interessant, weil es quasi allgemein anerkannt ist, dass es zu wenig qualifizierte Ausbildungskräfte gibt ...?

Dr. Erasimus: Das ist in der Praxis so – aber in der Theorie gibt es genügend Personen, die den Übungsleiter oder Reitwart machen. Das Problem ist, dass nur ein sehr geringer Teil dieser Personen auch tatsächlich unterrichtet. Das ist ein Punkt, den wir uns tatsächlich noch genauer ansehen müssen: Warum machen soviele Leute diese Ausbildungen – etwa zum Übungsleiter – und warum unterrichtet dann aber nur ein sehr kleiner Teil davon? Liegt das an den Kosten, an den Arbeitsbedingungen, an sonstigen Umständen? Wir wissen es derzeit schlicht nicht. Es gibt sicher auch eine Haftungs- bzw. Versicherungsproblematik – jemand fällt in einer Reitstunde vom Pferd, und der erste Gedanke, den diese Person hat, ist nach einem Schuldigen dafür zu suchen und Klage einzureichen. Da sagen dann natürlich viele Unterrichtende: Das tu ich mir nicht mehr an! Es gibt also viele Gründe, warum es immer weniger Schulbetriebe und immer weniger Unterrichtende gibt.

ProPferd: Aber hat der NOEPS als Landesorganisation überhaupt die Kompetenzen bzw. Möglichkeiten, hier lenkend einzugreifen – oder müsste das nicht ohnehin alles auf Bundesebene gelöst werden?

Dr. Erasimus: Eine gute Frage. Was wir sicher nicht können, ist jeden Schulbetrieb Geld zu überweisen und zu subventionieren, das wäre auch nicht nachhaltig. Was es derzeit aber noch nicht gibt, ist eine möglichst vollständige Liste der Schulbetriebe in Niederösterreich mit ihren entsprechenden Angeboten. Eine solche Übersicht gibt es derzeit noch nicht – und das ist eine weitere konkrete Konsequenz aus den Treffen, dass wir im NOEPS eine Liste der Schulbetriebe in Niederösterreich mit ihren konkreten Angeboten erstellen werden, ebenso eine Liste der Pferderastsstationen, die für Wanderreiterinnen und Wanderreiter natürlich sehr wichtig wäre. Diese Basisdaten zu erheben ist eine unserer nächsten Aufgaben.

ProPferd: Kommen wir zum Turniersport, für den der NOEPS ja primär zuständig ist. Wie ist denn die Zusammenarbeit mit den Referentinnen und Referenten angelaufen, auch hier wurden ja vor der Wahl wilde Gerüchte über Eure Pläne gestreut?

Ing. Kager: Der Kontakt war von Anfang an sehr erfreulich, allen Gerüchten zum Trotz. Bis auf drei Referenten haben alle ihre Tätigkeit fortgesetzt, diese drei wurden neu besetzt – und das war es eigentlich. Alles andere ist bis heute unverändert geblieben, wir haben auch schöne sportliche Erfolge eingefahren und ich bin insgesamt, wie es läuft, sehr zufrieden. Wir werden im Jänner 2025 eine Referentenbesprechung mit unserem Vorstand organisieren, wo wir mit den jeweiligen ReferentInnen Einzelgespräche führen und deren Vorstellungen und Zielsetzungen kennenlernen und diskutieren können, das ist uns sehr wichtig, auch um Missverständnisse oder böse Gerüchte gar nicht erst aufkommen zu lassen.

ProPferd: Bleiben wir noch beim Turniersport: Wie ist denn die generelle Situation bzw. Entwicklung in Niederösterreich?

Dr. Erasimus: Die Anzahl der Turnieranmeldungen für 2025 ist tatsächlich leicht rückläufig – es sind für 2025 bislang 83 angemeldet, im letzten Jahr waren es 91 (siehe Tabelle unten). Das betrifft die Anzahl der Turniere – was aber genauso wichtig ist, ist die Anzahl der Veranstalter, und hier haben wir die eindeutige Entwicklung, dass sich die Turniere auf immer weniger Veranstalter konzentrieren. Im Waldviertel beispielsweise gibt es 1 bis 0 Turniere, auch im Weinviertel gibt insgesamt sehr wenige Turniere, und die konzentrieren sich auf den Zentralraum. Das ist ein großes Problem – denn es ist ja nicht nur die Anzahl von Veranstaltungen oder Veranstaltern wichtig, sondern auch die regionale Verteilung: Wenn es im Waldviertel kein Turnier mehr gibt, dann gibt es dort auch wenig Turnierreiter, weniger Kurse, man muss weiter zu Turnieren fahren usw., was alles schlecht für die reitsportliche Entwicklung ist.

NOEPS-Turnierentwicklung 2018–2025: Tendenz rückläufig. (Quelle: NOEPS)
 

Ing. Kager: Ich darf dazu eine aktuelle Zahl ergänzen: Aktuell sind für 2025 bundesweit lediglich 374 Turniere angemeldet, davon sind 42 reine C-neu-Turniere. Ich erinnere mich sehr gut, dass wir österreichweit schon über 500 Turniere pro Jahr gehabt haben, also deutlich mehr.

ProPferd: Wieso hören immer mehr Veranstalter auf – wieso konzentriert sich alles auf immer weniger Veranstalter?

Ing. Kager: Das hat großteils mit den Anlagen und deren Infrastruktur zu tun: Die Turnierreiter sind anspruchsvoller geworden, es sind die Ansprüche an Unterbringung, Böden etc. insgesamt gestiegen. Man geht lieber auf asphaltierten Wegen und parkt lieber auf asphaltierten Parkplätzen – und solche Bedingungen können größere Veranstalter eher finanzieren als kleine, die vielleicht nur einmal im Jahr ein Turnier organisieren und wo sich solche Investitionen nicht rentieren würden. Für den Turnierreiter sind aber die wesentlichen Kosten da wie dort gleich – man zahlt das gleiche Start- und Nenngeld, die gleichen Abgaben usw. Das alles trägt zu der Entwicklung bei, die wir in Niederösterreich, aber auch bundesweit sehr deutlich beobachten.

ProPferd: Und wie kann da der NOEPS steuernd eingreifen – kann er das überhaupt?

Ing. Kager: Der NOEPS allein kann da nicht eingreifen, weil die Gebühren ja vom OEPS erlassen werden und für ganz Österreich gleich sind. Da hat ein einzelner Landesverband keinen oder nur einen minimalen Spielraum. Wir übernehmen z.B. als NOEPS bei C-neu-Turnieren gewisse Richterkosten, das ist aber nur eine kleine Unterstützung. Österreichweit sind die Turniere deutlich weniger – nur bei C-neu-Turnieren, die weniger kosten, gibt es einen Zuwachs.

Dr. Erasimus: Es war auch eine Forderung, die bei den Vier-Viertel-Treffen vorgebracht wurde, dass wir Einsteiger-Bewerbe oder turnierähnliche Veranstaltungen einfacher und kostengünstiger machen, wo man z.B. nur einen Richter braucht oder einen einfachen Standardparcours verwenden kann, der dann natürlich von einem Richter abgenommen wird, für den ich aber nicht eigens einen Parcoursbauer engagieren muss. Das ist nur ein Beispiel – und damit wäre einem kleinen Verein kostenmäßig enorm geholfen. Insgesamt geht es uns darum, nachzudenken und in unterschiedlichsten Bereichen Lösungen zu entwickeln, die unsere Veranstalter – vor allem die kleineren, finanziell schwächeren – entlasten. Darunter darf natürlich nicht die Sicherheit leiden – das darf auf keinen Fall passieren.

ProPferd: Ein anderes Thema, das ebenfalls mit Kosten zu tun hat: Niederösterreich war von der Hochwasserkatastrophe 2024 stark betroffen, darunter auch etliche Reitbetriebe. Wie konnte diesen Betrieben seitens des NOEPS geholfen werden?

Dr. Erasimus: Betroffen waren bestimmte Gebiete, z.B. das Tullnerfeld – andere Regionen waren hingegen kaum oder gar nicht betroffen. In den Hochwassergebieten aber war die Lage dramatisch, da waren Stallungen, Reitplätze, Reithallen etc. oftmals völlig zerstört. Von toten Pferden haben wir glücklicherweise nichts erfahren, doch die Sachschäden waren riesig, und manche Betriebe standen zweifellos vor dem wirtschaftlichen Ruin. Es war unsere Initiative, dass wir mit den Landesverbänden von Outdoor-Sportarten – Fußball, Tennis und Golf – Kontakt aufgenommen und die Dachorganisationen Union, ASVÖ, ASKÖ ebenfalls mit ins Boot geholt haben. Gemeinsam sind wir an das Land Niederösterreich herangetreten und haben angefragt, ob es – neben der regulären gesetzlichen Unterstützung – aus dem Sport-Ressort eine Sonderförderung für die Wiederherstellung der Sportstätten möglich wäre. Wir haben sehr rasch eine Antwort bekommen, es gab zwei Hochwasser-Gipfel mit dem Ergebnis, dass im Landtag am 21. November ein Sonderbudget beschlossen worden. Am 22. Dezember wurden schließlich die Förderrichtlinien erlassen, nach denen bis zu 80 % der entstandenen Schäden an diesen Sportstätten ersetzt werden können, vorher waren es lediglich maximal 50 %. Die Beantragung von Schäden ist noch bis 15. März 2025 möglich. (Details siehe diesen Link – https://www.noeps.at/land-niederoesterreich-beschliesst-hochwasserhilfe-sport/)

ProPferd: Wieviele Pferdebetriebe in NÖ waren vom Hochwasser betroffen?

Dr. Erasimus: Lt. einer ersten Erhebung – die alle Outdoor-Sportarten umfasst hat und die wir auch auf unserer Website veröffentlicht hatten – haben sich bis Ende Oktober insgesamt 155 Sportstätten gemeldet, darunter auch einige Pferdebetriebe. Genauere Zahlen haben wir seither nicht, weil ja das Förderansuchen direkt an das Land NÖ zu stellen ist und nicht an den NOEPS.

Ing. Kager: Ich möchte hervorheben, dass die ursprüngliche Idee für diese Gespräche und diese Art von Förderung von Leo Erasimus ausgegangen ist – und wir als NOEPS das unterstützt und weitergetragen haben. Aber ohne diesen ersten Impuls wäre womöglich gar nichts passiert.

Dr. Erasimus: Für mich ist das ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, dass man sich mit anderen Organisationen vernetzt. Wir haben ja als eine unserer ersten Aktivitäten eine Art Vorstellungsrunde absolviert, sind zur Landwirtschaftskammer gegangen, zur Wirtschaftskammer, zur Landesregierung etc. – weil ich finde, dass wir über unsere eigene Blase hinaus mit anderen Organisationen und Verbänden vernetzen müssen. Nur so erreicht man – wie dieses Beispiel zeigt – jene kritische Masse, mit der man öffentlich gehört und wahrgenommen wird, und nur so erreichen wir auch etwas für unsere Mitglieder. Das NÖ Pferdemanifest ist genau in dieser Richtung zu sehen – das ist beispielhaft und ist für mich der Beweis, dass von Zusammenarbeit letztlich jeder einzelne profitiert. Ich hoffe, dass das auch in anderen Bundesländern und irgendwann auch auf Bundesebene Schule macht und Nachfolger findet. Es ist das einzig richtige, dass sich die Pferdewirtschaft zusammenschließt und sagt: Das alles sind wir, in all unserer Verschiedenartigkeit, in all unseren unterschiedlichen Facetten und Zugangsweisen. Da gibt's die Sportreiter ebenso wie die Ländlichen und die Freizeitreiter, die Zucht ebenso wie den Turniersport, die landwirtschaftlichen und die gewerblichen Pferdebetriebe usw. – aber alle miteinander sind wir Pferdewirtschaft. Das war von Anfang an unsere Philosophie, das kann man in unserem Programm nachlesen – und das setzen wir Step-by-Step um.

ProPferd: Wieder ein anderes Thema – der NOEPS ist dabei, eine Art ,Medienoffensive' zu starten – was verbirgt sich dahinter genau?

Dr. Erasimus: Wir haben einen eigenen Whatsapp-Kanal installiert, der uns dabei helfen soll, direkt und auf schnellem Weg unsere Mitglieder zu informieren und sie mit relevanten Neuigkeiten und Infos zu versorgen. Wie wir ja schon in unserem Programm dargelegt haben, wollen wir grundsätzlich alles transparent darstellen, auch Probleme, auch Kritik – und dabei soll nicht zuletzt auch dieser neue Whatsapp-Kanal hilfreich sein.

ProPferd: Frage zum Schluss: Wie hat denn der OEPS und das OEPS-Präsidium auf die neue Führung in NÖ reagiert?

Ing. Kager: Ich kenne ja aus meiner langjährigen Tätigkeit nahezu alle Beteiligten, und natürlich gab es einige, die mir mit ein wenig Skepsis oder Zurückhaltung begegnet sind – aber im Prinzip habe ich schon den Eindruck, dass die Stimmung mir gegenüber positiver geworden ist. Ich werde mich auch nicht scheuen, bestimmte Themen im Präsidium einzubringen, die mir in sportlicher Hinsicht wichtig sind. Ich will ein Beispiel nennen: Es gibt eine Regelung, dass Reiter, die international starten möchten, vorher eine gewisse Qualifikation in Österreich erbringen müssen – was ich grundsätzlich befürworte, allerdings nur im unteren Bereich. Deshalb war unser Antrag, dass RS4-Reiter, die ja bereits entsprechende Erfolg vorweisen können, sonst hätten sie die RS4-Lizenz ja nicht erworben, dass die keine Qualifikation mehr für Auslandsstarts erbringen müssen. Es kann aus meiner Sicht nicht sein, dass jemand, der vielleicht schon Staatsmeister war, aber irgendwann aus dem Kader rausgefallen ist, dann wieder Qualifikationen über die unterste Klasse reiten müsste, um im Ausland starten zu können. Der Antrag wurde auch behandelt, man wartet derzeit auf die Antwort der FEI – aber ich bin sehr zuversichtlich, dass man zumindest die Regelung für die RS4-Reiter wegbekommt.

ProPferd: Provokant gefragt: Ist es noch zeitgemäß, dass sich das OEPS-Präsidium als oberstes und mächtigstes Organ im heimischen Pferdesport, mit solchen technischen Detailfragen herumschlägt? Haben die Damen und Herren dort nichts Besseres zu tun?

Dr. Erasimus: Wenn ich mich hier einschalten darf: Aus meiner Sicht sind diese Strukturen absolut nicht mehr zeitgemäß. Für mich gibt es ein Kernthema – und das lautet, dass die Fachentscheidungen von Fachgremien zu treffen sind. Wenn ich ein Springthema habe wie z.B. die Auslandsstarts im Springen, dann gehört dieses Thema in einen Springausschuss. Den Vorsitz in diesem Springausschuss hat der Springreferent des OEPS – den es im Moment kurioserweise gar nicht gibt, weitere Mitglieder sind die Landes-Springreferenten, aber auch Vertreter der aktiven Springreiter, ein Veranstaltervertreter, ein Vertreter der Richter usw. Und dieser Springausschuss befasst sich mit den Springthemen – und bitteschön nicht das Präsidium. Das Fachgremium soll Fachfragen entscheiden – das habe ich schon vor 15 Jahren vorgeschlagen. Das ist für mich ein Knackpunkt in der gesamten OEPS-Struktur.

Ing. Kager: Dazu ist anzumerken, dass der OEPS bereits im abgelaufenen Jahr damit begonnen hat, die Statuten zu überarbeiten, um sie zeitgemäß und modern zu gestalten. Die dafür gegründete Statutenkommission wird in Kürze die ersten Entwürfe präsentieren.

ProPferd: Es kann also noch spannend werden – vielen herzlichen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Ing. Franz Kager und Dr. Leopold Erasimus führte Leopold Pingitzer.

 

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