Laut einer neuen Studie aus Japan kann die Entnahme von Luftproben eine sichere und effektive Methode zur Erkennung von Pferden sein, die mit dem Equinen Influenza-Virus (EIV) infiziert sind.
„Es liegt was in der Luft“ – das ist nicht nur der Titel eines berühmten Schlagers, sondern hat möglicherweise auch japanische Forscher zu einer spannenden Studie inspiriert: Das Equine Influenza-Virus (EIV) ist bekanntlich eine gefährliche und hochansteckende Atemwegserkrankung bei Pferden, die sich durch Tröpfcheninfektion bzw. Aerosole sowie direkten Kontakt und kontaminierte Oberflächen („Fomites“) verbreitet.
Traditionell erfordert die Bestätigung einer EIV-Infektion Nasen-Rachen-Abstriche, die invasiv und in manchen Fällen schwierig sein können, insbesondere bei ungeübten oder aggressiven Pferden. Eine von Forschern des ,Equine Research Institute/Japan Racing Association’ in Shimotsuke, Tochigi (Japan) durchgeführte Studie verfolgte einen anderen, durchaus naheliegenden Ansatz – und konnte in der Tat zeigen, dass das Equine Influenza-Virus auch direkt aus der Luft um infizierte Pferde herum nachgewiesen werden kann.
Die von Manabu Nemoto und Kollegen geleitete und in Veterinary Microbiology veröffentlichte Forschung umfasste Experimente mit zwei Pferden, die mit EIV infiziert und in Einzelboxen untergebracht wurden. 13 Tage lang nach der Inokulation wurden täglich Luftproben genommen. Die Ergebnisse waren eindeutig und zeigten, dass EIV-RNA in 26 von 28 Luftproben mit Echtzeit-RT-PCR und in 23 Proben mit einem schnellen molekularen Testkit nachgewiesen wurde. Bezeichnenderweise wurde virale RNA in der Luft nachgewiesen, bevor die Pferde klinische Symptome zeigten, was das Potenzial der Luftprobenentnahme für eine Früherkennung unterstreicht.
Das Forschungsteam hob insbesondere hervor, dass die Luftprobenentnahme eine nicht-invasive und sichere Alternative zu herkömmlichen Methoden ist, da sie die mit der Abstrichentnahme verbundenen Risiken und Stressfaktoren gänzlich vermeidet. Darüber hinaus bietet die Kombination der Luftprobenentnahme mit schnellen molekularen Diagnosekits, die virale RNA in weniger als 30 Minuten identifizieren können, einen praktischen und effizienten Ansatz zur Überwachung und Kontrolle von EIV-Ausbrüchen.
Sie schlagen vor, dass diese Methode insbesondere in Quarantäneeinrichtungen und anderen Hochrisikoumgebungen von Vorteil sein könnte, in denen eine frühzeitige Erkennung und Eindämmung von EIV von entscheidender Bedeutung ist.
Angesichts des Verbreitungsweges von EIV über die Luft wird die Absonderung erkrankter Tiere von nicht infizierten Artgenossen schon bislang empfohlen – kommt jedoch in vielen Fällen zu spät, da stark infizierte Pferde große Mengen des Influenza-Virus ausscheiden und so in sehr kurzer Zeit viele weitere Tiere in der unmittelbaren Umgebung infizieren. Da das Influenza-Virus mehrere Tage außerhalb des Pferdes lebensfähig ist, liegt die Infektionsrate von Pferd zu Pferd bei nahezu 100 Prozent. In dieser Hinsicht könnte eine rasch und einfach durchzuführende Luftproben-Analyse mittels Testkit für EIV ein entscheidender Durchbruch sein, um das Virus künftig effektiver einzudämmen.
Die Studie „Detection of equine influenza virus gene in the air around infected horses" von Manabu Nemoto, Nanako Kawanishi, Yoshinori Kambayashi, Hiroshi Bannai, Takashi Yamanaka und Koji Tsujimura wird in der März-Ausgabe 2025 des Fachjournals ,Veterinary Microbiology' erscheinen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.