Die anhaltende Konjunkturflaute und die steigenden Lebenshaltungskosten in Deutschland machen sich auch im Pferdesport immer deutlicher bemerkbar, wie die FN-Turniersportstatistik 2024 zeigt: Hatte der Pferdesport nach der Coronazeit zunächst wieder etwas Fahrt aufgenommen, weist der Trend seit 2023 nach unten.
Der soeben erschienene Jahresbericht 2024 der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) bestätigt, dass die wirtschaftliche Krise der letzten beiden Jahre auch im Pferdesport zusehends Spuren hinterlässt – und der Turniersport offenkundig für viele immer schwerer zu finanzieren ist.
Abwärtstrend im Turniersport
So gab es 2024 in Deutschland 3.244 nationale Turniere mit insgesamt 56.975 Prüfungen und 1.081.008 Starts. 2022 hatte die Zahl der Turniere mit 3.562 fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. 2023 wurden es jedoch mit 3.428 schon weniger – und im vergangenen Jahr sank die Zahl der Veranstaltungen nochmals um 5,4 Prozent. Im Vergleich zu 2019 (3.567) ist es sogar ein Rückgang um 9,1 Prozent.
Betrachtet man die Dotierung der Turniere, stellt man fest, dass mittelgroße Turniere (mit Geldpreisen zwischen 5.000 und 25.000 Euro) die geringsten Probleme zu haben scheinen und sogar mehr geworden sind. Der größte Rückgang ist bei den ganz kleinen Turnieren (bis 2.500 Euro Preisgeld) mit minus 12,6 Prozent gegenüber 2023 zu verzeichnen. Insgesamt gab es 1.229 solcher Veranstaltungen und damit immer noch mehr als vor der Corona-Zeit.
Weniger Prüfungen
Den geringsten prozentualen Rückgang der drei Faktoren Turniere, Prüfungen und Starts weist 2024 die Anzahl der Prüfungen auf. Diese sank von 58.084 auf 56.975 Prüfungen, das entspricht minus 1,9 Prozent. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit ist die Prüfungsanzahl in den letzten fünf Jahren sogar um 14 Prozent geschrumpft – undgeht man noch weiter zurück, ist der Rückgang noch drastischer: Im Jahr 2014 gab es noch mehr als 70.000 Prüfungen (exakt 70.776).
Auffallend ist, dass nicht alle Prüfungen gleichermaßen betroffen sind: Im unteren Bereich gibt es 2024 sogar einen zweistelligen Zuwachs. Die Prüfungen in der Klasse E sind um 32,7 Prozent angestiegen. „Das liegt vor allem daran, dass die Klasse E nur noch nach LPO ausgeschrieben werden darf“, erklärt Viktoria Laufkötter, Leiterin der FN-Abteilung Turniersport. Einen enormen Zuwachs haben auch die Prüfungen „ohne Klasse“ erfahren, was sich mit Einführung der Gewöhnungsspringprüfung im Jahr 2024 begründen lässt.
Angesichts der genannten Zahlen erscheint es nur logisch, dass 2024 auch weniger gestartet wurde. 1.081.008 Starts im Jahr 2024 bedeuten einen Rückgang von 2,2 Prozent gegenüber 2023 – hier waren es noch 1.104.836 Starts – und sogar ein Minus von 19,2 Prozent gegenüber 2019. Man sollte sich allerdings auch hier in Erinnerung rufen, dass etwa 2014 noch mehr als 1,5 Millionen Starts (exakt 1.536.865) absolviert wurden – in dieser Perspektive fällt der Rückgang nahezu dramatisch aus. Doch diese goldenen Jahre sind wohl endgültig vorbei.
Jahresturnierlizenzen rückläufig
Im Jahr 2023 sank die Zahl der ausgestellten Jahresturnierlizenzen erstmals unter 70.000. Im vergangenen Jahr flachte der Rückgang etwas ab, belief sich aber immer noch auf 1,7 Prozent. Insgesamt wurden 68.425 Reit- und Fahrausweise ausgestellt, im Jahr 2023 waren es noch 69.635. Dabei nimmt der Anteil an männlichen Teilnehmern im Turniersport weiter kontinuierlich ab und betrug 2024 nur noch 11,7 Prozent, vor 20 Jahren machten die Männer noch rund ein Fünftel aller Turnierteilnehmer aus.
Positiv entwickelt hat sich dagegen die Zahl der Schnupperlizenzen. Diese stieg von 4.806 auf 5.447, was einem Zuwachs von knapp 14 Prozent entspricht. 834 beantragten noch im Laufe des Jahres eine Jahresturnierlizenz, die sie auch zum Start in der Klasse A berechtigt.
Die Zahl der neu registrierten Turnierpferde folgte 2024 ebenfalls dem allgemeinen Trend. Es wurden 8,7 Prozent weniger Pferde als Turnierpferd eingetragen, insgesamt 20.343 (2023: 22.272). Die Zahl der fortgeschriebenen Turnierpferde sank um 1,2 Prozent von 118.129 auf insgesamt 116.741.
Zu diesen Zahlen passt, dass der Anteil an drei- und vierjährigen Pferden innerhalb der Gesamtzahl der Turnierpferde nochmals leicht zurückgegangen ist und nun bei knapp über 8 Prozent liegt. Rund 80 Prozent der Pferde waren zwischen fünf und 15 Jahre alt. Über ein Prozent zugenommen hat die Zahl der Pferde, die 16 Jahre und älter sind: auf 12,4 Prozent.
Den FN-Jahresbericht 2024 mit der gesamten Statistik gibt es ab sofort hier als kostenlosen Download im FN-Shop.