Wer ein Pferd hält, trägt auch Verantwortung für dessen korrekte Bewegung: Pferdegerechtes Training aber bedeutet wohlüberlegtes, methodisches Üben, das – mit Wissen, Können und Gefühl – für jedes Pferd sinnvoll geplant und seinem Vermögen und Talent angepasst sein muss.
„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, von des Frühlings holden, belebenden Blick, im Tale grünet Hoffnungsglück;“
(Goethe Faust I, Osterspaziergang)
Der Osterspaziergang, den der Gelehrte Heinrich Faust mit seinem Diener Wagner in die erwachende Natur unternimmt, war in der Zeit meiner Jugend und dann – später – lange Jahre in meiner tierärztlichen Praxis und pferdesportlichen Aktivität – beruflich wie privat – der Startschuss zum Beginn der neuen „grünen“ Saison. Damals gönnte man den Pferden Winterruhe, Gelegenheit zur Erholung und ein Leben im Einklang und synchron zu Natur, Wetter und Klima.

Es gab nur wenige Reithallen, deshalb auch nur vereinzelte Möglichkeiten zur Winterarbeit oder Hallenturnieren – die Pferde wurden im Herbst „ab-trainiert“ und im ermattenden, auslaufenden Winter und beginnendem Frühling wieder „auf-trainiert“.
Das „Scheren“ der Haare kam erst langsam in Mode, ebenso wie Pferdedecken, der Haarwechsel war das Kriterium, das den Trainingsbeginn einläutete. Mit Öl-Beifütterung und Verabreichung von Bierhefe und Sonnenblumenkernen erleichterte man die, für Pferde sehr belastende Zeit des Haarwechsels, an den ersten sonnenwarmen Tagen war Waschen mit warmem Wasser hilfreich, um zu vermeiden, dass Pferde im Haarwechsel „stecken“ bleiben, was schädlich für die Gesundheit und verzögernd auf den Arbeitsbeginn wirkt.
Immer wieder war – und ist – zu beobachten, dass der Trainingsbeginn dann plötzlich und überstürzt, schlecht vorbereitet und nicht planvoll vollzogen wird, mit dem Resultat, dass viele Pferde schon überfordert und krank werden, bevor die Reitsaison noch richtig begonnen hat.
„Training“ bedeutet geplantes und methodisches Üben, das bedeutet, dass für ein Pferd
– jede Trainingseinheit sinnvollgeplant sein muss,
– jede Reitsaison sinnvoll geplant sein muss,
– und die Lebenskarriere eines Pferdes gemäß seinem Vermögen und Talent geplant sein muss.
Dies setzt Pferdemenschen im Sattel oder am Bock (oder wo auch immer) voraus, Menschen mit Wissen, Können und Gefühl, die nicht nur ein inhaltleeres Scheinprogramm von einer Stunde Dauer abspulen:
Betreten der Bahn, mit Handy am Ohr, wenn`s gerade passt, flüchtiges Übersatteln, eine Runde im Schritt (den das Pferd gerade anbietet), Zügel aufnehmen in gleichbleibende Anlehnung, Trab und dann nach kurzer Zeit schon Galopp – das Pferd weiß, dass dieser Unfug nun fast eine Stunde andauern wird – Durchparieren zum Schritt nach längstens 10 Minuten verbunden mit „Streckenlassen“ sind unbekannte Größen für diesen Reiter;
was tut das Pferd: je nach körperlichem Unbehagen drückt es gegen das Gebiss oder verkriecht sich dahinter, knickt im Ansatz ab, wird hart im Maul, verwirft sich und verabschiedet sich von jeder feinen Durchlässigkeit der Hilfen oder Loslassen jedweder Verspannung. Nach 50 Minuten ist das Pferd schweißnass, macht Taktfehler, übte sich erfolgreich in Schlauchgeräusch oder Schweifschlagen, knirscht mit den Zähnen, drückt den Rücken weg – und ist somit in den Augen des, in seinem Sattel Sitzenden – eine Trainingsstunde lang durchgeknetet worden.
Manche Pferde halten solche Misshandlungen aus, indem sie Schonhaltungen einnehmen, andere (insbesondere junge) zerbrechen psychisch (und später körperlich) daran und landen als Schnäppchen im Internet oder letztklassigen Reitschulen – die es(glaubt man den Verbänden), nicht gibt!

In dieser Folge zeige ich beachtenswerte Punkte auf, denn wer ein Pferd hält, trägt Verantwortung für dessen korrekte Bewegung.
Unter Trainingseinheit ist dabei die täglich sinnvolle und notwendige Aufbau-Arbeit zu verstehen – das ist nicht eine Frage der aufgebrachten Zeit, sondern der Planung, des Inhalts und der Intensität der Arbeit mit dem Pferde.
Es wäre engstirnig, zu glauben, nur „Turnierpferde“ bedürfen sinnvollen Trainings – auch Freizeitpferde müssen aufgebaut werden.
Der Weltpferdesportverband FEI hat sich zum Ziel gesetzt, an Beginn des Jahres 2025 die Impfsicherheit speziell der Influenza-Impfungen, bei allen Pferden, die im internationalen Sport konkurrieren, weiter zu erhöhen.
Das bedeutet, dass alle Pferde, die international starten, ab Februar 2025 mit der Influenza-Impfung auch in der FEI HorseApp erfasst sein müssen.
Eine weitere Konsequenz dieser neuen Regelung besteht darin, dass Tierärztinnen und Tierärzte, die Influenza-Impfungen an international teilnehmenden Pferden verabreichen, in der Liste der FEI registrierten Tierärzte erfasst sein müssen bzw. einen Zugang zur FEI HorseApp benötigen.

Großen Stellenwert hat auch zukünftig der Nachweis der Nämlichkeit des zu impfenden Pferdes, die Überprüfung erfolgt mittels Pferdepass, Chip-Lesegerät und einem Foto des Pferdes. Nach der Impfung und der ordnungsgemäßen Bestätigung im Pferdepass muss noch ein Foto vom Impfeintrag im Pferdepass angefertigt werden, bevor dann alle Daten an die FEI HorseApp übertragen werden müssen.
Da nachträgliche Änderungen nicht möglich sind, muss die Impfung, deren Bestätigung im Pferdepass und auf der FEI HorseApp zum gleichen Zeitpunkt erfolgen.
Die eingetragene verantwortliche Person („person responsible“) wird durch die FEI HorseApp an fällige Auffrischungsimpfungen erinnert.
Jede Arbeit sollte im aeroben Bereich erfolgen – „Sauerstoffschuld“ wirkt sich negativ und langfristig schädigend aus.
Die weise Natur hat des „Fluchttier Pferd“ mit einem Stufenplan des Energie-Bereitstellungsmodus ausgestattet, der es erlaubt
– in Phase I durch einige Sprünge sich aus dem Gefahrenbereich zu entfernen;
– hält die Bedrohung an, so tritt die Phase II in Funktion – bisher musste keine Sauerstoffschuld eingegangen werden – die Energiebereitstellung erfolgte „aerob“.
– Ist weiterhin rasche Bewegung notwendig (z.B. Verfolgung durch Fressfeind, aber auch bei panischem Durchgehen), so ist in Phase III für etwa 3 Minuten eine aerobe Energiebereitstellung möglich, dass schaltet das System auf „anaerob“ um.
– Phase III und Phase IV sind Trainingsreizen zugänglich.
In gutem Trainingszustand erfolgt die Energiebereitstellung mit ausreichend Sauerstoffreserven, wodurch sich die „Energie - Ausbeute“ um etwa das Zehnfach erhöht.
Trainingseinheiten sollten abwechslungsreich gestaltet werden, die Muskulatur kann – wie oben dargestellt – auf unterschiedliche Art stimuliert werden – entscheidend ist der „Trainingsreiz“, nicht die Trainingsdauer.
Zumindest wöchentlich sollte eine Zwischenbilanz gezogen werden, um Fortschritte, aber auch Fehler rechtzeitig erkennen zu können. Kein negatives Phänomen darf übergangen werden, klugen Rat erfahrener Pferdemenschen einzuholen ist keine Schande!
Für ein Pferd ist es ohne Belang, ob es im Training oder im Wettbewerb „abgestochen“ wird – beides ist unverzeihlich. Pferdeerfahrene Veterinäre aller geschlechtlichen Spielarten können – rechtzeitig konsultiert – sehr hilfreich sein!
Gutachten, Entscheidungen, Patientenberichte, PPTs, Bilder und Lichtbilder, Grafiken sowie Literatur stammen aus dem Privatarchiv und ex libris Dris. Kaun.
Meine Aufsätze, Publikationen, Betrachtungen und Kommentare zur Klinisch angewandten, forensischen und ethischen Hippologie stellen, wenn nicht anders gekennzeichnet, meine persönliche Meinung dar und sollen Pferdeleuten unserer Tage zur persönlichen Orientierung und helfen und dienen.
Personen aus dem kommerziellen Umfeld der Pferdewelt (Veranstalter von Kursen und Lehrgängen, Autoren, Publizisten, Sachverständige oder Rechtsberufe) mögen die von Anstand und gutem Benehmen diktierte Regel, nicht zu stehlen, respektieren und deshalb Quellen gemäß der Zitiervorschriften benennen.
Sollten Leser meiner Schriften Einzelnes vertiefen wollen, so kann – unter den angeführten Bedingungen – aus dem reichen Fundus der Downloads von Unv. Lektor VetRat Mag. et Dr. med. vet. Reinhard Kaun auf www.pferd.co.at geschöpft werden – auch persönliche Kontaktaufnahme unter tierarztdr.kaun@pferd.co.at ist möglich – in sozialen Medien wird nicht verkehrt.