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"ReitlehrerInnen zu finden wird immer schwieriger!"
16.04.2025 / News

Österreichweit gibt es immer weniger Reitschulen. In Niederösterreich – mit 480 Vereinen das größte Reitsport-Bundesland – geht der Reitverein Geiger aus Amstetten mit gutem Beispiel voran und hält mit viel Engagement und Herzblut seinen Schulbetrieb hoch. Wir haben den Vereinsvorstand zum Interview gebeten.

Das Erfolgsteam des RV Geiger (v.l.n.r.): Prinzessin Lillyfee, Marlene Wagner, Iltschi, Elke König, Zorro, Sabine Schlemmer, Coco. Foto: RV Geiger/privat


Der Niederösterreichische Landesfachverband hat aktuell eine Umfrage zur Erhebung „Reitvereine mit Unterricht“ initiiert. So wie der Reitverein Geiger haben sich über 60 Vereine gemeldet und den entsprechenden Fragebogen ausgefüllt retourniert.
Der Reitverein Geiger liegt im Herzen des Mostviertels, in 3300 Amstetten in Niederösterreich. Elke König ist Vereinsobfrau, Sabine Schlemmer Obfrau Stellvertreterin und Marlene Wagner setzt sich als Beirätin für den Schulbetrieb ein. ProPferd hat das Frauenpower-Trio, das auch Teil des Vereinsvorstandes ist, zum Interview gebeten.

ProPferd: Die Zahl der Reitschulen in Österreich ist rückläufig, meist werden dafür rechtliche und wirtschaftliche Gründe ins Treffen geführt. Was sind aus Eurer Erfahrung die wichtigsten Ursachen für den Rückgang?

Elke König: Es wird meiner Meinung nach immer schwieriger, ausgebildete ReitlehrerInnen zu finden! In unserem Reitschulbetrieb unterrichtet ausnahmslos geprüftes Fachpersonal, das mindestens die Ausbildung zum Übungsleiter absolviert hat. Das ist uns sehr wichtig. Ein weiterer Punkt ist die Erfahrung. Wir legen viel Wert darauf, dass unsere Kinder und Jugendlichen eine ordentliche Ausbildung durch erfahrene Unterrichtskräfte erhalten.

Die Nachfrage nach den Kinderreitkursen beim RV Geiger ist riesig – und die Kids sind mit großer Freude und Begeisterung dabei! Foto: RV Geiger/privat

ProPferd: Wie schafft Ihr es, den Reitschulbetrieb innerhalb des RV Geigers mit Einstellbetrieb zu erhalten?

Sabine Schlemmer: Unser Verein ist eine gemeinnützige Institution, somit ist der Schulbetrieb eine wichtige Säule. Wir legen sehr viel Wert auf eine gute Stallgemeinschaft und ein harmonisches Miteinander. Durch gutes Management und Transparenz der wöchentlichen Nutzungszeiten der Halle für den Schulbetrieb ist ein reibungsloser Ablauf gewährleistet.

ProPferd: Du selbst besitzt 5 Pferde und leitest den Schulbetrieb beim Reitverein Geiger. Welche Ausbildungen hast Du?

Marlene Wagner: Die Ausbildung zum Übungsleiter Reiten habe ich im Zuge meiner schulischen Ausbildung zur Pferdewirtin im ABZ Lambach absolviert. Uns wurden innerhalb des 4. Schuljahres alle Inhalte vermittelt, die wir zur Aufnahme- und zur Abschlussprüfung sowie unserem weiteren Werdegang benötigt haben.

ProPferd: „Hilfe – mein Kind will reiten lernen!“ Dieser Gedanke schießt sicher manchen Eltern durch den Kopf, wenn ihre Kleinen aufs Pferd wollen. Wie reagiert Ihr auf Eltern, die zunächst einmal voller Skepsis gegenüber dem Wunsch ihrer Kinder sind?

Elke König: Aufklärung und Anfängerunterricht sind hier die zwei Zauberworte. Unsere Reitlehrer gehen 45 Minuten individuell auf die Kinder und bei Bedarf auch auf die Eltern ein. Wichtig ist hierbei von Grund auf und in Ruhe die Bedenken und Bedürfnisse der Eltern und Kinder zu erkennen und sie mit Bedacht in die Reiterwelt hineinschnuppern zu lassen. So wird gleich zu Beginn gemeinsam geputzt und gesattelt. Hier werden Fragen beantwortet und insbesondere das Wesen des Pferdes den Beteiligten nähergebracht. Anschließend gehen unsere Reitlehrer mit den Anfänger/innen und unseren Schulis gemeinsam in die Reithalle. Schön zu beobachten ist, wie die Eltern Großteils auftauen und selber Spaß am Umgang mit unseren Schulis bekommen. Beim Reiten selber wird zunächst eruiert, wo die Anfänger/in steht und gezielt mit dem Ist-Zustand gearbeitet. Die Eltern sind bei uns selbstverständlich bei jeder Reitstunde herzlich willkommen.

Die Schulpferde des RV Geiger – hier im Bild Coco und Zorro – werden liebevoll gehegt und gepflegt und individuell betreut. Foto: RV Geiger/privat

ProPferd: Wie schätzt Du generell die Sicherheit im Pferdesport ein? Besteht hier ein größeres Unfallrisiko als bei anderen Sportarten?

Sabine Schlemmer: Natürlich ist Reiten kein ganz ungefährlicher Sport – vor allem im Freizeitbereich ist die Zahl der Reitunfälle stetig steigend. Richtig zu reiten erfordert ein hohes Maß an körperlicher Fitness und Kondition. Es sind Rumpfkraft, Gleichgewicht und Koordination gefordert um beim Reiten die richtige Haltung und Kontrolle zu bewahren. Zusätzlich sind Pferde Fluchttiere und müssen richtig ausgebildet und geführt werden – nicht jedes Pferd ist dafür geeignet Anfängern das Reiten zu lernen! Der korrekte Umgang mit dem Partner Pferd muss richtig erlernt werden, es ist essentiell notwendig das Verhalten der Pferde zu verstehen. Deshalb ist es enorm wichtig, diesen Sport ausschließlich unter professioneller Anleitung auf eigens dafür ausgewählten und ausgebildeten Pferden zu erlernen.

ProPferd: Warum habt Ihr Euch mit Eurem Schulbetrieb für den Schwerpunkt Kinder,- und Jugendunterricht entschieden – oder lernen auch Erwachsene reiten bei Euch?

Elke König: Die Nachfrage im Schulbetrieb kommt hauptsächlich von Kindern bzw. Jugendlichen. Das impliziert auch die Auswahl an Schulpferden, für die wir uns entschieden haben. Zorro, Coco und Iltschi sind Ponys und Prinzessin Lillifee ist eine Tinkerstute. Anfragen von Erwachsenen kommen sehr selten und wenn, dann verweisen wir diese auf andere Schulbetriebe in unserer Nähe.

ProPferd: Prävention ist immer ein guter Ratgeber. Wie können sich Eltern und ihre Kinder im Vorfeld auf ihre Reitstunden vorbereiten?

Elke König: Gerne können interessierte Eltern und deren Kinder zu unseren Schulbetriebszeiten bei uns vorbeikommen und beim Unterreicht zusehen. Bezüglich der Ausrüstung haben wir Reithelme und Rückprotektoren zum Ausleihen parat. Wir raten Reitanfänger/innen dazu, erst einmal eine elastische Hose und Schuhe mit breiten Absätzen (Stiefeletten) zu tragen.

ProPferd: Das Pferd ist ein Kulturgut und Ihr tragt mit Eurem Reitschulbetrieb dazu bei, dass dieses der Gesellschaft erhalten bleibt. Welchen Wert haben Pferde aber für Kinder?

Sabine Schlemmer: Pferde sind für Kinder wertvoll, Reiten bringt Kinder in Bewegung, fördert somit die Beweglichkeit, Koordination und Feinmotorik. Es ist erwiesen dass der Umgang mit Pferden bei Kindern das Verantwortungsbewusstsein, Geduld, Einfühlungsvermögen, Freundlichkeit und Selbstdisziplin fördert. Mit Pferden können Kinder und Jugendliche neue Sozialkontakte knüpfen.

ProPferd: Wie lernen Kinder und Jugendliche den Partner Pferd bei Euch wertschätzen?

Sabine Schlemmer: Sie lernen den Partner Pferd wertschätzen, indem sie Verantwortung über dessen Pflege und Wohlbefinden übernehmen. Gerade in Form von Putzen und Satteln vor und nach der Reitstunde bauen sie eine Beziehung zum Pferd auf. Durch das gemeinsame Arbeiten während der Reitstunde lernen sie, dass gegenseitiger Respekt, Vertrauen und ein großes Maß an Geduld die Basis einer guten Partnerschaft sind.

Schulpferd Iltschi im Einsatz – auf Abwechslung wird bei den Schulpferden großer Wert gelegt. Foto: RV Geiger/privat

ProPferd: Ihr habt insgesamt 4 Schulpferde, Zorro ist der Hahn im Korb. An seiner Seite sind Coco, Iltschi und Prinzessin Lillifee. Ihr nennt sie liebevoll Eure ,Schulis'. Wie schaut so ein Arbeitsalltag Eurer Schulis aus?

Marlene Wagner: In der Woche haben die Schulpferde drei Tage frei und „arbeiten“ an vier Tagen. Jeder Tag startet mit dem Gang auf die Koppel, wo sie bestens mit Heu, Wasser und einem
schattigen Plätzchen für die heißen Tage versorgt sind. Wir haben für unsere Schulis Allwetterkoppeln und Graskoppeln, so kommen sie ganzjährig raus.
An den „Arbeitstagen“ werden sie vor Unterrichtsbeginn in ihre Boxen gebracht und
warten dort auf die Kinder. Von mir werden die Ponys täglich individuell versorgt und betreut. Ich verantworte das allgemeine Management sowie die Ausbildung unserer zwei jungen Ponys und unserer Tinkerstute Prinzessin Lillifee. Es ist pure Freude zu erleben, wie sich die drei unter meinem Sattel fortentwickeln. Besondere Freude habe ich, wenn die Ponys das Gelernte dann mit den Reitschülern umsetzten können.

ProPferd: Wie schaut der Werdegang Eurer Reitschüler/Innen aus, sprich welche Ziele verfolgt Ihr gemeinsam mit Euren pferdebegeisterten Kindern in den jeweiligen Einzel,- Gruppen,- und Longen Stunden? Nicht zu vergessen den Springstunden und beim Ausritten?

Marlene Wagner: Je nach Vorerfahrung und Wissensstand der Kinder passen die Reitlehrerinnen den Unterricht an die Kinder an und holen sie dort ab wo sie stehen. Jede/r durchläuft einen individuellen Lernweg. Anfangs liegt der Fokus auf dem sicheren Umgang mit dem Pferd, sowie dem Kennenlernen seiner Bedürfnisse. Schritt für Schritt entwickeln die SchülerInnen ein gutes Sitzgefühl, lernen eine feine Hilfengebung und stärken ihr Vertrauen zum Partner Pferd. Unser Ziel ist es, einfühlsame, verantwortungsbewusste Reiter/innen auszubilden, die das Pferd als echten Partner wertschätzen.

ProPferd: Neben dem Schulbetrieb bietet Ihr zusätzlich Reitkurse an. Was genau sind das für Trainingslager?

Elke König: Wir bieten in den Sommerferien immer 1 bis 2 Kinderreitkurse an. Der Kinderreitkurs ist
von Montag bis Donnerstag von 9:00 bis 17:00 Uhr und Freitag von 9:00 bis 13:00 Uhr angesetzt.
Die Kinder erhalten täglich eine Reitunterrichtseinheit von unseren ausgebildeten Reitlehrern und zusätzlich werden verschiedenen Möglichkeiten wie Reiten ohne Sattel, Geschicklichkeitsparcours mit dem Pferd oder Ausritte angeboten. Neben der Verpflegung für die gesamte Woche werden die Kinder in die verschiedenen Bereiche wie Sattel-, Zaumzeugkunde und Pferdepflege eingewiesen. Natürlich darf der Spaß nicht fehlen und daher werden ganz viele Spiele und Bastelmöglichkeiten mit unseren freiwilligen Betreuern angeboten.

ProPferd: „Pferdefreunde finden“ – bewahrheitet sich das auch bei Euren Jugendlichen und Kindern?

Marlene Wagner: Definitiv ja! Es ist jedes Mal schön zu sehen mit wie viel Herz und wie liebevoll die Kinder „ihr“ Pferd begrüßen und sich freuen wieder eine Einheit mit dem Lieblingspferd sein zu dürfen. Ich selbst habe 2014 mit nur 11 Jahren meinen „Early“ in einem Schulbetrieb kennen und lieben gelernt. Leider habe ich ihn dann erst einmal aus den Augen verloren. Glücklicherweise habe ich ihn 2017 wieder gefunden und habe ihn gekauft. Eines kann ich sagen: So steinig unser Weg war und teilweise ist, er wird sich nie wieder trennen.

Marlene Wagner ist für den Schulbetrieb verantwortlich. Foto: RV Geiger/privat
 
ProPferd: Kommen auch Turniereinsteiger aus den Reihen Eurer Kinder und Jugendlichen?

Marlene Wagner: Dieses Jahr können wir den Kindern erstmals die Teilnahme an Reitertreffen und kleineren Turnieren mit Schulpferden ermöglichen. Ich habe talentierte Schüler an meiner Seite und freue mich auf die erste Saison mit „meinen Mädels“!

ProPferd: Erstmalig veranstaltet Ihr wieder ein Weihnachtsreiten und Ihr seid Teilstation des allseits beliebten Mostviertel Cup. Welche Voraussetzungen braucht es, um beim Mostviertel Cup starten zu dürfen?

Elke König: Der Mostviertel Cup ist einem Reitertreffen gleichzustellen, in welchem Teilbewerbe in der Dressur und im Springen zu absolvieren sind. Es gibt hauptsächlich lizenzfreie Bewerbe in denen Kinder und Jugendliche gefördert werden und erstmalig in die Welt des Turniersports schnuppern können.
Für die Startberechtigung gibt es keine Einschränkungen. Für erfahrenere Reiter ist es eine
gute Möglichkeit mit unerfahrenen Pferden unter Turnierbedingungen zu starten.

ProPferd: Trotz rückläufiger Turniere in Österreich veranstaltet Ihr auch in diesem Jahr wieder Turniere. Auf welche Turniere können sich Reiter und Reiterinnen in diesem Jahr beim Reitverein Geiger freuen?

Sabine Schlemmer: Mithilfe unserer Einsteller, Mitglieder und unzähligen freiwilligen Helfern konnten wir in den letzten Jahren die Anlage komplett modernisieren. Wir können bei Veranstaltungen mit top Bedingungen punkten und dadurch auch Sponsoren für unsere Turniere gewinnen.
Somit werden wir heuer, neben dem von Elke erwähnten Mostviertel Cup, unsere traditionellen Spring- und Dressurturniere veranstalten. Wir freuen uns darauf auch in diesem Jahr zahlreiche TeilnehmerInnen zu begrüßen.

ProPferd: Herzlichen Dank für Eure Zeit und weiterhin viel Erfolg!

 

Termine im RV Geiger 2025
    •    17.05.–18.05.2025: CSN-C Springturnier mit „Ländliche NÖ Meisterschaften Springen Warmblut, Pony und  Haflinger“, Nennungsschluss 16.04.2025
    •    07.06.–08.06.2025: CDN-B* Dressurturnier, Nennungsschluss 26.05.2025
    •    16.08.–17.08.2025: Mostviertel Cup
    •    14.07.–18.07.2025: Kindereitkurs mit Marlene Wagner (Warteliste)
    •    18.–22.8: Kinderreitkurs mit Julia Faffelberger und Doris Grasser
    •    19.07.2025: Sonderprüfung
    •    20.12.2025: Weihnachtsreiten

Weitere Infos unter https://rv-geiger.at

Ansprechpartnerin für den Schulbetrieb: Marlene Wagner, Tel. 0676-83900103

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