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Elektroakupunktur bietet Hoffnung für Pferde mit Headshaking-Syndrom
12.05.2025 / News

Das trigeminal-vermittelte Headshaking ist ein äußerst unangenehmer und oftmals schmerzhafter Zustand für Pferde und kann die Lebensqualität schwer beeinträchtigen.
Das trigeminal-vermittelte Headshaking ist ein äußerst unangenehmer und oftmals schmerzhafter Zustand für Pferde und kann die Lebensqualität schwer beeinträchtigen. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay-kropekk_pl

Eine aktuelle Studie des Royal Veterinary College (RVC) zeigt, dass Elektroakupunktur Pferden helfen könnte, die am Headshaking-Syndrom leiden: Fast zwei Drittel der behandelten Pferde zeigten eine Besserung.


Headshaking bei Pferden ist ein Krankheitsbild, das die Tiermedizin nach wie vor vor erhebliche Herausforderungen stellt. Die Ursachen von Headshaking können äußerst vielfältig und komplex sein, was auch die Behandlung sehr schwierig macht. Ein großer Teil der Krankheitsfälle wird heute auf eine Überempfindlichkeit bzw. Schädigung des Gesichtsnervs (nervus trigeminus) zurückgeführt, die mit der Trigeminus-Neuralgie beim Menschen vergleichbar ist – beim Pferd spricht man in diesem Fall von TMHS (trigeminal-mediated headshaking = trigeminal-vermitteltes Headshaking). Mit dieser verbreiteten Form des Headshaking-Syndroms haben sich nun ForscherInnen des Royal Veterinary College (RVC) in Hertfortshire (Großbritannien) beschäftigt.

TMHS ist eine neurologische Erkrankung, die dazu führt, dass Pferde unwillkürlich den Kopf schütteln oder zucken. Die Erkrankung steht im Zusammenhang mit dem Trigeminusnerv, der überempfindlich werden und stark auf normale Reize wie Sonnenlicht, Wind oder Berührung reagieren kann. Betroffene Pferde können Symptome wie wiederholtes Kopfschütteln, Schnauben oder Nasenreiben zeigen.

TMHS ist schmerzhaft und potenziell gefährlich und erschwert oft das Reiten. In schweren Fällen kann es zur Euthanasie führen, wenn die Lebensqualität nicht aufrechterhalten werden kann. Was genau die Überempfindlichkeit des Trigeminus-Nervs verursacht ist unbekannt, es gibt derzeit auch keine Heilung.

Elektroakupunktur (EA) ist eine Behandlung, die traditionelle Akupunktur mit elektrischer Stimulation kombiniert. Feine Nadeln werden an bestimmten Punkten eingeführt und ein leichter Strom durchgeleitet. Man geht davon aus, dass dies die Nervenaktivität und die Schmerzwahrnehmung beeinflusst, was bei Erkrankungen mit Nervenfunktionsstörungen – beispielsweise Kiefergelenkserkrankungen – hilfreich sein kann.

Im Gegensatz zu invasiveren Nerventherapien wie PENS (perkutane elektrische Nervenstimulation) kann die Elektroakupunktur in einer normalen Stallumgebung durchgeführt werden und erfordert in der Regel weder Sedierung noch Spezialgeräte.

Die Forschung wurde von Professorin Bettina Dunkel, Leiterin des RVC Equine, gemeinsam mit Georgia Hildon (Veterinärmedizinstudentin im letzten Studienjahr) sowie vier externen KollegInnen geleitet. Es handelt sich um die bislang umfangreichste Studie zur Wirksamkeit der Elektroakupunktur bei TMHS.

In dieser retrospektiven Studie wurden Informationen aus tierärztlichen Unterlagen und Nachuntersuchungen von Besitzern von Fällen gesammelt, die zwischen 2015 und 2024 behandelt wurden. Es lagen Daten von insgesamt 179 Elektroakupunkturbehandlungen an 42 Pferden vor.

Zu den gesammelten Informationen gehörten die Krankengeschichte des Pferdes und der Schweregrad der TMHS, die Anzahl der durchgeführten Behandlungen sowie die Veränderungen des Schweregrads des Kopfschüttelns vor und nach der Behandlung (Skala 0–3).

Die Analyse der Daten zeigte, dass die Elektroakupunktur von allen Pferden gut vertragen wurde und keine nennenswerten Komplikationen aufgetreten sind. Die ForscherInnen fanden heraus:
– 64 % der Pferde zeigten nach der letzten Behandlung eine Besserung.
– 33 % der Pferde hatten keine Anzeichen von Kopfschütteln mehr.
– 31 % zeigten keine Veränderung, und bei 4,8 % verschlechterte sich die Situation nach der Behandlung.
– Die durchschnittliche Schwere des Kopfschüttelns sank von Grad 3 (schwer) auf Grad 1 (leicht).

Diese Studie untermauert, dass die Elektroakupunktur eine praktikable und sichere Behandlungsoption für Pferde mit TMHS darstellt – insbesondere für jene, die auf herkömmliche Behandlungen nicht ansprechen.

Obwohl die Behandlung nicht bei jedem Pferd funktioniert, sind die Ergebnisse angesichts der Herausforderungen bei der Behandlung von TMHS vielversprechend.

Die ForscherInnen schlugen vor, dass eine Verfeinerung des Behandlungsprotokolls – beispielsweise durch Anpassung der Dauer oder Häufigkeit der Elektroakupunktur – zu noch besseren Ergebnissen führen könnte. Sie betonen, dass es auch wichtig ist, andere mögliche Ursachen für Kopfschütteln (z. B. Zahnprobleme, Allergien) auszuschließen, bevor mit der Elektroakupunktur begonnen wird.

Prof. Dunkel zusammenfassend: „Elektroakupunktur ist eine praktikable Behandlungsoption für Pferde, die an dieser verheerenden Krankheit leiden. Wir sind mit den Ergebnissen der Studie sehr zufrieden und hoffen, dass sie Tierärzte und Pferdebesitzer ermutigen, diese Behandlungsoption in Betracht zu ziehen.“

Die Studie „Electroacupuncture as a treatment for suspected trigeminal nerve-mediated head-shaking in 42 horses" von B. Dunkel, G. L. Hildon, K. M. Coumbe, E. Busuttil, D. von Schweinitz und S. Devereux ist am 3. März 2025 im Fachjournal ,BEVA Equine Veterinary Education' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

Kommentare

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1) Basquiat: Leider funktioniert der Link zur Originalfassung nicht. Bitte die Zahlen korrigieren, die untersuchten Pferde können nicht 132,8 % in Summe sein.
Mittwoch, 14. Mai 2025
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