Magazin 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Leckerli für Pferde
26.11.2014 / Wissen

Äpfel und Karotten sind eine gesunde und vitaminreiche Belohnung für unsere Pferde!
Äpfel und Karotten sind eine gesunde und vitaminreiche Belohnung für unsere Pferde! / Foto: Archiv
Leckerli sind eine schmackhafte Belohnung für das Pferd und sollen Lerneffekte unterstützen.
Leckerli sind eine schmackhafte Belohnung für das Pferd und sollen Lerneffekte unterstützen. / Foto: Archiv

Worauf soll man achtgeben, wenn man sein Pferd mit Leckerli verwöhnt? Mit welchen soll man eher vorsichtig sein – und mit welchen tut man ihnen gesundheitlich sogar etwas Gutes?  Fütterungsexperte Otfried Lengwenat informiert.

Es ist erst einige Jahre her, da war der Würfelzucker noch die klassische Belohnung für Pferde– und wie man aus der Fernsehwerbung erfährt, ist das in der Spanischen Hofreitschule immer noch so. Ansonsten hat sich die Pferdewelt jedoch gründlich geändert: Inzwischen gibt es einen riesigen Markt mit allen möglichen Belohnungs-Futtern – fast alle Futtermittelfirmen bieten eine breite Palette sogenannter „Leckerli“ an, dies in allen Farben und mit allen denkbaren Inhaltsstoffen.

Gefahr: Zahnstein

Die Abkehr vom Zucker ist durchaus sinnvoll. Karies spielt bei den Pferden nur eine untergeordnete Rolle, die Zähne wachsen ständig nach. Problematisch bei der Zuckerfütterung ist aber, dass der süße Speichel beispielsweise auf die Krippe und Zäune tropft, die Pferde lecken diese Flächen ab und gewöhnen sich so leicht Untugenden wie Holzknabbern und Koppen an.

Zahnprobleme kennen Pferde aber auch, immer mehr leiden unter Zahnstein. Die Entfernung ist recht aufwändig und für die Pferde nicht angenehm. Gefördert wird die Zahnsteinbildung durch melassehaltige Futtermittel. Melassefreie Leckerli sind daher vorzuziehen.

Industrielle Leckerli

Der Markt der industriell hergestellten Leckerli hat geradezu unüberschaubare Ausmaße angenommen – es gibt kaum eine namhafte Futtermittelfirma, die nicht auch das eine oder andere Leckerli im Programm hätte, und manchmal sind es sogar Dutzende. Hier nur ein paar kleine Tipps und Hinweise, die man beim Kauf und vor allem beim Verabreichen derartiger Leckerli beachten sollte:

– Auch Leckerli enthalten Energie – also nur in begrenzten Mengen einsetzen oder ein anderes Futter reduzieren.

– Achten Sie darauf, was in den Leckerli enthalten ist. Sollte beispielsweise angegeben sein „angereichert mit Vitaminen und Mineralstoffen“, bedenken Sie, dass damit eine ausgewogene Ration verschlechtert werden kann. Bei Kräuter-Leckerli müssen Sie davon ausgehen, dass diese relativ viel Kalzium enthalten.

– In kleinen Mengen können die Leckerli bedenkenlos verfüttert werden. Angeboten werden auch getrocknete Karotten-, Bananen und andere Gemüse- oder Obstleckerli. Sie haben gegenüber dem frischen Obst und Gemüse den Vorteil, dass man sie besser in der Hosentasche transportieren kann. Bei vorschriftsmäßiger Lagerung kann man davon ausgehen, dass die Hygiene der Leckerli gut ist.

Zurück zur Natur

Freilich muss es nicht immer das Sackerl oder Küberl mit den – meist bunt eingefärbten – Industrie-Leckerli sein. Auch die Natur hält kleine Köstlichkeiten bereit, die Pferde zu schätzen wissen – und obendrein ist es in den meisten Fällen auch preiswerter, frisches Obst oder Gemüse als Belohnung zu verfüttern.

Karotten sind eine sehr gesunde Belohnung für Pferde. Sie sind reich an ß-Carotin, der Vorstufe von Vitamin A. Eine Überversorgung mit ß-Carotin ist nicht möglich, da die Pferde nur so viel in Vitamin A umwandeln wie benötigt wird. Damit gleichen sie gerade in den Wintermonaten den abnehmenden Vitamingehalt im Heu aus. Natürlich müssen die Karotten sauber sein und sie dürfen nicht gefroren verfüttert werden. Wichtig ist auch, die Karotten nicht zu zerkleinern (nur ganze Karotten werden gründlich gekaut!) und damit kommt es nicht zu einer Schlundverstopfung. Die Nitratgehalte in Karotten schwanken, sind in den meisten Fällen aber unbedenklich. Wichtig ist, dass die grünen Bestandteile abgeschnitten und nicht mit verfüttert werden, da sie die höchsten Nitratmengen enthalten.

Rüben sind ein schmackhaftes Futter für die Pferde, insbesondere die Zuckerrüben. Vorzuziehen sind wegen des geringeren Zuckergehaltes bei größeren Mengen die Futterrüben (Gehalts- und Masserüben). Alle Rüben müssen sauber und frostfrei sein.

Äpfel sind eine leckere, vitaminreiche und gesunde Belohnung für Pferde – einzig mit der Menge sollte man es nicht übertreiben, da in den Apfelkernen Amygdalin enthalten ist, das durch den Stoffwechsel in das hochgiftige Cyanid (Blausäure) umgewandelt wird. Das gleiche gilt übrigens auch für Kirschen, Zwetschken, Pfirsiche oder Marillen, deren Kerne ebenfalls Amygdalin beinhalten. Um eine kritische Dosis zu erreichen, müsste das Pferd allerdings große Mengen Apfelkerne zu sich nehmen – was äußerst unwahrscheinlich ist. Ein paar Äpfel am Tag als Leckerli sind daher gesundheitlich völlig unbedenklich.

Positiv in den Äpfeln sind die enthaltenen Pektine. Sie werden nicht im Dünndarm verdaut, sondern gelangen in den Dickdarm. Dort dienen sie als „Nahrung“ für die Mikroorganismen. Da sie relativ schnell im Dickdarm verdaut werden, sollte man bei empfindlichen Pferden nicht zu große Mengen auf einmal füttern. Wenn ein Pferd bei größeren Mengen leichten Durchfall bekommt, dann muss die Menge reduziert werden. Ganz wichtig ist, keine zu kleinen oder geschnittenen Äpfel zu geben, sie können leicht zu einer Schlundverstopfung führen.

Bananen fressen die meisten Pferde gern, sie sollten allerdings ohne Schale verfüttert werden. Die Schalen sind zwar nicht giftig, wohl aber die Chemikalien, mit denen sie behandelt werden. Dies gilt besonders für die Mittel, mit denen exotische Früchte für den Transport haltbar gemacht werden.

Die Sache mit dem Brot

Brot wird von vielen Firmen als Leckerli in Form von getrockneten Würfeln verkauft, man kann es genauso gut auch selber trocknen. Frisches Brot kann zu Blähungen führen, daher nur in kleinen Mengen und nicht an empfindliche Pferde verfüttern. Brot möglichst schnell trocknen, damit es nicht anfängt zu schimmeln. Verschimmeltes Brot darf auch bei gering sichtbarem Schimmelbefall auf keinen Fall verfüttert werden, da es zu schweren Koliken führen kann. Brot hat einen recht hohen Energiegehalt, daher bei größeren Mengen unbedingt Kraftfutter abziehen.

Als Leckerli können alle Futtermittel in kleinen Mengen verfüttert werden, ohne dass sie für die Tagesration berücksichtigt werden müssen. (Tab.1) Bei größeren Mengen achten sie aber darauf, dass sie nicht zu Dickmachern werden – ein Vergleich mit Kartoffelchips und Schokolade ist hier durchaus angebracht.

Bei allen Gedanken, die Sie sich über Kraftfutter und Leckerli machen – vergessen Sie bitte nie die wichtigsten Grundsätze:

-       Mindestmenge an Grobfutter 1,5 kg (besser 2 kg) Trockenmasse pro 100 kg Lebendgewicht des Pferdes

-       Kleine Kraftfuttermengen pro Mahlzeit (möglichst nicht mehr als 1 kg)

-       Immer die Gesamtration im Auge behalten, nicht wahllos Zusätze füttern

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen