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Aufwärmen für Reiter – leicht gemacht
17.12.2015 / Wissen

Hopserlauf zum Kreislauf und Muskelaufwärmen: Abwechselnd rechtes Knie nach links und Oberkörper nach rechts drehen und umgekehrt. Dabei nach oben hüpfen.  Wer die Herausforderung mag kann diese Übung  rückwärts versuchen. Dieses fordert schon ein hohes Maß an Koordination, macht aber auch sehr viel Spaß. Man kann auch variieren zwischen Hopserlauf und normalem Laufen bzw. Rückwärts-Hopserlauf und rückwärts laufen. Dauer: 5-10 Minuten
Hopserlauf zum Kreislauf und Muskelaufwärmen: Abwechselnd rechtes Knie nach links und Oberkörper nach rechts drehen und umgekehrt. Dabei nach oben hüpfen. Wer die Herausforderung mag kann diese Übung rückwärts versuchen. Dieses fordert schon ein hohes Maß an Koordination, macht aber auch sehr viel Spaß. Man kann auch variieren zwischen Hopserlauf und normalem Laufen bzw. Rückwärts-Hopserlauf und rückwärts laufen. Dauer: 5-10 Minuten / Foto: Archiv
Dehnen der Oberschenkelmuskulatur: Abwechselnd Gewicht auf einen Fuß verlagern und dabei die Innenseite des anderen Oberschenkels dehnen. Wichtig: nur so dehnen, dass es noch angenehm ist und nicht schmerzt.
Dehnen der Oberschenkelmuskulatur: Abwechselnd Gewicht auf einen Fuß verlagern und dabei die Innenseite des anderen Oberschenkels dehnen. Wichtig: nur so dehnen, dass es noch angenehm ist und nicht schmerzt. / Foto: Archiv
Nacken- und Schulterlockerung: Arme von vorne nach hinten kreisen lassen.
Nacken- und Schulterlockerung: Arme von vorne nach hinten kreisen lassen. / Foto: Archiv
Lockern der Hüftgelenke: Rückwärts Fahrradfahren – die gleiche Bewegung wie beim Fahrradfahren machen, nur eben rückwärts.
Lockern der Hüftgelenke: Rückwärts Fahrradfahren – die gleiche Bewegung wie beim Fahrradfahren machen, nur eben rückwärts. / Foto: Archiv

Viele Reiter sind echte Aufwärm-Muffel – dabei profitieren von einfachen Übungen vor dem Aufsteigen Pferd und Reiter gleichermaßen. ProPferd-Autorin Barbara Leitner hat den Selbstversuch gemacht – mit überzeugendem Ergebnis.


So gut wie in jeder Sportart ist es selbstverständlich, sich vor der eigentlichen sportlichen Betätigung aufzuwärmen. Ob beim Fußball, bei allen Leichtathletikdisziplinen, beim Tennis oder beim Skirennlauf – das Aufwärmen gehört einfach zum Sport dazu und wird auch gern effektvoll vom Fernsehen in Szene gesetzt. Aufwärmen ist – fachlich bzw. sportwissenschaftlich betrachtet – eine unverzichtbare Voraussetzung für die Leistungsfähigkeit und auch die Gesundheit des Athleten, da ansonsten die Verletzungsgefahr viel zu groß wäre. Sogar beim normalen Schul-Skikurs kann es übrigens vorkommen, dass ein Skilehrer bei einer entsprechenden Verletzung seines ihm anvertrauten Schülers haftbar gemacht werden kann, wenn sich herausstellt, dass er als Ausbilder kein Aufwärmprogramm mit diesem Schüler durchgeführt hat.

Reiter als Aufwärm-Muffel
Betrachtet man den Alltag in den meisten Ställen und Vereinen, so sind Reitlehrer, die ihren Schülern vor dem Aufsteigen Aufwärmübungen verordnen, leider dünn gesät. Auch bei den Profis sieht man selten Reiter, die dies praktizieren – einzige Ausnahme (die man allerdings sehr hervorheben muss und nicht laut genug loben kann, sind die Voltigierer). Aber woran liegt es, dass das Aufwärmen unter Reitern bzw. Fahrern einen so geringen Stellenwert einnimmt?

Von vielen Reitern hört man auf diese Frage: „Ich wärme mich ja beim Putzen auf“, „Ich wärme mich beim Führen in die Halle oder zum Reitplatz auf“, „Beim Abreiten im Schritt wärme ich mich ja eh auf.“ Die hoffnungsvollste Antwort für diesen Artikel: „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.“

Sicher gibt es zahlreiche Reiter die neben dem Reiten sportlich aktiv sind, beispielsweise jene, die laufen, Rad fahren oder ähnliches tun. Dies ist für jeden Reiter von Vorteil – und auch das Pferd profitiert davon.  Aufwärmübungen unmittelbar vor dem Reiten sind für beide jedoch noch effektiver – und für die Dehnfähigkeit, Beweglichkeit und Geschmeidigkeit der Muskulatur enorm wichtig.

Warum Aufwärmen wichtig ist
Der Hauptgrund, warum man sich nicht aufwärmt, ist meistens die eigene Bequemlichkeit, wobei auch der Zeitfaktor eine Rolle spielen mag. Wer mag schon gestresst von der Arbeit in den Stall fahren, putzen, satteln und dann zusätzliche Zeit mit dem Aufwärmen verbringen. Doch gerade in der kalten Jahreszeit kann genau dies von Vorteil sein.
Warum Aufwärmen so wichtig ist, ist leicht erklärt: Durch das Aufwärmen kommt es physiologisch gesehen zu:
•    einem Temperaturanstieg und dadurch zu einer Erwärmung der Muskulatur
•    einer generellen und koordinativen Leistungssteigerung
•    einer erhöhten Sauerstoffzufuhr um eine Übersäuerung der Muskulatur vorzubeugen
•    einer zusätzlichen Produktion von Gelenksflüssigkeit um die Gelenke zu schonen
•    einer höheren Beweglichkeit

Der mentale Aspekt
Was aber speziell im Reitsport noch eine große Rolle spielt, ist der mentale Aspekt des Aufwärmens. Hier unterscheidet sich das Reiten von den meisten Sportarten, denn hier arbeitet man mit einem Tier, welches uns an Kraft, Gewicht und Größe überlegen ist und uns umso mehr Feingefühl, Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen abverlangt.
Das Aufwärmen, sei es auch nur mit ein paar einfachen Übungen, kann auch als Ventil dienen. Frust, Stress und Sorgen, also negative Gefühle mit aufs Pferd zu nehmen ist, wie viele Reiter bestimmt schon selbst bemerkt haben, kontraproduktiv und führt meistens zu Verspannungen im Körper und zu Spannungen zwischen Mensch und Tier, was ein harmonisches Miteinander und den Erfolg einer Reiteinheit verhindert.

Das Aufwärm-Programm
So wie fast alle Reiter ihr Pferd ganz selbstverständlich aufwärmen (etwa durch mindestens 10 minütiges Schrittreiten und danach in der Aufwärmphase beim Vorwärts-abwärts-Reiten), um es auf den Leistungsabruf vorzubereiten, sollten sich auch die Reiter selbst auf ihre Reiteinheiten vorbereiten.

Deshalb als kleine Anregung ein paar Beispiele – siehe Fotos oben – für einfache, aber effiziente Aufwärmübungen am Boden sowie auf dem Pferd. Die Übungen am Pferd kann man übrigens gut in die Schrittphase des Aufwärmens integrieren.

Aufwärmen im Selbstversuch
Zwei Wochen lang habe ich mich vor jedem Ritt aufgewärmt um herauszufinden, ob es für mich persönlich einen Unterschied macht,  mich selbst aufzuwärmen und dies für mich und mein Pferd von Vorteil ist, oder ob  kein Unterschied zu bemerken ist.
Fazit: Obwohl ich am Anfang etwas skeptisch war, musste ich feststellen, dass ich durch meinen Versuch wirklich entspannter reiten konnte. Es schien auch, dass diese Entspanntheit auf mein Pferd übertragen wurde. Vor allem beim Aussitzen hatte ich das Gefühl schon von Anfang an besser mitschwingen zu können.  Und das bereits am 1. Tag !  Mit nur 10 Minuten Aufwärmzeit am Boden, einigen Dehnübungen und Bewegungsübungen nach dem Aufsteigen und im Schritt .

Versucht es selbst einmal. Und solltet ihr – wie ich – von euren lieben Reiterkollegen belächelt werden ein kleiner Tipp:  Sucht euch Gleichgesinnte im Reitstall. Gemeinsam hat man mehr Spaß, es wird zusammen gelacht und die daraus resultierende positive Einstellung trägt mit Sicherheit zu einem gelungenen Ritt bei.
Barbara Leitner

PS: Dieser Artikel soll nur als kleine Anregung dienen und ein wenig zum Nachdenken anregen. Es gibt noch unzählige weitere tolle Übungen zum Aufwärmen, die man stets auf die eigenen Bedürfnisse abstimmen sollte. Wer sich näher mit dem Thema ,Aufwärmen für Reiter’ beschäftigen möchte, dem sei das Buch „Aufwärm- und Übungsprogramm für Reiter“ des Sportpädagogen Eckart Meyners wärmstens ans Herz gelegt (Franck Kosmos Verlag, 208 Seiten, ISBN 978-3440138496, Preis 29,99 Euro

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