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Yoga für Reiter: Übungen für mehr Balance und Körpergefühl
17.05.2018 / Wissen

Von Yoga-Übungen profitieren Pferd und Reiter ...
Von Yoga-Übungen profitieren Pferd und Reiter ... / Foto: Nicole Steiner
Übung „Berg"
Übung „Berg" / Foto: Nicole Steiner
Dehnübung
Dehnübung / Foto: Nicole Steiner
Winkel
Winkel / Foto: Nicole Steiner
Kerze
Kerze / Foto: Nicole Steiner
Blasebalg-Atmung
Blasebalg-Atmung / Foto: Nicole Steiner
Katze – Grundposition
Katze – Grundposition / Foto: Nicole Steiner
Katze – Hohlkreuz
Katze – Hohlkreuz / Foto: Nicole Steiner
Katze – Rundrücken
Katze – Rundrücken / Foto: Nicole Steiner

Die fernöstliche Bewegungs- und Bewusstseins-Lehre bietet auch und gerade Reitern viele positive Aspekte und kann helfen, Gleichgewicht und Körpergefühl zu verbessern. Welche Übungen sich dafür besonders eigenen, erklärt ProPferd-Autorin Nicole Steiner.


Für jeden Reiter steht bei der täglichen Arbeit die Ausbildung des Pferdes im Zentrum – alle Aufmerksamkeit und Konzentration ist darauf gerichtet, während man den eigenen Körper meist stiefmütterlich behandelt und über Blockaden oder Verspannungen hinwegsieht. Dabei kämen ein verbessertes Balance- und Körpergefühl sowie größere Beweglichkeit nicht nur dem Reiter, sondern natürlich auch der Qualität des eigenen Reitens und im Endeffekt auch dem Pferd zugute.

Die Kombination von Yoga und Reiten setzt zur Abwechslung nicht bei der Beweglichkeit und Losgelassenheit des Pferdes, sondern der des Reiters an – und bietet damit die Möglichkeit eines ganz neuen Reiterlebnisses.

Anspannen und Entspannen
Das richtige Maß zu finden zwischen Anspannung und Entspannung stellt eine besondere Parallele zwischen den Grundsätzen von Yoga und Reiten dar. Entspannt und losgelassen sein, und trotzdem jederzeit bereit, Teile des Körpers maßvoll anzuspannen – das lehren Yogaübungen und Reitlehren gleichermaßen. Oft ist es dem Reiter gar nicht bewusst, dass er klammert oder die Beine hochzieht. Auch eine verkrampfte Zügelführung oder das Einknicken in der Hüfte geschieht ganz unbewusst. Der Reitlehrer kann zwar darauf aufmerksam machen, aber das Muster ist manchmal bereits so eingefahren, dass der gleiche Fehler immer wieder passiert. Yoga kann bei diesen Problemen unterstützen, es schult die bewusste Abwechslung von An- und Entspannung und leitet an, den eigenen Körper in jeder Situation wahrzunehmen.

Pranayama – der Atem
Im Yoga wird großen Wert auf die Atmung gelegt. Sich auf den Atem zu konzentrieren führt die Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper. Dieses Verinnerlichen des Atems kann beim Reiten sehr hilfreich sein, es macht den Körper bewusster und spürt damit Verspannungen auf. Auch hilft gezieltes Atmen sich auf den Bewegungsrhythmus des Pferdes einzulassen. Viele Reiter neigen dazu die Luft anzuhalten und verkrampfen sich damit unbewusst. Gleichmäßiges Atmen versorgt nicht nur den Körper mit ausreichend Sauerstoff, sondern hilft jedem Reiter, wohlbekannte Emotionen wie Ärger, Unsicherheit und Angst abzubauen.

Bewusst im Hier und Jetzt
Yoga ist nicht nur Bewegungslehre, betonen Yogalehrer – es geht auch ganz besonders um das Bewusstsein. Ganz bewusst im Hier und Jetzt zu sein – diese Fähigkeit haben viele Menschen verloren, sie sind gedanklich entweder beim letzten Termin hängen geblieben oder bereits Stunden voraus und bei dem, was sie nach dem Reiten noch alles erledigen müssen. Dieser Mangel an Präsenz und Bewusstsein führt gar nicht selten zu Konflikten und Missverständnissen zwischen Pferd und Reiter – bei genauerer Betrachtung sogar irgendwie logisch. Es wäre einen Versuch wert, bei der Ankunft im Stall einmal kurz innezuhalten, ein paar Atemzüge frische Luft einzuatmen und sich selbst die Frage zu stellen: „Wie stehe ich heute hier?“ An diesem Punkt kann man sich dafür entscheiden, den Tag, die Eile, die schlechte Laune hinter sich zu lassen und sich für die nächsten Stunden ein Beispiel an der Lebensphilosophie unserer Pferde zu nehmen und einfach nur da zu sein.

Asana – Körperbewusstsein und Bewegung
Asana bezeichnet schließlich den Teilbereich von Yoga, der uns allen bekannt ist – verschiedene Bewegungsabläufe, Positionen und Übungen. In der Yogalehre sind diese Übungen dazu da, um die Beweglichkeit und das Bewusstsein für Körper, Geist und Emotionen zu erhöhen. Dabei werden körperliche und auch emotionale Verspannungen gelöst. Die verschiedenen Positionen und Dehnungen massieren Muskeln und Organe, erhöhen Blutzirkulation und Beweglichkeit.


DIE ÜBUNGEN
Diese ausgewählten Übungen sind für Reiter besonders empfehlenswert. Es handelt sich um unkomplizierte Übungen, die auch der Yoga-Anfänger problemlos ausprobieren kann. Trotzdem dehnen und entspannen sie gerade die Körperteile, die beim Reiten vermehrt beansprucht werden. Wer diese Übungen macht, tut dies auf eigene Verantwortung und sollte bei gesundheitlichen Problemen bitte unbedingt vorab das OK eines Arztes bzw. Physiotherapeuten einholen!

Berg
Der Berg ist die Ausgangsposition aller stehenden Übungen. Mit dieser Position schult man das Gleichgewicht, die Aufrichtung des Oberkörpers und kräftigt Fuß und Beinmuskulatur. Außerdem hilft sie, zur Ruhe zu kommen und sich auf den eigenen Körper zu konzentrieren.
1.    Stelle dich mit hüftbreit geöffneten Beinen hin und verteile dein Gewicht gleichmäßig.
2.    Lass die Hände von den Schultern abwärts frei an deinem Körper herunterhängen.
3.    Atme gleichmäßig und bewusst ein und aus.
4.    Als Variation kann man die Hände auch vor der Brust oder über dem Kopf falten.

Dehnübung
Diese Übung ist besonders für den Rücken und die Bandscheiben hilfreich. Sie beseitigt Verspannungen, streckt den Körper und verhilft zu einer natürlich Haltung.
1.    Lege dich mit gestreckten Armen und Beinen auf die Matte.
2.    Lege die linke Hand auf die linke Schulter und winkle das rechte Bein an.
3.    Während du ausatmest, bringe das rechte Knie und den linken Ellbogen einander näher (nur solange du dich dabei wohlfühlst, diese Bewegung soll nicht schmerzen)
4.    Atme ein und kehre in die Ausgangsposition zurück. Wiederhole die Übung ca. 5 bis 10 Mal – solange es dir angenehm ist – und wechsle dann die Seite für ebenso viele Wiederholungen.

Winkel  
Eine Übung für fast jeden, sie beugt Haltungsschäden, Rücken- und Nackenbeschwerden vor und ist wirksam bei Problemen durch einseitige Belastungen. Gut geeignet ist der Winkel daher für Reiter, die oft in der Hüfte einknicken.
1.    Stelle dich auf die Matte und stelle die Füße gespreizt auf.
2.    Strecke den rechten Arm senkrecht hoch, er berührt dabei das rechte Ohr.
3.    Beuge aus der Taille heraus den Körper nach links. Der rechte Arm bleibt ausgestreckt und berührt immer noch das rechte Ohr. Beuge dich soweit es ohne Schmerzen möglich ist und stütze dich mit der linken Hand am linken Bein ab.
4.    Bleib 15 Atemzüge lang in dieser Position und kehre dann vorsichtig in die Ausgangsposition zurück. Nach 15 Atemzügen Pause kommt die andere Seite dran. Diese Übung wird nur einmal ausgeführt und nicht wiederholt.

Katze    
Diese Übung ist gut für den Rücken. Sie zeigt an, wo er beweglich ist und wo eventuell Blockaden und Verspannungen liegen und hilft, diese zu löse.
1.    Gehe in den Vierfüßlerstand – die Hände genau unter den Schultern und die Knie unter dem Hüftgelenk.
2.    Beim nächsten Ausatmen wölbe den Rücken nach oben, ziehe dabei den Bauchnabel ein und führe deinen Kopf in Richtung Brust.
3.    Beim Einatmen öffne deine Brust und strecke deinen Rücken zu einem Hohlkreuz durch. Dein Kopf hebt sich dabei.
4.    Wiederhole diesen Ablauf ca. 5 bis 10x, solange es dir angenehm ist.

Kerze   
Die Kerze ist hauptsächlich für die Durchblutungsförderung bekannt. Alle Bereiche unseres Körpers brauchen eine gute Blutversorgung, besonders die Muskeln, die wir in Training und täglicher Arbeit fordern.
1.    Lege dich auf den Rücken und schiebe beide Fäuste unter das Kreuzbein. Damit stützt du dein Becken. Hebe die Beine gestreckt hoch und drehe die Fäuste, so dass du ganz bequem darauf liegst.
2.    Schließe die Augen und bleib ca. 30 Atemzüge lang in dieser gestreckten Position. Versuche, dich dabei zu entspannen und deinen Körper zu fühlen.
3.    Löse dich langsam aus der Position und ruhe dich einige Atemzüge lang aus, bevor du aufstehst. Auch die Kerze wird nur einmal ausgeführt.

Blasebalg-Atmung    
Atmung ist im Yoga ein großes Thema – der Atem ist die Grundlage unseres Lebens. Diese Form der Blasebalgatmung kräftigt die Bauchmuskulatur und wirkt unterstützend bei Asthma und Unterleibsbeschwerden.
1.    Stehe mit geschlossenen Füßen aufrecht. Lege deine Hände an die Taille (Daumen zeigen nach vorne) und beuge dich 60° nach vorne.
2.    Atme fest ein und strecke den Bauch heraus.
3.    Atme wieder aus und ziehe den Bauch dabei ein.
4.    Am Anfang wiederholt man die Blasebalgatmung ca. 5 Mal, die Wiederholungen können aber bis zu 25 gesteigert werden. Wichtig ist, dass der Bauch beim Einatmen richtig nach vor schnellt und mit eben so viel Energie wieder eingezogen wird, es soll ein dynamischer Ablauf sein.

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