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Gefahr Blitzschlag: So schützt man sich und seine Pferde
01.06.2018 / Wissen

Reiter, Pferdebesitzer und ihre Pferde sind bei Gewittern – wie Medienberichte und auch Statistiken zeigen – besonders gefährdet und immer wieder Opfer von Blitzunfällen.
Reiter, Pferdebesitzer und ihre Pferde sind bei Gewittern – wie Medienberichte und auch Statistiken zeigen – besonders gefährdet und immer wieder Opfer von Blitzunfällen. / Foto: Archiv

Heftige Gewitter sind für Pferde und Reiter eine besondere Gefahr. Ein neues Merkblatt des VDE fasst die wichtigsten Verhaltensregeln für Reiter und Pferdebesitzer zusammen.

 

Es ist eine traurige Tatsache: Durch die fortschreitende Erderwärmung und den Klimawandel treten extreme Wetterereignisse immer häufiger auf – die heftigen Gewitter der letzten Tage in Deutschland und Österreich sind nur das aktuellste Beispiel dieser besorgniserregenden Entwicklung. Reiter, Pferdebesitzer und ihre Pferde sind bei Gewittern – wie Medienberichte und auch Statistiken zeigen – besonders gefährdet und immer wieder Opfer von Blitzunfällen. Für Schlagzeilen sorgte etwa 2014 der Blitzeinschlag in einem Zirkus in Hessen, bei dem 10 Hunde und 9 Pferde ums Leben kamen – oder der tragische Fall eines Pferdehofs in der Nähe von Passau, bei dem im Juni 2016 drei Pferde auf der Weide nach einem Blitzschlag starben.

Vorfälle wie diese machen deutlich, daß man die Gefahr, die von Gewittern für Mensch und Tier ausgeht, niemals unterschätzen sollte – auch nicht das Tempo eines herannahenden Unwetters. Wie aber soll man sich verhalten, wenn tatsächlich ein Gewitter aufzieht – wo und wie kann ich mich und meine Pferde effizient schützen bzw. in Sicherheit bringen? Auf diese wichtigen Fragen gibt ein nun erschienenes Merkblatt umfassend Antwort, das der VDE (Verband der Elektrotechnik/Elektronik/Informationstechnik e.V.) sowie die VFD (Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V) gemeinsam erarbeitet haben. Darin werden detailliert die Gefahren erläutert, die von Gewittern für Pferde, Reiter und Fahrer ausgehen, es werden richtige und falsche Verhaltensweisen aufgezeigt – und auch mancherlei Mythen und falsche Annahmen im Zusammenhang mit Blitzunfällen aufgeklärt.

So ist beispielsweise die größte Gefahr nicht der sogenannte Direkteinschlag, bei dem Mensch oder Pferd direkt vom Blitz getroffen werden – und der vergleichsweise selten ist. Die häufigste Gefährdung besteht durch die sogenannte ,Schrittspannung’: Ausgehend von der Einschlagstelle breitet sich der Blitzstrom im Erdboden nach allen Richtungen aus. Ein Mensch oder ein Pferd greift mit den Beinen auf dem Boden eine "Schrittspannung" ab und ein Teil des Blitzstroms fließt dann durch den Körper. Die Schrittspannung ist die häufigste Gefährdung, verursacht beim Menschen allerdings zumeist die geringsten Verletzungen, bei Pferden jedoch oft tödliche Verletzungen verbunden mit dem Absturz der Reiter.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Gefährdung durch sogenannten ,Überschlag’: Von Bäumen oder hölzernen Masten kann ein Blitz auf Menschen oder Pferde in der Nähe überspringen, auch über mehrere Meter. Der Blitz-Überschlag verursacht mittlere bis tödliche Verletzungen. Er tritt etwas häufiger auf als der Direkteinschlag.

Auch durch ,Berührungsspannung’ kann es zu Unfällen kommen: Beim Berühren von metallenen Objekten wie Masten, Zäunen, die zum Blitz Verbindung haben, fließt ein Teil des Blitzstromes durch den Menschen oder das Pferd. Das kann z.B. auftreten, wenn eine Person an einer getroffenen Straßenlaterne anlehnt, ein Pferd eine Wassertränke berührt, die den Blitz von einem getroffenen Baum weiterleitet, oder wenn ein Pferd im Stall Kontakt zu metallenen, unter Blitzspannung stehenden Einrichtungen hat. Die Berührungsspannung tritt mit geringer bis mittlerer Häufigkeit auf und kann mittlere bis tödliche Verletzungen beim Menschen und tödliche Verletzungen bei Pferden hervorrufen.

Wo sind Pferde und Reiter bei Gewittern sicher?

Für pferdehaltende Betriebe kann der effiziente Schutz seiner Vierbeiner vor Blitzunfällen eine beträchtliche Herausforderung darstellen, wie das Merkblatt erklärt: Im Gegensatz zu Nutzviehställen der industriellen Tierhaltung, in denen meist Blitzschutzsysteme aus Gründen des vorbeugenden Brandschutzes installiert sind, ist die Haltung von Pferden vielfältiger. Zunehmend werden Pferde in sogenannten Offenstallungen bzw. Bewegungsstallungen untergebracht, d. h. das Tier kann sich seinen temporären Aufenthaltsort im Stallbereich jederzeit selbst suchen. Ein Stallmanagement, das die Tiere bei heranziehendem Gewitter in einen blitzgeschützten Bereich einstallt, kann nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden.

Generell gilt bei Gewittern: Das freie, ungeschützte Gelände meiden – und stattdessen sichere, im Idealfall blitzgeschützte Gebäude, Hallen oder Stallungen aufsuchen. So bietet eine offene Weide ohne Unterstand keinerlei Schutz vor Blitzwirkungen – durch einzeln stehende Bäume ist die Gefährdung sogar besonders hoch. Auch ein Offenstall bietet im Freien keinerlei Schutz – es kann jedoch ein überdachter Bereich als ,blitzgeschützter Bereich’ ausgebaut werden. Den effektivsten Schutz bieten Reithallen und Stallgebäude mit Blitzschutzsystem.

Gerät man außerhalb seines Hofes – etwa bei einem Ausritt – in ein Gewitter, sollte man ebenfalls das Freie sowie einzeln stehende Bäume meiden und wenn möglich das nächstliegende Gebäude mit Blitzschutzsystem aufsuchen. Ist man mit Auto und Anhänger unterwegs, bietet das Auto mit Ganzmetallkarosserie einen ausgezeichneten Blitzschutz. Keinen Schutz bieten Fahrzeuge mit anderen Karosserien z.B. Wohnmobile sowie Cabriolets ohne Dachgerüst oder Überrollbügel aus Metall. Pferdeanhänger bieten dann Schutz, wenn der Aufbau über eine metallene Konstruktion verfügt, die das Pferd im Dachbereich überragt.

Sollte man keinen derartigen ,geschützten Bereich’ zur Verfügung haben oder erreichen können, empfiehlt das Merkblatt folgende Verhaltensregeln, wenn man von einem Gewitter überrascht wird:

•    Ein gewisser Schutz ist in der Nähe von Felswänden, in Höhlen oder im Gebirge in engen, tiefen Einschnitten / Schluchten gegeben.

•    Die Gefahr durch Blitzeinschlag wird in einem tiefer gelegenen Platz, einer Senke oder einem Hohlweg geringer.

•    Einzelne Baumgruppen, allein stehende Bäume, Waldränder oder höher gelegene Regionen wie Hügelspitzen sind auf alle Fälle zu meiden.

•    Im Wald sind Mensch und Tier durch Blitzüberschläge oder herumfliegende Baumteile (nach Blitzeinschlag in einen Baum) und durch brechende Äste und umstürzende Bäume (Sturmbruch) gefährdet.

•    Mit Gewittern einhergehende Stürme können Gegenstände wie z.B. Verkehrsschilder, Bauzäune, Blumentöpfe usw. verwehen und bei Pferden Panikattacken (Durchgehen) hervorrufen. Dies ist bei der Wahl des Aufenthaltsorts zu berücksichtigen.

•    Beim Fahren sind Personen in einer überdachten Kutsche mit Metallkonstruktion (auch im Dachbereich) weniger gefährdet als im Freien. Die Pferde sollten abgespannt und in der Nähe sicher angebunden werden, die Personen sollten sich während des Gewitters in der Kutsche aufhalten.

•    Bei Kutschen, die nicht komplett in Metallkonstruktion ausgeführt sind, sollten alle Personen die Kutsche verlassen, die Pferde abgespannt und in der Nähe sicher angebunden werden und die Personen sich dann in drei Meter Abstand zur Kutsche in die Hockstellung begeben.

•    Reiter sollten absteigen, die Pferde in der Nähe sicher anbinden und sich dann in etwa drei Meter Abstand zum Pferd in die Hockstellung begeben.

•    Säumer sollten die Pferde möglichst abpacken und in der Nähe sicher befestigen, um sich dann in etwa drei Meter Abstand zum Pferd in die Hockstellung zu begeben.

•    Diese Empfehlungen gelten auch für Gruppen. Zusätzlich ist ein Abstand von mindestens drei Meter zwischen den Personen einzuhalten.

Überraschend mag die Empfehlung erscheinen, die Nähe von Metallmasten (Fahnenmast, Mobilfunkmast, Stromleitungsmast etc.) zu suchen –hier ist man lt. VDE aber vor einem direkten Blitzeinschlag gut geschützt. Dabei sollte man jedoch mindestens 1 m Abstand zu den Metallteilen einhalten – und idealerweise auf Asphalt stehen (hat eine isolierende Wirkung).

Ausführliche Informationen bietet das Merkblatt auch zum Blitzschutz für Reithallen und für Stallungen. Besonderes Augenmerk ist dabei auf die Ausführung der Bodenkonstruktion zu legen, die so beschaffen sein sollte, dass sie die Gefährdung durch Schrittspannung minimiert bzw. ausschließt.

Alle Details dazu – und viele weitere Tipps für effektiven Blitzschutz von Pferd und Mensch, Erste Hilfe-Maßnahmen etc. – findet man hier!

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