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So schützen Sie Ihre Pferde vor der Silvester-Knallerei
20.12.2015 / Wissen

Gedankenlos & unverantwortlich: Diese Feuerwerkskörper wurden auf einer einzigen Pferdeweide bzw. in ihrer unmittelbarer Umgebung gefunden.
Gedankenlos & unverantwortlich: Diese Feuerwerkskörper wurden auf einer einzigen Pferdeweide bzw. in ihrer unmittelbarer Umgebung gefunden. / Foto: Martin Haller

Für die meisten Haustiere und ganz besonders für Pferde bedeutet die alljährliche Silvesterknallerei Angst und Stress pur. ProPferd-Autor Martin Haller gibt Tipps, wie man seine geliebten Vierbeiner schützen kann.


Pferdefreunde sehen dem Jahreswechsel meist mit gemischten Gefühlen entgegegen – man freut sich zwar aufs Christkind, fürchtet aber auch den Ärger und die Sorge wegen der bevorstehenden Feuerwerke und Silvesterknallerei, unter der nahezu alle Haustiere und auch Pferde sehr leiden.

Warum Pferde leiden
Alle Großsäuger – und Pferde ganz besonders – haben ein wesentlich feineres Gehör als wir Menschen. Raketen, Heuler und Böller können zu Angst und Panik führen und belasten die Psyche enorm. Nicht nur die Lärmbelästigung bedeutet Stress für die Tiere, auch der Schwefelgehalt der Luft, der im Explosionsfeld der Knallkörper besonders hoch ist, kann empfindliche Schleimhäute in den Tiernasen reizen. Haustiere sollten zu Silvester daher generell bei geschlossenen Fenstern und Türen in Gebäuden und nicht alleine bleiben. Fenster und Türen sind zu verschließen, um die Lautstärke des Feuerwerks zu dämpfen. Hundehaltern rät das Ministerium, rechtzeitig vor dem Jahreswechsel einen ausgedehnten Spaziergang mit dem Hund zu machen. Größere Spaziergänge zu Problemzeiten sollten vermieden und der Hund immer an der Leine geführt werden, um ein Weglaufen zu verhindern.

Erheblich schwieriger ist der Schutz von Weidetieren, die nicht in den Wald oder in ein schützendes Gebäude flüchten können. Insbesondere bei Pferden und jungen Rindern besteht die Gefahr, dass sie in Panik geraten, ausbrechen und unter Umständen sogar Unfälle verursachen. Wer hat noch nie Pferde auf der Koppel in panischer Angst herumrasen gesehen? Wem ist noch nie ein Hund oder Pferd kopflos davongelaufen, weil das Tier buchstäblich aus heiterem Himmel plötzlich mit „Feuer und Blitz“ konfrontiert war?

Freigabe des Bürgermeisters
Wer Silvesterraketen abschießt, muss gewisse Regeln beachten. Das Gesetz sieht eine Einteilung von Feuerwerken in vier Klassen vor, in der Praxis wird aber weder der Verkauf noch die Verwendung flächendeckend kontrolliert. Praktisch alle Knallkörper, die unter der Bezeichnung „Kleinfeuerwerk“ angeboten werden, gehören der Feuerwerksklasse II an. Das Abfeuern dieser ist in Städten und Orten nur dann gestattet, wenn es dafür eine Freigabe des Bürgermeisters gibt. Auch dann dürfen Feuerwerkskörper nicht überall abgeschossen werden; auf Krankenhäuser, Altersheime, Kirchen etc. muss Rücksicht genommen werden. Mit Feuerwerks- und Knallkörpern darf niemals auf Menschen/Tiere gezielt werden, bereits gezündete Feuerwerkskörper dürfen nicht in Händen gehalten werden. (Hinweis vom Bundesgremium des Eisen- und Hartwarenhandels in der Wirtschaftskammer Österreich).

Das Tierschutzgesetz
Völlig eindeutig und unmissverständlich sind die Bestimmungen des Österreichischen Tierschutzgesetzes, das im § 5 ein striktes Verbot jeglicher Tierquälerei vorsieht: (1) „Es ist verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.“

Unter schwerer Angst kann man ein massives nicht-körperliches Unbehagen infolge vermeintlicher oder tatsächlicher Bedrohung verstehen, das von typischen Symptomen begleitet wird... Neben aktiven Handlungen von Personen können einem Tier auch durch Unterlassung (von Betreuungsmaßnahmen) ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden, Schäden oder schwere Angst zugefügt werden. Das heißt im Klartext: Auch wer weiß, dass Tiere leiden und nicht eingreift, macht sich schuldig und damit strafbar.

Kommunikation & Aufklärung
Wer seine Pferde vor Stress und Leid zum Jahreswechsel schützen will, kann dies mit einer Reihe von Maßnahmen und Verhaltensregeln (siehe Checkliste) tun – Kommunikation mit seinen unmittelbaren Nachbarn und entsprechende Aufklärung im Vorfeld sind dabei zweifellos die wichtigsten Instrumente.

Gegen das einzelne, große Feuerwerk zum Jahreswechsel, sorgsam geplant und an geeigneter Stelle unter Einhaltung aller Sicherheitsaspekte durchgeführt, hat sicher niemand etwas. Was nervt, ist das wahllose Abfeuern zahlloser und z. T. illegaler Privatfeuerwerke ohne Rücksicht auf Mensch und Tier in nächster Umgebung und über viele Tage hinweg. Wer es in der Nähe von Tieren knallen lässt, der hat selbst einen Knall.
Martin Haller


CHECKLISTE: Wie man seine Pferde vor der Silvesterknallerei schützen kann

– Die Anrainer an Stall und Weide vorab ersuchen, keine Feuerwerke abzubrennen, sondern entweder „still zu feiern“ (ev. sogar gemeinsam, und mit dem Tieren?), oder Feuerwerkskörper in einer anderen Gegend zu verwenden, wo keine Tiere sind. Sollte es das nachbarliche Verhältnis zulassen, so wird ein einigermaßen vernünftiger Mensch darauf eingehen; wenn nicht – klarstellen, dass man keine Übertretungen dulden wird.

– Sich genau informieren, was erlaubt ist und was nicht und im Anlassfall die „bösen Nachbarn“ mit dieser fundierten Information konfrontieren. Eine glaubhafte und kompetente Darstellung der Gesetzeslage und Bestimmungen kann – abhängig von den Promille – schon eine Eskalation verhindern; Kopien der relevanten Schriftstücke können helfen (der Schwarz-auf-weiß-Effekt). Bleiben Sie höflich, aber SEHR bestimmt!

– Ein kurzer Besuch beim örtlichen Polizeirevier mit der höflichen Anfrage, was denn zu erwarten sei, wer an den fraglichen Terminen Dienst habe und was genau man gegen Missbrauch in der Nähe der Tiere unternehmen könne, ist ev. ebenfalls nützlich. Dann wissen die diensthabenden Beamten, dass ein sensibler Bereich existiert und ev. geschützt werden muss.

– Pferde sind Fluchttiere, die bei Gefahr leicht in Panik geraten. Sie versuchen dann, Hindernisse wie zum Beispiel Elektrozäune zu überwinden, die sie sonst meiden würden. Deshalb sollten sie in jedem Fall frühzeitig in einen sicheren Stall gebracht werden.

– Es kommt immer wieder vor, dass Menschen absichtlich Feuerwerkskörper in Ställe oder auf Tiere werfen. Deshalb sollte eine vertraute Person im Stall sein oder zumindest regelmäßige Kontrollen durchführen, um solche Gefahren nicht erst aufkommen zu lassen. Feuerlöscher, Löschwasser, alle wichtigen Telefonnummern und Notfallstropfen bereithalten!

– Weide- und Koppelzäune sind vorsorglich zu kontrollieren und ev. zu verstärken; E-Zäune unbedingt einschalten und auf höchste Schlagstärke einstellen. Es kann nützlich sein, wenn man bereits Tage vor dem großen Ereignis damit beginnt, in weiterer Entfernung der Tiere ein paar kleine Knallkörper zu zünden, die Reaktion der Herde zu beobachten und mit etwas Futter eine ev. aufkeimende Panik zu unterbrechen. In vielen Fällen gewöhnen sich die Tiere an die ,kontrollierte’ Knallerei und nehmen mit etwas Glück den großen Krach zu Silvester nicht mehr allzu ernst.

 

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