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Schon gewusst: Mulis sind wahre Intelligenzbestien
26.03.2018 / Wissen

Mulis – hier der aus ,Luises Blog
Mulis – hier der aus ,Luises Blog' bekannte und berühmte Chaplin – sind enorm schlau und daher für ihre Besitzer eine besondere Herausforderung. / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp

Maultiere sind in vielen Dingen ein wenig anders als Pferde, was man bei der Arbeit mit ihnen und der Ausbildung beherzigen sollte. Vor allem in Sachen Lernfähigkeit und Intelligenz sind Mulis einfach unschlagbar.

 

Mulis oder Maultiere sind ein Kreuzungsprodukt aus einer Pferdestute sowie einem Eselhengst (ist es umgekehrt, spricht man von einem Maulesel) – und gilt biologisch als sogenannter Hybride (Kreuzung zweier verschiedener Gattungen bzw. Arten). In vielen Ländern der Welt sind sie als Zug- und Tragtiere unentbehrlich und werden vielfach auch Pferden wegen ihrer Härte, Ausdauer und Unempfindlichkeit vorgezogen. Maultiere sind leichter zu züchten als Maulesel, da es einfacher ist, eine Pferdestute von einem Eselhengst decken zu lassen als eine Eselstute von einem Pferdehengst – doch selbst fortpflanzungsfähig sind sie in der Regel nicht.

Neben ihrer Gutmütigkeit, Leistungsfähigkeit und Einsatzfreude zeichnet Maultiere auch noch eine andere Eigenschaft aus, die sich meist erst im Rahmen der Ausbildung zeigt und die auch schon als wissenschaftlich bestätigt gilt: nämlich ihre ausgprägte Lernfähigkeit und Intelligenz. Auch wenn es einem schwer über die Lippen kommt: Maultiere übertreffen in Sachen Lernvermögen jedes Pferd geradezu spielerisch – und das wurde auch schon in einigen Studien eindrucksvoll bestätigt. Bahnbrechend war die im Jahr 2009 von Dr. Leanne Proops durchgeführte Untersuchung mit dem Titel ,Mule cognition: a case of hybrid vigour?“ (Maultier-Denken: ein Fall von hybrider Durchschlagskraft?), in der das Lernvermögen von Maultieren, Eseln und Ponys anhand einfacher Lern- bzw. Unterscheidungstests (Two-choice-Tests) analysiert wurde.

Sechs Maultiere, sechs Esel und sechs Ponys nahmen daran teil. Jede Testreihe bestand aus 12 Versuchen, und man  konnte erst dann in die nächsthöhere Stufe aufsteigen, wenn man bei mindestens 9 der 12 Versuche bei drei aufeinanderfolgenden Durchgängen die richtige Antwort bzw. den korrekten Stimulus ausgewählt hatte. Es wurde aufgezeichnet, wieviele korrekte Antworten bzw. Stimuli jedes Tier bei insgesamt 25 Testreihen abgegeben hatte. Dabei zeigte sich, dass Maultiere signfikant besser und schneller lernten als Esel und Ponys. Sie waren auch die einzige Gruppe, die genügend richtige Antworten abgegeben hatte, um eine sukzessive Reduzierung bei der Anzahl der Testreihen zu erreichen und so den gewünschten Lernerfolg zu erzielen. Die bemerkenswerten Ergebnisse dieser Studie wurden später auch von weiteren Untersuchungen – wieder unter Beteiligung von Dr. Leanne Proops – bestätigt.

Die enorme Lernfähigkeit von Maultieren lässt sich – biologisch betrachtet – mit dem sogenannten Heterosiseffekt erklären. Dahinter verbirgt sich das Phänomen, dass bei Hybriden die beobachtete Leistung der ersten Generation (F1) höher ist als die der Elterngeneration – was man sich in der Genetik sowie der Pflanzen- und Tierzucht auch zunutze macht. Bei Maultieren ist dieser Effekt in vielfältiger Weise evident – sie sind vitaler, kräftiger und ausdauernder als Pferde, haben bessere Zähne, außerordentlich robuste Hufe und auch eine besonders hohe Lebenserwartung von 45 bis 50 Jahren.

Und sie sind – wie die genannten Untersuchungen zeigen – eben auch besonders schlau und aufmerksam, was Pferdehalter oft vor besondere Herausforderungen stellt, wenn sie mit Mulis arbeiten, wie kürzlich Sue McDonnell im Portal TheHorse.com anmerkte: „Ihre außergewöhnliche Fähigkeit, Assoziationen schnell herzustellen und sich zu merken, bedeutet, dass man als Trainer oder Halter äußerst konsequent und sorgfältig arbeiten muss – und insbesondere Fehler beim ,Timing’ vermeiden sollte, mit denen man unbeabsichtigt ein gewünschtes Verhalten bestrafen oder ein unerwünschtes Verhalten belohnen würde. Im Vergleich zu Pferden und sogar zu Eseln sind überdies die äußeren Zeichen von Angst, Unwohlsein oder Verwirrung bei Maultieren stark gedämpft – was, ähnlich wie bei Zebras, die Gefahr in sich birgt, dass eine drohende Flucht oder eine aggressive Reaktion unbemerkt bleibt oder als ,Sturheit’ missverstanden wird. Eines steht aber fest: Wenn du mit Maultieren aufgewachsen bist und mit guten Ausbildern, die sie verstehen und an der Arbeit mit ihnen Spaß haben, dann wirst du Pferde und Esel viel leichter ,lesen’ und trainieren können.“

Das ist doch eine verlockende Perspektive – oder …?

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