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Der Fliegende Galoppwechsel – Teil 2
24.02.2015 / Wissen

Der innere Schenkel ist zu weit hinten, die Zügel sind angespannt.
Der innere Schenkel ist zu weit hinten, die Zügel sind angespannt. / Foto: Stefan Lafrentz
Die Reiterin zieht extrem stark am Zügel, das Pferd drückt den Rücken durch und die Kruppe kommt hoch.
Die Reiterin zieht extrem stark am Zügel, das Pferd drückt den Rücken durch und die Kruppe kommt hoch. / Foto: Stefan Lafrentz
Als Folge ist das Pferd nicht durchlässig und zeigt keine gute Schwebephase.
Als Folge ist das Pferd nicht durchlässig und zeigt keine gute Schwebephase. / Foto: Stefan Lafrentz
Phase des Umspringens: Das Pferd befindet sich in der Schwebephase und wechselt in den Linksgalopp...
Phase des Umspringens: Das Pferd befindet sich in der Schwebephase und wechselt in den Linksgalopp... / Foto: Stefan Lafrentz
...wobei es hinten rechts wieder zuerst auffußt. So nicht!
...wobei es hinten rechts wieder zuerst auffußt. So nicht! / Foto: Stefan Lafrentz
Hier von der Reiterin überzeichnet dargestellt, aber häufig als Fehler zu sehen. Der innere Schenkel ist viel zu weit hinten, durch das Einknicken in der inneren Hüfte wird das Gewicht nach außen verlagert. Die Reiterin müsste den inneren Steigbügel austreten und dabei vorne am Gurt sein. Dadurch würde eine Gewichtsverlagerung nach innen stattfinden.
Hier von der Reiterin überzeichnet dargestellt, aber häufig als Fehler zu sehen. Der innere Schenkel ist viel zu weit hinten, durch das Einknicken in der inneren Hüfte wird das Gewicht nach außen verlagert. Die Reiterin müsste den inneren Steigbügel austreten und dabei vorne am Gurt sein. Dadurch würde eine Gewichtsverlagerung nach innen stattfinden. / Foto: Stefan Lafrentz
Von feiner Hilfengebung keine Spur – das Pferd wird förmlich herum-gerissen. Der Oberkörper sollte gerade bleiben, die Reiterin fällt jedoch vorne über (von der Reiterin überzeichnet dargestellt).
Von feiner Hilfengebung keine Spur – das Pferd wird förmlich herum-gerissen. Der Oberkörper sollte gerade bleiben, die Reiterin fällt jedoch vorne über (von der Reiterin überzeichnet dargestellt). / Foto: Stefan Lafrentz

Andreas Hausberger, Oberbereiter an der Spanischen Reitschule, gibt bei Problemen mit dem Fliegenden Galoppwechsel einen generellen Tipp: „Reiten lernt man nur durch Reiten und dabei ist die Korrektur von unten ganz wichtig, damit sich die Fehler nicht zementieren. Wenn man alle genannten Punkte (siehe Teil 1, Anm.) beachtet, kann der Sprungwechsel eigentlich nur gelingen! Sollten dennoch Probleme auftauchen, muss Ruhe bewahrt und die Lektion ruhig und konsequent wiederholt werden. Einem jungen Pferd sollten Fehler verziehen werden. Sollte es gar nicht funktionieren, sollte man zu leichteren Lektionen übergehen, um dem Pferd wieder ein Erfolgserlebnis zu vermitteln und es belohnen zu können.

Problem-Analyse

Wenn ein Pferd z. B. nicht auf die äußere Schenkelhilfe reagiert, dann sollte man – so Andreas Hausberger – überdenken: Wie war dies bei der Vorbereitung, wie hat er beim Einfachen Wechsel reagiert? Gab es eine Sekundenreaktion auf den Schenkel oder hat es dort schon eine Verzögerung gegeben? Eine weitere Überlegung ist, ist der Galopp aktiv genug und ein reiner Drei-Schlag oder wurde er beim Zurücknehmen zum Vier-Schlag?  Passt die Haltung des Pferdes, besitzt es eine Bergauf-Galoppade? Trägt es sich genügend in der Hinterhand? Gegebenenfalls sollte der stumpfe Sporen oder die Gerte als Hilfsmittel eingesetzt werden, aber nie strafend, sondern nur als Unterstützung für eine gegebene Hilfe.“ Grundsätzlich gilt für Hausberger, „Es muss nach vorwärts korrigiert werden, dazu muss man noch einmal Schwung holen und die Reinheit des Ganges wiederherstellen, bevor man das Pferd wieder zurückführt. Man erreicht das durch das Reiten von Übergängen zwischen den Gangarten aber auch mit Zulegen und Zurücknehmen innerhalb einer Gangart.“
Ein anderes Problem kann sein, dass das Pferd die Parade bei der Vorbereitung zum Wechsel nicht annimmt. „Auch hier gilt, möglichst viele Tempounterschiede und Übergänge zu reiten. Sie sind das Salz in der Suppe der Dressurreiterei. Dazu zählt auch, aus dem Galopp anzuhalten und Rückwärtszurichten.“

Auf Versammlung achten

Wenn das Pferd beim Fliegenden Wechsel nach vorne stürmt oder wegläuft, empfiehlt er, mehr auf die Versammlung zu achten, „Das Pferd darf nicht schon vor dem Wechsel auf der Hand liegen. Auch hier ist das Reiten von Übergängen nützlich. Man muss achtgeben, dass man nicht vorne mit der Hand zieht und gleichzeitig treibt, wenn man zulegt, sondern eine Rahmenerweiterung stattfinden kann. Der Reiter darf nicht soviel Sporen verwenden. Am besten wäre es in diesem Fall, die Sporen ganz wegzunehmen. Aber es kommt aufs Pferd an, ob man mit oder ohne Sporen reitet. Auf jeden Fall muss der Reiter darauf achten, sich nicht festzuziehen.“ Den Gebrauch des Sporen muss der Reiter auch überdenken, wenn das Pferd beim Wechsel gegen den neuen äußeren Schenkel schlägt. Auch hier gilt, den Sporen wegnehmen und erst einmal zum Einfachen Wechsel zurückkehren.

Problem: Nachspringen

Einer der gravierenden Fehler ist es auch, wenn das Pferd beim Wechsel hinten nachspringt. „Der Fehler ist, wenn er hinten später umspringt. Wenn er hinten früher umspringt, kann man dies durchaus als ein positives Zeichen bei einem noch lernenden Pferd betrachten. Das Nachspringen darf der Reiter jedoch von Anfang an nicht tolerieren und er muss sehen, dass er am neuen inneren Zügel noch lockerer ist. Wenn das Pferd zu spät umspringt, muss der Reiter auch besonders auf den Fleiß des Galoppsprungs und die Versammlungsfähigkeit des Pferdes achten. Das Pferd sollte eine Sekundenreaktion auf den Schenkeldruck zeigen.“

Umspringen vor der Hilfe

Umgekehrt kann es auch vorkommen, dass das Pferd vor der Hilfe umspringt, „Auch dieser Fehler sollte von Anfang an nicht toleriert werden. Das Pferd sollte auf die Hilfe warten. Wenn dieser Fehler geschieht, so sollte der Reiter die Linienführung variieren, damit das Pferd nicht auf der ständig selben Linie antizipiert. Außerdem sollte der Reiter wieder mehr den Kontergalopp üben, und vor allem die Diagonale und die erste Ecke im Kontergalopp gehen und ganz klar einwirken. Besonders wichtig ist, dass die Schenkellage im Galopp korrekt ist und die Hilfen präzise erfolgen.“
Hochwerfen der Kruppe
Ein weiterer Fehler ist, wenn das Pferd die Kruppe hochwirft, was ein Zeichen für einen festen Rücken sein kann, oder es gar ausschlägt, was eine deutliche Widersätzlichkeit darstellt. „In diesem Fall“, so Hausberger, „sollte der Reiter bei einem jungen Pferd darauf Wert legen, dass der versammelte Galopp sicherer und dadurch lockerer wird.“ Es kann natürlich auch passieren, dass das Pferd gegen die Gerte schlägt, auch, wenn man sie nur leicht einsetzt. „In diesem Fall sollte der Reiter mehr die Wade bzw. den Schenkel benutzen,“ so Hausberger. „Wichtig ist, dass das Pferd in der Vorbereitung lernt zu verstehen, wie es korrekt auf die Gerte reagieren soll. Beim Lernen der Versammlung werden vor allem die treibenden Hilfen eingesetzt, natürlich in Kombination mit den Gewichtshilfen. Die Hand ist wichtig, wird aber nie als erstes Mittel eingesetzt, um ein Pferd in die Versammlung zurückzuführen. Nicht zu erwähnen der stabile Sitz, der Voraussetzung für korrektes Einwirken und Reiten ist. Ganz wichtig ist der korrekte, logische Sitz auch, um zu verhindern, dass das Pferd sich beim Wechsel herumwirft. Außerdem sollte in diesem Fall besonders auf die Qualität des Galopps geachtet werden.“
Gelassenheit und Ruhe zu bewahren, ist im Falle von Problemen auch eine ganz wichtige Eigenschaft in den Augen von Hans Max-Theurer: „Fehler wird es am Anfang immer geben. Das Pferd wird nervig, wirft die Kruppe hoch, schleudert die Hinterhand herum, will abhauen. Ich pariere dann zum Schritt und galoppiere wieder von neuem an. Am Anfang, wenn das Pferd noch nicht begriffen hat, was es machen soll, dann sollte man es nicht strafen, sondern ruhig durchparieren. Wichtig zur Vermeidung dieser Fehler ist die Voraussetzung, dass das Pferd möglichst viel Last auf der Hinterhand aufnimmt und eine gute Schwebephase im Galopp hat. Wenn es Probleme gibt, sollte man mit der Ausbildung wieder einen Schritt zurückgehen und zum Beispiel den Einfachen Wechsel wieder nur mit einem kurzen Zwischenschritt reitet. Wichtig ist, dass das Pferd beim Wechsel geradegerichtet bleibt, die Kruppe nicht hoch geworfen wird und das Pferd nicht nach rechts oder links ausbricht. Wenn ein Pferd den Fliegenden Galoppwechsel bereits kann und Fehler macht, dann muss ich das Pferd selbstverständlich korrigieren. Wenn man allerdings ein Pferd unter den Sattel bekommt, das gar nichts anderes gelernt hat, als die Wechsel in zwei Phasen zu springen, dann muss man bei ihm wieder ein oder zwei Stufen zurückgehen und an den Grundlagen wie Biegung und Durchlässigkeit arbeiten.“

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