Der Fliegende Galoppwechsel – Teil 2 24.02.2015 / Wissen
Der innere Schenkel ist zu weit hinten, die Zügel sind angespannt. / Foto: Stefan Lafrentz Die Reiterin zieht extrem stark am Zügel, das Pferd drückt den Rücken durch und die Kruppe kommt hoch. / Foto: Stefan Lafrentz Als Folge ist das Pferd nicht durchlässig und zeigt keine gute Schwebephase. / Foto: Stefan Lafrentz Phase des Umspringens: Das Pferd befindet sich in der Schwebephase und wechselt in den Linksgalopp... / Foto: Stefan Lafrentz ...wobei es hinten rechts wieder zuerst auffußt. So nicht! / Foto: Stefan Lafrentz Hier von der Reiterin überzeichnet dargestellt, aber häufig als Fehler zu sehen. Der innere Schenkel ist viel zu weit hinten, durch das Einknicken in der inneren Hüfte wird das Gewicht nach außen verlagert. Die Reiterin müsste den inneren Steigbügel austreten und dabei vorne am Gurt sein. Dadurch würde eine Gewichtsverlagerung nach innen stattfinden. / Foto: Stefan Lafrentz Von feiner Hilfengebung keine Spur – das Pferd wird förmlich herum-gerissen. Der Oberkörper sollte gerade bleiben, die Reiterin fällt jedoch vorne über (von der Reiterin überzeichnet dargestellt). / Foto: Stefan Lafrentz
Andreas Hausberger, Oberbereiter an der Spanischen Reitschule, gibt bei Problemen mit dem Fliegenden Galoppwechsel einen generellen Tipp: „Reiten lernt man nur durch Reiten und dabei ist die Korrektur von unten ganz wichtig, damit sich die Fehler nicht zementieren. Wenn man alle genannten Punkte (siehe Teil 1, Anm.) beachtet, kann der Sprungwechsel eigentlich nur gelingen! Sollten dennoch Probleme auftauchen, muss Ruhe bewahrt und die Lektion ruhig und konsequent wiederholt werden. Einem jungen Pferd sollten Fehler verziehen werden. Sollte es gar nicht funktionieren, sollte man zu leichteren Lektionen übergehen, um dem Pferd wieder ein Erfolgserlebnis zu vermitteln und es belohnen zu können.
Problem-Analyse
Wenn ein Pferd z. B. nicht auf die äußere Schenkelhilfe reagiert, dann sollte man – so Andreas Hausberger – überdenken: Wie war dies bei der Vorbereitung, wie hat er beim Einfachen Wechsel reagiert? Gab es eine Sekundenreaktion auf den Schenkel oder hat es dort schon eine Verzögerung gegeben? Eine weitere Überlegung ist, ist der Galopp aktiv genug und ein reiner Drei-Schlag oder wurde er beim Zurücknehmen zum Vier-Schlag? Passt die Haltung des Pferdes, besitzt es eine Bergauf-Galoppade? Trägt es sich genügend in der Hinterhand? Gegebenenfalls sollte der stumpfe Sporen oder die Gerte als Hilfsmittel eingesetzt werden, aber nie strafend, sondern nur als Unterstützung für eine gegebene Hilfe.“ Grundsätzlich gilt für Hausberger, „Es muss nach vorwärts korrigiert werden, dazu muss man noch einmal Schwung holen und die Reinheit des Ganges wiederherstellen, bevor man das Pferd wieder zurückführt. Man erreicht das durch das Reiten von Übergängen zwischen den Gangarten aber auch mit Zulegen und Zurücknehmen innerhalb einer Gangart.“
Ein anderes Problem kann sein, dass das Pferd die Parade bei der Vorbereitung zum Wechsel nicht annimmt. „Auch hier gilt, möglichst viele Tempounterschiede und Übergänge zu reiten. Sie sind das Salz in der Suppe der Dressurreiterei. Dazu zählt auch, aus dem Galopp anzuhalten und Rückwärtszurichten.“
Auf Versammlung achten
Wenn das Pferd beim Fliegenden Wechsel nach vorne stürmt oder wegläuft, empfiehlt er, mehr auf die Versammlung zu achten, „Das Pferd darf nicht schon vor dem Wechsel auf der Hand liegen. Auch hier ist das Reiten von Übergängen nützlich. Man muss achtgeben, dass man nicht vorne mit der Hand zieht und gleichzeitig treibt, wenn man zulegt, sondern eine Rahmenerweiterung stattfinden kann. Der Reiter darf nicht soviel Sporen verwenden. Am besten wäre es in diesem Fall, die Sporen ganz wegzunehmen. Aber es kommt aufs Pferd an, ob man mit oder ohne Sporen reitet. Auf jeden Fall muss der Reiter darauf achten, sich nicht festzuziehen.“ Den Gebrauch des Sporen muss der Reiter auch überdenken, wenn das Pferd beim Wechsel gegen den neuen äußeren Schenkel schlägt. Auch hier gilt, den Sporen wegnehmen und erst einmal zum Einfachen Wechsel zurückkehren.
Problem: Nachspringen
Einer der gravierenden Fehler ist es auch, wenn das Pferd beim Wechsel hinten nachspringt. „Der Fehler ist, wenn er hinten später umspringt. Wenn er hinten früher umspringt, kann man dies durchaus als ein positives Zeichen bei einem noch lernenden Pferd betrachten. Das Nachspringen darf der Reiter jedoch von Anfang an nicht tolerieren und er muss sehen, dass er am neuen inneren Zügel noch lockerer ist. Wenn das Pferd zu spät umspringt, muss der Reiter auch besonders auf den Fleiß des Galoppsprungs und die Versammlungsfähigkeit des Pferdes achten. Das Pferd sollte eine Sekundenreaktion auf den Schenkeldruck zeigen.“
Umspringen vor der Hilfe
Umgekehrt kann es auch vorkommen, dass das Pferd vor der Hilfe umspringt, „Auch dieser Fehler sollte von Anfang an nicht toleriert werden. Das Pferd sollte auf die Hilfe warten. Wenn dieser Fehler geschieht, so sollte der Reiter die Linienführung variieren, damit das Pferd nicht auf der ständig selben Linie antizipiert. Außerdem sollte der Reiter wieder mehr den Kontergalopp üben, und vor allem die Diagonale und die erste Ecke im Kontergalopp gehen und ganz klar einwirken. Besonders wichtig ist, dass die Schenkellage im Galopp korrekt ist und die Hilfen präzise erfolgen.“
Hochwerfen der Kruppe
Ein weiterer Fehler ist, wenn das Pferd die Kruppe hochwirft, was ein Zeichen für einen festen Rücken sein kann, oder es gar ausschlägt, was eine deutliche Widersätzlichkeit darstellt. „In diesem Fall“, so Hausberger, „sollte der Reiter bei einem jungen Pferd darauf Wert legen, dass der versammelte Galopp sicherer und dadurch lockerer wird.“ Es kann natürlich auch passieren, dass das Pferd gegen die Gerte schlägt, auch, wenn man sie nur leicht einsetzt. „In diesem Fall sollte der Reiter mehr die Wade bzw. den Schenkel benutzen,“ so Hausberger. „Wichtig ist, dass das Pferd in der Vorbereitung lernt zu verstehen, wie es korrekt auf die Gerte reagieren soll. Beim Lernen der Versammlung werden vor allem die treibenden Hilfen eingesetzt, natürlich in Kombination mit den Gewichtshilfen. Die Hand ist wichtig, wird aber nie als erstes Mittel eingesetzt, um ein Pferd in die Versammlung zurückzuführen. Nicht zu erwähnen der stabile Sitz, der Voraussetzung für korrektes Einwirken und Reiten ist. Ganz wichtig ist der korrekte, logische Sitz auch, um zu verhindern, dass das Pferd sich beim Wechsel herumwirft. Außerdem sollte in diesem Fall besonders auf die Qualität des Galopps geachtet werden.“
Gelassenheit und Ruhe zu bewahren, ist im Falle von Problemen auch eine ganz wichtige Eigenschaft in den Augen von Hans Max-Theurer: „Fehler wird es am Anfang immer geben. Das Pferd wird nervig, wirft die Kruppe hoch, schleudert die Hinterhand herum, will abhauen. Ich pariere dann zum Schritt und galoppiere wieder von neuem an. Am Anfang, wenn das Pferd noch nicht begriffen hat, was es machen soll, dann sollte man es nicht strafen, sondern ruhig durchparieren. Wichtig zur Vermeidung dieser Fehler ist die Voraussetzung, dass das Pferd möglichst viel Last auf der Hinterhand aufnimmt und eine gute Schwebephase im Galopp hat. Wenn es Probleme gibt, sollte man mit der Ausbildung wieder einen Schritt zurückgehen und zum Beispiel den Einfachen Wechsel wieder nur mit einem kurzen Zwischenschritt reitet. Wichtig ist, dass das Pferd beim Wechsel geradegerichtet bleibt, die Kruppe nicht hoch geworfen wird und das Pferd nicht nach rechts oder links ausbricht. Wenn ein Pferd den Fliegenden Galoppwechsel bereits kann und Fehler macht, dann muss ich das Pferd selbstverständlich korrigieren. Wenn man allerdings ein Pferd unter den Sattel bekommt, das gar nichts anderes gelernt hat, als die Wechsel in zwei Phasen zu springen, dann muss man bei ihm wieder ein oder zwei Stufen zurückgehen und an den Grundlagen wie Biegung und Durchlässigkeit arbeiten.“
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Der Fliegende Galoppwechsel – Teil 1 24.02.2015 / Wissen
So geht's: Das Pferd befindet sich im Rechtsgalopp in der Dreibeinstütze. In diesem Moment erfolgt die Hilfengebung über Zügel, Kreuz und Schenkel. / Foto: Stefan Lafrentz Das Pferd wurde leicht umgestellt... / Foto: Stefan Lafrentz ...und befindet sich nun in der Einbeinstütze. / Foto: Stefan Lafrentz In der darauf folgenden Schwebephase springt das Pferd um. Dabei wird das äußere Hinterbein und die Diagonale (inneres Hinterbein - äußeres Vorderbein) gewechselt. / Foto: Stefan Lafrentz Das Pferd befindet sich nun im Linksgalopp. / Foto: Stefan Lafrentz
Ab der mittelschweren Klasse in der Dressur wird ein Fliegender Galoppwechsel verlangt ProPferd-Autorin Birgit Popp hat zwei renommierte Trainer nach ihrem Trainingsaufbau gefragt.
Der Fliegende Galoppwechsel ist eine Lektion, an die durchaus unterschiedlich herangegangen werden kann. ProPferd hat dazu einen erfolgreichen Dressurtrainer – Hans Max-Theurer, Ausbilder von Ehefrau und Olympiasiegerin Elisabeth Max-Theurer und von Tochter Victoria – sowie den klassischen Ausbilder Andreas Hausberger, Oberbereiter der Spanischen Hofreitschule Wien, nach ihren Ausbildungsmaximen gefragt und untersucht, ob und wie sich ihr Trainingsaufbau voneinander unterscheidet.
Die Grundlagen
Für beide Ausbilder gilt: Grundlage ist die richtige Vorbereitung, um überhaupt den Fliegenden oder, wie er an der Spanischen Hofreitschule genannt wird, den Sprungwechsel zu erlernen. Andreas Hausberger: „Voraussetzung ist, dass die Pferde im versammelten Konter(Außen)galopp gehen können und den Einfachen Galoppwechsel mit nur einem Zwischenschritt sicher beherrschen. Ist dies der Fall, wird es Zeit für den Sprungwechsel.“ An der ‚Spanischen’ befinden sich die Lipizzanerhengste in der Regel im Alter zwischen sechs und sieben Jahren, wenn mit dem Fliegenden Wechsel begonnen wird. „Dieses Alter gilt aber nur für unsere Hengste. Sportpferde müssen ihn in einer mittelschweren Dressurpferdeprüfung bereits mit fünf Jahren können,“ so Hausberger und er fügt hinzu: „Der Sprungwechsel wird an der ‚Spanischen’ nur auf Trense trainiert. Erst, wenn der Hengst den Wechsel beherrscht, ist er ‚reif’ für die Kandare. Im Normalfall dauert die Phase der Campagneschule dreieinhalb bis vier Jahre und sie geht bis zu den Zweier-Wechseln, danach beginnt in unserem Ausbildungssystem die dritte Phase, die Hohe Schule auf und über der Erde. Zur Hohen Schule auf der Erde zählen Piaffe, Passage, Galopp-Pirouetten und Einer-Wechsel.“
Je nach Veranlagung
Deutlich anders sieht es bei einem Sportpferde-Trainer wie Hans Max-Theurer aus. Bei ihm kommen die Pferde in unterschiedlichem Alter und mit unterschiedlichem Ausbildungsstand in den Stall – daher variiert auch das Alter, in dem er mit dem Erlernen des Fliegenden Galoppwechsels beginnt. Hans Max-Theurer: „Wenn ein Pferd eine gute Schwebephase im Galopp besitzt, dann tut es sich leichter beim Erlernen des Fliegenden Wechsels. Ist der Galopp hingegen eilig, mit festem Rücken oder im Vierschlag gesprungen, dann sind die Voraussetzungen schwieriger. Wenn das Pferd entsprechend vorgebildet ist, mit guter Galoppade geht, die Parade zum Schritt weich annimmt und dabei mit gesenkter Hinterhand Last aufnimmt, dann kann man diese Lektion auch schon mit einem vierjährigen Pferd ausführen. Der Reiter merkt das am besten selbst. Wird er bei der Parade in den Sattel hineingezogen, dann war das Pferd auf der Hinterhand und hat Last aufgenommen. Wird der Reiter hingegen bei der Parade zum Schritt aus dem Sattel gehoben, d. h. bekommt er bei der Parade von hinten einen Schlag versetzt, dann hat das Pferd die Last nicht mit der Hinterhand aufgenommen. In diesem Fall muss man als erstes an der Galoppade und der Schrittparade weiterarbeiten.“
Die Voraussetzungen
Und er fährt fort: „Wenn das Pferd in der Lage ist, gute, weiche Paraden aus dem Galopp in den Schritt auszuführen, dann kann man schon versuchen, einen Fliegenden Wechsel zu probieren. Das Pferd wird mit einer halben Parade vorbereitet, die Halsstellung gewechselt und die Schenkel umgelegt, d. h. der neue äußere Schenkel wird nach hinten gelegt und der neue innere nach vorne an den Gurt. Wenn man einem Pferd den Fliegenden Wechsel beibringt, ist es wichtig, dass die Hilfen sehr klar und deutlich zum neuen Galopp gegeben werden. Wenn das Pferd schon Routine besitzt, dann werden die Hilfen nur mehr zum Zeichen. Man muss die Stärke der Hilfen darauf abstimmen, wie sensibel das Pferd reagiert.“ Der Kandarenzaum kommt dabei auch bei ihm nicht zum Einsatz, „Die Trensenarbeit ist unerlässlich. Bei uns wird fast alles auf Trense gearbeitet. Die Kandare bringt keinen Vorteil für den Fliegenden Wechsel, da man ihn nicht mit Gewalt erzwingen kann. Das Pferd muss die halbe Parade annehmen, das kann ich mit der Kandare nicht unbedingt fördern.“
Wo wird geübt?
Mit der Stelle, an der Max-Theurer die ersten Fliegenden Wechsel übt, ist der Achleitner sehr flexibel: „Der erste Versuch erfolgt häufig von Zirkel zu Zirkel, wobei ich im Bereich der Mittellinie die Hilfe gebe. Wenn ich merke, dass z. B. das Pferd beim Aus-dem-Zirkel-Wechseln die Hinterhand herumschleudert, dann suche ich mir eine andere Stelle, z. B. auf dem zweiten Hufschlag vom Außengalopp zum Innengalopp oder umgekehrt. Ich suche mir Positionen, die dem Pferd am meisten entgegenkommen und für es am einfachsten sind. Erst, wenn das Pferd den Fliegenden Wechsel begriffen hat, verlange ich von ihm, dass es den Wechsel an einem bestimmten Punkt ausführt.“
Andreas Hausberger bevorzugt hingegen die Diagonale, „Ich gehe meistens auf die Diagonale und lasse das Pferd etwa zwei Pferdelängen vorm Erreichen des Hufschlags, also fünf bis acht Meter vorher, umspringen. Gelingt dies nicht sofort, reite ich im versammelten Kontergalopp weiter und versuche es noch einmal Mitte der kurzen Seite. Erst, wenn auch dies nicht gelingt, dann pariere ich zum Schritt durch und reite einen Einfachen Wechsel.“
Bei Hans Max-Theurer wird in Ausnahmefällen auch die Ecke zum Training des Fliegenden Wechsels genutzt, „Wenn Pferde gar nicht auf die Hilfen zum Fliegenden Wechsel reagieren bzw. sie nicht begreifen wollen, dann kann man versuchen, in die Ecke zu reiten, damit das Pferd gezwungen ist, umzuspringen.“
Andreas Hausberger nimmt die Ecke nicht zur Hilfe, weil sie wie eine viertel Volte geritten wird: „Ich kann die Ecke vor allem dazu verwenden, das Pferd wieder unter Kontrolle zu bringen, sollte es durch den Versuch, einen Fliegenden Wechsel zu reiten, etwas außer Kontrolle geraten sein, und es wieder stärker zu versammeln. Das Pferd sollte aber im Moment des Fliegenden Wechsels generell geradegerichtet sein, das ist in der Ecke nicht machbar, deshalb ist es besser, den erneuten Versuch eines Fliegenden Wechsels erst an der Mitte der kurzen Seite vorzunehmen.“ Mit jungen Pferden reitet er durchaus aber auch mal einen ‚Fliegenden’ beim Touren-Wechsel.
Die Hilfen
Die Hilfen zum Fliegenden Wechsel gibt Andreas Hausberger folgendermaßen: „Das Pferd soll möglichst gerade im Hals bleiben, dann braucht man es für den Wechsel auch nur ganz leicht umstellen. Das übe ich schon beim Einfachen Wechsel. Es ist wichtig, die Stellung und Biegung nicht zu stark zu verändern. Besonders wichtig ist dabei der neue äußere Zügel: Ich lockere den Druck am alten äußeren Zügel und bleibe am alten Inneren dran, damit ich das Pferd mit dem neuen inneren Zügel nicht im Hinterbein blockiere und es mit dem Hinterbein vorspringen kann. Mit dem neuen äußeren Schenkel, der zurückgelegt wird, gebe ich den stärkeren Impuls. Der innere Schenkel, der nach vorne rutscht, bleibt natürlich trotzdem am Pferd anliegen.“
Hier geht's direkt weiter zu Teil 2 und Teil 3!
Buchtipps
Harry Boldt: Das Dressurpferd. Neuauflage 2011, FNVerlag 368 Seiten, ISBN 978-3-88542-760-5, EUR 46,10
Arthur Kottas: Dressur mit Arthur Kottas. Grundsätze und Lektionen der Spanischen Hofreitschule in Wien. Müller Rüschlikon Verlag 2010, ISBN 978-3275017225, EUR 29,90
Richtlinien für Reiten und Fahren, Bd. 1 und 2. FNVerlag. Band 1: Grundausbildung für Reiter und Pferd, ISBN 978-3885422624, EUR 12,80. Band 2: Ausbildung für Fortgeschrittene, ISBN 978-3885422839, EUR 12,80
24.02.2015 - Der Fliegende Galoppwechsel – Teil 3
Der Fliegende Galoppwechsel – Teil 3 24.02.2015 / Wissen
Ein vorbildlicher Fliegender Galoppwechsel vom Links- in den Rechtsgalopp... / Foto: Stefan Lafrentz ... ausgeführt von Nadine Capellmann mit ihrer Zukunftshoffnung Girasol während der Zweier-Galoppwechsel im Rahmen des Grand Prix beim Dortmunder Westfalenhallen-Reitturnier. / Foto: Stefan Lafrentz Girasol geht dabei in guter Vorwärts-Aufwärts-Tendenz... / Foto: Stefan Lafrentz ...mit beständiger, weicher Anlehnung... / Foto: Stefan Lafrentz ...und gut unterspringender Hinterhand: So soll's sein! / Foto: Stefan Lafrentz
Im dritten und letzten Teil unserer Serie über den Fliegenden Galoppwechsel behandelt ProPferd-Autorin Birgit Popp die Serienwechsel – und wie sie optimal trainiert werden können.
Die Serienwechsel lernt Hans Max-Theurer dem jungen Pferd nicht an der Bande, sondern entweder drei bis vier Meter vom ersten Hufschlag entfernt oder auf der Diagonalen, „Wenn das Pferd den einmaligen Fliegenden Wechsel korrekt, nämlich gerade nach vorwärts-aufwärtes gelernt hat, kann man mit den Serienwechseln beginnen. Wenn ein Pferd heftig wird, pariere ich wieder zum Schritt oder halte an und lasse das Pferd korrekturmäßig rückwärtsrichten, aber nicht in einer groben Weise. Wenn ich danach wieder angaloppiere, lässt sich das Pferd leichter in der Versammlung unter Kontrolle halten und stürmt nicht mehr davon, was oft ein Hauptproblem ist.“
Lieber nicht am Hufschlag
Warum aber reitet Hans Max-Theurer die Fliegenden Wechsel nicht auf dem Hufschlag? „Der Hufschlag funktioniert wie ein Magnet, wenn man relativ nahe dran ist. Man sollte auf jeden Fall eineinhalb bis zwei Meter Abstand halten. Am liebsten aber gehe ich auf die Diagonale, dort hat man eine vollkommen eigene Linie. Am Hufschlag finde ich es schwieriger. Das gilt vor allem für die Reithalle. Im Freien ist es etwas anderes, dort hat man freie Beweglichkeit. Auf dem Außenplatz reite ich die Fliegenden Wechsel auch am Hufschlag. Wenn das Pferd zum Schwanken neigt, sollte der Reiter die Bande nicht zur Hilfe nehmen. Der Reiter muss das Pferd gerade richten und nicht die Bande! Ganz wichtig bei den Serienwechseln ist, dass der Reiter nicht versucht, das Pferd mit der Kruppe gerade zu halten. Es muss immer mit Hilfe der Zügel die Vorhand auf die Hinterhand ausgerichtet werden und nicht mit den Schenkeln. Man soll das Pferd möglichst wenig umstellen, denn es soll die Wechsel so gerade wie möglich springen. Ein starkes Umstellen ist dabei nicht nötig, sondern es muss ganz minimal sein – die so genannte ‚Schulterführung’. Der Kopf darf dabei nicht herumgezogen werden, sondern der Hals wird mit den Zügeln ‚begrenzt’ bzw. zwischen den Zügeln am Hals wird das Pferd gerade geführt. Indem man den Zügel an einer Halsseite anlegt, kann man die Vorhand auf die Hinterhand ausrichten.“
Langsam steigern
Beide Trainer beginnen den Serienwechsel anfangs ohne zu zählen, und so Andreas Hausberger, „Zu Beginn reite ich nur zwei Wechsel an der langen Seite am ersten oder zweiten Hufschlag, also den ersten zum Kontergalopp und den zweiten wieder zum Handgalopp und gehe dann im Handgalopp durch die Ecke. Danach wird das Pferd belohnt! Genauso gehe ich auf der Diagonalen vor. Wenn es mit zwei Wechseln an der langen Seite oder auf der Diagonalen gut funktioniert, steigere ich die Anzahl der Wechsel auf drei oder vier und gehe dann gegebenenfalls auch im Kontergalopp durch die Ecke. Wenn ich einige Wechsel reiten kann, ohne zu zählen, und das Pferd sicher auf die Hilfen reagiert, ist es Zeit mal zwei, drei Wechsel mitzuzählen. Das Aneinanderreihen der Wechsel ist bereits eine Steigerung des Schwierigkeitsgrades, das Zählen eine weitere. Wichtig ist, das Pferd immer wieder zu belohnen, wenn es ruhig und gerade durchspringt. Das Belohnen kann durch die Stimme erfolgen oder durch Tätscheln oder ich bleibe, nachdem es einen guten Wechsel gemacht hat, im Galopp und gehe in den leichten Sitz über und lasse das Pferd ausstrecken, um es dann wieder in den versammelten Galopp zurückzuführen.“
Wiederholungen in Maßen
Andreas Hausberger vermeidet bei einem jungen Pferd zu viele Wiederholungen: „Auch, wenn sie nicht ganz gut gelungen sind, wiederhole ich die Wechsel nicht öfters als dreimal hintereinander auf beiden Händen. Drei gute Wechsel, dann ist Schluss. Wenn das Pferd fünf schlechte und zum Schluss einen guten springt, dann sollte der Reiter auf jeden Fall aufhören.“
Hans Max-Theurer steigert die Zahl der Wechsel ebenfalls nur sehr langsam, „Wenn zwei Wechsel an der Langen Seite gut gelingen, versuche ich nicht gleich mehr Wechsel auf einer Linie zu reiten, sondern konzentriere mich darauf, das Pferd auf jeden Wechsel gut vorzubereiten, auf die korrekte Ausführung jedes Wechsels, auf die Graderichtung und auf die Balance. Das Pferd soll auf meine Hilfe hin den Wechsel richtig machen. Je nachdem wie die Bereitschaft beim Pferd da ist, beginne ich dann drei Wechsel auf einer Seite oder einer Diagonalen zu reiten, möglichst mit fünf Galoppsprüngen dazwischen.“ Und auch er betont: „Beim Training von Fliegenden Wechseln ist es wichtig, dass jemand sie vom Boden aus überprüft, denn der Reiter muss sich auf das Pferd konzentrieren und kann nicht immer spüren, ob das Pferd richtig durchspringt oder vielleicht doch hinten nachspringt.“
Schwungvoll vorwärts-aufwärts
Ein wichtiges Kriterium für die Fliegenden Galoppwechsel ist, dass sie schwungvoll nach vorwärts-aufwärts gesprungen werden. Doch, was heißt Schwung in diesem Fall? „Nicht unbedingt, dass viel vorwärts geritten wird, sondern, dass der Galoppsprung erhaben gesprungen wird und dabei das Pferd gut am Hinterbein ist und der Galoppsprung eine schöne Schwebephase besitzt. Das Wort Schwung gebrauche ich lieber für den Trab, im Galopp bevorzuge ich, mehr von Sprungfreudigkeit oder einem guten Sprung zu sprechen. Beim Lernen gerät das Pferd beim dritten oder vierten Wechsel oft auf die Vorhand. Um diesen Fehler in den Griff zu bekommen, gilt auch hier wieder, das Pferd muss sich im Galopp mehr auf das Hinterbein setzen. Eine nützliche Übung hierfür ist viel aus dem Schritt anzugaloppieren. Den versammelten Galopp kann ich einem Pferd nur lernen, indem ich immer wieder aus dem Schritt angaloppiere. Bevor ein Pferd auseinanderfällt und auf die Vorhand kommt, muss ich es durchparieren und erneut aus dem Schritt angaloppieren. Ein Pferd kann einen versammelten Galopp nie aus einem Mittelgalopp lernen, sondern immer nur aus dem Schritt. Anders verhält es sich beim Trab. Den versammelten Trab lerne ich dem Pferd, indem ich es nach dem Mitteltrab auf- und den Schwung in die Versammlung mitnehme. Ich versuche, den Schwung nach oben-vorwärts zu verwenden, damit das Pferd nach oben federt. Aber, auch im Galopp gilt, um Abwechslung hineinzubringen, lege ich immer mal wieder zu.“
Der richtige Zeitpunkt
Zu welchem Zeitpunkt der Trainingsstunde Andreas Hausberger die Wechsel mit einem Pferd übt, hängt vom Typ des Pferdes ab, „Bei faulen Pferden übe ich die Fliegenden Wechsel so lange das Pferd noch frisch ist. Beim Angaloppieren spüre ich schon, ob das Pferd an diesem Tag die Grundvoraussetzungen mitbringt. Wenn ja, gehe ich sobald wie möglich auf die Diagonale und probiere den Wechsel. Mit einem hektischen Pferd verhalte ich mich umgekehrt und versuche den Wechsel erst am Ende des Trainings, wenn das Pferd ruhiger geworden ist.“
Nach dem ersten Training des Fliegenden Wechsels beginnt Andreas Hausberger meist innerhalb eines Jahres mit den Serienwechseln: „Man soll sich bei der Ausbildung von Pferden Zeit nehmen, aber auch keine Zeit verschwenden.“ Birgit Popp
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