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Der Fliegende Galoppwechsel – Teil 3
24.02.2015 / Wissen

Ein vorbildlicher Fliegender Galoppwechsel vom Links- in den Rechtsgalopp...
Ein vorbildlicher Fliegender Galoppwechsel vom Links- in den Rechtsgalopp... / Foto: Stefan Lafrentz
... ausgeführt von Nadine Capellmann mit ihrer Zukunftshoffnung Girasol während der Zweier-Galoppwechsel im Rahmen des Grand Prix beim Dortmunder Westfalenhallen-Reitturnier.
... ausgeführt von Nadine Capellmann mit ihrer Zukunftshoffnung Girasol während der Zweier-Galoppwechsel im Rahmen des Grand Prix beim Dortmunder Westfalenhallen-Reitturnier. / Foto: Stefan Lafrentz
Girasol geht dabei in guter Vorwärts-Aufwärts-Tendenz...
Girasol geht dabei in guter Vorwärts-Aufwärts-Tendenz... / Foto: Stefan Lafrentz
...mit beständiger, weicher Anlehnung...
...mit beständiger, weicher Anlehnung... / Foto: Stefan Lafrentz
...und gut unterspringender Hinterhand: So soll
...und gut unterspringender Hinterhand: So soll's sein! / Foto: Stefan Lafrentz

Im dritten und letzten Teil unserer Serie über den Fliegenden Galoppwechsel behandelt ProPferd-Autorin Birgit Popp die Serienwechsel – und wie sie optimal trainiert werden können.

Die Serienwechsel lernt Hans Max-Theurer dem jungen Pferd nicht an der Bande, sondern entweder drei bis vier Meter vom ersten Hufschlag entfernt oder auf der Diagonalen, „Wenn das Pferd den einmaligen Fliegenden Wechsel korrekt, nämlich gerade nach vorwärts-aufwärtes gelernt hat, kann man mit den Serienwechseln beginnen. Wenn ein Pferd heftig wird, pariere ich wieder zum Schritt oder halte an und lasse das Pferd korrekturmäßig rückwärtsrichten, aber nicht in einer groben Weise. Wenn ich danach wieder angaloppiere, lässt sich das Pferd leichter in der Versammlung unter Kontrolle halten und stürmt nicht mehr davon, was oft ein Hauptproblem ist.“

Lieber nicht am Hufschlag

Warum aber reitet Hans Max-Theurer die Fliegenden Wechsel nicht auf dem Hufschlag? „Der Hufschlag funktioniert wie ein Magnet, wenn man relativ nahe dran ist. Man sollte auf jeden Fall eineinhalb bis zwei Meter Abstand halten. Am liebsten aber gehe ich auf die Diagonale, dort hat man eine vollkommen eigene Linie. Am Hufschlag finde ich es schwieriger. Das gilt vor allem für die Reithalle. Im Freien ist es etwas anderes, dort hat man freie Beweglichkeit. Auf dem Außenplatz reite ich die Fliegenden Wechsel auch am Hufschlag. Wenn das Pferd zum Schwanken neigt, sollte der Reiter die Bande nicht zur Hilfe nehmen. Der Reiter muss das Pferd gerade richten und nicht die Bande! Ganz wichtig bei den Serienwechseln ist, dass der Reiter nicht versucht, das Pferd mit der Kruppe gerade zu halten. Es muss immer mit Hilfe der Zügel die Vorhand auf die Hinterhand ausgerichtet werden  und nicht mit den Schenkeln. Man soll das Pferd möglichst wenig umstellen, denn es soll die Wechsel so gerade wie möglich springen. Ein starkes Umstellen ist dabei nicht nötig, sondern es muss ganz minimal sein – die so genannte ‚Schulterführung’. Der Kopf darf dabei nicht herumgezogen werden, sondern der Hals wird mit den Zügeln ‚begrenzt’ bzw. zwischen den Zügeln am Hals wird das Pferd gerade geführt. Indem man den Zügel an einer Halsseite anlegt, kann man die Vorhand auf die Hinterhand ausrichten.“

Langsam steigern

Beide Trainer beginnen den Serienwechsel anfangs ohne zu zählen, und so Andreas Hausberger, „Zu Beginn reite ich nur zwei Wechsel an der langen Seite am ersten oder zweiten Hufschlag, also den ersten zum Kontergalopp und den zweiten wieder zum Handgalopp und gehe dann im Handgalopp durch die Ecke. Danach wird das Pferd belohnt! Genauso gehe ich auf der Diagonalen vor. Wenn es mit zwei Wechseln an der langen Seite oder auf der Diagonalen gut funktioniert, steigere ich die Anzahl der Wechsel auf drei oder vier und gehe dann gegebenenfalls auch im Kontergalopp durch die Ecke. Wenn ich einige Wechsel reiten kann, ohne zu zählen, und das Pferd sicher auf die Hilfen reagiert, ist es Zeit mal zwei, drei Wechsel mitzuzählen. Das Aneinanderreihen der Wechsel ist bereits eine Steigerung des Schwierigkeitsgrades, das Zählen eine weitere. Wichtig ist, das Pferd immer wieder zu belohnen, wenn es ruhig und gerade durchspringt. Das Belohnen kann durch die Stimme erfolgen oder durch Tätscheln oder ich bleibe, nachdem es einen guten Wechsel gemacht hat, im Galopp und gehe in den leichten Sitz über und lasse das Pferd ausstrecken, um es dann wieder in den versammelten Galopp zurückzuführen.“

Wiederholungen in Maßen

Andreas Hausberger vermeidet bei einem jungen Pferd zu viele Wiederholungen: „Auch, wenn sie nicht ganz gut gelungen sind, wiederhole ich die Wechsel nicht öfters als dreimal hintereinander auf beiden Händen. Drei gute Wechsel, dann ist Schluss. Wenn das Pferd fünf schlechte und zum Schluss einen guten springt, dann sollte der Reiter auf jeden Fall aufhören.“
Hans Max-Theurer steigert die Zahl der Wechsel ebenfalls nur sehr langsam, „Wenn zwei Wechsel an der Langen Seite gut gelingen, versuche ich nicht gleich mehr Wechsel auf einer Linie zu reiten, sondern konzentriere mich darauf, das Pferd auf jeden Wechsel gut vorzubereiten, auf die korrekte Ausführung jedes Wechsels, auf die Graderichtung und auf die Balance. Das Pferd soll auf meine Hilfe hin den Wechsel richtig machen. Je nachdem wie die Bereitschaft beim Pferd da ist, beginne ich dann drei Wechsel auf einer Seite oder einer Diagonalen zu reiten, möglichst mit fünf Galoppsprüngen dazwischen.“ Und auch er betont: „Beim Training von Fliegenden Wechseln ist es wichtig, dass jemand sie vom Boden aus überprüft, denn der Reiter muss sich auf das Pferd konzentrieren und kann nicht immer spüren, ob das Pferd richtig durchspringt oder vielleicht doch hinten nachspringt.“

Schwungvoll vorwärts-aufwärts

Ein wichtiges Kriterium für die Fliegenden Galoppwechsel ist, dass sie schwungvoll nach vorwärts-aufwärts gesprungen werden. Doch, was heißt Schwung in diesem Fall? „Nicht unbedingt, dass viel vorwärts geritten wird, sondern, dass der Galoppsprung erhaben gesprungen wird und dabei das Pferd gut am Hinterbein ist und der Galoppsprung eine schöne Schwebephase besitzt. Das Wort Schwung gebrauche ich lieber für den Trab, im Galopp bevorzuge ich, mehr von Sprungfreudigkeit oder einem guten Sprung zu sprechen. Beim Lernen gerät das Pferd beim dritten oder vierten Wechsel oft auf die Vorhand. Um diesen Fehler in den Griff zu bekommen, gilt auch hier wieder, das Pferd muss sich im Galopp mehr auf das Hinterbein setzen. Eine nützliche Übung hierfür ist viel aus dem Schritt anzugaloppieren. Den versammelten Galopp kann ich einem Pferd nur lernen, indem ich immer wieder aus dem Schritt angaloppiere. Bevor ein Pferd auseinanderfällt und auf die Vorhand kommt, muss ich es durchparieren und erneut aus dem Schritt angaloppieren. Ein Pferd kann einen versammelten Galopp nie aus einem Mittelgalopp lernen, sondern immer nur aus dem Schritt. Anders verhält es sich beim Trab. Den versammelten Trab  lerne ich dem Pferd, indem ich es nach dem Mitteltrab auf- und den Schwung in die Versammlung mitnehme. Ich versuche, den Schwung nach oben-vorwärts zu verwenden, damit das Pferd nach oben federt. Aber, auch im Galopp gilt, um Abwechslung hineinzubringen, lege ich immer mal wieder zu.“

Der richtige Zeitpunkt

Zu welchem Zeitpunkt der Trainingsstunde Andreas Hausberger die Wechsel mit einem Pferd übt, hängt vom Typ des Pferdes ab, „Bei faulen Pferden übe ich die Fliegenden Wechsel so lange das Pferd noch frisch ist. Beim Angaloppieren spüre ich schon, ob das Pferd an diesem Tag die Grundvoraussetzungen mitbringt. Wenn ja, gehe ich sobald wie möglich auf die Diagonale und probiere den Wechsel. Mit einem hektischen Pferd verhalte ich mich umgekehrt und versuche den Wechsel erst am Ende des Trainings, wenn das Pferd ruhiger geworden ist.“
Nach dem ersten Training des Fliegenden Wechsels beginnt Andreas Hausberger meist innerhalb eines Jahres mit den Serienwechseln: „Man soll sich bei der Ausbildung von Pferden Zeit nehmen, aber auch keine Zeit verschwenden.“   Birgit Popp

 

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