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Weide-Sanierung mit Köpfchen
11.02.2015 / Wissen

Eine gute Pferdeweide braucht eine optimale Zusammensetzung von Kräutern, Ober- und Untergräsern.
Eine gute Pferdeweide braucht eine optimale Zusammensetzung von Kräutern, Ober- und Untergräsern. / Foto: Karl Buchgraber
Mit dem Mulcher kann man Pferdeäpfel und übriggebliebene Pflanzen in die Grasnarbe einarbeiten.
Mit dem Mulcher kann man Pferdeäpfel und übriggebliebene Pflanzen in die Grasnarbe einarbeiten. / Foto: Karl Buchgraber
Sind nur kleine Lücken in der Grasnarbe, können diese durchaus mit der Hand eingesät werden.
Sind nur kleine Lücken in der Grasnarbe, können diese durchaus mit der Hand eingesät werden. / Foto: Karl Buchgraber
Danach die Samen einfach festtreten – fertig!
Danach die Samen einfach festtreten – fertig! / Foto: Karl Buchgraber

Viele Pferdeweiden präsentieren sich durch unzureichende Pflege oder zu intensiven Pferdebesatz in schlechtem Zustand. Speziell das Frühjahr bietet sich für entsprechende Sanierungs-Massnahmen an.

 

Die Pferde bewegen sich mit den scharfen Hufen und dem zum Teil tiefen Biss sehr strapazierend für die Grasnarben der Weiden. Dementsprechend aufgetreten, lückig und mit weniger wertvollen Kräutern präsentieren sich die Koppeln. Diese „schwachen“ Weiden lassen sich ohne umzubrechen mittels neuer Regenerationstechnik innerhalb von ein bis drei Jahren wieder herstellen – speziell das Frühjahr ist der richtige Zeitpunkt, seine Weiden abzugehen und vor Vegetationsbeginn die nötigen Sanierungsmaßnahmen zu setzen.

Kompakte Grasnarbe

Eine strapazfähige Weide braucht eine kompakte und dichte Grasnarbe, wo die Untergräser (Wiesenrispe, Rotschwingel, Straußgras, Engl. Raygras usw.) einen Anteil von 60 % ausmachen. Knaulgras, Wiesenschwingel, Goldhafer usw. können auch 20 % einnehmen. Die restlichen 20 % sollten sich die Kräuter und Leguminosen teilen. Das Hauptproblem liegt in der zumeist schwachen Besetzung mit Untergräsern, so dass sich die Kräuter (Breitwegerich, Schafgarbe, Hahnenfuß, Ampfer usw.) oder der Weißklee – zu hohe Anteile ungünstig für die Pferde – ausbreiten können.

Damit die Untergräser gut gedeihen können, benötigen sie eine ausreichende Nährstoff- insbesondere Stickstoffversorgung und nach der Beweidung (1 Woche) eine dreiwöchige Ruhezeit. Beides wird meist nicht eingehalten – das Resultat sind Weidebestände mit 20 % Gräser, 25 % Klee, 30 % Kräuter und 25 % Lücken, wo sich wieder Kräuter oder Weißklee ansiedeln. Hier kann der Grasanteil erhöht und indirekt der Kräuter- und Kleeanteil zurückgedrängt werden. Bei den Pferdewiesen hingegen sollten 60 % Obergräser und 20 % Untergräser vorhanden sein. Geht dieser Anteil zurück, sollte auch eine Verbesserung erfolgen, bevor eine Verkrautung eintritt.

So verbessern Sie die Weide

Da es am Untergras fehlt, sollte eine ÖAG-Saatgutmischung „Nawei ohne Klee“ im Ausmaß von 15 – 20 kg/ha im Frühjahr – wenn es grün wird – mit einem starken Striegelgerät (Güttler oder APV) nachgesät werden. Mit dem Striegelgerät wird der Boden eingeebnet, aufgekratzt und das Saatgut abgelegt und angewalzt – das alles in einem Arbeitsgang. Die Maschinenringe in der Region verfügen zum Großteil über derartige Geräte und wissen auch um die Arbeitsvorgänge bescheid. Wenn der Boden stark aufgetreten (Gatschkoppel) ist, so muss mit dem Starkstriegel zweimal drüber gefahren werden und die ÖAG-Mischung „PW“ mit 25 kg/ha eingesät werden. Sind auch die Pferdewiesen lückig und wenig ertragreich geworden, so sollte auch zu dieser Zeit mit 10 bis 15 kg die ÖAG-Saatgutmischung „Ni ohne Klee“ nachgesät werden. Sind im Frühjahr nur dort und da kleine Lücken oder Trittwege zu sehen, so kann auch per Hand mit dem Rechen aufgekratzt und per Hand nachgesät werden. Die ÖAG-Saatgutmischungen sind im Lagerhaus erhältlich.

Auch die Weide braucht Nährstoffe

Damit aber das Nachgesäte auch gut wachsen kann, braucht es Nährstoffe. Im Allgemeinen sind die Pferdeweiden und auch Pferdewiesen eher schlecht mit Stickstoff, Phosphor und Kalium versorgt. Sicherheit, wie sie tatsächlich versorgt sind, gibt eine Bodenuntersuchung. Liegt diese nicht vor, so würde eine Düngung mit 200 kg/ha Vollkorn gelb im Frühjahr – zur Zeit der Nachsaat – die Erstversorgung decken. Im Sommer und Frühherbst sollte diese Düngung wiederholt werden. Im Oktober sollte ein gut verrotteter Pferdemist oder noch besser Pferdemistkompost im Ausmaß von 15 t/ha gut verteilt werden.

Ruhezeiten auf der Weide einhalten

Die Pferde können ein- bis maximal zwei Wochen in der Koppel stehen, dann sollte eine Weidepflege (Mulch) und möglicherweise auch eine Düngung stattfinden. Anschließend an die Weidepflege muss eine Weideruhe von mindestens drei Wochen eingehalten werden. Stehen die Pferde permanent auf der Weide, so beißen sie sehr tief und fortwährend das Gras heraus und dies ständig – weil sehr schmackhaft – die Gräser können sich nicht erholen und fallen aus. Deswegen unbedingt der Weide eine Ruhepause einräumen, es wächst wieder gute Weide heran. Ein Wechsel vom Weidegang zur Mahd – also eine Mähweide – wäre für so manche Weide auch eine wesentliche Erholung.

Eine wertvolle Weide bringt gutes Futter und alle Vorteile für das Pferd im Hinblick auf Bewegung und Sozialkontakt. Ein gutes Weidemanagement, eine laufende Weidepflege und wenn nötig eine gezielte Verbesserung mittels Nachsaat sichert den Pflanzenbestand und damit eine attraktive, gesunde Pferdeweide.

Univ.-Doz. Dr. Karl Buchgraber, Lehr- und Forschungszentrum Gumpenstein

 

Know-how von der ÖAG

Die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Grünland und Futterbau (ÖAG) hat sich in den letzten Jahren zu einem kompetenten und wichtigen Partner für Grünland- und Viehbauern entwickelt. Die ÖAG ist für alle grünland- und viehwirtschaftlichen – und damit auch pferdewirtschaftlichen – Fragestellungen offen, gibt laufend Broschüren zu aktuellen Fachthemen heraus und veranstaltet mit den bäuerlichen Organisationen auch Tagungen bzw. Feldtage mit hohem Praxisbezug. Für Pferdewirte stehen die Experten der Fachgruppe „Grünland und Pferdewirtschaft“ zur Verfügung, um Wissen über Weidewirtschaft, Pferdegesundheit und Futterqualität, leistungsbezogene Fütterung, Futterbewertung, Kompostierung u. v. a. m. zu vermitteln und pferdehaltenden Betrieben Hilfestellung zu geben.

Nähere Informationen dazu gibt es unter https://gruenland-viehwirtschaft.at

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