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Brandschutz im Reitstall – die besten Tipps
26.07.2015 / Wissen

Nicht immer ist ein Brand vermeidbar – doch häufig sind Leichtsinn, Schlamperei oder Gedankenlosigkeit die Ursachen – und diese kann man sehr wohl ausschalten.
Nicht immer ist ein Brand vermeidbar – doch häufig sind Leichtsinn, Schlamperei oder Gedankenlosigkeit die Ursachen – und diese kann man sehr wohl ausschalten. / Foto: Kantonspolizei Zürich
Feuerlöscher müssen vorschriftsmäßig gewartet und griffbereit sein – jeder im Stall muss wissen, wo man ihn findet und wie man ihn bedient!
Feuerlöscher müssen vorschriftsmäßig gewartet und griffbereit sein – jeder im Stall muss wissen, wo man ihn findet und wie man ihn bedient! / Foto: Archiv

Feuer ist der Alptraum jedes Stallbesitzers und der wohl schlimmste anzunehmende Unfall in einem Pferdebetrieb. Wie man sich bestmöglich vor einem Brand schützen kann und welche Vorkehrungen für den Ernstfall wichtig sind, hat ProPferd-Autor Martin Haller zusammengestellt.

 

Tierhaltende Betriebe – und pferdehaltende ganz besonders – sind naturgemäß Gefahrenzonen erster Güte, denn hier werden große Mengen an leicht brennbaren Stoffen gelagert, z. B. Heu, Stroh, Sägespäne, Mist, Treibstoffe und Holzgegenstände, und zwar meist in hölzernen und/oder älteren Gebäuden oder nahe an diesen. Das Bewusstsein, dass man – überspitzt – auf einem Pulverfass sitzt und schon ein kleiner Funke genügt, um eine Katastrophe auszulösen, sollte daher bei Stallbesitzern, Einstellern und Mitarbeitern durchaus vorhanden sein und zu entsprechender Vorsicht und Aufmerksamkeit führen. Nicht immer ist ein Brand vermeidbar – doch häufig sind Leichtsinn, Schlamperei oder Gedankenlosigkeit die Ursachen, und diese kann man sehr wohl ausschalten.

Häufige Gefahrenquellen
Nicht selten führt eine achtlos weggeworfene oder schlecht ausgetretene Zigarette zu einem Brand – daher sollte ein striktes Rauchverbot in allen brandgefährdeten Bereichen eines Pferdebetriebs selbstverständlich sein und auch entsprechend kontrolliert und ,gelebt’ werden. „Rauchen verboten“-Tafeln sind möglichst zahlreich auf Augenhöhe am Stallgelände unterzubringen. Um Zusammenbrüche durch Nikotinentzug zu verhindern, ist es sinnvoll, eine Raucherzone einzurichten (ein kontrollierter „Brandbereich“ ist besser als ein wilder), die mit ausreichend vielen, windsicheren Aschenbechern bestückt wird, die regelmäßig in einen Blechkübel mit Deckel entleert werden. Er enthält Sand oder Wasser, darf nicht umfallen oder sich entzünden und ist absolut dicht. Kippen am Boden gehen gar nicht – NIE und NIRGENDS! In vielen Fällen – besonders häufig bei Umbauten oder Renovierungen – führen Arbeiten mit „brandgefährlichen“ Maschinen wie Schweiß-Transformatoren, Trennscheiben, Schleifmaschinen etc. zur Entstehung von Bränden, ihre Verwendung sollte daher stets von umfassenden Sicherheitsvorkehrungen begleitet werden. Auch elektrische Geräte wie Schermaschinen, Zaungeräte etc. bergen ein erhöhtes Risiko und sollten regelmäßig auf ihre Funktionsfähigkeit und Sicherheit kontrolliert werden.

Heu und Stroh
Klassische Gefahrenquellen zur Sommerzeit sind Heu und Stroh in gepresster Form: Wenn die Ballen einen hohen Wassergehalt aufweisen und (zu) stark gepresst sind, kann sich durch Gärungsprozesse im Inneren eine große Hitze entwickeln, die bis zur Selbstentzündung führen kann – ein Phänomen, das übrigens auch bei stark verdichteten Misthaufen auftreten kann. Daher: Nur wirklich gut getrocknetes Heu einlagern, durch Lüftungseinrichtungen für ausreichende Nachtrocknung sorgen, Heulager regelmäßig überwachen (Temperaturmessungen), auf entsprechende Sicherheitsabstände zu anderen Gebäuden, Gastanks bzw. Nachbargrundstücken achten.

Last, but not least sei ein heikles Thema angesprochen: Brandstiftung. Sie gehört zu den eher seltenen, aber extrem gefährlichen Brandursachen, weil ein vorsätzlich gelegtes Feuer meist mit Brandbeschleunigern und an mehreren Stellen gelegt wird, sich dadurch schneller ausbreitet und noch schwerer kontrollierbar ist. Ein Brandschutzexperte schlüsselt die häufigsten Ursachen für Brände wie folgt auf: ein Drittel Brandlegung und Blitzschlag; ein Drittel schadhafte Geräte und Selbstentzündung; ein Drittel andere Ursachen (Leichtsinn, Zigaretten etc.). Hat man sich all diese möglichen Auslöser für Brände bewusst gemacht, kann man daran gehen, die Gefahrenquellen Punkt für Punkt abzuarbeiten und so gut es geht auszuschalten.

Schutz vor Blitzschlag
Der Einbau einer effizienten Blitzschutzanlage (vulgo: Blitzableiter) ist unbedingt nötig, da Stallungen meist in offenem Gelände im ländlichen Raum liegen, wo sich Blitze meist am höchsten freistehenden Objekt entladen. In der dicht verbauten Stadt ist das Risiko geringer, aber da weidet sich’s schlecht – darum ist gerade am Land der Blitzableiter ein Muss. Dieser hat in Österreich den Normen ÖVE/ÖNORM E 8049-1 und der Ausgabe 2006 als IEC und Europanorm sowie dem BGBl II Nr. 424/2003, Elektroschutzverordnung, zu entsprechen und wird vom konzessionierten Elektriker installiert, der auch über Preise Auskunft gibt.

Feuersichere Planung
Eine vernünftige, wenn auch arbeitstechnisch unpopuläre Maßnahme ist, die Lagerstätten für Raufutter, Einstreu sowie Mist in einiger Entfernung von den Stallungen einzurichten. Der Heuboden direkt über den Boxen, das Strohlager in der Stallgasse, der Misthaufen an der Stallwand erhöhen das Risiko enorm. Vor allem große Mengen an frisch eingebrachtem Material sollten NIE direkt neben oder über den Tieren gelagert werden, sondern nur der Bedarf für ein, zwei Tage. Heuböden sollten gut belüftet sein, leicht zugänglich und mit brandhemmenden Böden und Mauerwerken gebaut. Löschwasser/Löschteich in der Nähe, Feuerlöscher griffbereit und vor allem genug Platz für Einsatzfahrzeuge sind günstig. Die regelmäßige Temperaturmessung mittels geeigneter Thermometer ist ein Muss, ebenso die Dokumentation und der sofortige Alarm der Feuerwehr bei Stocktemperaturen von über 50°C. Als Mindestabstände von Lagerstätten gelten 25 m zu gemauerten und 50 m zu hölzernen Gebäuden.

Achtung, Strom!
Alle elektrischen Leitungen (hier sind ALLE gemeint) müssen unter entsprechenden Schutzverrohrungen verlegt werden oder unter Putz, also in der Wand, verlaufen. Die Abdeckungen müssen unbedingt verbissfest und witterungsbeständig sein. Sie sind mit einer elastischen, durchsichtigen Gummifolie überzogen bzw. in Kunststoffgehäusen mit Deckel eingebaut. Schalter und Steckdosen sind als wasserdichte Feuchtraum- oder Außengeräte auszuführen und so hoch und geschützt anzubringen, dass weder Kind noch Hund, Pferd noch Ziegenbock daran spielen/knabbern/was reinstecken können und weder Wasser noch Schnee/Eis eindringen können. Alle Leuchtmittel (wie Birnen, Lampen, Röhren usw.) müssen sich in dichten Schutzgefäßen/Schutzgläsern befinden, damit sie bei Bruch nicht als ev. heiße/glühende Splitter in die Streu gelangen. Sie sollten zusätzlich durch Schutzgitter abgedeckt werden, die vor Verbiss oder Beschädigung schützen, jedoch zum Reinigen leicht geöffnet werden können. Schmutzige Leuchtmittel und Kontakte können Brände auslösen – und verschwenden Energie! Alle Gefahrenzonen, wie Beschlags- und Putzplatz, sowie alle Arbeitsbereiche mit elektrischen oder funkengebenden Geräten sind im Idealfall durch brandhemmende Bauweise und isolierende Böden zu sichern. Klingt jetzt völlig absurd, ist aber einfach, weil man Gipskartonplatten und Gummimatten heute überall leicht und billig bekommt und deren Einbau keine Hexerei ist – um mehr geht es eigentlich nicht. Alle Kabel sollen trittfest geführt werden und die Stecker so beschaffen sein, dass sie außer Reichweite von Tieren und Kindern liegen. Das Starkstromkabel mit schadhaftem Zwischenstecker neben den Lacken am Boden des betonierten Putzplatzes liegend ist suboptimal – genauso wie die funkensprühende Trennscheibe des Hufschmieds, der just neben dem offenen Strohlager beschlagen muss!

Notruf-Nummern
Gewissensfrage: Hat die Feuerwehr jetzt 122, 133 oder 144? In jedes Handy sollten daher die Nummern eingespeichert sein, und zwar nicht unter geheimen Kürzeln, denn eventuell bedient es ja wer anderer, sondern unter Feuerwehr (122) , Polizei (133) und Rettung (144), plus internationaler Notruf 112, der immer funktioniert und sie an die entsprechende Stelle weiterleiten kann (in Deutschland ist 112 die gültige Notruf-Nummer für Feuerwehr und Rettung, 110 für Polizei). Die örtliche Feuerwehr hin und wieder zu besuchen und den verantwortlichen Offizieren zu erklären, wo man die Pferde hält, wie viel an Löschwasser wo vorhanden ist und wie man zufährt bzw. wo die Einsatzfahrzeuge stehen könn(t)en, ist ebenfalls ratsam und hilfreich. Die Sicherung des Stallgeländes durch Zäune, Alarmanlagen, Videokameras und saubere, geprüfte Rauchmelder wäre optimal, kostet aber und erfordert ev. einen Fachmann. Kameras nützen nur, wenn sie live Bilder in die Wohnräume oder zu Kontrollschirmen senden. Rauchmelder sind recht billig, ab ca. € 6,– zu haben und auch vom Laien einfach anzubringen. Sie haben aber nur dann Sinn, wenn man sie auch hören kann und vor allem weiß, was ihr Alarm bedeutet und richtig reagiert. Eine gute Idee ist auch eine große, gut sichtbare Notfall-Tafel im Stall, auf der alles steht – vom Verhalten im Brandfall, übers nächste Spital bis zu Notruf-Nummern, Ärzten, Tierärzten etc. Groß, deutlich, wasserfest und gut leserlich – und alle sollten wissen, wo das Ding hängt.

Die Bekämpfung
Feuerlöscher müssen in der Größe (kg Löschmittel) entsprechen, vorschriftsgemäß gewartet und griffbereit sein – und alle müssen wissen, wie man ihn bedient. Das Beraten, Prüfen und Unterweisen macht die Feuerwehr gerne, so auch die Händler und evtl. auch die Herstellerfirmen oder Rettungsstellen. Man stelle sich vor, ein Feuer bricht grad aus, man sieht das rote Flaschending da hängen, weiß, dass es die Rettung bedeutet – aber man kriegt’s nicht von der Halterung ab; oder man weiß nicht, wie es funktioniert und fummelt hilflos an der Schutzkappe rum, während sich die Flammen rasend schnell ausbreiten… Panik lähmt, und viele ganz „normale“ Dinge sind im Notfall wie weggewischt. Hier gilt – wie auch bei Erste-Hilfe-Maßnahmen: Was häufig geübt wurde, ist auch in Stresssituationen besser abrufbar – daher zumindest einmal im Jahr eine Art Brandschutzübung im Stall mit möglichst vielen Beteiligten durchführen und all diese Dinge durchspielen und trainieren.

Weiters wichtig: Große Feuerbesen, Sandkübel, Feuerhaken und Decken sollten ebenfalls vorhanden sein, denn mit ihnen kann man jene Brände bekämpfen, bei denen Wasser nichts taugt. Das Ersticken oder Ausschlagen eines (kleinen) Feuers ist oft sehr effizient… bei Großbränden aber wenig ratsam.

Pferde retten
Immer zuerst das Leittier rausholen und draußen sichern (anbinden, in ein Paddock stellen, halten lassen), in der Hoffnung, dass die anderen dabei bleiben. Sobald alle oder alle möglichen Tiere draußen sind, alle Öffnungen wieder verschließen, auch wenn’s unlogisch klingt. Aber weniger Sauerstoff bedeutet u. U. auch weniger Feuer – daher sind auch dichte, brandhemmende Türen zwischen Wohn- und Aufenthaltsräumen und Stallungen bzw. Stallabschnitten eine gute Idee.

Wasser löscht keine Feuer, bei denen Öl, Kraftstoff, Fett oder ähnliches brennt; diese werden durch Wasser eher schlimmer, können furchtbar spritzen, dampfen oder sich verteilen und völlig außer Kontrolle geraten. Solche Feuer müssen mit Feuerlöschern bzw. durch Ersticken bekämpft werden. Wasser hilft gegen Strohfeuer, brennendes Holz oder ähnliches. Nie darf man Wasser auf glimmende Elektroleitungen oder Geräte spritzen – dann ist Kurzschluss oder tödliche Elektrisierung vorprogrammiert. Daher immer zuerst alle Stromquellen ausschalten und erst dann Löschmittel einsetzen.

Versichern beruhigt
Nicht zuletzt sollte bei den Vorsorge-Maßnahmen auch nicht auf einen passenden Versicherungsschutz vergessen werden. Karl Rumpold, Versicherungsvermittler der Allianz in Graz, dazu: „Die Feuerversicherung ist eine freiwillige Versicherung, die nicht zwingend vorgeschrieben ist. Nur eine Bank/ein Kreditinstitut kann bei einer eventuellen Kreditgewährung auf ein Gehöft (Reitstall, Landwirtschaft...) eine solche als Absicherung fordern. Die Bedingungen müssen genau ausgehandelt werden, z. B. auch, ob und in welcher Höhe der Gebäudeinhalt versichert und bewertet wird. Pferde und Ausrüstung können einen enormen Wert darstellen, sogar über jenem des Stallgebäudes. Als Schadensauslöser wird in der Regel Blitzschlag, Explosion und Feuer angenommen. Grobe Fahrlässigkeit kann eine Ablehnung der Haftung des Versicherers bewirken. Wer also z. B. im Heuschober raucht oder die Esse des Hufschmieds neben dem Strohlager aufstellt, wird im Schadensfall sicher Probleme bekommen.“


Checkliste: Was tun, wenn’s brennt?
Im Brandfall gilt der Ablauf:
1)     Ruhe bewahren und Lage sondieren
2)     Notrufe absetzen
3)     Menschen/Tiere in Sicherheit bringen
4)     Löschen bzw. Feuerwehr erwarten

Ein Notruf beinhaltet:
– Den genauen Ort des Brandes nebst Anfahrt
– Den Grund, kurzen Hergang bzw. Ist-Stand
– Die Zahl der Opfer und eine Einschätzung
– Den Kontakt zum Notruf-Absetzer (Mobilnummer)

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