Magazin 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Schon gewusst: Dicke Ponys sind schlimmer
02.07.2016 / Wissen

Eigentlich wenig erstaunlich: Zu dicke Ponys zeigen deutlich mehr Unarten als ihre normalgewichtigen Artgenossen.
Eigentlich wenig erstaunlich: Zu dicke Ponys zeigen deutlich mehr Unarten als ihre normalgewichtigen Artgenossen. / Symbolfoto: Irene Gams

Thelwell hatte doch Recht: Dicke Ponys haben deutlich mehr Unarten als ihre normalgewichtigen Artgenossen – nämlich bis zu dreimal soviel, das haben australische Forscher im Rahmen einer Studie herausgefunden.

 

Die Studie mit dem Titel ,Misbehaviour in Pony Club Horses – Incidence and risk factors' (Unarten bei Ponys – Häufigkeit und Risikofaktoren) wurde unter der Leitung von Petra Buckley von der Charles Sturt University in New South Wales durchgeführt. Es war die erste Studie dieser Art, in der das Auftreten von Unarten in einer Pferdepopulation untersucht und auch quantifiziert wurde.

Insgesamt wurden 84 Ponys aus sieben verschiedenen Pony-Clubs in Australien in die Studie einbezogen. Ein Jahr lang mussten die Besitzer der Ponys detaillierte Aufzeichnungen über das gesamte Management (Fütterung, Pflege, medizinische Betreuung, Training etc); führen und auch jegliche auftretende Unart verzeichnen. Zusätzlich wurden die Ponys jedes Monat durch einen Tierarzt untersucht, um allfällige Zusammenhänge zwischen schmerzhaften Zuständen (z. B. Lahmheiten oder Rückenprobleme) und dem Auftreten der Unart nachzuweisen.

Das Ergebnis der Studie war bemerkenswert: 59 % der Pferde zeigten zumindest einmal im Beobachtungsjahr Unarten, und zwar sowohl beim allgemeinen Handling als auch während des Reitens. Obwohl die Unarten beim Reiten nur selten auftraten – nämlich bei nur 3 % der Pferde in jedem Monat – waren diese in mehr als der Hälfte der Fälle tatsächlich gefährlich und stellten ein ernsthaftes Verletzungsrisiko für Pferd und Reiter dar. Sehr dicke bzw. übergewichtige Pferde und Pferde, die nur unregelmäßig geritten wurden, zeigten eine deutlich größere Neigung zu Unarten. Bei Ponys, die mehr als dreimal pro Woche trainiert und geritten wurden, war die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Unarten deutlich geringer.

Unarten beim Reiten traten doppelt so häufig bei Pferden auf, die täglich Zusatz- oder Kraftfutter (z. B. Getreide) erhielten. Auch der Zugang zu üppigen Weiden birgt ein größeres Risiko von Fehlverhalten – und zwar unabhängig von weiterem Zusatzfutter. Das erstaunlichste Resultat der Studie war jedoch, dass sehr dicke Pferde dreimal mehr Unarten und Fehlverhalten zeigten als normalgewichtige Artgenossen.

Die Ergebnisse belegen einen Zusammenhang zwischen Ernährung, Bewegung, Körpermasse und dem Auftreten von Unarten – ein hoher Body Condition Score (Körpermasse-Index) verweist auf eine zu große Nahrungsaufnahme im Verhältnis zur benötigten bzw. verbrauchten Energie, ein Problem, das sich verschärft, wenn Pferde nur unregelmäßig gearbeitet und bewegt werden.

Unarten traten übrigens auch dann häufiger auf, wenn Pferde in Bewerben oder bei Turnieren eingesetzt wurden – also in Situationen, in denen Reiter höhere Erwartungen an ihre Pferde haben und sie mit größeren physischen und mentalen Herausforderungen konfrontiert werden. In diesem Fall sind die Unarten Folge eines Konflikts zwischen Pferd und Reiter – wenn z. B. der Reiter sein Pferd überfordert und dieses mit Widerwillen oder Fehlverhalten reagiert.

Aus den Ergebnissen ihrer Studie lassen sich auch einige Empfehlungen für Pferdebesitzer ableiten, um Unarten gar nicht erst entstehen zu lassen. So sollten Pferde regelmäßig, also mindestens dreimal die Woche, gearbeitet und trainiert werden – und die Fütterung sollte sich am realen Bedarf der Pferde und der jeweiligen Arbeitsintensität orientieren. Alles Dinge, die jedem Pferdehalter geläufig sein sollten – doch offenbar ist es nicht so einfach, theoretisches Wissen auch in der Praxis umzusetzen...

Die Untersuchung „Misbehaviour in Pony Club horses: Incidences and risk factors" von  P Buckley, DJ Buckley, JM Morton und GT Coleman ist im März 2012 im Equine Veterinary Journal erschienen und kann in englischsprachiger Kurzfassung hier nachgelesen werden.

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen