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Darum braucht Österreich die ländliche Reiterei
19.03.2015 / Wissen

Die ländliche Reiterei ist in Österreich ein wichtiges Bindeglied zur heimischen Pferdezucht.
Die ländliche Reiterei ist in Österreich ein wichtiges Bindeglied zur heimischen Pferdezucht. / Foto: Brigitte Kaltenböck

Die ländlichen Reitvereine sind die Basis des Reit- und Fahrsports in Österreich und ein wichtiges Bindeglied zur heimischen Pferdezucht. Dr. Leopold Erasimus über Vergangenheit und Zukunft der ,Ländlichen’.

 

Es war nach dem 1. Weltkrieg, als das damalige Mitglied der Preußischen Pferdezuchtkommission und spätere Oberlandstallmeister Gustav Rau im Landwirtschaftsministerium ein Programm zur Rettung der deutschen Pferdezucht und Reiterei vorlegte. Zentraler Punkt war die Gründung von ländlichen Reit- und Fahrvereinen mit dem Ziel, die Bauern für die Pferdezucht und den Pferdesport zu begeistern. Jahrzehnte später hat der damalige Landstallmeister Dr. Heinrich Lehrner (zuletzt Gestütsleiter in Piber) die Gründung der ländlichen Reitvereine in Österreich massiv unterstützt. Zuerst wurden in der Steiermark und dann auch in anderen Bundesländern ländliche Vereine bis hin zu Landesorganisationen gegründet, im Jahr 1958 kam schließlich der Zusammenschluss zur Arbeitsgemeinschaft der Ländlichen Reiter und Fahrer in Österreich. Gründungsmitglieder dieser Vereine waren zu allererst einmal Züchter und Zuchtverbandsfunktionäre mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums.

Sind die Ländlichen noch zeitgemäß?

Nachdem sich in den 70-er und 80-er Jahren Zucht und Sport auch in den ländlichen Vereinen immer mehr auseinander entwickelt haben, hat vor ca. 15 Jahren eine Rückbesinnung zu den Wurzeln der Ländlichen begonnen. Im heutigen Leitbild der Ländlichen werden die Ziele umfassend beschrieben. Hervorzuheben sind Erhaltung und Pflege von Brauchtum und Kultur rund um das Pferd, Zusammenarbeit mit Züchtern, Amateur- und Freizeitsportlern, die Interessensvertretung der pferdehaltenden Betriebe, aber natürlich auch die aktive Zusammenarbeit mit den Gremien der österreichischen Pferdesportverbände. Die ländlichen Reitvereine bilden also die Basis des Reiten und Fahrens in Österreich, kümmern sich vorwiegend um den Amateursport und fördern und identifizieren sich mit der einheimischen Zucht. Um diese Ziele umzusetzen, bedarf es einer Vielzahl von Maßnahmen und Aktivitäten.
Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sowohl von den Pferdehaltern als auch von den aktiven Reitern und Fahrern nur ein sehr geringer Prozentsatz überhaupt in Form von Vereinen organisiert sind. Laut Sozialstudie der Plattform Pferd Austria reiten bzw. fahren in Österreich gelegentlich 400.000 Personen - aber lediglich knapp 50.000 sind in Reitvereinen organisiert. Von den etwa 25.000 Pferdehaltern sind überhaupt nur knapp 1.350 Reitvereine behördlich gemeldet. Sowohl bei den Einzelmitgliedern als auch bei den Reitvereinen sind über 50 % bei den ländlichen Organisationen beheimatet.
Insgesamt ist diese Situation also eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Hier eine Konkurrenzsituation zwischen den Sportverbänden und den ländlichen Organisationen zu konstruieren, ist zu kurz gedacht und schadet einer positiven Weiterentwicklung. Eine möglichst erfolgreiche sportliche Spitze bedarf einer großen Basis unter Nutzung aller vorhandenen Möglichkeiten und Potentiale.

Ebenso ist es falsch, die ländliche Reiterei auf die Austragung von Meisterschaften mit geringeren sportlichen Anforderungen reduzieren zu wollen. Notwendig ist vielmehr ein systematischer Aufbau im gesamten Ausbildungs-, Kurs- und auch Meisterschaftswesen, von der Basis (Ländliche) hin zum nationalen Spitzensport.

Traditionen erhalten, Zukunft sichern

Österreich ist ein international anerkanntes Pferdezuchtland. Die traditionellen österreichischen Pferderassen, unsere historischen Zuchtstätten und natürlich die Spanische Hofreitschule mit dem Bundesgestüt Piber, haben Österreich weltweit als bedeutendes Pferdeland bekannt gemacht. Das Zusammenwirken von Zucht und ländlicher Reiterei garantiert den Weiterbestand dieser Tradition, darüber hinaus konnten schon in den letzten Jahren wichtige Erfolge für die Pferdehalter- und -besitzer erreicht werden (Pauschalierungsverordnung, Vorsteuerpauschale). Durch finanzielle Anreize wie Kursförderungen, Jugendpreis, Leistungsprämien etc. werden die Reiter von österreichischen Zuchtprodukten auch immer wieder besonders unterstützt. Das Miteinander von Zucht und ländlicher Reiterei hat also in den vergangenen Jahren viel Positives bewirkt und soll zum Wohle der gesamten Pferdefamilie weiterentwickelt werden.
Dr. Leopold Erasimus


Weitere Infos zu den Ländlichen findet man auf www.dielaendlichen.at!

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