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Borreliose, FSME: Zecken sind auch für Pferde gefährlich
07.05.2018 / Wissen

Der Gemeine Holzbock gilt als Hauptüberträger von Borreliose-Bakterien in Deutschland – und kann sich auch auf Pferdeweiden an seine Opfer heften.
Der Gemeine Holzbock gilt als Hauptüberträger von Borreliose-Bakterien in Deutschland – und kann sich auch auf Pferdeweiden an seine Opfer heften. / Foto: Parasitenportal.de

Zecken sind nicht nur für Reiter, sondern auch für Pferde ein gesundheitliches Risiko: Ein Zeckenbiss bleibt oft unbemerkt, kann aber mitunter zu ernsthaften Krankheiten wie der Borreliose führen. Vor ihr kann seit Kurzem eine Borreliose-Impfung das Pferd schützen.

 

Ein Zeckenstich oder umgangssprachlich Zeckenbiss beim Pferd ist schnell geschehen: Beim Ausreiten am Waldesrand, beim Galoppieren durch das Unterholz – ja selbst beim täglichen Weiden auf einer Koppel bieten sich für die kleinen Blutsauger reichlich Gelegenheiten, sich an ihre warmblütigen Opfer zu heften, denn sie sind für ihre Weiterentwicklung auf eine Blutmahlzeit angewiesen. Aufgrund der großen Fläche, die das Pferdefell bietet, bleibt ein Stich oft unbemerkt – nicht aber die Folgen dieses Stichs!

Lahmen, humpeln, entzündete Gelenke – dies sind nur einige der Anzeichen, die auf eine Borreliose beim Pferd hindeuten können. Zwar gehen Experten davon aus, dass bei Pferden die Borreliose in vielen Fällen symptomlos verläuft, jedoch ist die Erkrankung beim Pferd  nach wie vor wenig erforscht – und es gibt immer wieder Berichte über schwere Krankheitsverläufe bei Pferden. Eine fortgeschrittene Borreliose kann auch Gehirn und Rückenmark befallen.

Borreliose beim Pferd: schwer zu erkennen!
Zu Beginn der Krankheit geht das Pferd erst steif und wiederstrebend, später lahmt es, seine Gelenke entzünden sich und schwellen an. Welche Gelenke dabei betroffen sind, ist unterschiedlich. Eine bereits fortgeschrittene Borreliose kann in sehr seltenen Fällen das Zentralnervensystem angreifen. Dies zeigt sich, indem das Tier seinen Kopf die meiste Zeit schief hält. Seine Koordination ist gestört, es leidet unter Schluckschwierigkeiten. Auch Muskelschäden sind möglich. Weiterhin können Leistungsabfall, Fieber und Antriebslosigkeit Symptome einer Borreliose sein. Das kranke Pferd verliert außerdem seinen Appetit und magert ab. In Einzelfällen wird auch von Tod durch Borreliose in der Presse berichtet.

Hauptüberträger von Borreliose-Bakterien in Deutschland ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Im Schnitt ist hierzulande ein Drittel der Zecken mit Borreliose-Bakterien infiziert. Antikörper gegen Borrelien werden daher relativ häufig bei 16 bis 30 Prozent der Pferde festgestellt. Das bedeutet jedoch nicht, dass es auch zum Ausbruch der Krankheit kommen muss. Nur ein kleiner Teil der infizierten Tiere entwickelt tatsächlich Symptome. Diese sind anfangs oft unspezifisch, weshalb eine Diagnose schwierig ist. Die beim Menschen sichtbare, typische Wanderröte wird beim Pferd wegen des Fells meist nicht bemerkt. Die eigentliche Krankheit kann Tage, aber auch Monate nach der Infektion ausbrechen. Behandelt wird mit einem Antibiotikum über mehrere Wochen. Seit Kurzem ist zudem eine Borreliose-Impfung für Pferde erhältlich.

So funktioniert die Borreliose-Impfung beim Pferd
Pferde können vor den wichtigsten Bakterienstämmen in Deutschland mit einer Impfung geschützt werden. Durch die Borreliose-Impfung bildet das Immunsystem des Pferdes spezifische Abwehrstoffe. Sie blockieren die Übertragung der krank machenden Borrelien bereits in der Zecke. Denn saugt die Zecke am Pferd Blut, gelangen die Antikörper aus dem Pferd in den Zeckendarm und binden die dort befindlichen Bakterien. Ein besonderer Wirkmechanismus, der dafür sorgt, dass die Borrelien nicht von der Zecke auf das Pferd übergehen. Die Impfung wurde umfangreich getestet und ist gut verträglich. Eine Grundimmunisierung wird durch zwei Injektionen im Abstand von zwei bis drei Wochen erreicht. Eine Auffrischungsimpfung sollte dann jährlich erfolgen, idealerweise vor Beginn der Zeckensaison.

Selten, aber bedrohlich: FSME beim Pferd
Neben der Borreliose können Zecken auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis (kurz FSME) auf Pferde übertragen. FSME-Viren sind vor allem in Süddeutschland verbreitet. Zwischen einem und fünf Prozent der Zecken tragen den Erreger hier in sich. Während beim Menschen jedes Jahr etwa 300 bis 500 Fälle der gefährlichen Viruserkrankung auftreten, ist FSME bei Pferden vergleichsweise selten. Bricht die Krankheit aus, verläuft sie jedoch meist schwer und endet häufig mit dem Tod des Tieres bzw. dessen Einschläferung. Neben Fieber, Fressunlust, Schreckhaftigkeit und Zähneknirschen wurden starke neurologische Störungen bis hin zu Krampfanfällen beobachtet. Im Gegensatz zum Menschen gibt es bislang keine Impfung gegen FSME für Pferde. Aus diesem Grund beschränkt sich die Therapie auf die Behandlung der Symptome. Eine ursächliche Bekämpfung der Viren ist nicht möglich.
Pferde können sich durch Zecken auch mit Anaplasmose anstecken. Wie bei der Borreliose lösen Anaplasmose-Bakterien unspezifische Symptome aus: Fieber, Antriebslosigkeit, geschwollene Lymphknoten und eine gelbliche Verfärbung der Schleimhäute. Der Tierarzt stellt die Diagnose aufgrund eines Bluttests. Eine Anaplasmose kann dann mit Antibiotika behandelt werden. Auch eine kombinierte Infektion mit Anaplasmose und Borreliose wird beim Pferd immer wieder als krank machende Möglichkeit diskutiert.

Was können Pferdehalter zum Schutz Ihres Tiers tun?
Neben der Borreliose-Impfung besteht der beste Schutz für Pferde derzeit darin, Zeckenstiche zu vermeiden. Reiter sollten dazu möglichst auf den Waldwegen bleiben und Wiesen an schattigen Plätzen oder in der Nähe von Bächen und Seen meiden. Ebenso hilfreich ist es, das Gras am Rande der Pferdeweide kurz zu halten. Trockene Umgebungsverhältnisse machen es den Zecken ungemütlich.

Da es für Pferde keine wirksamen Präparate zur Zeckenabwehr gibt, sollte der Reiter nach einem Ausritt ins Grüne nicht nur sich selbst, sondern auch das Pferd gründlich nach Zecken absuchen. Zecken können sich grundsätzlich überall festsaugen, stechen Pferde aber mit Vorliebe an schwach behaarten, dünnhäutigen Körperstellen. Wer eine Zecke frühzeitig am Pferd entdeckt und entfernt, kann damit einer Infektion mit einigen Erregern vorbeugen. Denn: die meisten von ihnen brauchen etwa 24 Stunden, um vom Zeckendarm in den Blutkreislauf des Pferdes zu gelangen.

Zecken lassen sich am besten mit einer Zeckenzange oder spitzen Pinzette entfernen. Dazu fasst man die Zecke direkt an der Hautoberfläche und zieht, dreht oder hebelt sie langsam heraus. Dabei sollte man sie möglichst nicht quetschen. Wenn Teile der Mundwerkzeuge der Zecke stecken bleiben, ist dies in der Regel kein Problem. Der Körper stößt die verbliebenen Reste allmählich wieder ab.

Zeigt das Pferd nach einem Zeckenstich Veränderungen an der Haut oder Symptome einer möglichen Infektion, sollten Halter einen Tierarzt aufsuchen. Je früher eine gezielte Behandlung beginnt, desto besser sind die Genesungschancen.


Studie soll klären: Wie häufig sind Borreliose und Anaplasmose beim Pferd?
Zecken sind unliebsame Gesellen. Sie tauchen aus dem Unterholz auf, krallen sich an Pferd oder Reiter fest, stechen zu und saugen Blut. Und dabei können sie auch noch Krankheiten übertragen. Allen voran die Lyme-Borreliose und die weniger bekannte Anaplasmose. Wie häufig das in Deutschland vorkommt, ist bislang wenig bekannt. Deshalb möchten die Klinik für Pferde der Freien Universität Berlin und das Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen der LMU München mehr über die Verbreitung der beiden Krankheiten bei hiesigen Pferden herausfinden. Für ihre Studie sind die Wissenschaftler auf die Mithilfe von Tierärzten angewiesen – am besten deutschlandweit.

„Um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, benötigen wir etwa 215 Pferde mit Krankheitsverdacht und nochmal so viele gesunde Tiere als Kontrollgruppe“, erläutert Katharina Füßinger, Doktorandin an der Klinik für Pferde der FU Berlin. „Seit Beginn der Studie Ende Juni 2017 wurden circa 50 Prozent der benötigten Proben untersucht.“ Interessierte Pferdebesitzer müssen zur Teilnahme einen Fragebogen ausfüllen, der behandelnde Tierarzt einen Befundbogen. Dabei geht es darum festzuhalten, um was für ein Pferd es sich handelt, wie alt es ist und welche Symptome aufgetreten sind. Außerdem soll ermittelt werden, inwiefern das Pferd mit Zecken in Berührung kommen konnte.

Zusammen mit Blutproben des kranken und eines weiteren gesunden Pferds aus dem gleichen Stall zum Vergleich werden die Bögen an die FU Berlin geschickt und dort in der Abteilung für Innere Medizin untersucht. Die Untersuchungen auf spezifische Antikörper finden an der LMU München statt. „Sobald eine ausreichende Datenmenge vorliegt, werden die Ergebnisse der Blutuntersuchungen und der Fragebögen abgeglichen, um mögliche Zusammenhänge besser zu verstehen. Außerdem hoffen wir, Gebiete mit hohen Infektionsraten räumlich besser eingrenzen zu können.“ Nach Abschluss der Blutuntersuchungen wird der behandelnde Tierarzt kostenlos über den Befund informiert.

Für Deutschland gibt es bislang keine epidemiologischen Daten zur Häufigkeit der Borreliose und Anaplasmose beim Pferd. Studien aus den Nachbarländern gibt es allerdings bereits: In Dänemark liegt der Anteil der Pferde mit Antikörpern gegen Borreliose bei 29, in Polen bei 26 und in Italien bei 24 Prozent. „Unsere bisherigen Ergebnisse konnten den Borreliose-Verdacht in 20 Prozent der Fälle erhärten. Bei 13 Pferden wurden zudem Antikörper gegen Anaplasmen nachgewiesen“, hält die Expertin fest.

Ob ein Pferd nach einer Infektion mit den Erregern Krankheitssymptome entwickelt, hängt stark von der Immunabwehr ab. Pferdehalter, die ihr Tier vor Borreliose schützen möchten, können mit einer Impfung vorbeugen. Diese schützt vor den hierzulande am weitesten verbreiteten Erregerarten. Gegen Anaplasmose gibt es bisher noch keinen Impfschutz.
Weitere Informationen zur Studie sowie Frage- und Befundbögen stehen unter www.borreliosestudie-pferd.de bereit.

Quelle: Parasitenportal.de

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