Das Jakobskreuzkraut ist eine hochgiftige Weidepflanze, die bei Pferden zu schweren Leberschäden führen kann. Es ist mittlerweile in weiten Teilen Deutschlands und Österreichs anzutreffen – seine Bekämpfung ist mühsam, aber unumgänglich, wie Behörden mahnen.
Das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea), eine gelb blühende Giftpflanze, hat sich in den vergangenen Jahren in mehreren deutschen Bundesländern und auch in Teilen Österreich stark verbreitet. Besonders auf wenig genutzten Weiden, Brachflächen, Wegrändern und Böschungen breitet sich diese zweijährige Giftpflanze immer weiter aus.
Das Jakobskreuzkraut, auch als Jakobsgreiskraut bekannt, hat löwenzahnähnliche Blätter. Die Giftigkeit der Greiskräuter beruht auf dem Gehalt an verschiedenen Pyrrolizidin-Alkaloiden (PA), die im Körper zu Schadstoffen verstoffwechselt werden und zu akuten oder chronischen Vergiftungen (Leberschäden) führen. Da diese Schadstoffe nicht ausgeschieden werden, sondern sich vor allem in der Leber anreichern, führt auch die wiederholte Aufnahme von kleinen Mengen zu schweren Vergiftungserscheinungen, die in vielen Fällen tödlich enden, da es keine Heilungsmöglichkeiten gibt.
Die Blütezeit beginnt etwa Anfang Juni und endet im Spätsommer bzw. Herbst. Die Hauptblütezeit liegt um den 25. Juni (Jacobi), was dem Jakobskreuzkraut auch den Namen gab. Die jüngsten Pflanzen und die gelben Blüten sind am giftigsten. Pferde und Rinder reagieren auf das Kraut empfindlicher als Schafe und Ziegen. Besonders gefährlich für die Tiere ist die Zeit vor der Blüte, denn die jungen, besonders giftstoffreichen Blätter werden auf der Weide gefressen. Sobald die Pflanzen blühen – die Pflanze ist dann etwa einen Meter groß und hat gelbe, margeritenartige Blüten – rühren die Tiere sie nicht mehr an.
Wenn die Blüten Samen bilden, weil die Weide nicht gemäht wird, ist die Ausbreitung im kommenden Jahr vorprogrammiert. Eine Gefahr stellt das Jakobskreuzkraut auch dann dar, wenn es in Silage oder Heu gelangt und auf diesem Weg von den Pferden aufgenommen wird: Die Bitterstoffe verflüchtigen sich nämlich rasch, die giftigen Alkaloide werden aber kaum abgebaut – insbesondere nicht bei Heu.
Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen fördert besonders die extensive Weidenutzung die Ausbreitung der Giftpflanze. Weil die Tiere das Jakobskreuzkraut auf der Weide meist meiden, gelangt es dort sehr leicht zur Samenreife, wenn keine konsequente Weidepflege und rechtzeitige Nachmahd der Weidereste vorgenommen wird. In der zweiten Vegetationshälfte begünstigt zudem die nachlassende Konkurrenz der Altnarbe die Keimung des Jakobskreuzkrauts. Auf Pferdeweiden wird diese Ausbreitung durch intensivere Trittbelastung besonders unterstützt, sodaß das Jakobskreuzkraut in pferdehaltenden Betrieben ein besonderes Problem darstellt.
Seit vielen Jahren versuchen die Landwirtschaftsbehörden daher, der fortschreitenden Ausbreitung des Jakobskreuzkrauts durch unterschiedlichste Maßnahmen Einhalt zu gebieten: Im Vorjahr stellte etwa die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ein Projekt vor, bei dem die Raupen des Blutbär-Schmetterlings die weitere Ausbreitung des Unkrauts eindämmen sollen (siehe unseren Bericht dazu). Die Besonderheit dieser Raupen: Sie ernähren sich ausschließlich vom Jakobskreuzkraut und schädigen dieses soweit, dass es kein zweites Mal austreibt, sondern abstirbt oder zumindest nicht mehr zur Aussamung gelangt. 2018 soll zu den Blutbär-Raupen noch ein weiterer ,biologischer Gegenspieler’ hinzukommen – der Flohkäfer, der ebenfalls ausschließlich das Jakobskreuzkraut auf sienem Speiseplan hat: Dieser schädigt das Unkraut vor allem unterirdisch, wo seine Larven in und von den Wurzeln des Kreuzkrautes leben. Mit ersten Ergebnissen und Erfahrungen aus diesem Projekt ist 2019 zu rechnen.
Die beste Bekämpfung ist es derzeit noch, einer Ausbreitung möglichst früh entgegen zu wirken, insbesondere durch frühzeitige Mahd bei Blühbeginn (nicht vorher!), durch mehrfache Mahd sowie durch Vermeidung von Schäden an der Grasnarbe und Schließen von Lücken durch gewissenhafte Nachsaat. Details dazu bietet dieser Beitrag von Univ.-Doz. Dr. Karl Buchgraber ...
Mühsame Bekämpfung
Univ.-Doz. Dr. Karl Buchgraber vom HBLFA für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein über mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Jakobskreuzkrauts
Das Jakobskreuzkraut oder verwandte Arten wie das Alpen-Kreuzkraut sind hochgiftig und als absolutes Unkraut zu betrachten. Neun unterschiedliche Alkaloide (Pyrrolizidin) wurden etwa als Wirkstoffe im Alpen-Kreuzkraut identifiziert, welche hepatotoxisch sind und daher zu starker irreversibler Leberschädigung führen. Die Wirkstoffe werden durch Heubereitung nicht abgebaut und sind auch in der Silage vorhanden, wobei bei der Silierung eine etwa 5- bis zu 20-fache Reduzierung beobachtet wurde. Zentral ist die Vorbeugung: Die Erhaltung einer gut geschlossenen Grasnarbe verhindert die Keimung und die Etablierung des Unkrauts. Eine Überdüngung des Pflanzenbestandes sollte vermieden werden.
Aufgrund der Form des Wurzelsystems ist das Ausstechen extrem mühsam und nur beim Vorkommen vereinzelter Unkräuter durchführbar. Das Abmähen der Bestände ist in Weiden empfehlenswert, um die Blüte und das Aussamen der vorhandenen Pflanzen zu verhindern. Die Abfuhr des Mäh- bzw. Mulchgutes wird empfohlen, weil die Weidetiere die abgetrockneten Pflanzenteile von Alpenkreuzkraut unweigerlich fressen. Die Weidepflege ist wichtig, um dem Effekt der selektiven Beweidung auf Wachstum und Ausbreitung des Alpen-Kreuzkrautes entgegenzuwirken. Diese Maßnahmen sind geeignet, um die Eroberung weiterer Flächen zu verhindern, können aber laut Praxiserfahrungen die Unkrautdichte kurzfristig nicht entscheidend beeinflussen.
Im Allgemeinen ist die Wirkung einer chemischen Unkrautbekämpfung im Frühjahr höher als im Herbst. Die Behandlung wird im Rosettenstadium, in welchem die Pflanze noch nicht blüht, empfohlen. Feldversuche in Südtirol zeigten bei einer Frühjahrsapplikation eine nahezu vollständige Wirkung von Aminopyralid + Fluroxypyr (Simplex), eine zufrieden stellende Wirkung über 80 % von Glyphosate (10 %ige Lösung) und Metsulfuron-Methyl (Gaio) und bei knapp 70 % von Dicamba + Mecoprop (Turfene L) und kaum eine Wirkung (ca. 25 %) von Thifensulfuron-Methyl (Harmony). Die Herbstapplikation zeigte allgemein eine deutlich schwächere Wirkung, besonders was Metsulfuron-Methyl anbelangt. Dabei fehlten oft im nachfolgenden Frühjahr die oberirdischen Pflanzenteile fast vollständig, die Wurzelstöcke waren jedoch noch lebendig und die Pflanzen konnten sich später im Laufe der Vegetationsperiode erholen. Die Einzelpflanzenbekämpfung mit Rückenspritze und Glyphosate hinterließ deutliche Lücken in der Pflanzendecke, die Ansatzstellen für eine weitere Verunkrautung des Bestandes darstellen. Bei Verwendung dieses Totalherbizides ist daher eine Nachsaat der behandelten Stellen ratsam.
Umfangreiche Informationen über diese Pflanze enthält die 28-seitige Broschüre „Jakobskreuzkraut – eine Giftpflanze auf dem Vormarsch", die die Landwirtschaftskammer und das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen gemeinsam herausgegeben haben und die hier zum Download zur Verfügung steht.