Magazin 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Krankheiten, die vom Pferd auf den Menschen übertragen werden können
26.04.2020 / Wissen

Wer beruflich oder privat viel Kontakt zu Pferden hat, sollte über mögliche Gefahrenquellen Bescheid wissen und auf gute Hygiene achten.
Wer beruflich oder privat viel Kontakt zu Pferden hat, sollte über mögliche Gefahrenquellen Bescheid wissen und auf gute Hygiene achten. / Symbolfoto: Pixabay

Es gibt gute Gründe, nicht nur jetzt in Corona-Zeiten auf Biosicherheit und Hygiene im Umgang mit Pferden zu achten. Denn es gibt etliche Krankheiten, die direkt vom Pferd auf den Menschen überspringen können – und daher auch für Pferdefreunde ein gewisses Risiko darstellen. Hier ein Überblick.

 

Dass wir uns beim Pferd mit irgendetwas anstecken können, das ist eine Nachricht, die beunruhigt und die man als passionierter Pferdefreund zweifellos nicht gerne hört oder liest. Dass es derartige Krankheiten gibt, sollten wir alle dennoch wissen – und auch, wie wir uns bestmöglich vor ihnen schützen können. Die kanadische Zeitschrift ,HorseJournals’ hat daher mit Unterstützung von Experten des ,UC Davis Center für Equine Health’ die wichtigsten bzw. häufigsten dieser Krankheiten zusammengestellt, die auf unterschiedlichstem Wege – durch Bakterien, durch Pilze, durch Parasiten oder durch Viren – direkt vom Pferd auf den Menschen übertragen werden können (im Fachterminus als ,Zoonosen' bezeichnet). Nicht berücksichtigt wurden dabei Krankheiten, die auf indirektem Wege (etwa über Insektenstiche) vom Pferd auf den Menschen überspringen können, so etwa das West-Nil-Virus, das in der folgenden Übersicht daher fehlt.

Die angeführten Krankheiten sind von unterschiedlicher Gefährlichkeit für den Menschen – die Symptome können von leichten Entzündungen oder Schwellungen bis hin zu schweren neurologischen Schäden reichen, im schlimmsten Fall können sogar Todesfälle eintreten. Umso wichtiger ist es daher zu wissen, dass man sich durch die Einhaltung einfacher Vorsichts- und Hygienemaßnahmen im Normalfall gut und effektiv schützen kann – elementare Tipps und Hinweise dazu findet man am Ende des Artikels. Und es gibt eine weitere gute Nachricht: Eine direkte Übertragung der meisten genannten Krankheiten vom Pferd zum Menschen ist selten – dennoch sollten alle, die regelmäßig viel Zeit bei und mit Pferden verbringen, die mögliche Gefährdung durchaus ernst nehmen und sich entsprechend vorsichtig und verantwortungsvoll verhalten …

Dermatophilose
Dermatophilose – häufig auch Schmutzekzem, Regenekzem, Regenfäule oder Regenräude genannt – ist eine Hautinfektion, die durch das Bakterium Dermatophilus congolensis verursacht wird. Dieses gelangt durch eine offene Wunde wie Hautabrieb, Schnittwunde oder Insektenstichstelle in den Körper.

Dermatophilose tritt häufig bei Pferden auf, die über längere Zeit Feuchtigkeit in Form von Regen oder Schweiß unter Decken oder Klebrigkeit ausgesetzt waren. Die Krankheit kann zu schmerzhaften Läsionen und Schwellungen an Rücken, Maul und Gliedmaßen führen, die charakteristischerweise trockene, schorfige Krusten bilden.

Die Bakterien können durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren von Pferden auf Menschen übertragen werden. Beim Menschen treten typischerweise Läsionen an Händen und Armen auf.
Zur Behandlung von Dermatophilose werden verschiedene Antibiotika eingesetzt. Für Pferde ist es auch wichtig, Änderungen bei Haltung und Management vorzunehmen, um die Tiere „trocken“ zu halten. Obwohl nicht lebensbedrohlich, kann Dermatophilose zu Sekundärinfektionen führen, wenn sie nicht behandelt wird.

Dermatophytose/Hautpilz
Dermatophytose ist eine Infektion der Haut oder der Haare, die hauptsächlich durch die Pilze Trichophyton equinum und Trichophyton mentagrophytes verursacht wird und die bei Pferden zu den häufigsten Hautkrankheiten zählt.

Die Pilze leben im Boden, und Pferde können mit ihnen in Kontakt geraten, wenn sie in der Erde scharren, sich wälzen oder sich hinlegen. Die Pilze können zwischen Pferden durch Kontakt mit infizierten Personen und/oder kontaminierten Gegenständen (Putzzeug, Bürsten, aber auch Decken und Reitstiefel) übertragen werden. Die klinischen Anzeichen eines Hautpilzes bei Pferden bestehen normalerweise aus krustigen, trockenen Hautflecken mit Haarausfall und juckenden kreisförmigen Läsionen.

Der Pilz kann durch direkten Kontakt mit der Haut oder den Haaren eines infizierten Tieres oder durch Berühren kontaminierter Gegenstände von Pferden auf Menschen übertragen werden. Ähnlich wie bei Pferden entwickeln Menschen häufig einen schuppigen, geröteten, kreisförmigen Ausschlag.

Infektionen klären sich oft ohne Behandlung, in einigen Fällen sind medizinische Shampoos bzw. antimykotische Waschlösungen ratsam, zusätzlich können auch Impfungen eingesetzt werden.

Salmonellose
Salmonellose wird durch das Bakterium Salmonella enterica ausgelöst und verursacht bei Pferden und Menschen Durchfall. Bei Pferden werden die Bakterien durch kontaminiertes Futter oder Wasser übertragen, ebenso durch direkten Kontakt mit infizierten Personen oder Oberflächen, die mit den Exkrementen eines infizierten Pferdes kontaminiert wurden. Einige Pferde sind Träger, die keine Krankheitssymptome entwickeln, aber den Organismus aktiv übertragen können. Träger können krank werden, wenn sie durch unterschiedlichste Umstände (Operationen, Transport, Änderungen bei Haltung und Fütterung usw.) unter Stress geraten. Schwere Fälle können tödlich sein, wenn sie nicht behandelt werden. Bei Pferden kann die Salmonellose auch ein Verfohlen (Abort) ab dem 4. Trächtigkeitsmonat auslösen. Ältere Fohlen oder Jährlinge erkranken an Sehnenscheidenentzündung, Widerristfisteln und Abszessen. Hengste entwickeln manchmal, als Folge der Salmonellose, eine Hodenentzündung.

Menschen, die mit Pferden arbeiten, können Salmonellen bekommen, indem sie kontaminierte Oberflächen berühren und versehentlich die Bakterien von ihren Händen auf ihren Mund übertragen. Typische Symptome einer Salmonelleninfektion beim Menschen sind Fieber, Bauchbeschwerden und Durchfall. Klinische Erkrankungen können leicht oder schwer verlaufen – schwere Fälle können sogar zum Tod führen, wenn sie nicht behandelt werden.

Beim Menschen klingen viele Fälle auch ohne Behandlung ab. Bei Pferden können entzündungshemmende Medikamente zur Schmerzlinderung eingesetzt werden, ebenso Magen-Darm-Schutzmittel, um das bakterielle Toxin zu binden. Der Einsatz von Antibiotika gilt als umstritten und muss von Tierarzt und Besitzer im Einzelfall entschieden werden. In schweren Fällen kann die Verabreichung von Elektrolyten erforderlich sein, um eine Austrocknung des Tiers und Kreislaufversagen zu verhindern. Da der Organismus in der Umwelt weit verbreitet ist, ist die Vorbeugung von Salmonellose schwierig. Die Identifizierung erkrankter Pferde und strenge Biosicherheits-Maßnahmen sind der beste Ansatz, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.

Neben diesen Krankheiten – die bei Pferden durchaus verbreitet auftreten – gibt es auch noch weitere, die deutlich seltener anzutreffen sind. Doch auch vor ihnen sollte man sich durch entsprechende Hygiene- und Biosicherheits-Maßnahmen schützen. Hier ein kurzer Übersicht:

Campylobacteriose
Bakterienarten der Gattung Campylobacter können bei Tieren und Menschen Reizungen und Entzündungen des Magens und des Darms (Gastroenteritis) verursachen. Campylobacteriose gilt weltweit als die häufigste bakterielle Ursache für Magen-Darm-Entzündungen. Infektionen bei Pferden verursachen eine Entzündung des Dünndarms (Enteritis), die zu Durchfall führt.

Die Bakterien werden typischerweise durch Verunreinigung der Umwelt durch Fäkalien und anschließende Aufnahme durch Nahrung oder Wasser übertragen. Menschen können durch Aktivitäten im Zusammenhang mit Pferden, etwa der Stallarbeit oder der Pferdepflege, infiziert werden – was jedoch nur selten der Fall ist. Erheblich wahrscheinlicher ist eine Übertragung von Campylobacter-Bakterien durch unzureichend gekochtes Hühnerfleisch oder nicht pasteurisierter Milch.

Kryptosporidiose
Parasiten der Gattung Cryptosporidium sind weltweit eine wichtige Quelle für Magen-Darm-Erkrankungen bei Menschen und Tieren. Diese hoch ansteckenden Parasiten infizieren den Darm und verursachen Durchfall und Gewichtsverlust.

Bei Pferden tritt Kryptosporidiose am häufigsten im Fohlenalter auf, insbesondere bei Fohlen, die immungeschwächt oder gestresst sind. Pferde infizieren sich, indem sie den Parasiten in kontaminierten Nahrungsmitteln oder Wasser aufnehmen. Der Parasit kann in kontaminiertem Wasser, Erde oder sonstigen Oberflächen von Pferden auf Menschen übertragen werden und über lange Zeiträume in der Umwelt überleben.

Beim Menschen kann die Einnahme des Parasiten wässrigen Durchfall, Erbrechen, Magenkrämpfe und Gewichtsverlust verursachen. Die Symptome können bis zu zwei Wochen dauern und klingen häufig auch ohne Behandlung ab. Bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem oder schweren Infektionen können z.B. Antiparasitika zur Linderung des Durchfalls beitragen.

Giardiasis
Einzellige Organismen der Gattung Giardia, am häufigsten Giardia duodenalis, heften sich an den Darm an und verursachen Probleme bei der Aufnahme von Vitaminen und anderen Nährstoffen, was häufig zu Durchfall führt. Kontaminiertes Wasser und Erde sind die Hauptinfektionsquellen.
Giardia kann bei einigen infizierten Pferden zeitweise Durchfall sowie schlechtes Haarkleid und Gewichtsverlust verursachen. Fohlen sind häufig infiziert, zeigen jedoch meist keine klinischen Symptome. Infizierte Pferde können den Parasiten indirekt durch fäkale Kontamination von Wasser oder direkt durch Kontakt mit verunreinigten Gegenständen auf den Menschen übertragen.
Zu den Symptomen beim Menschen zählen Durchfall, Bauchkrämpfe, Blähungen und Gewichtsverlust. Zur Behandlung von Giardiasis werden überlicherweise für Antibiotika eingesetzt.

Leptospirose
Equine Leptospirose ist häufig das Ergebnis einer Infektion mit dem Bakterium Leptospira interrogans durch Kontakt mit infiziertem Urin, häufig in kontaminiertem Futter oder Wasser. Die Bakterien breiten sich über den Blutkreislauf schnell auf Gewebe im ganzen Körper aus. Bei Pferden ist die Krankheit mit Abtreibungen, Totgeburten, Nierenerkrankungen und rezidivierender Uveitis (Mondblindheit)verbunden, der häufigsten Augenerkrankung bei Pferden.

Menschen können infiziert werden, wenn kontaminiertes Wasser mit verletzter Haut oder Schleimhäuten (Augen, Nase oder Mund) in Kontakt kommt. Beim Menschen verursacht Leptospirose grippeähnliche Symptome wie Bauchschmerzen, hohes Fieber, Schüttelfrost, Erbrechen und Gelbsucht. Es können jedoch auch neurologische Probleme sowie Beschwerden bei Atemwegen, Herz oder Augen auftreten.

Zur Behandlung von Leptospirose werden Antibiotika und Entzündungshemmer eingesetzt. Derzeit gibt es keine Impfstoffe gegen Leptospirose beim Menschen, aber einen für Pferde.

Tollwut
Tollwut (Rabies, Lyssa) ist eine weltweit anzutreffende, tödliche Krankheit, die durch das Tollwutvirus (Rabies lyssavirus) verursacht. Das Virus befindet sich im Speichel von Tieren. Tollwut kann durch einen Biss oder Kontakt von infiziertem Speichel mit Augen, Nase oder Mund oder verletzter Haut von Pferden auf Menschen übertragen werden. Alle Säugetiere sind anfällig, bei Pferden ist es relativ selten, in den USA werden weniger als 100 Fälle jährlich gemeldet. Zu den klinischen Symptomen bei Pferden zählen unkoordinierte Bewegungen (Ataxie), partielle Lähmung (Parese) der Hinterhand, häufiges Hinlegen, Lahmheit, Atembeschwerden, Koliken, erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen sowie Fieber. Die meisten Pferde sterben innerhalb von zwei bis fünf Tagen an Herz-Kreislauf-Versagen, in einigen Fällen kann es jedoch bis zu zwei Wochen dauern.

Tollwut-Fälle beim Menschen sind in Europa extrem selten – in Asien und Afrika jedoch häufiger anzutreffen (nach einer Schätzung der WHO sterben jährlich bis zu 60.000 Menschen weltweit an Tollwut). Zu den Symptomen beim Menschen zählen Fieber, Kopfschmerzen, Juckreiz an der Infektionsstelle und Schmerzen. Infizierte Menschen können übererregbar werden oder an einer generalisierten Lähmung leiden. Der Tod tritt innerhalb von zwei bis zehn Tagen ein. In seltenen Fällen von Überlebenden können schwere neurologische Störungen auftreten.

Es gibt keine Behandlung für Tollwut bei Pferden und auch kein effektives Heilmittel beim Menschen. Tollwutimpfstoffe sind jedoch für Pferde und Menschen erhältlich. Tollwut ist in den meisten Ländern eine meldepflichtige Erkrankung bzw. eine anzeigepflichtige Tierseuche.

Milzbrand
Milzbrand oder Anthrax ist eine akute Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Bacillus anthracis verursacht wird. Sie kann Mensch und Tier gleichermaßen befallen und ist vor allem in Asien, Afrika und Südamerika, von großer Bedeutung. In West-, Nord- und Mitteleuropa ist der Erreger aufgrund der geregelten Tierkörperbeseitigung und durchgeführter Schutzimpfungen nur noch sporadisch anzutreffen. In Österreich sind die letzten Fälle dieser anzeigepflichtigen Tierseuche in den 1970er und 1980er Jahren bei Rindern aufgetreten. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt selten direkt vom kranken Tier. Meistens liegt eine indirekte Übertragung durch importierte kontaminierte Tierprodukte vor.

Milzbranderreger (Bacillus anthracis) gelangen durch tierische Ausscheidungen, Vergraben von Kadavern und Abwässer von Betrieben (z. B. Gerbereien, Wollfabriken) in die Erde und können dort jahrzehntelang überleben. Die Milzbrandsporen (Dauerformen) können durch Überschwemmungen oder Grabungen wieder an die Oberfläche gelangen und neuerlich Tiere infizieren (Boden-Tier-Boden Zyklus).

Beim Menschen ist Hautmilzbrand weitaus am häufigsten. Die Infektion erfolgt über kleinste Hautverletzungen. Der Krankheitsverlauf ist bei Hautmilzbrand in der Regel gutartig. Darmmilzbrand ist viel seltener und gefährlicher als Hautmilzbrand. Er entsteht nach Genuss von rohem oder nur ungenügend gekochtem Fleisch von erkrankten Tieren. Inhalations- oder Lungenmilzbrand entsteht, wenn sehr feine sporenhaltige Stäube oder Tröpfchennebel (Aerosole) eingeatmet werden und verläuft meist tödlich.

Bei Pferden variieren die klinischen Anzeichen von Anthrax in Abhängigkeit davon, ob das Pferd die Bakterien aufgenommen hat oder ob sie durch einen Insektenstich übertragen wurden. Fieber, Appetitlosigkeit, Entzündung des Dünndarms (Enteritis), Koliken und blutiger Durchfall können auftreten, wenn das Pferd die Bakterien aufnimmt. Der Tod führt normalerweise zu zwei bis vier Tagen. In Fällen, in denen Anthrax über Insektenstiche eingeschleppt wird, gehören zu den klinischen Symptomen Schwellungen an der Stelle des Stiches sowie an Hals, Brust, Bauch und Genitalien.

Rotz
Rotz (auch Mürde oder Hautwurm, lateinisch Malleus) ist eine anzeigepflichtige Tierseuche die durch das vor allem in Afrika, Asien und Südamerika vorkommende Bakterium Burkholderia mallei verursacht wird und vor allem Einhufer (Pferde, Esel, Maultiere, Esel) befällt. Auch Menschen und andere Säugetiere können sich mit Rotz infizieren. Pferde können sich latent infizieren und so als einziges natürliches Erregerreservoir für die weitere Verbreitung der Krankheit sorgen.

Eine Infektion bei Pferden kann zu eiterbildenden Hautläsionen und Infektionen der Atemwege führen. Die Infektionsquelle ist der Ausfluss von infizierten Equiden aus Nase und Haut. Als primärer Infektionsweg gilt die Aufnahme von mit kontaminiertem Futter oder Wasser, obwohl der Erreger auch durch Einatmen bzw. über die Haut und Schleimhäute aufgenommen werden kann. Infizierte Geräte, Gegenstände und Kleidung können die Bakterien ebenfalls übertragen. Einige infizierte Pferde zeigen keine Symptome, können jedoch als Infektionsquelle dienen, indem sie B. mallei zeitweise oder ständig abgeben (Pferde sind das einzige natürliche Erregerreservoir des Bakteriums).

Rotz war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Nordamerika und Europa weit verbreitet, gilt aber seit den 50er Jahren als weitgehend ausgerottet. In Deutschland wurde im Jänner 2015 bei einem Pferd in Niedersachsen, das aus Schleswig-Holstein stammte, eine Infektion mit Rotz festgestellt – es war der erste Infektionsfall seit 1956. Im Dezember 2019 sind auf einer der Prinzeninseln vor der türkischen Metropole Istanbul mehr als 100 Pferde an Rotz erkrankt und mussten getötet werden. Da es eine Behandlung oder Impfung nicht gibt, unterliegt Rotz strengsten seuchenrechtlichen Bekämpfungsmaßnahmen.

Stomatitis vesicularis
Stomatitis vesicularis („Bläschenentzündung der Maulschleimhaut“) oder Vesikulärstomatitis ist eine mild verlaufende Viruskrankheit bei Huftieren (vor allem Pferden, Maultieren, Rindern; selten Schweinen), die erstmals gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Südafrika beobachtet wurde und heute vor allem in Amerika, insbesondere im karibischen Raum häufiger auftritt. In Europa ist die anzeigepflichtige Tierseuche – bis auf ein lokales Vorkommen im Kosovo im Jahre 1996 – bislang nicht aufgetreten.

Stomatitis vesicularis führt zu Läsionen und Blasen an Zunge, Mund, Nase und Lippen von Pferden. Andere klinische Symptome sind ein vermehrter Speichelfluss bzw. Schaum im Mund, Lethargie, Fieber und Appetitlosigkeit. Todesfälle sind selten, Pferde erholen sich normalerweise innerhalb von zwei Wochen.

Die Symptome beim Menschen ähneln der Grippe und umfassen Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen. Bei Erwachsenen können sich Läsionen in Mund und Rachen bilden, und Kinder können eine Enzephalitis entwickeln, obwohl dies selten vorkommt.

Stomatitis vesicularis ist aufgrund ihrer Übertragbarkeit auf den Menschen in den meisten Ländern der Welt eine anzeigepflichtige Tierseuche. Eine Therapie ist nicht möglich, erkrankte Tiere werden bis zur Ausheilung unter Quarantäne gestellt.

Equine Brucellose
Die meisten Fälle von Brucellose bei Pferden sind auf Brucella abortus-Bakterien zurückzuführen, die auch die Ursache der Krankheit bei Rindern sind. Die – seltenen – Krankheitsfälle bei Pferden treten normalerweise bei Tieren auf, die bei Rindern gehalten werden.

Pferde infizieren sich durch Verschlucken, Einatmen oder Kontakt mit Hautabschürfungen mit den Bakterien. Brucellose verursacht eine schmerzhafte Schwellung an der Basis des Halses und an den Seiten des Widerristes, die zu Abszessen führen kann. Schwellungen der Gelenke können ebenso auftreten wie Aborte.

Die Übertragung erfolgt durch Kontakt mit kontaminierten Körperflüssigkeiten, Geweben oder Schlachtkörpern von Pferden auf Menschen, obwohl dokumentierte Übertragungsfälle selten sind. Beim Menschen kann die Krankheit viele andere ansteckende und nicht ansteckende Krankheiten imitieren. Zu den Symptomen gehören Fieber, Anorexie, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen und Gewichtsverlust. Auch ohne Behandlung erholen sich die meisten Patienten innerhalb von drei Wochen.

Die Behandlung bei Pferden besteht aus Breitbandantibiotika und der Drainage von Abszessen. In schweren Fällen kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein.

Tetanus (Wundstarrkrampf)
Tetanus (Wundstarrkrampf) ist eine schwere akute Krankheit, die durch das Gift der Tetanusbakterien (Clostridium tetani) verursacht wird. Diese bilden ein Gift, das die Erkrankungssymptome auslöst. Die Bakterien siedeln sich im Darm an und werden mit dem Kot ausgeschieden, im Boden liegen sie als Sporen vor und können dort Jahre überdauern – die Gefahr einer Infektion ist daher omnipräsent.

Die Tetanus-Erreger gelangen über äußere, oftmals unscheinbare Verletzungen in den Pferdekörper, überraschenderweise sind große, verunreinigte Schnittwunden mit einem geringeren Tetanusrisiko verbunden als kleine Stichwunden; besonders gefährlich sind tiefe, eitrige Wunden, die keiner frischen Luft ausgesetzt sind. Typische Eintrittspforten für den Erreger sind der Nabel eines Fohlens, ein Gabelstich, ein leichter Kronentritt, eine Kastrations-Wunde usw. In eitrigen, verkrusteten Wunden ohne Sauerstoff wandeln sich die Sporen zu den aktiven, beweglichen und vermehrungsfähigen Bakterien um und bilden das Nervengift (sog. Tetanustoxin). Dieses überschwemmt den Körper durch die Blut- und Lymphbahn, bleibt an den Nervenzellen haften und führt zu Muskelkrämpfen (die verkrampfte Muskulatur kann sich nicht wieder entspannen).

Die Behandlungsmöglichkeiten bei Tetanus sind äußerst eingeschränkt, eine kausale Therapie gibt es nicht, die Sterblichkeitsrate ist hoch. Aufgrund der sehr hohen Empfindlichkeit der Pferde auf das Bakterium und der quasi ständigen und alltäglichen Bedrohung einer Wundinfektion sollten alle Pferde unbedingt gegen Tetanus geimpft werden (siehe auch diesen Artikel dazu) – ebenso alle Personen mit regelmäßigem Kontakt zu Pferden, da die Tetanusbakterien durch direkten Kontakt (offene Wunden etc.) auch auf den Menschen übertragen werden können.

 

Elementare Biosicherheits-Maßnahmen im Umgang mit Pferden
Gegen einige, aber nicht alle Zoonose-Erreger gibt es eine vorbeugende Impfung – umso wichtiger ist es für Personen, die beruflich oder privat viel Kontakt mit Pferden haben, elementare Hygienemaßnahmen und Bio-Sicherheitsregeln einzuhalten. Hier die wichtigsten Tipps dazu:

1) Gründliches Händewaschen vor und nach jedem Umgang mit dem Pferd: Dies ist die wohl wichtigste Maßnahme, die Tierhalter ergreifen können, um das Risiko einer Ausbreitung von Infektionen und Krankheiten zu verringern und sich auch selbst vor Krankheitserregern zu schützen. Das betrifft auch Infektionen, in denen der Mensch unfreiwillig als ,Vektor’ fungiert und bestimmte Krankheitserreger von einem Pferd auf das andere weitergeben könnte, beispielsweise bei der Druse. Handygiene ist daher in jeder Situation wichtig, in der Menschen mit Tieren in Kontakt kommen können – auch wenn dieser Kontakt nur geringfügig oder kurz war. Gerade dann wird auf das Händewaschen oft vergessen – und das kann fatale Folgen haben. Ergänzend dazu können und sollen auch Handdesinfektionsmittel verwendet werden, was das Infektions- bzw. Übertragungsrisiko ebenfalls senkt.

2) Vermeiden Sie es, in Scheunen, Ställen und anderen Bereichen, in denen Pferde untergebracht sind, zu essen oder zu trinken.

3) Kontrollieren sie routinemäßig die Körpertemperatur ihrer Pferde und seien sie stets aufmerksam für abnormale gesundheitliche Symptome (z. B. Husten, Nasenausfluss, Appetitlosigkeit, Schwellungen etc.). Ein Pferd ,mit Temperatur' bzw. Fieber sollte umgehend von anderen Pferden isoliert und einem Tierarzt zur Untersuchung vorgestellt werden.

4) Werden Pferde krank, isolieren sie diese nach Möglichkeit von den anderen Tieren, verwenden Sie getrennte Ausrüstungen für diese Pferde und versorgen Sie sie erst nach den übrigen Stallpferden, um eine indirekte Ausbreitung zu vermeiden.

5) Kontrollieren Sie regelmäßig den Impf-Status ihrer Pferde gemäß den Empfehlungen Ihres Tierarztes – und sorgen Sie für die nötigen Auffrischungen.

6) Bedenken Sie, dass die gemeinsame Haltung von Pferden und Rindern – so vorteilhaft sie in bestimmter Hinsicht sein kann – auch bestimmte Infektionen (Brucellose) begünstigen kann.

7) Es ist empfehlenswert, Pferde, die von einer Veranstaltung bzw. einem Turnier wieder in den heimatlichen Stall kommen, routinemäßig von den anderen – soweit möglich – fernzuhalten bzw. unter eine Art „Quarantäne" zu stellen, da sie sich möglicherweise infiziert haben und so eine mögliche Ansteckungs-Quelle für die daheimgebliebenen Pferde darstellen. Diese „Quarantäne" sollte zumindest zwei Wochen lang aufrechterhalten werden, damit sich mögliche klinische Symptome ausbilden und zeigen können.

8) Kommen Pferde neu in ihren Stall, isolieren sie diese ebenfalls von den übrigen Stallpferden und lassen sie sie tierärztlich testen, bevor sie mit anderen Pferden in Kontakt kommen. Bei einem Pferdewechsel sollten die Boxen gesäubert und desinfiziert werden, da sich ansonsten Krankheitserreger festsetzen und die Verbreitung von Erkrankungen begünstigen können.

9) Achten sie insbesondere bei Futtertrögen und Tränken auf regelmäßige Reinigung und Desinfektion, da diese eine erhebliche Infektionsquelle für viele Krankheiten darstellen.

10) Verwenden Sie Antibiotika nur gemäß den Anweisungen Ihres Tierarztes und stellen Sie sicher, dass der gesamte Behandlungsverlauf eingehalten wird, um die Ausbreitung antibiotikaresistenter Bakterien zu minimieren.

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...

Weitere Artikel zu diesem Thema:

16.10.2018 - Der einfachste aller Gesundheits-Tipps: Hände waschen – vor und nach dem Pferd
Zur Übersichtzurück weiter

 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen