Fieber bei Pferden: Welche Körpertemperatur ist normal, und wann wird es gefährlich? 24.05.2024 / Wissen
Regelmäßig die Körpertemperatur des Pferdes zu überprüfen ist eine wichtige Vorsorge-Maßnahme und kann hilfreich dabei sein, gesundheitliche Probleme früh zu erkennen. / Symbolfoto: Archiv
Die Körpertemperatur eines Pferdes sollte möglichst regelmäßig überwacht werden, da dies frühzeitig Hinweise auf gesundheitliche Probleme geben kann. Doch was verursacht Fieber bei Pferden – und ab welcher Körpertemperatur wird es gefährlich? ExpertInnen erklären, was es mit Fieber bei Pferden auf sich hat.
Die Normal-Körpertemperatur für Pferde liegt im Regelfall zwischen ca. 37 und 38 °C, und diese Grundtemperatur sollte regelmäßig ermittelt und überwacht werden, da jedes Pferd individuell und daher auch unterschiedlich ist. Die meisten Pferde tolerieren die Temperaturmessung mit einem Rektalthermometer gut und sollten auch so erzogen bzw. geschult werden, dass jede/r Pferdehalter/in dieses einfache Verfahren sicher durchführen kann.
Notieren Sie die Temperatur Ihres Pferdes an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen, um seinen Normalwert zu bestimmen. Ein einfaches Digitalthermometer aus der Drogerie liefert in Sekundenschnelle eine genaue Temperatur. „Die Überwachung der Temperaturen kann bei der Bestimmung der Normalwerte jedes Einzelnen hilfreich sein und ermöglicht es großen Pferdehaltungsbetrieben, Probleme frühzeitig zu erkennen“, so Dr. Alison LaCarrubba, Professorin am ,College of Veterinary Medicine’ der Universität von Missouri in Columbia. Die routinemäßige Überwachung der Temperaturen kann eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Herdengesundheit und der Verhinderung der Ausbreitung von Krankheiten spielen, da Sie so Pferde isolieren können, bevor sich Infektionskrankheiten weit und breit ausbreiten, wie Dr. LaCarrubba gegenüber dem Portal TheHorse.com betont.
Was bedeutet es, wenn mein Pferd Fieber hat?
Fieber oder Pyrexie tritt auf, wenn der Temperatur-Sollwert des Körpers angestiegen ist, typischerweise aufgrund einer Infektion oder eines entzündlichen Prozesses. Allerdings sind nicht alle erhöhten Temperaturen tatsächlich Fieber. Pyrexie wird durch den Teil des Gehirns verursacht, der Hypothalamus genannt wird – das ist das zentrale Steuerungssystem des vegetativen Nervensystems und der Hormone. Alternativ kann Hyperthermie (also erhöhte Körpertemperatur) ohne Veränderung des Gehirns durch körperliche Betätigung, Hitzeeinwirkung, Anhidrose (Unfähigkeit zu schwitzen) oder eine Reaktion auf ein Medikament oder ein Toxin verursacht werden. Bei Hyperthermie bringen Schwitzen und andere Kühlmaßnahmen wie der Aufenthalt in einem schattigen Bereich und das Auftragen von kaltem Wasser auf den Körper die Temperatur oft schnell auf einen normalen Bereich.
Was verursacht Fieber bei Pferden?
Die meisten Fieber bei Pferden werden durch Infektionen verursacht, die häufig die Atemwege oder den Magen-Darm-Trakt betreffen oder sich aus einer Wunde oder einem Riss entwickeln und die meisten Fieber verursachen. Weniger häufige Ursachen sind Autoimmunerkrankungen oder neoplastische Erkrankungen (abnormes Gewebewachstum). Manchmal entwickelt ein Pferd Fieber und verschwindet ohne Diagnose. Dies ist ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem gut funktioniert und einen unbekannten Krankheitserreger bekämpft, indem es die Körpertemperatur erhöht. Wenn das Fieber Ihres Pferdes länger als ein oder zwei Tage anhält oder es deutliche klinische Anzeichen aufweist, rufen Sie Ihren Tierarzt an, der auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse eine körperliche Untersuchung und entsprechende diagnostische Tests durchführen kann.
„Untersuchungsbefunde wie Husten, Nasenausfluss, geschwollene Lymphknoten, Durchfall, sichtbare Abszesse oder Wunden sowie Blutuntersuchungen einschließlich eines kompletten Blutbildes (CBC) und chemischer Analysen sowie SAA (Serum-Amyloid A) können uns oft dabei helfen, eine Infektion oder beteiligte Organsysteme zu erkennen“, erklärt Tierärztin Dr. Carol Clark vom ,Peterson Smith Equine Hospital + Complete Care' in Ocala, Florida. Wenn das Fieber aus unbekannter Ursache anhält, überweist Ihr Tierarzt Ihr Pferd möglicherweise für komplexere Untersuchungen an einen Fachtierarzt für Innere Medizin, der mit zusätzlichen Bildgebungsverfahren wie Ultraschall oder Röntgenaufnahmen, weiteren Probenahmen und spezifischen Tests allfällige Krankheitserreger oder Krankheiten aufspüren kann. Die Identifizierung des zugrunde liegenden Krankheitsprozesses, der das Fieber verursacht, ist entscheidend dafür, das betroffene Pferd effektiv zu behandeln.
Wie behandeln Tierärzte Fieber bei Pferden?
„Fieber ist die Reaktion des Körpers auf Entzündungen und Infektionen“, wie auch Dr. LaCarrubba hervorhebt. „Das Fieber selbst ist ein Symptom des primären Problems, aber nicht wirklich das primäre Problem.“ Die Verabreichung von fiebersenkenden Medikamenten kann eine Option sein, damit das Pferd keine Folgeerkrankungen aufgrund von Appetitlosigkeit oder Dehydrierung entwickelt, so Dr. LaCarrubba weiter. Dies sollte jedoch nicht die Erstellung eines Behandlungsplans für die Grundursache des Fiebers ersetzen.
Allgemeine Kühltechniken, darunter das Aufsprühen von kaltem Wasser auf das Pferd und das Anbringen von Ventilatoren in seinem Stall, zusammen mit der Verabreichung von Medikamenten – am häufigsten nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) wie Flunixin, Meglumin (Banamin), Phenylbutazon (Bute) oder Dipyron , hilft einem fieberhaften Pferd, sich besser zu fühlen, aber diese unterstützenden Behandlungen lindern nur die klinischen Anzeichen von Fieber. Nehmen Sie niemals mehr als die empfohlene Dosierung oder Häufigkeit von entzündungshemmenden Medikamenten ein – mehr ist nicht besser und eine übermäßige Gabe von Medikamenten kann zu anderen potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungen (z. B. Leberproblemen) führen. Befolgen Sie die Anweisungen Ihres Tierarztes, um die Sicherheit Ihres Pferdes zu gewährleisten.
„Gute Biosicherheitspraktiken wie Händewaschen, die Verwendung geeigneter persönlicher Schutzausrüstung (PSA) und die Reinigung gemeinsam genutzter Ausrüstung sowie die Isolierung eines fieberhaften Pferdes vor dem direkten Kontakt mit Herdenkameraden sind von entscheidender Bedeutung, um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten zu stoppen“, sagt Clark.
Durch die Behandlung des zugrunde liegenden Krankheitsprozesses geht es dem Pferd langfristig besser und die Ursache des Fiebers wird beseitigt. Bei einigen Virusinfektionen ist die oben genannte unterstützende Behandlung angebracht. Aber bei Krankheiten, die durch bakterielle Infektionen verursacht werden, wie Lungenentzündung, Enteritis und Kolitis, muss Ihr Tierarzt die Antibiotika zur Behandlung Ihres Pferdes sorgfältig und angemessen auswählen.
Wann wird Fieber für Pferde gefährlich?
Während es selten vorkommt, dass hohes Fieber allein bei Pferden dauerhafte Organschäden verursacht, ist eine Temperatur über 40,5 bzw. 41 °C (und die zugrunde liegende Ursache dieses Fiebers) Anlass zu ernsthafter Sorge und erfordert sofortige medizinische Hilfe. Anhaltendes (mehr als vier bis fünf Tage) niedriges bis mäßiges Fieber oder wiederkehrendes Fieber sind ebenfalls Anzeichen dafür, dass Ihr Tierarzt zusätzliche Tests durchführen muss, um die Ursache zu ermitteln.
In hohem Maße ernstzunehmen sind aber mögliche sekundäre Probleme, wie zum Beispiel, dass ein Pferd nicht frisst oder trinkt: Diese können verheerende Folgen für die Gesundheit des Tieres haben und erfordern daher umgehende Maßnahmen und Behandlungen. Auch deshalb gilt: Die regelmäßige Überwachung der Körpertemperatur Ihres Pferdes kann dazu beitragen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen, die Ausbreitung von Infektionen zu stoppen und eine rechtzeitige tierärztliche Diagnose und Behandlung zu ermöglichen.
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So überprüfen Sie die Vitalzeichen ihres Pferdes 09.04.2015 / Wissen
Veränderungen im Fressverhalten können
auf die verschiedensten gesundheitlichen Probleme hindeuten / Foto: Archiv Einatmen: Wer sich ein paar Minuten Zeit nimmt und genau beobachtet... / Foto: Archiv Ausatmen: ... der kann die Atembewegung im Flankenbereich deutlich sehen und so die Anzahl der Atemzüge zählen. / Foto: Archiv Herzschlag überprüfen: Seitlich hinter dem Vorderbein legt man das Stethoskop an. / Foto: Archiv Puls fühlen: An der Innenseite der Ganasche verläuft die Gesichtsarterie. / Foto: Archiv Temperatur messen: Sie ist ein wichtiger Indikator für den körperlichen Zustand. / Foto: Archiv Augen-Schleimhaut: Die Schleimhaut der Augen sollte rosa und glänzend sein. / Foto: Archiv Nüstern-Schleimhaut: Auch hier wird der Innenbereich der Nüstern genau begutachtet. / Foto: Archiv Überprüfung der Kapillar-Füllungszeit (KFZ): Man drückt mit der Fingerkuppe auf die Maulschleimhaut, etwa oberhalb der Schneidezähne und lässt wieder los. Innerhalb von 2 bis 3 Sekunden sollte der weißlich-helle Druckpukt wieder so aussehen wie zuvor. / Foto: Archiv Bei der Gelegenheit kann auch ein Blick auf die Zähne geworfen werden. / Foto: Archiv Zu wenig getrunken? Glättet sich die Hautfalte nicht sofort nach dem Loslassen wieder, ist Handeln angesagt – das Pferd hat dann zu wenig Flüssigkeit in sich. / Foto: Archiv Darmgeräusche: Legt man das Ohr nahe des Hüfthöckers an die Flanke, kann man auf jeder Seite spezifische Geräusche hören. / Foto: Archiv Abhören: Sind die Geräusche nicht gut wahrnehmbar, kann man‘s an der selben Stelle auch mit dem Stethoskop versuchen. / Foto: Archiv Bauchspannung überprüfen: Besteht irgendeine Verspannung, fühlt sich die Bauchdecke hart und unnachgiebig an. / Foto: Archiv Hufgesundheit: Im Bereich der Mittelfussarterien kann ein vermehrtes Pulsieren auf Entzündungen hinweisen. / Foto: Archiv
Können Sie zweifelsfrei erkennen, ob Ihr Pferd normal atmet, ob es genug Flüssigkeit aufnimmt und der Puls in Ordnung ist? ProPferd-Autorin Katharina Meissner zeigt, wie man die wichtigsten Vitalzeichen des Pferdes überprüfen kann.
Oft bemerken wir, dass es unserem Pferd schlecht geht, erst dann, wenn es ihm richtig schlecht geht, sprich: eine Erkrankung oder Verletzung bereits weit fortgeschritten ist und die Symptome nicht mehr zu übersehen sind. Oft genug ließe sich ein gesundheitliches Problem aber früher erkennen und effizienter behandeln, denn Krankheiten kündigen sich meist durch unscheinbare Signale an: eine leicht erhöhte Temperatur, eine kaum merkbare Lahmheit, ein seltsames Geräusch beim Atmen.
Um diese Signale wahrzunehmen, braucht man als Pferdebesitzer eine feine Beobachtungsgabe – und ein exaktes Bild vom „Normalverhalten“ seines Pferdes, das von Pferd zu Pferd unterschiedlich ist. Während ein Pferd über mehr Bewegungsdrang und ein nervöses Gemüt verfügt, zeigt sich ein anderes Pferd als regelrechte „Schlaftablette“. Gegenteilige Verhaltensweisen können dem Besitzer zeigen, dass irgendetwas nicht stimmt. So können etwa Abweichungen im Ruhe- oder Fressverhalten können Aufschluss über den Zustand des Pferdes geben. Auch das Harn- und Kotabsetzen sollte beobachtet werden – und ob das Pferd beim Absetzen der Exkremente Anzeichen von Schmerz zeigt oder diese sogar „unkontrolliert“ absetzt. Beginnende Lahmheiten, ein leichter Husten oder auch erschwerte Atmung, tränende Augen, Nasenausfluss oder plötzliche Schwellungen können ebenfalls anzeigen, dass mit dem Pferd irgendetwas nicht in Ordnung ist. In diesen Fällen sollte man als erstes die sogenannten Vitalzeichen des Pferdes näher unter die Lupe nehmen – beginnend bei der Atmung.
Atmung
Die Atemzüge sieht man am besten anhand der Flankenbewegung – man stellt sich mittig neben das Pferd mit Blickrichtung zum Schweif, beobachtet die Flankenbewegung und zählt die Atemzüge über 30 Sekunden. Um die Atemzüge pro Minute zu erhalten, multipliziert man sie dann mit 2. Sowohl die Anzahl der Atemzüge als auch die Regelmäßigkeit kann so beurteilt werden. Bei Pferden, die unter Allergien leiden oder andere Lungenerkrankungen haben, kann man oft auch ein Pressen bei der Ausatmung beobachten – die Bauchmuskulatur wird angespannt, um die Luft aus der Lunge zu drücken.
Puls
Als nächstes wird der Puls gemessen. Zu diesem Zweck legt man die Finger ohne besonderen Druck an die Innenseite der Ganasche und versucht, das Pulsieren an der Arteria facialis (Gesichtsarterie) zu spüren. Dies kann am Anfang etwas Übung erfordern, besonders bei Pferden mit sehr vielen Haaren im Bereich des Unterkiefers bzw. bei Pferden mit dichtem Winterfell. Doch mit etwas Gefühl und Konzentration gelingt das schnell! Um die Pulsschläge pro Minute zu erhalten, zählt man die Pulsschläge über eine Zeitspanne von 15 Sekunden und multipliziert diesen Wert dann mit 4.
Wenn das dichte Winterfell des Pferdes das Pulsfühlen erschwert, kann man versuchen, den Herzschlag mit dem Stethoskop zu hören. Es wird auf der linken Seite am Brustkorb knapp hinter dem Vorderbein auf Höhe der Ellbogenspitze platziert.
Körpertemperatur
Als drittes ist die Messung der Körpertemperatur ein wichtiger Aspekt des Gesundheitszustandes. Die Temperatur wird beim Pferd rektal gemessen, das spitze Ende wird dafür am besten etwas befeuchtet. Meist ist bereits nach 20–30 Sekunden das Ergebnis abzulesen. Prinzipiell kann mit Fieberthermometern gemessen werden, die man normal beim Menschen verwendet, jedoch gibt es spezielle Thermometer für Pferde bzw. Großtiere, die dann etwas länger ausgeführt sind – oft mit einem speziell geformten Ende, damit es während der Messung gut in der Hand liegt, und einem lauteren Signalton. Bei den meisten Fieberthermometern wird außerdem automatisch die letzte Messung gespeichert – so hat man einen guten Vergleich, wenn man das nächste Mal misst.
Beachten Sie bitte, dass sich Atmung, Puls und letztendlich auch die Körpertemperatur bei Aufregung, Stress und Schmerz erhöhen können. Es ist daher unbedingt ratsam, das Pferd im gesunden und fitten Zustand einmal zu untersuchen, um ein Gefühl für die jeweiligen Normalwerte wie z. B. Ruhepuls zu bekommen. Die Normalwerte, abhängig vom Alter, ersehen Sie in dieser Tabelle.
Vitalzeichen beim Pferd (Normbereiche)
Alter |
Atmung (pro min) |
Puls (pro min) |
IKT (Körpertemperatur) |
Fohlen |
20 – 30 |
100 – 120 |
38,0 – 39,3 |
Jungpferd |
12 – 20 |
40 – 55 |
37,5 – 38,5 |
Ausgewachsenes Pferd |
10 – 20 |
30 – 40 |
37,5 – 38,0 |
Flüssigkeitshaushalt/Durchblutung
Neben diesen drei wichtigen Werten gibt es aber noch ein paar andere Möglichkeiten, den Gesundheitszustand zu überprüfen. Zum einen ist hier die Beurteilung der Schleimhäute zu nennen. Dazu begutachtet man Augen, Nüstern und die Maulschleimhaut – in Augen und Maul sollte die Schleimhaut glatt, glänzend und rosa sein, die Nasenschleimhaut in den Nüstern dunkelrosa. Veränderungen in der Farbe (z. B. rötlich, weißlich oder auch gelblich) können auf ganz verschiedene Krankheitszustände (Kolik, Vergiftung, Dehydratation) hindeuten, die schnell abgeklärt werden sollten.
Zum anderen kann an der Maulschleimhaut auch die kapilläre Füllungszeit beurteilt werden – d. h. wie schnell ein Gewebe wieder gut/vollständig durchblutet wird. Dazu drückt man mit der Fingerspitze kurz in die Maulschleimhaut z. B. oberhalb der Schneidezähne. Lässt man los, dann sieht man, dass die Schleimhaut kurzzeitig hell/weißlich am Druckpunkt erscheint. Innerhalb von 2-3 Sekunden sollte nun die Durchblutung erfolgen und die Schleimhaut sollte wieder aussehen wie zuvor. Kontrolliert man die Schleimhaut im Maul, sollte man im Zuge dessen auch einen Blick in die gesamte Maulhöhle werfen. Kleine Verletzungen an Zahnfleisch, Backenfleisch oder Zunge durch scharfe Kanten an den Zähnen können sehr schmerzhaft sein und werden oft erst verspätet bemerkt. Eine regelmäßige Begutachtung der Zähne durch den Tierarzt ist daher unbedingt notwendig!
Des Weiteren kann der Flüssigkeitshaushalt des Pferdekörpers überprüft werden, indem man auf einer Körperseite in der Halsmitte mit den Fingern eine Hautfalte bildet, diese ein wenig zu sich zieht und dann abrupt auslässt. Glättet sich diese Hautfalte nach dem Loslassen nicht unmittelbar, ist eine Dehydratation (Austrocknung) zu befürchten und der Tierarzt sollte umgehend kontaktiert werden.
Darmgesundheit
Neben der Beschaffenheit des Kots können auch die Darmgeräusche über eine funktionierende Verdauung Aufschluss geben. Sowohl komplett fehlende als auch ungewöhnliche Geräusche können auf eine Erkrankung hinweisen. Um diese genau hören zu können, legt man das Ohr (oder das Stethoskop) an der linken oder rechten Körperseite des Pferdes knapp unterhalb des Hüfthöckers in der Flankengegend an. Auf der linken Seite hört man beim gesunden Pferd ständige, auslaufende Geräusche – auf der rechten Seite sind die Geräusche seltener und eher wasserfallähnlich und glucksend.
Ebenso kann man überprüfen, wie angespannt die Gegend um den Verdauungstrakt ist. Dazu nimmt man eine lockere Faust und drückt sanft in den unteren Bauch/Flankenbereich. Bei Koliken stellt sich die Bauchdecke oft als hart und kaum nachgebend dar.
Rundum gesund?
Zu guter letzt empfiehlt es sich, das Pferd bei Verdacht umfassend abzutasten, denn manche Beschwerden sind nicht gleich offensichtlich. So sind Lymphknoten z. B. oftmals nur als geschwollen zu ertasten – aber nicht zu sehen. Auch das Fell sieht in manchen Fällen gesund aus – wenn man mit der Hand darüberstreicht, zeigen sich aber dann Schwellungen oder kleine Pusteln auf der Haut z. B. aufgrund von Allergien. Darüber hinaus darf man auch nicht vergessen, die Beine samt der Hufe genau zu begutachten. Im Bereich des Fesselkopfs kann man mit ein wenig Übung mit der Hand innen und außen die Mittelfußarterien ertasten. Sind diese stark durchblutet und pochen regelrecht, kann dies auf eine Entzündung im Bereich dieses Beines hindeuten. Die Qualität des Horns, die Sohle, die Fessel usw. sollten daher regelmäßig auf Veränderungen hin überprüft werden – oft ist die Verletzung selbst so klein, dass sie übersehen wird und sich dann ohne rechtzeitige Behandlung schnell entzündet.
Vorsorge
Es empfiehlt sich, wie schon oben erwähnt, alle diese Faktoren schon rechtzeitig am gesunden Pferd zu beobachten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Verhaltensweisen für das jeweilige Pferd physiologisch normal sind. Um sicher zu gehen, alles richtig zu machen, können Sie den Tierarzt Ihres Vertrauens beim ersten Mal darum bitten, sich etwas Zeit zu nehmen und Ihnen zur Seite zu stehen.
In jedem Fall sind Sie damit bestens gerüstet, um schnell zu erkennen, ob mit Ihrem Pferd etwas nicht stimmt und können im Notfall dem Tierarzt schon wertvolle Informationen vorab geben. Ihr Pferd wird es Ihnen danken! Katharina Meissner-Gibhart
05.12.2023 - Infrarot-Thermometer zu ungenau, um Fieber bei Pferden zu messen
Infrarot-Thermometer zu ungenau, um Fieber bei Pferden zu messen 05.12.2023 / News
Rasch, bequem – aber nicht sehr genau sind die Temperaturmessungen mittels Infrarot-Thermometer, wie US-ForscherInnen herausfanden. / Symbolfoto: Pixabay/iStock-Peenat Die rektale Temperaturmessung ist und bleibt der „Goldstandard", um Fieber bei Pferden zu bestimmen. / Symbolfoto: Archiv
Laut einer US-Studie sind berührungslose Infrarot-Thermometer zu ungenau, um Fieber bei Pferden verlässlich festzustellen – und daher keine sinnvolle Alternative zur bewährten rektalen Temperaturmessung.
Die Körpertemperatur ist ein entscheidendes Vitalzeichen zur Beurteilung des Gesundheitszustands und besonders wichtig für die Überwachung und Kontrolle von Infektionskrankheiten bei Pferden. Die rektal gemessene Körpertemperatur gilt dabei nach wie vor als „Goldstandard“ hinsichtlich Genauigkeit – doch diese Art der Temperaturmessung birgt einige Risiken und Nachteile für Veterinäre, Besitzer oder auch Hilfspersonal: Zum einen kann ihre Verwendung bei manchen Pferden auf Widerstand stoßen, was ein potenzielles Sicherheitsrisiko für den Anwender darstellen kann; zudem benötigt die rektale Temperaturmessung eine gewisse Zeit, um das Pferd festzuhalten und die Temperatur zu bestimmen – und es kann je nach Anwender zu Schwankungen bei den Messungen kommen, etwa bedingt durch unterschiedliche Einführtiefen.
Als Alternative wurden daher in den letzten Jahren berührungslose Infrarot-Thermometer in Betracht gezogen, die eine schnelle und bequeme Temperaturmessung ohne direkten Körperkontakt ermöglichen. Diese Thermometer gewährleisten zwar eine einfache und praktische Beurteilung der Oberflächentemperatur, doch ihre Messwerte spiegeln im Vergleich zu Rektalthermometern möglicherweise nicht exakt die Körperkerntemperatur wider, wie US-ForscherInnen nun herausfanden. Umweltbedingungen und das Vorhandensein eines dicken Haarkleides können ihre Genauigkeit zusätzlich beeinflussen.
Die von Leslie Easterwood und Noah D. Cohen vom ,Department of Large Animal Clinical Sciences’ der Texas A&M University durchgeführte Studie umfasste einen Vergleich der rektalen Temperaturen mit Aufzeichnungen, die mit einem berührungslosen Infrarot-Thermometer bei 142 Quarter Horse-Pferden und 34 Quarter Horse-Fohlen ermittelt wurden. Die Messungen des berührungslosen Infrarot-Thermometers wurden an der Stirn oder am Hals durchgeführt, während die rektalen Temperaturen für jedes Pferd und Fohlen separat aufgezeichnet wurden.
Die Studie ergab, dass die mit dem berührungslosen Infrarot-Thermometer erhaltenen Messwerte eine gute Zuverlässigkeit hinsichtlich der Wiederholbarkeit der Messungen zeigten. Allerdings stimmten diese Messwerte nicht gut mit den rektalen Temperaturen überein. Bemerkenswerterweise gab es eine erhebliche negative Tendenz, da erwachsene Pferde berührungslose Infrarot-Thermometerwerte zeigten, die fast 2 °F niedriger (= 1,11 ° C) waren als die rektalen Temperaturen.
Dieser Unterschied war bei Fohlen ausgeprägter, wo der durchschnittliche Unterschied mehr als 3 °F (= 1,67 °C) betrug. Zusammenfassend stellen die ForscherInnen fest: „Obwohl Pferde mit fieberhaften Erkrankungen nicht in die Studie einbezogen wurden, legen unsere Ergebnisse nahe, dass die beim kontaktlosen Infrarot-Thermometer beobachtete große und inkonsistente Verzerrung darauf hindeutet, dass diese Geräte kein geeigneter Ersatz für die rektale Temperaturmessung sind, um gültige Schätzungen der Körperkerntemperatur bei Pferden zu erhalten.“
Die Studie „Agreement of Temperatures Measured Using a Non-Contact Infrared Thermometer With a Rectal Digital Thermometer in Horses" von Leslie Easterwood und Noah D. Cohen ist im April 2023 im ,Journal of Equine Veterinary Science' erschienen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.
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