Magazin 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

10 Tipps, um Hitzeproblemen bei Pferden vorzubeugen
20.06.2017 / Wissen

Beim Abkühlen immer herzfern beginnen, am besten bei den Hufen, dann die Beine aufwärts und schließlich von hinten nach vorn.
Beim Abkühlen immer herzfern beginnen, am besten bei den Hufen, dann die Beine aufwärts und schließlich von hinten nach vorn. / Foto: Archiv

Die durch den Klimawandel weltweit steigenden Temperaturen sind für Pferde eine ernste Gefahr: Große Hitze und eine unzureichende Versorgung mit Flüssigkeit können rasch zu gesundheitlichen Problemen führen. Tierärzte raten daher, Hitzeprobleme bei Pferden stets ernst zu nehmen – und geben Tipps, wie man seine Pferde am besten vor Hitzeschäden schützen kann.

 

Vor allem in den Sommermonaten sind Pferde infolge des Klimawandels immer extremeren Temperaturen ausgesetzt – und diese können leicht zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen. Wie kritisch und sensibel eine ausreichende Versorgung mit Wasser bei Pferden ist, hat schon vor Jahren Dr. Peter Huntington, verantwortlicher Direktor der Sparte Ernährung bei der Forschungseinrichtung ,Kentucky Equine Research’ der Universität von Melbourne (Australien) auf den Punkt gebracht: „Ein Pferd kann fast einen Monat ohne Futter leben, aber innerhalb von nur 48 Stunden ohne Wasser kann ein Pferd beginnen, Anzeichen von Koliken zu zeigen und Verstopfung, Lethargie und weitere lebensbedrohliche Folgesymptome zu entwickeln. Ein Pferd kann nur etwa fünf Tage ohne Wasser überleben.“

Für ein Pferd ist es daher im wahrsten Sinn des Wortes lebenswichtig, stets ausreichend hydriert, also mit Wasser versorgt zu sein, um seine vitalen Körperfunktionen aufrechterhalten zu können – und das ist besonders an sehr heißen Tagen eine Herausforderung für Besitzer und Halter. Die Tierärzte Dr. John Madigan, Dr. Gary Magdesian und Dr. David Wilson von der Universität von Kalifornien in Davis haben auf dem Gesundheitsportal TheHorse.com eine Reihe von empfehlenswerten Verhaltensregeln zusammengestellt, um Hitzeschäden bei Pferden zu vermeiden und es im Idealfall gar nicht erst zu gesundheitlichen Problemen kommen zu lassen.  Hier die 10 wichtigsten Tipps im Überblick:

1) Hitzeprobleme immer ernst nehmen – denn Hitze kann für Pferde tödlich sein: Hohe Außentemperaturen können Pferden schwer zusetzen und zu Dehydrierung, Erschöpfung und Hitzeschlag führen – und in der Folge eine Reihe von Krankheiten und sogar den Tod verursachen. Derartige Probleme sind eine ernste Sache – und Pferdebesitzer müssen geeignete Maßnahmen ergreifen, um den Schutz ihres Pferdes bei Fahrten im Anhänger, bei Wanderritten oder bei Turnieren sicherzustellen.

2) Freien Zugang zu Wasser gewährleisten: Helfen Sie Ihrem Pferd dabei, seinen Flüssigkeitshaushalt stets ausgeglichen zu halten, indem Sie ihm zu jeder Zeit freien Zugang zu Wasser ermöglichen. Es ist ein Mythos, dass ein erhitztes Pferd, das Wasser trinkt, eine Kolik oder andere medizinische Probleme bekommen kann. Lassen Sie niemals eine Gelegenheit vorübergehen, ihrem Pferd zu trinken zu geben. Nur Pferde, die für eine lange Zeit (also viele Stunden oder Tage) kein Wasser zur Verfügung hatten, sollten über einen längeren Zeitraum Wasser nur in kleineren Mengen zu sich nehmen. Lassen Sie Ihr Pferd auch auf dem Anhänger Wasser trinken oder nach einem Bewerb auf einem Turnier.

Hinweis: Du kannst ein Pferd zwar zum Wasser führen, aber du kannst es nicht zum Trinken zwingen, sagt ein altes Sprichwort. Das ist wahr – doch man kann seinem Pferd z. B. ein wenig Heu anbieten, und danach wird es in vielen Fällen bereitwillig trinken. Eingeweichte Futtermittel oder Mash sind weitere Möglichkeiten, eine Extra-Portion Wasser ins Pferd zu bringen.

3) Ermöglichen Sie Ihrem Pferd soviel Schatten wie möglich!

4) Setzen Sie Ihr Pferd während der heißesten Stunden des Tages nur begrenzt ein!

– Reiten Sie Ihr Pferd wenn möglich in den frühen Morgenstunden, wenn es noch kühler ist;

– Wenn Sie am Turnier sind: Sprechen Sie mit dem Veranstalter, ob er an besonders heißen Tagen nicht den Zeitplan anpassen kann und Bewerbe am Nachmittag, wenn die Temperaturen am heißesten sind, eventuell nach vor oder nach hinten verlegt;

– Verkürzen Sie Ihre Reitzeit;

– Reduzieren Sie das Tempo und sorgen sie dafür, dass Ihr Pferd regelmäßige Pausen im Schatten erhält;

– Ermutigen Sie Ihr Pferd zu trinken, wann immer es möchte!

5) Belüftung ist ein Schlüsselfaktor: Sorgen Sie für offene Lüftungsschlitze und Fenster auf Anhängern, die man für den Durchzug öffnen kann (Aber achten Sie darauf, dass ihr Pferd während des Transports niemals den Kopf aus dem Anhänger stecken kann!)

6) Achten sie auf Anzeichen von Müdigkeit oder Überhitzung bei ihrem Pferd und bleiben Sie stehen, bevor sich ernsthafte Zeichen von Erschöpfung bemerkbar machen. Achten Sie insbesondere auf:

– eine anhaltend hohe Atemfrequenz, die auch nach einer Ruhephase von 10 bis 30 Minuten nicht absinkt (normal sind 20 bis 40 Atemzüge pro Minute)

– ein verändertes Temperament, bei dem ihr Pferd energielos wirkt und nur widerstrebend mitmacht;

– trockene Schleimhäute (etwa beim Zahnfleisch) im Maul (diese sollten sich tatsächlich ,schleimig' anfühlen)

– eine längere Kapillar-Füllzeit (Test: Man drückt mit der Fingerkuppe auf die Maulschleimhaut, etwa oberhalb der Schneidezähne, und lässt wieder los. Innerhalb von etwa einer Sekunde sollte die weißlich-helle Druckstelle wieder so rosig aussehen wie zuvor. Wiederholen Sie diesen Test mehrmals den Tag über. Wenn sich diese Kapillar-Füllzeit verlängert, dann sagt Ihnen Ihr Pferd damit: Stop – ich brauche eine Pause und Wasser! Sollten auch noch Anzeichen einer Kolik oder von Muskelschmerzen auftreten, dann bleiben Sie bei Ihrem Pferd und holen Sie den Tierarzt.)

– einen Mangel an Darmgeräuschen: Hören Sie ihr Pferd am Anfang des Tages ab (wenn Sie kein Stethoskop haben, dann halten sie Ihr Ohr einfach an die Flanke des Pferdes, gleich hinter den Rippen): Sie sollten gurgelnde Geräusche auf beiden Seiten des Bauches hören – das ist normal und gut. Ein Mangel an Darmgeräuschen ist eine Warnung, dass ihr Pferd kurz vor einer Dehydrierung oder Erschöpfung steht.

7) Überlegen Sie die Verwendung von Ventilatoren: Falls Ihr Pferd in einem Stall mit geringer Durchlüftung steht, können Sie für mehr Luftzirkulation sorgen, indem sie vor der Box bzw. in der Stallgasse sorgfältig einen Ventilator platzieren. Dabei ist selbstverständlich darauf zu achten, dass die elektrischen Kabel für die Pferde unerreichbar bleiben.

8) Spritzen Sie Ihr Pferd mit einem Schlauch ab oder übergießen Sie es mit einem Eimer. Kühles Wasser ist gut, aber lauwarmes (nicht heißes!) Wasser ebenso. Die Verdunstung sorgt für Abkühlung – und das ständige Abspritzen mit einem Schlauch ist eines der effektivsten Mittel, um die Körpertemperatur eines Pferdes zu senken.

(Hinweis: Beim Abspritzen oder Abgießen niemals eiskaltes Wasser verwenden, das könnte den Kreislauf zusätzlich belasten. Wenn das Pferd zurückweicht oder sich verspannt, ist das Wasser eindeutig zu kalt! Das Wasser sollte man immer langsam und behutsam einsetzen, das ist für das Pferd schonender und angenehmer! Beim Abkühlen immer herzfern beginnen, am besten bei den Hufen, dann die Beine aufwärts und schließlich von hinten nach vorn. Wie man richtig und pferdefreundlich kühlt, kann man in diesem Artikel nachlesen!)

9) Stellen Sie auf längeren Transporten bzw. Reisen eine Wasserquelle zur Verfügung – ihr Pferd soll ständig trinken können. Ausreichende Wasservorräte in sauberen Kanistern bzw. Behältern sind auf jeder Reise unverzichtbar.

10) Wenn Ihr Pferd sehr stark geschwitzt hat, sind Elektrolyte nützlich und notwendig. Verwenden Sie diese nur, wenn das Pferd danach auch ausreichend Wasser zu sich nehmen kann. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten, wenn Sie zuvor noch keine Elektrolyte verwendet haben. Verwenden Sie ausschließlich Elektrolyte, die speziell für Pferde hergestellt wurden!

Hitze-Tipps für das Fahren im Anhänger
Wenn Sie Ihr Pferd im Anhänger transportieren müssen, tun Sie das am besten in den Morgenstunden oder später am Abend, wenn es kühler ist. Lassen Sie Ihr Pferd niemals auf dem Anhänger – ganz besonders nicht, wenn dieser nicht im Schatten steht. Wie in einem geparkten Auto können auch in einem Anhänger die Temperaturen sehr rasch 60 Grad Celsius oder mehr erreichen – die Gefahr eines Hitzeschlags droht! Sorgen Sie für soviel sichere Belüftung und Frischluftzufuhr, wie es der Transport auf der Straße zulässt. Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Sie Fohlen transportieren – diese sind für Hitze noch anfälliger als erwachsene Pferde.

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...

Weitere Artikel zu diesem Thema:

31.05.2017 - Pferd nach Hitzeschlag gerettet – Experten warnen vor Gefahren an heißen Tagen
Zur Übersichtzurück weiter

 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen