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Österreichs Hufschmiede wehren sich gegen Gewerbe-Freigabe
18.09.2017 / News

Österreichs Hufschmiede wollen die Freigabe des bisher reglementierten Gewerbes nicht so einfach hinnehmen.
Österreichs Hufschmiede wollen die Freigabe des bisher reglementierten Gewerbes nicht so einfach hinnehmen. / Foto: Irene Gams

Mit einer Online-Petition wehren sich Österreichs Hufschmiede gegen die Freigabe ihres Gewerbes, die Mitte Oktober in Kraft treten wird – sie fürchten um die Qualität des Hufbeschlags in Österreich und die Gesundheit der Pferde.

 

Jeder Pferdefreund wird dem Befund zustimmen, dass der Beruf des Hufschmieds höchst verantwortungs- und anspruchsvoll und für die Gesundheit des Pferdes von größter Bedeutung ist: Ein schlechter, unsachgemäß ausgeführter Hufbeschlag kann bei einem Pferd enorme Schäden anrichten und seine Gesundheit und sein Wohlbefinden nachhaltig beeinträchtigen. Nicht zuletzt aus diesem Grund war der Beruf des Hufschmieds bislang als sogenanntes ,Teilgewerbe' behördlich reglementiert und die Ausbildung als gesetzlich anerkannter Lehrberuf durch Verordnung geregelt.

Ursprünglich sollte dieser Status sogar noch aufgewertet werden: Anfang November 2016 war im Ministerrat eine Änderung der Gewerbeordnung beschlossen worden, wonach der Beruf des Hufschmieds sogar in die Liste der streng reglementierten Gewerbe aufgenommen werden sollte und nur noch mit der Ablegung der Meisterprüfung hätte ausgeübt werden dürfen. Doch da spielte die SPÖ nicht mit, verlangte wenig später eine nochmalige gründliche Überarbeitung der Novelle, die schließlich im Juni 2017 mit einem gänzlich anderen Ergebnis im Nationalrat beschlossen wurde: Der Beruf des ,Huf- und Klauenbeschlags' war nun in die Liste der ,freien Gewerbe' gewandert und darf künftig ohne weiteren Qualifikationsnachweis bei der Wirtschaftskammer angemeldet und ausgeübt werden.

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Gesetzesbeschlusses gab es Proteste seitens der heimischen Hufschmiede – die jedoch nichts mehr an den politischen Fakten änderten: Die Novellen zur Gewerbeordnung wurden am 17. Juli 2017 im Bundesgesetzblatt kundgemacht – die Änderung bei der Regelung der Teilgewerbe treten drei Monate nach dieser Kundmachung – also am 17. Oktober 2017 – in Kraft. Dies hat zur Folge, dass 19 der 21 bisherigen Teilgewerbe zu freien Gewerben werden, darunter auch der Huf- und Klauenbeschlag.

Dies wollen Österreichs rund 400 Hufschmiede nicht so einfach hinnehmen und haben nun – mit Unterstützung des Österreichischen Pferdesportverbandes, der Bundesinnung Metalltechnik und weiteren Institutionen – eine Online-Petition gestartet. Darin werden die im Nationalrat vertretenen Parteien aufgefordert, den Berufs ,Huf- und Klauenbeschlag' als Gewerbe mit entsprechendem Qualifikationsnachweis zu erhalten. Die Freigabe des Gewerbes sei „ethisch unvertretbar, da falsch beschlagene Hufe eine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit von Pferden darstellen und in weiterer Folge die Sicherheit für Leib und Leben auch für Reiter bzw. andere Menschen, die mit Pferden in Kontakt kommen, gefährdet ist".

Weiter heißt es: Für die Ausübung des Hufschmiede-Berufs „ist eine fundierte mehrjährige Ausbildung in Theorie und Praxis nötig, die laufend modernisiert und an die Forschungsergebnisse angepasst werden muss. Unabhängig von der Nutzung des Pferdes können falsch korrigierte Hufe orthopädische Probleme verschlimmern oder verursachen. Durch kompetente Korrektur hingegen können Lahmheit oder Gangveränderungen verbessert oder geheilt werden. Nicht nur wir sind davon überzeugt, dass eine fundierte Ausbildung in Kombination mit einer geregelten Abschlussprüfung unerlässlich für die Sicherstellung der (Huf-)Gesundheit bei Pferden ist."

Schützenhilfe erhält der Österreichische Hufschmiedeverband, der die Petition gestartet hat, auch vom Österreichischen Pferdesportverband sowie der Österreichischen Tierärztekammer. Diese führt vor allem Tierschutz-Überlegungen für die strenge Reglementierung des Hufschmiede-Berufs ins Treffen: „Die Österreichische Tierärztekammer hält fest, dass die Vermeidung von Schmerzen im Umgang mit Tieren oberste Priorität haben muss. Für eine fachgerechte Huf- und Klauenbearbeitung ist ein umfangreiches Wissen aus den Bereichen Anatomie und Physiologie unbedingt notwendig. In der orthopädischen Behandlung von Pferden ist der Hufschmied für den behandelnden Tierarzt ein wichtiger Partner, ohne den/die in vielen Fällen keine erfolgreiche Therapie mit dem Ziel der Schmerzlinderung und Lahmheitsfreiheit erreicht werden kann!“

Die Online-Petition „Geregeltes Gewerbe Hufschmied zum Schutz von Mensch und Tier" kann man hier unterstützen.

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